Dienstag, 30. November 2010

Dodeskaden von Akira Kurosawa


1970 in nur einem Monat gedreht, ist es Kurosawas erster Film in Farbe, und was für Farben! Technicolor Buntfilm hieß das einmal. Dicke Farben, zu farbige Farben! Geplant als Kassenhit, wurde es ein phänomenaler Flop, trotz Oscarnominierung. Zu sentimental, zu merkwürdig, zu mitfühlend. Der Misserfolg des Films (sicher nicht nur, aber auch) führte Kurosawa in eine schwere Depression und einen, glücklicherweise, mißlungenen Selbstmordversuch.
In einem Großstadt-Slum spielt ein Junge Strassenbahn, ohne Strassenbahn, aber mit realen Geräuschen, daher der Titel: "Do-desu-ka-den do-desu-ka-den do-desu-ka-den"*. 
Er fährt von einem Bewohner zum anderen, die einzige Verbindung zwischen ihnen, die, wie eingeschweißt in ihr Elend in dieser Landschaft surrealer Armut leben, während sie sich mit überwältigender Kraft aus ihrem Elend wegträumen. 
Ich habe den Film in den 70ern im "Kino Camera" gesehen, im Gebäude des jetztigen Tacheles in der Oranienburger. Ein kleines Kino, der Kassenkasten, war genau so groß, wie die sehr dicke Kassiererin, die uns als Kinder manchmal auch ohne Eintritt reinließ, der kleine Saal hatte Logen, der Ton wurde per Hand aus dem Zuschauerraum geregelt und es gab viel staubigen Samt. Manchmal wurde die deutsche Übersetzung live eingesprochen, was besonders bei Horrorfilmen der 40er zu wunderbar absurden Doppeldialogen führte: wilde englische Angstschreie übertragen in ein sachliches sächsisches "Oh". Herrlich!
Das ich Film so sehr liebe, stammt von dort. Drei-, vier Mal in der Woche durch die Filmgeschichte, zumindest durch den Teil davon, der in der DDR zugelassen war. Alles von Truffaut, Lelouche, Howard Hughes, Billy Wilder und eben auch Akira Kurosawa. 
Wäre es nicht wunderbar, wenn das deutsche Fernsehen anstatt der 237sten Wiederholung einer schon beim ersten Mal grottenschlechten Serie, uns nachts nach 12 die großen Filme des vergangenen Jahrhunderts anbieten würde? Programmfüllung für Jahrzehnte! George Melies! Buster Keaton! Karel Zeman! Larissa Schepitko! "Im Morgengrauen ist es noch still"! Und und und!

*Der deutsche Hahn kräht ja bekanntlich kikeriki, der französische cocorico, in Schweden wird man von kuckeliku geweckt und in Malta durch ququququ. Der isländische Hahn sagt dazu nur gaggalagú. Cock-a-doodle-doo antwortet der der englische Hahn. Und offensichtlich klangen japanische Straßenbahnen der 70er wie Do-desu-ka-den do-desu-ka-den do-desu-ka-den! Nur so nebenbei!

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