Irrsinn.
Die letzten Wochenenden bin ich im wilden Zickzack durch Berlin gerast und habe mir mögliche Wohnungen angesehen, während der Woche haben das gute, beste, großartige Freunde für mich getan. So lernt man seine Stadt nocheinmal ganz anders kennen und dabei waren es doch nur Domizile in fünf zentralen Stadtbezirken, in Mitte, Prenzlauer Berg, Wedding, Moabit, Charlottenburg.
Makler sind wie Fürsten. Ist eine Wohnung gut geschnitten, bezahlbar und befindet sich nicht in weit außerhalb gelegenen Stadtbezirken, die ihre Zugehörigkeit zu Berlin, für mich als Sprößling von Berlins Mitte, nur behaupten, nicht beweisen können, ist sie ihre Quadratmeterzahl in schwerem Gold wert. Noch vor zehn Jahren hätten solche "Nettokaltmieten" Lachkrämpfe ausgelöst, heute werden sie mit dankbarem Lächeln und Knicks entgegengenommen.
Sie benötigen Schufa-Auskunft, Mitschuldenfreiheitsbescheinigung,
Bonitätsversicherung, Selbstauskunft, Ausweiskopie, Steuererklärungen. Haben sie Kredite, Ratenzahlungen, gegen sie laufende Verfahren? -
mein finanzielles Leben in einhundert Schriftstücken. Kinderkrankheiten, Sexualpartner, Nasenlänge - nichts bleibt unbefragt. Ich wußte bis vor kurzem nicht einmal was Bonität ist! Bonität (von lateinisch bonitas, „Vortrefflichkeit“) oder Kreditwürdigkeit ist in der Finanzwirtschaft die Fähigkeit einer natürlichen Person oder von Unternehmen oder Staaten, die aufgenommenen Schulden zurückzuzahlen (wirtschaftliche Rückzahlungsfähigkeit) und die Bereitschaft, diese zurückzuzahlen (Zahlungswilligkeit). So beschreibt es Wiki.
Bon! Französisch für gut. Bon appetit! Bon voyage! Eine Gutsein-Bestätigung. Ich bin gut. Ich habe was was gut. Ich bin für etwas gut. Guthaben. Gutschein. Gut. Gut.
Irrsinn!
Wir arbeiten, wir verdienen, mal gut, mal schlecht, mal nix. Wir sind nicht bonitätsfähig. Dass
Freischaffende überhaupt wohnen, ist ein Wunder!
Samstag, 28. November 2015
Sonntag, 22. November 2015
Bösewichte - Gott ist nicht glaubhaft
Dies sei vorrausgeschickt. Ich bin Atheist. Es hat mich viel Nachdenken gekostet, dies so klar und eindeutig sagen zu können, ohne bequemen Hintertüren, kein "falls doch", keine vorgeschobenen, absichernden Ausreden. Ich bin Atheist.
Ich bin auch friedliebend.
Kurz bevor mein Vater starb, sagte er: "Ich wäre jetzt fertig, kann ich aufhören?"
Meine Entgöttlichung begann, als ich, sechzehnjährig, enttäuscht vom offensichtlich verkommenen sozialistischen Experiment, auf der Suche nach einer neuen, besseren spirituellen Heimat, den katholischen Pfarrer einer ostdeutschen Kleinstadt, über meine Optionen im Todesfall befragte und er mir vom Limbus erzählte.
Wiki definiert ihn so: Limbus (lat. für ‚Rand‘, ‚Saum‘, ‚Umgrenzung‘) bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle (auch als Vorhölle, Vorraum oder äußerster Kreis der Hölle bezeichnet), an dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind.
Ein ernsthafter, freundlicher Herr mittleren Alters beschrieb, ernsthaft und ungerührt, dass ungetaufte Babies in eben diese Vorhölle kämen, da sie nicht das Sakrament der Taufe erhalten hätten. Babies? Die unschuldigsten möglichen menschlichen Wesen? Ich war empört. Erbsünde ist böser Quatsch und unverschämt. Wie kann ich schuldig sein, bevor ich denken kann? Wieso bin ich verurteilt, weil irgendeine längst verstorbene Eva einen Apfel oder sonst irgendeine Fucht gegessen hat, die ich, als Baby ohne Zähne, angewiesen auf Muttermilch, noch nicht einmal kauen könnte?
