Montag, 21. März 2016

Der Diener Zweier Herren in Konstanz


Wer sind Sie? Was wollen Sie? Wer hat Sie geschickt? Fremder?

DER DIENER ZWEIER HERREN
Carlo Goldoni
Fassung von Martin Heckmanns
Nach den Übersetzungen von J. H. Saal und F. L. Schröder

Ich habe Hunger gelitten und bin geprügelt worden. Und alle Umwege führen uns doch zum Glück. 


Ihr untertänigster Diener allerseits, meine Herrschaften!


Ich bin der Diener meines Herrn.
 

 Es wäre toll, wenn ich es schaffen würde beide Herren zu bedienen, zu beglücken, zu befriedigen.


Ich hätte Koch werden sollen oder Bäcker vielleicht oder noch besser Konditor. Stattdessen bin ich Diener jetzt wie mein Vater und sein Vater und dessen Vater und dem sein Vater und dessen Vater und mein Magen hängt mir in den Knien und wächst mir über den Kopf. 


Mit einem Job kommt man heut nicht mehr weit, es müssen schon zwei sein für ein Leben. Das ist diese sogenannte Flexibilisität, von der heutzutage alle reden.


 Ich bin ein totaler Anphaltabet.


Lesen wird heutzutage als Qualifikitation eines Dieners vorausgesetzt, obwohl ich finde, dass Lesen überschätzt wird im Allgemeinen, es macht auch manchen dusselig.


Aber sind wir nicht ein Genie, dass ich sie alle zufrieden stelle. Ohne mich wäre die Welt doch ein kleines bisschen...


Mein Magen knurrt wie ein zorniger Hund und ich fress gleich meinen Schuh.


Piazza Grande


Auf den Parkbänken der Piazza Grande
Gibt es keine Heiligen, die mein Essen zahlen
Aber wenn ich hungere, nach Dealern wie mich, finde ich keine.

Ich schlafe auf dem Rasen, mit vielen Freunden,
den Liebenden der Piazza Grande,
Weiß alles über ihre Leiden, ihre Lieben, schlecht oder gut.

Auf meine Art bräuchte ich auch Zärtlichkeit.
Auf meine Art bräuchte ich auch Zärtlichkeit.

Eine Familie habe ich nicht
und mein Zuhause ist der Piazza Grande,
und wer mir glaubt, von dem nehme ich und dem gebe ich Liebe, soviel ich habe.

Hier sind keine großzügigen Frauen,
ich stehle Liebe auf der Piazza Grande,
und zum Glück gibt es hier keine Halunken wie mich.

Auf meine Art bräuchte ich auch Zärtlichkeit.
Auf meine Art bräuchte ich auch Zärtlichkeit.

  Ich müsste beten.
Aber mein Leben würde ich nicht ändern, nie, nie,
auf meine Art wollte ich sein, wie ich bin.

Weiße Leintücher uns zu bedecken, haben wir nicht,
unter den Sternen der Piazza Grande,
und wenn das Leben keine Träume hat, habe ich sie und gebe sie dir.

Und wenn es niemanden mehr gibt wie mich
will ich sterben auf der Piazza Grande,
zwischen den Katzen, die auch keinen Herrn haben wie ich. 

Lucio Dalla
'In etwa' übersetzt von mir. 
 
Alle Photos © Ilja Mess

August & Erich Sander - Menschen des 20. Jahrhunderts

Diesseitig bin ich gar nicht faßbar

Diesseitig bin ich gar nicht faßbar.
Denn ich wohne grad so gut bei den Toten,
wie bei den Ungeborenen.
Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich.
Und noch lange nicht nahe genug.

Geht Wärme von mir aus? Kühle??
Das ist jenseits aller Glut gar nicht zu erörtern.
Am Fernsten bin ich am frömmsten.
Diesseits manchmal etwas schadenfroh.
Das sind Nuancen für die eine Sache.
Die Pfaffen sind nur nicht fromm genug, um es zu sehn.
Und sie nehmen ein klein wenig Ärgernis, die Schriftgelehrten.

Paul Klee 1920

Konditor 1928 - Ich würde es 'Stolz des Könners' nennen.

In der Fotografie gibt es keine Schatten, der nicht beleuchtet werden können.
oder 
In der Fotografie gibt es keine ungeklärten Schatten.
August Sander

Dem Sohn eines Bergbauzimmermannes gelingt es, durch harte Arbeit und hilfreiche Menschen, Photograph zu werden. 
Er lebte von 1876 bis 1964, arbeitete als Assistent eines Fotografen, der für seine örtliche Bergbaugesellschaft arbeitete und dann im Militärdienst für einen anderen, er absolvierte Gesellen-Wanderjahre und fotografierte Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen, stolze Momente etc. in einem Fotoatelier in Linz mit dem blumigen Namen "Photographische Kunstanstalt Greif", er wurde alleiniger Besitzer der Anstalt, heiratete, bekam Kinder, gab den Laden auf, zog nach Köln, eröffnete einen neues Atelier. Um 1920 schloß er sich den Kölner Progressiven an.

