Unser Land unterhält sein einzigartige Stadttheatersystem, fast jede auch nur halbgroße Stadt hat noch ein eigenes Theater mit Ensemble, Werkstätten und Repertoirebetrieb. Es gibt sogar den Versuch, dieses System zum Weltkulturerbe zu erklären.
Allerdings weiß ich nicht, ob ich das gut fände, könnte es doch als Musealisierung verstanden werden. In Stein gegossen und angestaunt, anstatt lebendig und veränderbar.
Denn genau da liegen auch die gewaltigen Probleme vieler Theater, besonders der kleineren. Die großen Schlachtschiffe sind gut ausgestattet, können sich vielerlei Experimente leisten und die notwendige Öffentlichkeitsarbeit finanzieren. Aber manche der Stadt- und Landestheater balancieren zunehmend wakelig am finanziellen Abgrund entlang, die Kosten für Bürokratie, sprich Apparat können sie nicht reduzieren, also erwischt es Gagen, Gasthonorare, Bühnenbilder, Werbung. Und dann wird oft auch der Spielplan ängstlicher, öder.
Nun war ich drei Tage hintereinander bei einem der Giganten zu Gast. "Das Staatstheater Stuttgart ist mit 1300 Mitarbeitern und einem jährlichen Budget von knapp 100 Millionen Euro der größte Dreispartenbetrieb Europas, also vermutlich der Welt."
https://www.berliner-zeitung.de/kultur/staatstheater-stuttgart-armin-petras-das-katastrophenkarussell-3288580
Das Staatstheater
Stuttgart ist mit 1300 Mitarbeitern und einem jährlichen Budget von
knapp 100 Millionen Euro der größte Dreispartenbetrieb Europas, also
vermutlich auch der Welt. – Quelle:
https://www.berliner-zeitung.de/3288580 ©2018
Das Staatstheater
Stuttgart ist mit 1300 Mitarbeitern und einem jährlichen Budget von
knapp 100 Millionen Euro der größte Dreispartenbetrieb Europas, also
vermutlich auch der Welt. – Quelle:
https://www.berliner-zeitung.de/3288580 ©2018
Das Staatstheater
Stuttgart ist mit 1300 Mitarbeitern und einem jährlichen Budget von
knapp 100 Millionen Euro der größte Dreispartenbetrieb Europas, also
vermutlich auch der Welt. – Quelle:
https://www.berliner-zeitung.de/3288580 ©2018
Erster Abend Kay Voges "Das Erste Evangelium", Mattheus und Paulus und ein wenig Johannes und Heiner Müller, Oscar Wilde, Benjamin....
Faszinierende Überfülle, Videokunst in Perfektion, innerhalb dieser wilden Bilderwelt ein paar großartige Schauspieler und einige, die wie Bühnenbildteile in oft wechselnder Verkleidung Verwendung finden. Durch Geburt und Blut und Gewalt waten wir atemlos durch das Leben des erhofften Erlösers und dann gab es plötzlich ein großes Stocken: denn der, der uns auffordert unsere Wange für jedermanns Backpfeifen hinzuhalten und unseren Nächsten zu lieben wie uns selbst, der sagte eben auch: "So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein."
Leider geht es dann nicht weiter, die Bilder gewinnen. Aber was für Bilder! Da kämpft einer mit seiner Ministratenkindheit mit allen Mitteln, die er erlernt hat, und wird ihrer nicht Herr, aber es ist eine glanzvolle Niederlage.
Warum inszenieren Menschen Stücke, die sie nicht wirklich mögen? Geldnot würde ich noch akzeptieren, aber oft ist es wohl doch nur Hochmut oder Desinteresse.
Jan Bosse läßt seine Spieler machen, wozu sie gerade Lust haben. Und es wird sehr deutlich, dass nicht jedem die Gabe der Improvisation gegeben ist. Manchmal war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob sie überhaupt noch spielen. Die Anarchie der Marx-Brothers basiert auf Können und präziser Planung, das Chaos an diesem Abend auf der Eitelkeit einiger Spieler. Clown sein ist ein rares Talent.
Und am dritten Abend "Lulu" ein Vaudeville-Spektakel der Tiger Lillies inszeniert von Armin Petras. Wäre der Regisseur ein Mitzwanziger gewesen, wäre ich sicher milder. Rote Farbe, nackte Körper, Matsch, ja, ja. Die Spieler sind großartig, uneitel, musikalisch. Was für eine körperliche und stimmliche Überanstrengung. Aber wozu genau? Frau ist anders. Frau ist was genau? Sind wir #metoo? Sind wir?