Ein Gedankenexperiment. Du bist der Vater/die Mutter und stellst dein Kind vor folgendes unlösbares Paradox: Du darfst alles tun, was du magst, nur nicht die Früchte dieses einen Baumes essen. Jeder billige dämliche Erziehungsratgeber könnte dir erklären, dass Du das Kind damit zum Apfelessen geradezu verpflichtest. Die Strafe ist das Ziel?
Noch ein Gedankenspiel: Gott erschafft das Universum, Galaxien, Milchstraßen, Sonnensysteme, Wasser, Luft, Erde, Pflanzen und alle Lebewesen - eine unvorstellbare grandiose Arbeit - er ist fähig eine so ungeheure Realität zu erschaffen - und was tut er dann? Er verlangt Dankbarkeit. Am Freitag sollst du Fisch essen. Du sollst dreimal am Tag gen Mekka beten. Du sollst Milchiges nicht mit Fleischigem mischen. Und wenn du meinen Wünschen nicht folgst, mich also nicht liebst, dann strafe ich dich. ER ist in der Lage das Universum zu erschaffen und benötigt unsere Unterwerfung?
Wieder Wiki: Das Wort Glaube (auch Glauben; indogermanisch leubh ‚begehren‘, ‚lieb haben‘, ‚für lieb erklären‘, ‚gutheißen‘, ‚loben‘) bezeichnet hier eine Grundhaltung des Vertrauens, v. a. im Kontext religiöser Überzeugungen.
Zeigt mir einen Gott, der das Leben bejaht, der uns das Begehren geschenkt hat, auf das wir es erfüllen, der besser lieben kann, als wir es können, nämlich ohne Bedingungen und ich werde gläubig, begehrend, lieb habend sein. Aber bis dahin bestehe ich auf meine Einmaligkeit, meine Sterblichkeit, meine Ungläubigkeit.
Ich bin auch friedliebend.
Kurz bevor mein Vater starb, sagte er: "Ich wäre jetzt fertig, kann ich aufhören?"
Meine Entgöttlichung begann, als ich, sechzehnjährig, enttäuscht vom offensichtlich verkommenen sozialistischen Experiment, auf der Suche nach einer neuen, besseren spirituellen Heimat, den katholischen Pfarrer einer ostdeutschen Kleinstadt, über meine Optionen im Todesfall befragte und er mir vom Limbus erzählte.
Wiki definiert ihn so: Limbus (lat. für ‚Rand‘, ‚Saum‘, ‚Umgrenzung‘) bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle (auch als Vorhölle, Vorraum oder äußerster Kreis der Hölle bezeichnet), an dem sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind.
Ein ernsthafter, freundlicher Herr mittleren Alters beschrieb, ernsthaft und ungerührt, dass ungetaufte Babies in eben diese Vorhölle kämen, da sie nicht das Sakrament der Taufe erhalten hätten. Babies? Die unschuldigsten möglichen menschlichen Wesen? Ich war empört. Erbsünde ist böser Quatsch und unverschämt. Wie kann ich schuldig sein, bevor ich denken kann? Wieso bin ich verurteilt, weil irgendeine längst verstorbene Eva einen Apfel oder sonst irgendeine Fucht gegessen hat, die ich, als Baby ohne Zähne, angewiesen auf Muttermilch, noch nicht einmal kauen könnte?
Ein Gedankenexperiment. Du bist der Vater/die Mutter und stellst dein Kind vor folgendes unlösbares Paradox: Du darfst alles tun, was du magst, nur nicht die Früchte dieses einen Baumes essen. Jeder billige dämliche Erziehungsratgeber könnte dir erklären, dass Du das Kind damit zum Apfelessen geradezu verpflichtest. Die Strafe ist das Ziel?