 Burschenschaftler - Vernarbte Ahnungslosigkeit
 
Die Kölner Progressive war eine Künstlergruppe um die Maler Franz Wilhelm Seiwert, Heinrich Hoerle und den Fotografen August Sander, die Anfang der 1920er Jahre gegründet wurde. Gemeinsames Konzept war es, die Menschen und Sozialstrukturen ihrer Zeit im Bild zu dokumentieren, schreibt Wiki.

Selbstporträt - Ach, die Haare!

Er photographierte Menschen des 20. Jahrhunderts, Bauern, Handwerker, Soldaten, Bankiers und Händler, Künstler, Intellektuelle, Bettler und Zigeuner. Schwarz-weiß, gerade ins Gesicht, interessiert, unvoreingenommen, unkommentiert, wahr.

Ich will weder eine Kritik noch eine Beschreibung dieser Menschen geben, sondern nur mit meinen Bildern ein Stück Zeitgeschichte schaffen. 
August Sander

 Ländliche Braut 1925-30

Sein Sohn Erich, ebenfalls Fotograf, erst Mitglied der KPD, dann als der stalinistische Druck zu groß wurde, der KPO, (https://de.wikipedia.org/wiki/Kommunistische_Partei-Opposition) dann, um die Einheitsfront gegen Hitler zu stärken, der SDAP, er wurde 1934 verhaftet und wegen Hochverrates zu 10 Jahren Haft verurteilt. Er starb an den Folgen einer falsch diagnostizierten Blinddarmentzündung nur kurz vor seiner Entlassung. Und er fotografierte im Zuchthaus, offiziell für die "kriminalbiologische Forschung", heimlich um das Leben der Häftlinge zu dokumentieren.


Politicher Gefangener 1943
Erich Sander
© Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur - August Sander Archiv, Cologne; DACS, London, 2016.

Politischer Gefangener 1943
Erich Sander
© Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur - August Sander Archiv, Cologne; DACS, London, 2016.


Totenmaske Erich Sander fotografiert von August Sander
© Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur - August Sander Archiv, Cologne; DACS, London, 2016.

1936 vernichteten die Nazis die Druckstöcke für August Sanders "Antlitz der Zeit". 1942 zog er in ein kleines Dorf im Westerwald, wo 1944 sein Atelier durch Bomben vernichtet wurde. Nach 1946 beginnt er das zerstörte Köln zu dokumentieren. Ein anständiges tragisches deutsches Leben.

Kinder des Bürgertums 1925

Montag, 14. März 2016

Ich habe Schnupfen


DER SCHNUPFEN

aus "Die Kahle Sängerin" von Eugene Ionesco


HAUPTMANN
Der Schnupfen: Mein Schwager hat väterlicherseits einen leiblichen Neffen, dessen Onkel einen Schwiegervater hatte, von dem ein Großvater in zweiter Ehe eine junge Einheimische heiratete, deren Bruder auf einer weiten Reise einem Mädchen begegnete, in das er sich verliebte und mit ihr einen Sohn zeugte, der seinerseits eine mutige Apothekerin zur Frau nahm, welche niemand anderes war als die Nichte eines unbekannten Quartiermeisters der britischen Marine, deren Adoptivvater eine Tante aufwies, welche fließend spanisch sprach und die vielleicht eine der Enkelinnen eines frühverstorbenen Ingenieurs gewesen war, der wiederum der Enkel eines Rebenbesitzers war, der zwar einen mittelmäßigen Wein züchtete, dafür aber einen Großneffen hatte, dessen Sohn eine ausnehmend hübsche, junge, aber geschiedene Frau ins Ehebett bekam, deren erster Gatte der Sohn eines aufrichtigen Patrioten war, der es verstanden hatte, seine andere Tochter im Wunsche, ein Vermögen zu gewinnen, groß zu ziehen, und die einen Jäger heiraten durfte, der Rothschild gekannt hatte und dessen Bruder, nach öfterem Berufswechsel, sich dann doch verehelichte, eine Tochter bekam, deren schmalbrüstiger Urgroßvater eine Brille trug, die ihm ein eigener Neffe geschenkt hatte, nämlich der Schwager eines Portugiesen, der natürliche Sohn eines nicht sehr armen Müllers, dessen Milchbruder die Tochter eines ehemaligen Landarztes zur Frau genommen hatte, der selber der Milchbruder des Sohnes eines Milchmannes gewesen war, der sich später als natürlicher Sohn eines ändern Landarztes herausstellte, der sich dreimal verheiratete und dessen dritte Frau . . .
MR. MARTIN
Ich habe diese dritte Frau gekannt, wenn ich mich nicht irre. Sie aß Hühnchen in einem
Wespennest.
HAUPTMANN

