Es is viel möglich. Der Mensch! Es is viel möglich. – Wir haben schön Wetter, hh. Sehn Sie, so ein schöner, fester, grauer Himmel; man könnte Lust bekommen, ein' Kloben hineinzuschlagen und sich daran zu hängen, nur wegen des Gedankenstriches zwischen Ja und wieder Ja – und Nein. hh, Ja und Nein? Ist das Nein am Ja oder das Ja am Nein schuld? Ich will darüber nachdenken.
Ein toller Abend, den ich nach der Pause nicht mehr weitersehen wollte. War es ein Oratorium? Eine Oper? Tanztheater? Post-Futuristisches Maschinentheater? Eine poetische Reanimation von "Stomp"? Ein bisschen von alledem.
Irrwitziger Widerspruch: Im Programmheft beschreibt Rasche die Ausgangsposition Woyzecks als hell, er sei zufrieden in seiner üblen Lebenssituation, bis ihm sein Ankerpunkt, seine Liebe und sein Kind genommen werden. Aber auf der Bühne sehe ich ab Minute eins eine panische Kreatur.
Monika Roschers Musik ist durchkomponiert, rhytmisch und bestimmt letztendlich im Pas de deux mit der gewaltigen schrägen Drehbühne das Bühnengeschehen. Die Sprechweise ist für alle Spieler vorgegeben, sicher auch um neben/auf der Musik zu bestehen. Die Worte, Sätze werden gedehnt, synkopiert. Den Partner anzusehen, scheint verboten. Und, um die Position für eine Szene zu erreichen und zu halten und wieder zu verlassen, muß gelaufen werden, ohne Unterlaß. Manche nutzen das für eine spezifische Körperlichkeit ihrer Figur, manche kämpfen damit, den Takt zu halten.
Quelle: Sandra Then
Jeder Mensch ist ein Abgrund; es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.
Die erste Stunde überwältigten die Bilder mich im besten Sinn, dann war mir das Prinzip klar und ich sehnte mich nach einer Minute ohne Musik oder ohne Drehung oder danach, dass mal jemand einfach nur einen Satz direkt zu jemand anderem sagt. Die Chöre sind beeindruckend.
Es ist einfach von allem zu viel. Immer auf Wirkung gedacht, ohne Leerstelle, ohne Haspler, Zufälligkeit. Mit wahnsinniger Disziplin läuft der Abend wie eine Riesenuhr.
Schwierig. Solche Energie, aber auch Krampf, Dampf. Machogeprotze. Die Bühnenmaschinerie, das Stampfen, das ständige laute Rufen der Worte, die schwarzen martialischen Kostüme mit den sichtbaren Sicherheitsgurten, die Anspannung in den Körpern auf der Schräge ergibt eine irritierende Wirkung von Militanz, exerzierende Soldaten, in Reih und Glied. Masse. Schleef kommt mir in den Kopf, aber er hat seine Chöre mit Spielszenen abgewechselt.
Ich bin ein Mann! –
Ein Mann,
sag' ich. Wer will was? Wer kein besoffner Herrgott ist, der laß sich
von mir. Ich will ihn die Nas ins Arschloch prügeln! Du Kerl, sauf! Ich wollt' die Welt wär' Schnaps, Schnaps – der Mann muß saufen! –
Kerl, soll ich dir
die Zung aus dem Hals ziehn und sie um den Leib herumwickeln? Soll ich dir noch so viel Atem lassen als
'en Altweiberfurz, soll ich? Der Kerl soll dunkelblau pfeifen.
Branndewein, das ist mein Leben;
Branndwein gibt Courage!
Die
schönste Szene: Marie und der Tambourmajor, erotisch und verspielt. Die
beiden haben es geschafft im Artifiziellen Figuren zu erschaffen mit
eigener Beweglichkeit und Denkhaltung. Sehr schön.