Noch ein Gedankenspiel: Gott erschafft das Universum, Galaxien, Milchstraßen, Sonnensysteme, Wasser, Luft, Erde, Pflanzen und alle Lebewesen - eine unvorstellbare grandiose Arbeit - er ist fähig eine so ungeheure Realität zu erschaffen - und was tut er dann? Er verlangt Dankbarkeit. Am Freitag sollst du Fisch essen. Du sollst dreimal am Tag gen Mekka beten. Du sollst Milchiges nicht mit Fleischigem mischen. Und wenn du meinen Wünschen nicht folgst, mich also nicht liebst, dann strafe ich dich. ER ist in der Lage das Universum zu erschaffen und benötigt unsere Unterwerfung?
Wieder Wiki: Das Wort Glaube (auch Glauben; indogermanisch leubh ‚begehren‘, ‚lieb haben‘, ‚für lieb erklären‘, ‚gutheißen‘, ‚loben‘) bezeichnet hier eine Grundhaltung des Vertrauens, v. a. im Kontext religiöser Überzeugungen.
Zeigt mir einen Gott, der das Leben bejaht, der uns das Begehren geschenkt hat, auf das wir es erfüllen, der besser lieben kann, als wir es können, nämlich ohne Bedingungen und ich werde gläubig, begehrend, lieb habend sein. Aber bis dahin bestehe ich auf meine Einmaligkeit, meine Sterblichkeit, meine Ungläubigkeit.
Sonntag, 15. November 2015
Bösewichte - Ratlosigkeit
Als sie ins Tal der Ameisen kamen, sagte eine Ameise: "O ihr Ameisen!
Geht in eure Wohnungen, sonst zertreten euch Salomo und seine Streiter,
ohne es zu merken.
Koran Sure 27/18
128 Menschen sind bei den Anschlägen in Paris getötet worden.
Viele Schwerverletzte befinden sich noch in Lebensgefahr.
Andere Anschläge, in Ländern, die weiter entfernt von uns liegen, werden weit weniger bestürzt aufgenommen, oder?
Unvollständige Liste von Terroranschlägen - 1925 bis Heute
Heute von allen Tagen bin ich ins Kino gegangen und habe mir "Spectre", den neuen James Bond angesehen. Was für eine einfache Welt, der Bösewicht ist ein psychotischer Soziopath und hat ein Kindheitstrauma - voila, alles klar. Wilde Schießerei, Bösewicht besiegt, Problem gelöst.
Aber wie kann ich begreifen, dass Menschen in einen Musikclub, ein Fußballstadion, ein Restaurant gehen und dort andere Menschen, die sie nicht kennen, erschießen?
Sie auslöschen. Sie ermorden. Sie niedermetzeln.
Immer wieder wird in den Augenzeugenberichten von der Ruhe der Angreifer gesprochen.
Es ist mir wirklich zutiefst egal, was jemand glaubt, um mit der Welt klarzukommen.
Aber wie kommt ein Mensch an einen Punkt, an dem er meint, dass das was er glaubt, so unbezweifelbar, so absolut sicher, unbestreitbar richtig und dadurch unvereinbar mit jeder anderen möglichen Vorstellung von Welt ist, dass er, um diesem seinem Glauben Herrschaft zu verschaffen, bereit ist zu töten und zu sterben?
Ist da solch große Angst vor der Welt, die wahrhaftig nicht leicht zu ertragen ist, dass eigenes Denken, Gewissen, Zweifel dankbar gegen ein schützendes Regelwerk von Richtig & Falsch eingetauscht werden?
Ist die Hoffnungslosigkeit so vollständig, dass nur der Glauben dieses schwarze Loch füllen kann?
Fühlt es sich so gut an, sich im Besitz der einzigen Wahrheit zu wissen?
(Historische, soziale, ökonomische Faktoren seien, nur hier und heute, einmal mitgedacht, aber nicht formuliert.)
Und wie werden wir uns verändern durch Angst?