Das ist nicht dieselbe.
MRS. SMITH
Pst!
HAUPTMANN
Ich sagte: . . . dessen dritte Frau die Tochter der besten Hebamme der Gegend war,
welche, frühzeitig Witwe geworden ...
MR. SMITH
Wie meine Frau l
HAUPTMANN
... sich wiederverheiratete mit einem schwungvollen Glaser, der ein Kind gezeugt hatte
mit der Tochter eines Bahnhofsvorstandes, der seine Laufbahn ...
MRS. SMITH
Seine EisenbahnI
MR. MARTIN
Wie beim Kartenspiel!
HAUPTMANN
... zu machen verstand und eine Krämerin von neunzehn Lenzen heiratete, deren Vater
einen Bruder aufwies, den Bürgermeister einer Kleinstadt, der sich zur Frau eine blonde Lehrerin genommen hatte, deren Neffe, ein Fischer...
MR. MARTIN
Giftmischer ...
HAUPTMANN
. . . eine zweite blonde Lehrerin zur Frau genommen hatte, welche auch Marie hieß,
deren Bruder eine dritte Marie ehelichte, ebenfalls eine blonde Lehrerin ...
MR. SMITH
Wenn sie blond ist, kann sie nur Marie heißen.
HAUPTMANN
. .. und deren Vater in Kanada von einer alten Frau aufgezogen wurde, die die Nichte
eines Pfarrers war, dessen Großmutter im Winter manchmal, wie alle Leute, einen Schnupfen bekam.
MRS. SMITH
Was für eine merkwürdige Geschichte! Kaum zu glauben!
MR. MARTIN
Wer den Schnupfen kriegt, muss schauen, dass er im Bade liegt.
MR. SMITH
Diese Maßnahme ist unnütz, aber absolut notwendig.
MRS. MARTIN
Entschuldigen Sie, Herr Feuerwehrhauptmann, aber Ihre Geschichte ist mir noch nicht
ganz klar. Ganz am Schluß, die Sache mit dem Kanonikus, scheint mir ein Lapsus.
MR. SMITH

Pfarren heißt knarren, das heißt: ein Kanonikus ist immer ein Lapsus.
MRS. SMITH
Ach, Hauptmann, fangen Sie von vorne an! Wir alle wünschen es.

Samstag, 12. März 2016

Theater kennt auch Heimweh - Jan Hus und die Realpolitik


"Das aber erfüllt mich mit Freude, daß sie meine Bücher doch haben lesen müssen, worin ihre Bosheit geoffenbart wird. Ich weiß auch, daß sie meine Schriften fleißiger gelesen haben als die Heilige Schrift, weil sie in ihnen Irrlehren zu finden wünschten."
Jan Hus in seinem Abschiedsbrief

Seit nunmehr fünf Wochen in Konstanz. Die Proben sind spannend, die Theaterwohnung ist erträglich, die Kollegen interessant, die Stadt geradezu niedlich. Und ich habe Heimweh. 
Es ist leise hier, wenn man von den oft und lang läutenden Kirchenglocken absieht. Es ist sauber. Es ist reizend. Es ist schwäbisch, oberschwäbisch. Es macht früh zu, ist teuer und hatte scheinbar keinen zweiten großen Krieg. Der Sage nach haben die Alliierten, aus Sorge Schweizer Gebiet zu bombardieren, die Stadt, die schlauerweise und entgegen dem Verdunkelungsgebot hellerleuchtet blieb, verschont. Aber vielleicht war Friedrichshafen, ein wichtiges Zentrum der Rüstungsindustrie auch einfach nur interessanter. Die Altstadt von "Konschtanz" ist jedenfalls vollständig und nur wenige 60er Jahre Peinlichkeiten stehen verschämt hier und da zwischen all der mittelalterlichen Bürgerpracht. 
Klimperkasten, Seekuh, Tolle Knolle, Laugele, Vogelhaus, Pizza Stüble heißen die Kneipen, am Wochenende stürmen sparsame Schweizer die Läden und das hiesige Pegidatrüppchen, so um die 50 Leute, hat es bisher noch nicht geschafft, ein Treffen zu organisieren, dem neuen Flüchtlingsheim, auf dem Gelände eines Tennisclubs, wird Widerstand geleistet, weil den prüden Fremden, der Anblick, der in Sichtweite am Bodensee Badenden nicht zugemutet werden kann.
Wie gesagt, alles ist gut und ich habe Heimweh nach meiner dreckigen, lauten, unordentlichen Stadt und nach meinen Freunden, die dort leben.

