Erstaunlich wie eklektisch die Liste der Filme ist, die mich zur Liebhaberin, Bewunderin, lebenslangen Sympathisantin des Genres Kino geformt haben.
Denn ein ganzes wichtiges Jahr lang war ein Geliebter verantwortlich für die Lautstärkeregelung des Filmtheaters "Camera" in der Oranienburger Strasse, einem nun fast völlig vergessenen Ort.
Bevor es das Tacheles gab, jetzt auf Investorenwunsch geschlossen, gab es im "Haus der Technik", vormals der "Friedrichstadtpassage", ein sehr kleines Kino, heute würde man es ein Programmkino nennen.
Als Kinder sahen wir dort für zwanzig Pfennig der DDR unsere ersten Filme überhaupt, auf mittelgroßer Leinwand. Die Kasse befand sich in einem kleinem Raum des Vestibüls, das gerade mal so den Maßen der lieblich runden Kassiererin entsprach. Aber hatte man keine zwanzig Pfennig, kam man trotzdem rein. Der kleine Saal in staubigem roten Plüsch, besaß Logen, aber deren Vorteile lernten wir erst viel später zu schätzen. Meiner kleinen Schwester zuliebe mußte ich mir erst noch sämtliche DEFA-Indianer Filme mit Gojko Mitiç mehrmals anschauen, bevor ich endlich in den Genuß von durchküssten flimmernden Stunden kam.
Und dann das Jahr mit dem geliebten Filmfreak, sein Jahr zwischen Abitur und NVA, Truffaut, Kurosawa, Lelouch, Tarkowski, bei dem ich immer einschlief, und das Hollywood der 30er und 40er Jahre.
Herr Korbjuhn war Synchronsprecher, was bedeutet, dass er unsynchronisierte Filme, live, im Moment übersetzte. Nur war sein Englisch eher schwach und sein Sprachmodus völlig emotionsfrei, was zu grandios blödsinnigen Momenten führte.
My Darling Clementine, der Titelsong des gleichnamigen Films - übrigens mit dem sehr jungen Henry Fonda - wurde von einem Lied über "miners" = Bergarbeiter, zu einem Lied über Minöre, wer auch immer das sein mag. Und Flash Gordon, ein Held des gleichnamigen Science Fiction Films von 1936 grunzte seine wütenden Kampflaute in der monotonen Sprechweise des unfähigen Synchronisators in den Saal.
Hatten wir Spaß! Und so bin ich bis heute im Theater zickig und kritisch, doch im Kino hingebend und ansteckbar. Ein Film muß schon sehr schlecht sein, um mich zu nerven, im Theater bin viel schwerer zu begeistern. Ungerecht? Ja. Aber was soll ich machen? Ich liebe Filme. Ich liebe Popcorn, das es in der DDR nicht gab. Ich liebe, wenn es flimmert.
Nobody braucht einen Helden, ich brauche Kino.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kunsthaus_Tacheles
"Wenn ich zurückblicke, glaube ich, dass wir ein Haufen
hoffnungsloser Romantiker waren. Wir glaubten, mit einer Kanone und
einem Showdown alles lösen zu können. Aber damals war der Westen noch
weites Land. Niemals begegnete man zweimal derselben Person. Aber als du
kamst, hatte es sich verändert. Es ist eng und voll."
Beauregard in seinem "posthumen" Brief an Niemand
DIE TITELMUSIK
"Wie ist dein Name?", fragt Polyphem, der einäugige Riese, seinen Gefangenen. Mein Name ist "Niemand", antwortet Odysseus. Später, irrsinnig vor Schmerz schreit Polyphem "Niemand hat mich geblendet!" den anderen Zyklopen zu, nachdem Odysseus ihm einen Speer in sein einziges Auge gestochen hat. Sie verlachen ihn.
"Niemand" nannte sich Odysseus, der Listige, "Niemand" rettete seine Kameraden und er selbst, "Niemand", entkam.