Heute morgen in der S-Bahn erwischte ich mich dabei, wie ich einen jungen Mann, der so semitisch aussah, wie ich es auch täte, hätte sich nicht mein blauäugig-blonder Vater durchgesetzt, anstarrte. Er grinste in den Bildschirm seines iPhones und ich dachte: "Freut er sich über die Toten, über die Panik?" Was für ein Dreck. Paranoia pur. Wahrscheinlich hat er blöde Katzenvideos geguckt.
Im Kino heute Abend - der Gedanke, auch hier könnten plötzlich Männer in Schwarz eindringen und ...
Als ich nach 9/11 das erste Mal wieder in die USA einreiste, hat mich der barsche Ton, das professionelle Mißtrauen, die latente Unterstellung von Verdacht erschrocken und abgestoßen. Wird das jetzt hier in Europa auch so?
Ich will das nicht.
Koran Sure 27/18
128 Menschen sind bei den Anschlägen in Paris getötet worden.
Viele Schwerverletzte befinden sich noch in Lebensgefahr.
Andere Anschläge, in Ländern, die weiter entfernt von uns liegen, werden weit weniger bestürzt aufgenommen, oder?
Unvollständige Liste von Terroranschlägen - 1925 bis Heute
Heute von allen Tagen bin ich ins Kino gegangen und habe mir "Spectre", den neuen James Bond angesehen. Was für eine einfache Welt, der Bösewicht ist ein psychotischer Soziopath und hat ein Kindheitstrauma - voila, alles klar. Wilde Schießerei, Bösewicht besiegt, Problem gelöst.
Aber wie kann ich begreifen, dass Menschen in einen Musikclub, ein Fußballstadion, ein Restaurant gehen und dort andere Menschen, die sie nicht kennen, erschießen?
Sie auslöschen. Sie ermorden. Sie niedermetzeln.
Immer wieder wird in den Augenzeugenberichten von der Ruhe der Angreifer gesprochen.
Es ist mir wirklich zutiefst egal, was jemand glaubt, um mit der Welt klarzukommen.
Aber wie kommt ein Mensch an einen Punkt, an dem er meint, dass das was er glaubt, so unbezweifelbar, so absolut sicher, unbestreitbar richtig und dadurch unvereinbar mit jeder anderen möglichen Vorstellung von Welt ist, dass er, um diesem seinem Glauben Herrschaft zu verschaffen, bereit ist zu töten und zu sterben?
Ist da solch große Angst vor der Welt, die wahrhaftig nicht leicht zu ertragen ist, dass eigenes Denken, Gewissen, Zweifel dankbar gegen ein schützendes Regelwerk von Richtig & Falsch eingetauscht werden?
Ist die Hoffnungslosigkeit so vollständig, dass nur der Glauben dieses schwarze Loch füllen kann?
Fühlt es sich so gut an, sich im Besitz der einzigen Wahrheit zu wissen?
(Historische, soziale, ökonomische Faktoren seien, nur hier und heute, einmal mitgedacht, aber nicht formuliert.)
Und wie werden wir uns verändern durch Angst?
Heute morgen in der S-Bahn erwischte ich mich dabei, wie ich einen jungen Mann, der so semitisch aussah, wie ich es auch täte, hätte sich nicht mein blauäugig-blonder Vater durchgesetzt, anstarrte. Er grinste in den Bildschirm seines iPhones und ich dachte: "Freut er sich über die Toten, über die Panik?" Was für ein Dreck. Paranoia pur. Wahrscheinlich hat er blöde Katzenvideos geguckt.
Im Kino heute Abend - der Gedanke, auch hier könnten plötzlich Männer in Schwarz eindringen und ...
Als ich nach 9/11 das erste Mal wieder in die USA einreiste, hat mich der barsche Ton, das professionelle Mißtrauen, die latente Unterstellung von Verdacht erschrocken und abgestoßen. Wird das jetzt hier in Europa auch so?
Ich will das nicht.