JAN HUS

1414 reiste Jan Hus unter Zusicherung freien Geleits zum Konstanzer Konzil. 
Dort erfolgte seine Verhaftung. 
Am 6. Juli 1415 wurde er auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 

Wiki schreibt: Jan Hus wurde der weltlichen Gewalt übergeben. Der Weg führte vom Münster über die heutige Wessenbergstraße (damals noch Plattengasse), Obermarkt, Paradieser Stadttor ein kurzes Stück Strecke Richtung Gottlieben zum Brühl. Kurz vor der Hinrichtung kam der Reichsmarschall von Pappenheim angeritten und forderte Hus im Namen des Königs Sigismund zum letzten Mal zum Widerruf auf. Hus weigerte sich. „Der Reichsmarschall schlug zum Zeichen der Exekution in die Hände. Die Fackel wurde an den Holzstoß gelegt“. Im Auftrag des Königs vollstreckte Pfalzgraf Ludwig das als Reichsgesetz geltende Urteil. Jan Hus wurde am Nachmittag des 6. Juli 1415 auf dem Brühl, zwischen Stadtmauer und Graben, zusammen mit seinen Schriften verbrannt. 

Toller Artikel über Jan Hus und mittelalterliche Politik in Konstanz!

Jan Hus - so ein ahnungsloses, verblüfftes Gesicht!

Vision 

Ich geh durch die greise, nächtige Stadt,
will wissen, was Konstanz für Träume hat.

Ob sich der alte Zauber schon brach?
Lichter erstehen und sterben im Hafen,
Giebelhäuser sinnen verschlafen
wilden, weiten Zeiten nach.
Etwas weht in dem Dämmer des Orts,
etwas wohnt in den dumpfen Gassen
noch von dem alten Pfaffenhassen
eines erlösenden Flammenworts.
Dunkel stiert ein gieriger Sinn
aus der ewigen Kälte der Säle,
und wie Gewänder der Kardinäle
schleppt der Wind an den Häusern hin.
Heimlich wie leise Knappen der Herrn
schwinden Schatten im Dämmerflocken...
über den Hafen von fern, von fern.

Und ich schaue zurück nach der Stadt,
will wissen, was Konstanz für Träume hat.

Und über dem schwarzen Zinnentor
wächst es reckenriesig empor,
wächst in das nächtige Glockengebraus,
wächst in die dröhnende Nacht hinaus.
Seltsam. - Ist das der Münsterturm? -

Schultern sind das, erstarkt im Sturm,
ehern, darauf geschraubt,
ruht,
sternumlaubt,
herrlich ein Heldenhaupt
mit dem Ketzerhut. -
Huß. Wie in der Worteschlacht,
hoch, wie einst beim Konzil.
Da weint die Nacht.
Und er nickt nur sacht
und lacht
über Kaiser- und Pfaffenspiel. -

So sah ich den Helden in nächtiger Stadt:
Er will wissen, was Konstanz für Träume hat. - 

Rainer Maria Rilke 1897 


Montag, 7. März 2016

WAHLKAMPFKAPRIOLEN

DIE NPD ÜBERRASCHT DIE AfD MIT DEM ANGEBOT GEMEINSAM IN DEN LANDTAGWAHLKAMPF ZU ZIEHEN. DIE AfD REAGIERT ABLEHNEND,
DIE NPD IST GEKRÄNKT. 
ÜBRIGENS NENNT SICH DIE NPD SELBST: DIE SOZIALE HEIMATPARTEI

Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! 
Wilhelm II. zitiert von der NPD


Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte. Max Liebermann

Mit der NPD haben wir keinerlei Schnittmengen. Eine Zusammenarbeit auf welcher Ebene auch immer ist nicht erwünscht.
AfD Pressesprecher 

Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. 
Johann Wolfgang von Goethe 

Taktisch gesehen ein cleverer Schachzug aber ich werde nur NPD ankreuzen. Ich persönlich traue der AfD nicht. 
Tobias Wendt auf der NPD Facebook-Seite

DIE WAHL IN HESSEN:

http://www.huffingtonpost.de/2016/03/06/kommunalwahlen-hessen-npd_n_9395342.html  

http://www.huffingtonpost.de/2016/03/06/afd-hessen_n_9394594.html?utm_hp_ref=germany 

Auszug eines Beitrages auf der Website der NPD:

Im vergangenen Jahr sind 1,1 Millionen Asylbewerber und Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Auch in diesem Jahr ist nicht davon auszugehen, dass der Asylzustrom abebben wird. Deutschland wird sich massiv verändern, wenn der Massenzuwanderung nicht bald ein Riegel vorgeschoben wird.
Die Polizei ist schon jetzt kaum noch in der Lage, für Sicherheit, Recht und Ordnung zu sorgen. Nur rund zehn Prozent der Zuwanderer werden an der deutschen Grenze registriert, so werden weitere Gefahren für die innere Sicherheit importiert.


Uns ist bewusst, dass die AfD in zahlreichen Punkten andere Auffassungen als die NPD vertritt. Während die AfD die Zuwanderung steuern und organisieren will, wollen wir ihr endlich Einhalt gebieten. Während sie Asylbewerbern Zutritt zum deutschen Arbeitsmarkt gewähren wollen, wollen wir nicht, dass deutsche Arbeitnehmer in Konkurrenz und Unterbietungswettbewerbe mit ausländischen Lohndrückern gezwungen werden.
Doch trotz der politisch-inhaltlichen Unterschiede zwischen der NPD und der AfD haben wir erkannt, dass es nun nicht um Parteien, sondern um die Zukunft Deutschlands geht. Oder um es mit dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. zu sagen: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!"

