Mittwoch, 21. März 2018

Über Leben in Demmin

http://www.demmin-film.de/ 

Warum sind wir wie wir sind? Unbelehrbar, immer wieder den gleichen Dreck wiederholend? Wir werden schuldig, nehmen dann aber die zu erwartende Strafe übel. Hassen den Strafenden. Reden unseren Anteil an der Schuld klein oder verleugnen ihn gänzlich. Der FEIND wird zum Monster. Das Monster in uns wird schön geredet.

http://www.sueddeutsche.de/politik/massenselbstmord-rasierklingen-revolver-zyankali-der-strick-1.2416333

Bitte zuerst den Artikel lesen! 

Demmin, eine übliche Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern in Nazi-Deutschland 1945. Der Krieg ist fast vorbei. Alle Brücken wurden gesprengt, die Stadt ist umgeben von drei Flüssen, Peene, Trebel und Tollense. Kurzzeitig eine Insel. Die Russen drängen voran. Schauermärchen vermischen sich im Kopf der Demminer Bürger mit den wahrlich schrecklichen Realitäten. Die Stadt brennt. Waren es die zurückgelassenen Zwangsarbeiter einer naheliegenden Fabrik oder waren es rachelüsterne Rotarmisten? Niemand weiß es. Ich stelle mir vor wie nichteinmal Zwanzigjährige, sich zu Fuß durch ihr verbranntes Land zurückkämpfende russische Soldaten endlich auf den FEIND treffen, da war wenig Mitgefühl zu erwarten. Die imaginierten Schrecklichkeiten in den Köpfen der deutschen Kleinbürger müssen grauenvoll gewesen sein.
Mütter banden sich mit Gürteln und Stricken ihre Kinder um den Leib und ertränkten sich. Manche zogen das Erhängen vor. Andere Gift und ungeschickte Versuche sich die Pulsader aufzuschlitzen.
Zu DDR-Zeiten wurde nicht darüber gesprochen.
Heute marschiert die NPD an jedem 8. Mai zum Gedenken an die deutschen Opfer mit einem Trauermarsch durch die Stadt.

Zwischen dem 30. April und dem 3. Mai nehmen sich mindestens 700 Menschen das Leben. Andere Schätzungen, exakte Zahlen gibt es wegen fehlender Totenscheine nicht, gehen von 1.000 Demminer Selbstmorden aus.

http://www.deutschlandfunk.de/koerbe-voller-zyankali-der-groesste-selbstmord-der.700.de.html?dram:article_id=316610 

"Nach dem Verlöschen von Führer und Reich fürchteten sie, in der Leere zu versinken. Das Nichts wurde fühlbar. Die Horrorgeschichten über die Rote Armee hatten eine Atmosphäre der Furcht verbreitet, dass nach ihrem Sieg die Alliierten das deutsche Volk auslöschen würden. Bestenfalls stand ein Leben in Unterdrückung bevor. Dazu kam der kollektive Sinnverlust jener, die die Werte des Nationalsozialismus zwölf Jahre lang verinnerlicht hatten. Die moralischen, gesellschaftlichen und quasireligiösen Normen, die die Volksgemeinschaft ausgemacht hatten, brachen zusammen."

Florian Huber: "Kind, versprich mir, dass du dich erschießt. Der Untergang der kleinen Leute 1945."

Über Leben in Demmin
Dokumentarfilm von Martin Farkas, Kamera Roman Schauerte, Zweite Kamera Martin Langner/ Martin Farkas, Ton Moritz Springer und Urs Krüger, Komposition Mathis Nitschke, Montage Jörg Hauschild/Catrin Vogt
eine Koproduktion mit dem rbb (Jens Stubenrauch), NDR (Barbara Denz), BR (Petra Felber und Fatima Abdollyan)
gefördert vom Medienboard Berlin Brandenburg, der BKM, Nordmedia, Filmbüro MV und dem Nipkow- Programm
Produktionskoordination Lisa Elstermann
Herstellungsleitung Heike Günther
Produktion Annekatrin Hendel
Buch und Regie Martin Farkas

IT WORKS! Medien GmbH   

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