Dienstag, 10. November 2015
Wohnungssuche in Berlin - 1
Wohnungssuche in Berlin, und die damit verbundenen Wohnungsbesichtigungen, ist ein abenteuerliches und aufregendes Unterfangen. Immobilienscout24 und ich sind praktisch verlobt und eine reizende Maklerin kümmert sich auch. Keine leichte Aufgabe für sie, wenn der Suchende, sprich ich, nur ganz selten in der Stadt weilt. Berliner Wohnungen sind heiße Ware, heute im Angebot, morgen vergeben.
Nummer eins war Mist, vier Etagen ohne Fahrstuhl für einen mittelalten Raucher, schmiedeeiserne Horror-Details und eine völlig verkorkste Raumstruktur. Nummer zwei war viel besser, mit dem schönsten vorstellbaren Bad, in dem auch der Stuhl für den Gesprächspartner Platz hätte, aber leider drei Räume gleicher Größe. Und ich will halt zwei Zimmer, ein großes und ein kleines. Nummer drei war öde, über Nummer vier will ich hier berichten.
Kaum 100 Meter Luftlinie von meinem jetzigen Wohnort entfernt, habe ich einer der vielen Berliner Parallelwelten kennengelernt.
In der Chausseestrasse - Eine ehemalige Fabrik, in der einst Aufzüge hergestellt wurden - Wiki schreibt:
Hinter den Neubauten der Chausseestraße 33, 34 und 35 (ursprüngliche Nummer 23) gegenüber der Habersaathstraße befinden sich die denkmalgeschützten Fabrikgebäude von Sigl und Flohr, die 2010 und 2011 zu Eigentumswohnungen umgebaut wurden. Die 1844 errichteten Fabrikgebäude dienten G. Sigl zur Herstellung von Druckereimaschinen. 1887 kauften Theodor Lissmann und Carl Flohr die Fabrikgebäude von Sigls Erben und zogen im April 1888 mit ihrer Maschinenfabrik von der Großen Frankfurter Straße in die Chausseestraße 28b (später Nummer 35). Um 1890 übernahm Carl Flohr den Betrieb als alleiniger Inhaber, ließ ihn zwischen 1900 und 1908 baulich erweitern und in der Fabrik Fahrstühle und Paternosteraufzüge herstellen. Im Jahr 1951 fusionierte die Firma Carl Flohr mit der New Yorker Fahrstuhlfirma Otis zur deutschen Flohr-Otis GmbH und nahm ihren Sitz in Reinickendorf. Das Werk an der Chausseestraße wurde dagegen als VEB Aufzug- und Fahrtreppenbau weiterbetrieben, bis es 20 Jahre nach der Wende im Jahr 2009 vom Eigentümer Otis verkauft wurde. Wie andere Grundstücksnummern in der Straße wurde auch die oben erwähnte Nummer 23 aus dem Jahr 1850 bis 1907 mehrere Male verändert, und trägt seither die Nummer 35. Vor der Nummer 33 steht eine denkmalgeschützte Wasserpumpe. Sie wurde um 1895 aufgestellt, hauptsächlich um die vielen Pferde der damaligen Zeit zu tränken. Als Berlin in Trümmern lag, standen an dieser und allen anderen handpumpen 1945–1948 Menschen nach sauberem Trinkwasser mit Eimern Schlage. Während des Gebäudeneubaus Chausseestraße 33–35 wurde sie eingelagert. Nach der Wiederaufstellung hatte sie ihren Pumpenarm auf der anderen Seite.
Das Gelände hat ein elektronisches Eingangstor und mehrere große Hinterhöfe eingerahmt von schöner klarer Industriearchitektur. Auf dem dritten Hinterhof, ein Eingang, ein Aufzug, ein 150 Meter langer Gang mit rotem Mittelteppich. Ich fühle mich wie in einem Bürogebäude, einer riesigen Arztpraxis, einem gesichtslosen Hotel. Gerade, rechts abbiegen, dann links, dann wieder geradeaus. Tür folgt auf Tür auf Tür. Wo versteckt sich Franz Kafka?
Unser Gastgeber, der der die Wohnung jetzt bewohnt, sagt, dass die Bewohnerfluktuation stark sei. Wie im Hotel halt? Die Wohnung selbst ist von vollkommener Eigenschaftslosigkeit. Alles ist schick, alles fein, nichts persönlich, nichts eigenartig.