Wiki sagt:
Am 4. August 1914 versammelte Kaiser Wilhelm II. in Berlin die Vertreter aller im Reichstag vertretenen Parteien um sich und erklärte in einer Thronrede:
„Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche! Zum Zeichen dessen, dass Sie fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschied, ohne Stammesunterschied, ohne Konfessionsunterschied durchzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod zu gehen, fordere ich die Vorstände der Parteien auf, vorzutreten und mir das in die Hand zu geloben."


Donnerstag, 3. März 2016

Sind wir alle bescheuert?

Ich bin, ich gestehe es ungern, kurzsichtig, ängstlich und so feig wie der nächste beste, aber, selbst meine Feigheit erinnert sich .

Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen nach der Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe um so tiefer zu stellen sein, je grösser die zu erfassende Masse der Menschen sein soll.
Adolf Hitler
UND ICH GEWINNE, GEWINNE, GEWINNE. Donald Trump, Die Zeit

Der Multimilliardär DONALD TRUMP hat beste Chancen Präsident der USA zu werden.

Mein Witz verschrumpelt.
Mein Humor versagt. 
Ironie greift in Schleim.
Zynismus habe ich nicht genug.
Nicht einmal sein Echthaarüberkämmtoupet ist lustig. 
Ein reiches Kind ohne Skrupel, ein populistisches Arschloch, ein Narzissist, der sich in kurzsichtiger feiger Begeisterung spiegelt.
WTF?
WTF?
WTF?

WIKI schreibt über NARZISS:
In Thespiai hatte der Flussgott Kephisos die Wassernymphe Leiriope mit seinen Mäandern umschlungen und dann geschwängert, worauf Narkissos geboren wurde, dem der Seher Teiresias nur dann ein langes Leben voraussagte, sollte er sich nicht selbst erkennen („si se non noverit"). Narziss wurde von Jünglingen und Mädchen gleichermaßen umworben, war aber von trotzigem Stolz auf seine eigene Schönheit erfüllt und wies all seine Verehrer und Verehrerinnen herzlos zurück. Diese Kränkung widerfuhr auch der Bergnymphe Echo und dem Bewerber Ameinios, dem Narkissos ein Schwert zukommen ließ. Zwar brachte sich Ameinios noch auf der Türschwelle mit dem erhaltenen Schwert um, nicht aber ohne zuvor die Götter anzurufen, seinen Tod zu rächen. Nemesis (nach anderen Quellen Artemis) hörte die Bitte und strafte Narzissos mit unstillbarer Selbstliebe: Als er sich in der unberührten Natur bei einer Wasserquelle niederließ, verliebte er sich in sein eigenes Spiegelbild.
 
WHAT THE FUCK?

Donald Trump sagte:

über Einwanderer aus Mexiko: Wenn Mexiko seine Leute schickt, schicken sie nicht ihre besten... Sie schicken Leute, die eine Menge Probleme haben, und sie bringen die Probleme zu uns. Sie bringen Drogen. Sie bringen Verbrechen. Sie sind Vergewaltiger. Und manche, nehme ich an, sind gute Leute. Spiegel.de


Ich könnte mitten auf der 5th Avenue stehen und auf jemanden schießen, und ich würde trotzdem keine Wähler verlieren. Südkurier 

Wir haben bei den gut Gebildeten gewonnen, wir haben bei den schlecht Gebildeten gewonnen. Ich liebe die schlecht Gebildeten. in Las Vegas über Gruppen, die bei der Vorwahl in Nevada für ihn gestimmt hatten (Übersetzung: dpa) Junge Welt

Es ist besser, einen Tag als Löwe zu leben als einhundert Jahre lang als Schaf. Tweet Mussolini zitierend

Ich werde eine große Mauer bauen - und niemand baut Mauern besser als ich, glauben Sie mir - und ich baue sie sehr kostengünstig. Ich werde eine große, große Mauer an unserer südlichen Grenze bauen und ich werde Mexiko für diese Mauer bezahlen lassen. Gala

In einer Presseerklärung, verlangte Trump, die vollständige und komplette Schließung der Grenzen für Muslime, bis die Vertreter unseres Landes herausfinden können, was vor sich geht. Frankfurter Allgemeine
  
SO SÄHEN DIE USA UNTER TRUMP AUS laut Spiegel.de

10 IDEEN A LA TRUMP

Adolf Hitler sagte in Mein Kampf:

Völker, welche nicht die Bedeutung ihrer rassischen Grundlage erkennen und beachten, gleichen Menschen, die Möpsen die Eigenschaften von Windhunden anlernen möchten, ohne zu begreifen, daß die Schnelligkeit des Windhundes wie die Gelehrigkeit des Pudels keine angelernten, sondern in der Rasse liegende Eigenschaften sind.
 
