Alles ist organisierter Zufall, Ironie als Notausgang ist vorhanden und wird weidlich genutzt, Intimität, die nicht wirklich etwas kostet, stößt mich ab und ich vermisse Kunstfertigkeit.
Castorfs Tiraden werden transportiert von grandiosen Spielern, Marthaler sucht sich die Besten zusammen, um mit ihnen ins artifizielle Chaos zu reisen.
Ich fürchte und liebe den Moment, wenn das Stück, das Thema, der Konflikt stärker ist als ich und mein Plan, diese Niederlage ist ein Genuß. Bei "Angst essen Seele auf" mußte ich ein Happy End zulassen, wenn auch ein bedrohtes, weil ich die völlige Unmöglichkeit von Liebe nicht ertragen konnte. Die Reaktionen der Zuschauer unterstützen meine aus der eigenen Not getroffenen Entscheidung.
Denn wenn du dich weigerst, mein Volk ziehen zu lassen, siehe, so will ich morgen Heuschrecken in dein Gebiet bringen; und sie werden das Angesicht des Landes bedecken, dass man das Land nicht wird sehen können; und sie werden das Übrige fressen, das entronnen, das euch übriggeblieben ist von dem Hagel, und werden alle Bäume fressen, die euch auf dem Feld wachsen; und sie werden deine Häuser erfüllen und die Häuser aller deiner Knechte und die Häuser aller Ägypter, wie es deine Väter und die Väter deiner Väter nicht gesehen haben, seit dem Tag, da sie auf der Erde gewesen sind, bis auf diesen Tag. Moses 10.4. - 19.
Was habe ich heute gesehen?
Was habe ich heute gesehen?
Was habe ich heute gesehen?
Waren alle anderen in das Geheimnis eingeweiht, nur ich nicht?
Mußte ich heute begreifen, dass ich nunmehr endgültig zu alt bin, um bestimmte Kunstformen als solche erkennen zu können?
Ist der Kaiser nackt, oder ist Kleidung passé?
Waldorfschule oder Palucca?
Muß man irgendetwas besonders gut können, um sich Künstler nennen zu dürfen?
Wenn wir genauso ratlos und ungelenk sind wie unser Publikum, beglücken wir es durch Wiedererkennbarkeit oder erniedrigen wir es durch den Konsens des kleinsten gemeinsamen Nenners?
Fünf Menschen, als solche stellen sie sich uns vor, versuchen mit einem Grasshüpfer oder einer Heuschrecke, zu kommunizieren, indem sie ihm, und damit uns, intime Dinge gestehen und diese dann verausdruckstanzen.
Am Ende antwortet das Insekt, dass es seine Geheimnisse für sich behalten wird. Ging mir genauso. Alle anderen haben dann mitgetanzt.
Balthasar van der Ast - Blumen in einer Vase mit Muscheln und Insekten
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Gob Squad werden in ihrem ersten Tanzstück in bald zwanzig Jahren Performancearbeit aus Versatzstücken von Nachtclub, ritueller Zeremonie, Ausdruckstanz und Therapiesitzung eine neue Form von Spiel und eine neue Art von Tanzfläche erfinden. Tanz wird zu Form und Inhalt von Dancing About.
Über Jahrhunderte haben sich die Menschen versammelt, um mit populären Tänzen und Ritualen ihren Absichten und Gefühlen tänzerisch Ausdruck zu verleihen. Gob Squad wollen die durch Tanzen erzeugte Euphorie transformieren und aufzeigen, wo wir heute stehen – als Einzelner oder als Gruppe. Und die Tanzenden geben alles, um eine persönliche Schwäche, eine verschwiegene Leidenschaft oder ein belastendes Stigma in den eindrucksvollsten und aufgeladensten Tanz zu verwandeln.
Das Paradox vom Kult des Individualismus und unserem Bedürfnis nach Gemeinschaft und Zugehörigkeit wird mit den Mitteln des Tanzes zum Drama gemacht: Einer tanzt für viele, viele tanzen für einen. Durch temporäre Gruppenbildung unterstützt wird das Individuum in ein potentielles "Wir" verwandelt, das für einen Tanz, ein Bekenntnis zusammenfindet. Die Performer vertreten Rand- und Untergruppen wie "Atheisten", "Optimisten", aber auch Neugruppen wie "die Söhne und Töchter von Alkoholikern" und formen stetig neue Splitterungen und Identitäten in Diagrammen von Zugehörigkeit. Hier sieht man sie aufstehen, um als Teil einer stolzen Minderheit gezählt zu werden, manchmal gar als die Minderheit eines Einzelnen.