Samstag, 6. November 2010

Wunderland



Wunderland 
ALICE: Würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?
KATZE: Das hängt zum großen Teil davon ab, wo du hin willst.
ALICE: Ach, wohin ist mir eigentlich egal...
KATZE: Dann ist es auch egal, wohin du gehst.
ALICE: ... solange ich nur irgendwohin komme.
KATZE: Das kommst Du bestimmt, wenn Du nur lang genug läufst.
Sie muss dem Weißen Kaninchen folgen. Sie muss schnell sein und unterwegs all die kleinen Hinweise aufklauben, die es hier und da fallen lässt. Warum die Eile? Als könnte die ZEIT nur durch ständige Bewegung im Zaum gehalten werden, jeder Moment der Ruhe lebensgefährlich. Und so rennt sie, stolpert, hastet. Keine Zeit. Keine Zeit verschwenden. Stiehl mir nicht meine Zeit! Zeit ist Geld. Zeit ist kostbar. Die gute alte Zeit.
Sie trifft andere. Einige so hilflos wie sie, andere versuchen zu helfen. Aber wie kann sie deren umständliche Erklärungsversuche verstehen, wenn sie weiter muss, hinter dem weißen Schatten her, den sie nicht aus den Augen verlieren darf, und der immer gerade um die nächste Ecke biegt. Sie wird es schaffen. Sie wird rechtzeitig aufholen, ihn erreichen und dann werden sie Zeit miteinander verbringen. Und sie wird, endlich, alles verstehen, alle Geheimnisse, all die unverständlichen Witze, all ihre verwirrten Gefühle. Aber bis dahin muss sie weiterrennen.
ALICE: Aber ich will doch nicht unter Verrückte gehen!

KATZE: Dagegen läßt sich nichts machen, hier sind alle verrückt. Ich bin verrückt. Du bist verrückt.

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