NIEMAND
"Mein Name ist Nobody" ist ein Spaghetti-Western, 1973 gedreht, erdacht von Sergio Leone, realisiert von Tonino Valerii, die Filmmusik schrieb Ennio Morricone.
DER FILM SELBST
Jack Beauregard (Henry Fonda) war einmal der berühmteste Revolverheld im
Wilden Westen. Doch mittlerweile er ist in die Jahre gekommen, seine
Augen werden immer schlechter, mit der neu angebrochenen und
schnelllebigen Zeit kurz vor der Jahrhundertwende kommt er nicht mehr
zurecht. Alle seine früheren Weggefährten sind tot. Eigentlich ist es
Beauregards einziger Wunsch, nach Europa zu ziehen und dort in Frieden
zu leben. Doch er bekommt Gesellschaft von einem namenlosen Fremden
(Terrence Hill), der Beauregard als Helden verehrt. "Nobody" will nicht
zulassen, dass sein Idol vergessen wird. Um zur Legende zu werden, müsse
er sich in einer letzten Schlacht mit der "wilden Horde" messen, einer
Gangstertruppe von 150 Männern. Doch eine echte Legende kann man erst
nach seinem Tod werden...
https://www.youtube.com/watch?v=vkF1Axc1-jU
http://www.spaghetti-western.net/index.php/Mein_Name_ist_Nobody_Review_%28by_Siringo%29
wuuut wuuuh diehh wut wuhhhh...wut wuhh diehh wutt wuhhhh!!!
AntwortenLöschenEin Freund schrieb: minöre waren im 1ten weltkrieg diejenigen, die schützengräben geschaffen haben, aber vor allem jene die in verdun tunnel und stollen unter deutschen stellung angelegt haben, diese dann mit unendlichen mengen sprengstoff gefüllt haben und dann den feind in die luft geprengt haben. es wird vermutet das nicht alle kammern gesprngt wurden und noch heute die gefahr besteht daß ganze dörfer durch z.b. blitzschlag in die luft fliegen können (die bauunterlagen sind verschwunden).
AntwortenLöschenEin anderer Freund schrieb: Meine ersten FilmErlebnisse hatte ich in unserem Pionierhaus (freier Eintritt). Und es waren oft Propaganda Streifen. Die Thälmannfilme oder sowjetische Helden Filme. Einer hatte sich besonders eingeprägt, Blaue Pfeile. Es ging um einen Testpiloten, der mit einer neuartigen MIG abstürzt. Das Flugzeug landete im offenen Meer, zugänglich auch von kapitalistischen Ländern, die an den neuen sowjetischen Errungenschaften sehr interessiert waren. So lernte ich auch Amerikaner kennen. Dick, sonnenbebrillt, im Hawaii Hemd und Menschenverachtend. Alles andere als Helden. Die Sowjets hingegen strahlender stahlharter Blick und überzeugt von ihrer guten Sache. Diese Stereotypen sind mir dann in der Kinoeuphorie noch des öfteren begegnet. Meine ersten Helden waren die sowjetischen Prachtkerle.
AntwortenLöschenMeine Assoziation zu Deinem Text (die mit Kino nichts zu tun hat, aber mit Berlin) bezueglich "Niemand" ist diese:
AntwortenLöschen"Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!"
Diesen Satz sagt DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 in einer Pressekonferenz. Zwei Monate später ist die Berliner Mauer gebaut – und Ulbricht steht als einer der größten Lügner der Geschichte da. Was Ulbricht zu dem Satz verleitet hat, weiß bis heute niemand.
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/Deutsche_Einheit/mauerbau/ulbricht-berliner-mauer.html
O-Ton:
https://www.youtube.com/watch?v=YjgKKOdVRx4
Verarbeitet auch in diesem Lied von John F. & Die Gropiuslerchen - "Berlin, Berlin (1987)"
https://www.youtube.com/watch?v=8ypOJ_05KV0