Die Einrichtung passt perfekt - gehobenes IKEA in ungebrochener Herrschaft, kein Buch weit und breit, aber hier ein Wasserfleck und dort ein Riß in der Wand. Ich habe Atembeschwerden bekommen und bin höflichst lächelnd geflohen.
Und nun stelle ich mir die grob umrissene Biographie der Bewohner dieses Wohnsilos vor: Herr oder Frau x kommt aus der deutschen Provinz nach Berlin für einen guten Job, die Höhe der Miete verlangt ein mittelgutes Einkommen, Herr oder Frau x ist jung, so zwischen fünfundzwanzig und dreissig, ungebunden, single. Herr oder Frau x wird hart arbeiten und ebenso hart feiern, die Wohnung ist Schlafort, Ablage für Kleidung und Dinge, Ein Zwischenstopp. Eine Bushaltestelle. Der junge Mann, der jetzt dort haust, zieht zu seiner Freundin. Er wird zu einer Hälfte eines Paares. Zwei Photos waren alles, was ich als seine persönlichen Dinge erkennen konnte. Was nicht heißt, dass nicht ein weites, überraschendes Leben in den häßlichen weißen Anbauschränken versteckt war.
Arbeiterschließfächer oder gröber Fickzellen wurden Neubauwohnungen in der DDR genannt. Berliner Juppies (yuppie =young urban professional) bewohnen, in höchster Individualität, ebensolche.
-----------------------------------------------------------------------------------------------
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09011296
An der Chausseestraße 35 gehören die Fabrikgebäude der Maschinenfabrik Carl Flohr zu den letzten Zeugnissen des Maschinenbauviertels nördlich der Invalidenstraße. Die 1844 von Georg Sigl gegründete Maschinenbauanstalt, in der 1851 die erste Steindruckschnellpresse hergestellt worden war, wurde 1887 vom Maschinenbaufabrikanten und Ingenieur Carl Flohr übernommen. Die Um- und Erweiterungsbauten der Fabrik in der Zeit zwischen 1844 und 1908 veranschaulichen der wirtschaftlichen Entwicklung der Firmen Sigl und Flohr, die ihre Produktionsstätten beständig vergrößerten. 1857 ließ sich Sigl ein zweigeschossiges Wohnhaus an der Chausseestraße errichten, von denen nur noch Keller- und Erdgeschoss erhalten sind. Die Fabrikanlage auf dem hinteren Teil des Grundstückes gruppiert sich um zwei Höfe. Während die ursprünglich ein- bis zweigeschossigen Gebäude von 1844, die später aufgestockt wurden, eine sparsame schmucklose Ziegelarchitektur aufweisen, sind die weitgehend in Pfeiler und große Fensterflächen aufgelösten Fassaden der Erweiterungsbauten um 1900 von der zeitgenössischen modernen Industriearchitektur geprägt.
Nummer eins war Mist, vier Etagen ohne Fahrstuhl für einen mittelalten Raucher, schmiedeeiserne Horror-Details und eine völlig verkorkste Raumstruktur. Nummer zwei war viel besser, mit dem schönsten vorstellbaren Bad, in dem auch der Stuhl für den Gesprächspartner Platz hätte, aber leider drei Räume gleicher Größe. Und ich will halt zwei Zimmer, ein großes und ein kleines. Nummer drei war öde, über Nummer vier will ich hier berichten.
Kaum 100 Meter Luftlinie von meinem jetzigen Wohnort entfernt, habe ich einer der vielen Berliner Parallelwelten kennengelernt.