Die Aufnahmefähigkeit der großen Masse ist nur sehr beschränkt, das Verständnis klein, dafür jedoch die Vergesslichkeit groß. Aus diesen Tatsachen heraus hat sich jede wirkungsvolle Propaganda auf nur sehr wenige Punkte zu beschränken und diese schlagwortartig so lange zu verwenden, bis auch bestimmt der Letzte unter einem solchen Worte das Gewollte sich vorzustellen vermag. Sowie man diesen Grundsatz opfert und vielseitig werden will, wird man die Wirkung zum Zerflattern bringen, da die Menge den gebotenen Stoff weder zu verdauen noch zu behalten vermag.


Samstag, 27. Februar 2016

Theater hat auch Theaterwohnungsklos - Theaterwohnung 10

Konstanz, eine Stadt am äußersten Ende Deutschlands, fast schon in der Schweiz. Eins seiner Stadtteile heißt Paradies. Die Legende behauptet, die Alliierten (llii - toll) hätten Konstanz nicht bombardiert, weil die Bewohner dem Verdunkelungsgebot nicht gehorchten und darum die Bombenflieger, aus Sorge versehentlich Schweizer Gebiet zu treffen, unverrichteter Dinge weiterflogen. Vielleicht haben sie aber auch nur deshalb nicht bombardiert, weil es hier keinerlei wichtige Industrie gab, Friedrichshafen war da viel interessanter. 


Sechs Wochen Konstanz, sechs Wochen Proben zum "Diener zweier Herren", sechs Wochen Theaterwohnung in einem Haus, gebaut im Jahr des Herrn 1430. Die Nachbarhäuser sind noch älter. Bis auf Karstadts Warenhaus und einige wenige andere Ausrutscher besteht das Zentrum überhaupt nur aus mittelalterlichen Gebäuden. Ein vollständig bemaltes Renaissance-Fachwerkhaus wirkt hier schon beinahe neumodisch. Ich stelle mir Magdeburg, Dresden, Berlin vor ohne den "Einschnitt" des 2. Weltweiten Krieges.


Die Innenleben dieser alten Häuser sind natürlich durchweg modernisiert, und auch ihre Fenster, Türen und Nummernschilder.






In der kleinen Inselgasse befindet sich, direkt neben dem Verwaltungsgebäude des städtischen Theaters, die hiesige Theaterwohngemeinschaft. Fünf Zimmer, zwei Klos, ein Duschraum, eine Küche. Atypischer Luxus: es gibt eine Waschmaschine und einen Trockner und eine ungewöhnlich freundliche und gründliche Putzfrau reinigt die Gemeinschaftsräume.





Mein Zimmer ist sehr groß, mit Bogenfenstern und dekorativer Säule und wie immer im dänischen Bettenhausstil möbliert.


Inmitten dieses Hauses aus dem 15. Jahrhundert ein Klo, eine Toilette. Ein Ort der Konzentration, der Introspektion und der Entäußerung, dessen Gestaltung menschlichen Gehirnen entsprungen ist. Aber wie soll ich mir Menschen vorstellen, die sich ausgebleicht kackbraune Fliesen erdenken? Stilisierte Blumen in ebensolchen Tönen? Und aggressiv zum Zähneputzen animierende Aufkleber? Wer sind diese Leute? Sie leben unter uns. Sie sehen aus wie Du und ich. 



Freitag, 26. Februar 2016

Mein Name ist Nobody - My name is Nobody

Erstaunlich wie eklektisch die Liste der Filme ist, die mich zur Liebhaberin, Bewunderin, lebenslangen Sympathisantin des Genres Kino geformt haben. 
Denn ein ganzes wichtiges Jahr lang war ein Geliebter verantwortlich für die Lautstärkeregelung des Filmtheaters "Camera" in der Oranienburger Strasse, einem nun fast völlig vergessenen Ort. 
Bevor es das Tacheles gab, jetzt auf Investorenwunsch geschlossen, gab es im "Haus der Technik", vormals der "Friedrichstadtpassage", ein sehr kleines Kino, heute würde man es ein Programmkino nennen. 
Als Kinder sahen wir dort für zwanzig Pfennig der DDR unsere ersten Filme überhaupt, auf mittelgroßer Leinwand. Die Kasse befand sich in einem kleinem Raum des Vestibüls, das gerade mal so den Maßen der lieblich runden Kassiererin entsprach. Aber hatte man keine zwanzig Pfennig, kam man trotzdem rein. Der kleine Saal in staubigem roten Plüsch, besaß Logen, aber deren Vorteile lernten wir erst viel später zu schätzen. Meiner kleinen Schwester zuliebe mußte ich mir erst noch sämtliche DEFA-Indianer Filme mit Gojko Mitiç mehrmals anschauen, bevor ich endlich in den Genuß von durchküssten flimmernden Stunden kam. 
Und dann das Jahr mit dem geliebten Filmfreak, sein Jahr zwischen Abitur und NVA, Truffaut, Kurosawa, Lelouch, Tarkowski, bei dem ich immer einschlief, und das Hollywood der 30er und 40er Jahre. 
Herr Korbjuhn war Synchronsprecher, was bedeutet, dass er unsynchronisierte Filme, live, im Moment übersetzte. Nur war sein Englisch eher schwach und sein Sprachmodus völlig emotionsfrei, was zu grandios blödsinnigen Momenten führte.
My Darling Clementine, der Titelsong des gleichnamigen Films - übrigens mit dem sehr jungen Henry Fonda - wurde von einem Lied über "miners" = Bergarbeiter, zu einem Lied über Minöre, wer auch immer das sein mag. Und Flash Gordon, ein Held des gleichnamigen Science Fiction Films von 1936 grunzte seine wütenden Kampflaute in der monotonen Sprechweise des unfähigen Synchronisators in den Saal. 
Hatten wir Spaß! Und so bin ich bis heute im Theater zickig und kritisch, doch im Kino hingebend und ansteckbar. Ein Film muß schon sehr schlecht sein, um mich zu nerven, im Theater bin viel schwerer zu begeistern. Ungerecht? Ja. Aber was soll ich machen? Ich liebe Filme. Ich liebe Popcorn, das es in der DDR nicht gab. Ich liebe, wenn es flimmert.

Nobody braucht einen Helden, ich brauche Kino.


https://de.wikipedia.org/wiki/Kunsthaus_Tacheles 

"Wenn ich zurückblicke, glaube ich, dass wir ein Haufen hoffnungsloser Romantiker waren. Wir glaubten, mit einer Kanone und einem Showdown alles lösen zu können. Aber damals war der Westen noch weites Land. Niemals begegnete man zweimal derselben Person. Aber als du kamst, hatte es sich verändert. Es ist eng und voll."
Beauregard in seinem  "posthumen" Brief an Niemand

DIE TITELMUSIK 

 "Wie ist dein Name?", fragt Polyphem, der einäugige Riese, seinen Gefangenen. Mein Name ist "Niemand", antwortet Odysseus. Später, irrsinnig vor Schmerz schreit Polyphem "Niemand hat mich geblendet!" den anderen Zyklopen zu, nachdem Odysseus ihm einen Speer in sein einziges Auge gestochen hat. Sie verlachen ihn. 
"Niemand" nannte sich Odysseus, der Listige, "Niemand" rettete seine Kameraden und er selbst, "Niemand", entkam.

NIEMAND

"Mein Name ist Nobody" ist ein Spaghetti-Western, 1973 gedreht, erdacht von Sergio Leone, realisiert von Tonino Valerii, die Filmmusik schrieb Ennio Morricone.

DER FILM SELBST 


Jack Beauregard (Henry Fonda) war einmal der berühmteste Revolverheld im Wilden Westen. Doch mittlerweile er ist in die Jahre gekommen, seine Augen werden immer schlechter, mit der neu angebrochenen und schnelllebigen Zeit kurz vor der Jahrhundertwende kommt er nicht mehr zurecht. Alle seine früheren Weggefährten sind tot. Eigentlich ist es Beauregards einziger Wunsch, nach Europa zu ziehen und dort in Frieden zu leben. Doch er bekommt Gesellschaft von einem namenlosen Fremden (Terrence Hill), der Beauregard als Helden verehrt. "Nobody" will nicht zulassen, dass sein Idol vergessen wird. Um zur Legende zu werden, müsse er sich in einer letzten Schlacht mit der "wilden Horde" messen, einer Gangstertruppe von 150 Männern. Doch eine echte Legende kann man erst nach seinem Tod werden...
https://www.youtube.com/watch?v=vkF1Axc1-jU 

http://www.spaghetti-western.net/index.php/Mein_Name_ist_Nobody_Review_%28by_Siringo%29 

Samstag, 20. Februar 2016

Theater verachtet seine Zuschauer


Jeder trägt den leid'gen Stein zum Anstoß in sich selbst.
Heinrich von Kleist

 
Heute Abend Kleist in Konstanz. Der zerbrochene Krug. Der zerbrochene Kleist. Der Bruch zwischen Bühne und Zuschauerrraum.

Eine Gruppe fühlender Bürger des 19. Jahrhunderts rezitiert Kleists "Zerbrochenen Krug" aus ihren humanistisch gebildeten Hirnen heraus in die klassizistische Luft eines bürgerlichen Salons, die Verse schwingen, Empfindungen werden genossen, aber immer wieder verkanten sich Wörter. Die Posen sind streng, die die Teetassen golden, das Atmen unruhig. Manche Spieler können das gut, manche eher weniger gut, die vierte Wand ist vollständig geschlossen, Figurentexte gehen übergangslos ineinander über, wer das Stück nicht innig kennt, ist wahrscheinlich schon verloren.
Die Idee ist wunderbar. 
Aber wenn acht Schauspieler eine Stunde lang deklamieren, stets aneinander vorbeiblickend, die Sätze nur gerade noch so voneinander abnehmend, und man die Absicht nach fünf Minuten verstanden hat, wird Zeit doch ein belastender Faktor. 
Aber zumindest die herrlichen Verse bleiben. 
Einer der Spieler, eine ältere Frau, hält der mächtigen Kraft des Textes nicht länger stand, sie reißt sich, halbverständliche Wörter stammelnd, die Kleider vom Leibe, versucht den Pianisten zu vergewaltigen, der verliert ebenfalls die Contenance, macht sich nackt, schreit Müllertext in den Saal, beginnt zu Techno-Rhythmen zu tanzen, der Salonraum wird zerstört, ein olympischer Säulensaal wird sichtbar, die anderen Rezitatoren folgen dem Beispiel des Pianisten, entkleiden sich, um sich dann in weiße Lakentogas zu wickeln, die mit Hilfe von goldenen Lorbeerkränzen Antike andeuten. Es folgen 45 Minuten antikisierender Deklamation inklusive einer Kleistschen Germania-Ode.

So verlaßt, voran der Kaiser,

Eure Hütten, eure Häuser;

Schäumt, ein uferloses Meer,

Über diese Franken her!

4

Alle Plätze, Trift' und Stätten,

Färbt mit ihren Knochen weiß;

Welchen Rab und Fuchs verschmähten,

Gebet ihn den Fischen preis;

Dämmt den Rhein mit ihren Leichen;

Laßt, gestäuft von ihrem Bein,
Schäumend um die Pfalz ihn weichen,

Und ihn dann die Grenze sein!


Chor

Eine Lustjagd, wie wenn Schützen

Auf die Spur dem Wolfe sitzen!

Schlagt ihn tot! Das Weltgericht

Fragt euch nach den Gründen nicht!

Das Konzept bleibt der unbestrittene Sieger, die Zuschauer werden mit großer verächtlicher Geste zu dummen reaktionären Deppen erklärt, indem ihnen ihr kulturgläubiges Konsumverhalten vorgehführt wird, quod erat demonstrandum. Zwei Pistolen, das schreckliche Ereignis am Wannsee andeutend, werden gezogen, Goethes Büste wird angehimmelt und zu Boden geworfen, die Metaebene triumphiert. Ein Buhsturm in Konstanz, noch nie erlebt, ein gutes Zeichen oder Beweis des völligen Kontaktverlusts zwischen Theatermachenden und Abonennten? 
Man bezahlt uns, zugegebenermaßen schlecht, für die Zeit, die wir benötigen, um über Kunst zu denken, und wir bestrafen die, die uns finanzieren, indem wir ihnen ihre Beschränkung vorwerfen.
Das deutsche, mehr oder weniger, provinzielle Stadttheater bezahlt uns, gibt uns die Möglichkeit zu arbeiten und wird dafür von uns verachtet. Es ist alles, was wir nicht sind, nicht sein wollen, erfolgsorientiert, kommunikativ, anpasslerisch, verständlich.
Bin ich ein Relikt oder bin ich einfach zu vergnügungssüchtig. Warum soll ich den hassen, den ich genausogut amüsieren könnte. Warum?

19.02.2016 | Stadttheater
Der Zerbrochne Krug

Heinrich von Kleist
REGIE: Michael von zur Mühlen


Ein Krug ist in die Brüche gegangen. In Scherben liegt aber nicht nur das wertvolle Tongefäß, sondern auch die Verlobung von Eve und Ruprecht. Die schöne heile Welt in Kleists Lustspiel bekommt Risse. Gebrechlich eingerichtet ist die Welt; gebrechlich eingerichtet in ihr der Mensch. Regisseur Michael von zur Mühlen setzt sich in seiner Arbeit intensiv mit der Sprachgewalt Kleists und der Entstehungszeit seines Lustspiels auseinander. Einer Zeit, die geprägt war von einer scheinbar alternativlosen Politik der Restauration, einem Rückzug des Bürgertums ins biedermeierliche Schöner Wohnen und einem Autor, der sich weigerte seinen Platz in dieser Gesellschaft einzunehmen. Die Inszenierung hinterfragt kritisch die Rezeptionsgeschichte des Klassikers, den Inhalt einer deutschen Leitkultur und stellt die Frage nach dem heute. Ein Fest und eine Huldigung an die deutsche Sprache. Musikwissenschaften und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin und Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin. Er war Stipendiat am »Forum Neues Musiktheater« der Staatsoper Stuttgart und inszeniert seit 2004 im Bereich des zeitgenössischen Musiktheaters, der Oper und des Schauspiels. »Der zerbrochene Krug« ist seine erste Regiearbeit am Theater Konstanz.