In der Chausseestrasse - Eine ehemalige Fabrik, in der einst Aufzüge hergestellt wurden - Wiki schreibt:
Hinter den Neubauten der Chausseestraße 33, 34 und 35 (ursprüngliche Nummer 23) gegenüber der Habersaathstraße befinden sich die denkmalgeschützten Fabrikgebäude von Sigl und Flohr, die 2010 und 2011 zu Eigentumswohnungen umgebaut wurden. Die 1844 errichteten Fabrikgebäude dienten G. Sigl zur Herstellung von Druckereimaschinen. 1887 kauften Theodor Lissmann und Carl Flohr die Fabrikgebäude von Sigls Erben und zogen im April 1888 mit ihrer Maschinenfabrik von der Großen Frankfurter Straße in die Chausseestraße 28b (später Nummer 35). Um 1890 übernahm Carl Flohr den Betrieb als alleiniger Inhaber, ließ ihn zwischen 1900 und 1908 baulich erweitern und in der Fabrik Fahrstühle und Paternosteraufzüge herstellen. Im Jahr 1951 fusionierte die Firma Carl Flohr mit der New Yorker Fahrstuhlfirma Otis zur deutschen Flohr-Otis GmbH und nahm ihren Sitz in Reinickendorf. Das Werk an der Chausseestraße wurde dagegen als VEB Aufzug- und Fahrtreppenbau weiterbetrieben, bis es 20 Jahre nach der Wende im Jahr 2009 vom Eigentümer Otis verkauft wurde. Wie andere Grundstücksnummern in der Straße wurde auch die oben erwähnte Nummer 23 aus dem Jahr 1850 bis 1907 mehrere Male verändert, und trägt seither die Nummer 35. Vor der Nummer 33 steht eine denkmalgeschützte Wasserpumpe. Sie wurde um 1895 aufgestellt, hauptsächlich um die vielen Pferde der damaligen Zeit zu tränken. Als Berlin in Trümmern lag, standen an dieser und allen anderen handpumpen 1945–1948 Menschen nach sauberem Trinkwasser mit Eimern Schlage. Während des Gebäudeneubaus Chausseestraße 33–35 wurde sie eingelagert. Nach der Wiederaufstellung hatte sie ihren Pumpenarm auf der anderen Seite.
Das Gelände hat ein elektronisches Eingangstor und mehrere große Hinterhöfe eingerahmt von schöner klarer Industriearchitektur. Auf dem dritten Hinterhof, ein Eingang, ein Aufzug, ein 150 Meter langer Gang mit rotem Mittelteppich. Ich fühle mich wie in einem Bürogebäude, einer riesigen Arztpraxis, einem gesichtslosen Hotel. Gerade, rechts abbiegen, dann links, dann wieder geradeaus. Tür folgt auf Tür auf Tür. Wo versteckt sich Franz Kafka?
Unser Gastgeber, der der die Wohnung jetzt bewohnt, sagt, dass die Bewohnerfluktuation stark sei. Wie im Hotel halt? Die Wohnung selbst ist von vollkommener Eigenschaftslosigkeit. Alles ist schick, alles fein, nichts persönlich, nichts eigenartig.
Die Einrichtung passt perfekt - gehobenes IKEA in ungebrochener Herrschaft, kein Buch weit und breit, aber hier ein Wasserfleck und dort ein Riß in der Wand. Ich habe Atembeschwerden bekommen und bin höflichst lächelnd geflohen.
Und nun stelle ich mir die grob umrissene Biographie der Bewohner dieses Wohnsilos vor: Herr oder Frau x kommt aus der deutschen Provinz nach Berlin für einen guten Job, die Höhe der Miete verlangt ein mittelgutes Einkommen, Herr oder Frau x ist jung, so zwischen fünfundzwanzig und dreissig, ungebunden, single. Herr oder Frau x wird hart arbeiten und ebenso hart feiern, die Wohnung ist Schlafort, Ablage für Kleidung und Dinge, Ein Zwischenstopp. Eine Bushaltestelle. Der junge Mann, der jetzt dort haust, zieht zu seiner Freundin. Er wird zu einer Hälfte eines Paares. Zwei Photos waren alles, was ich als seine persönlichen Dinge erkennen konnte. Was nicht heißt, dass nicht ein weites, überraschendes Leben in den häßlichen weißen Anbauschränken versteckt war.
Arbeiterschließfächer oder gröber Fickzellen wurden Neubauwohnungen in der DDR genannt. Berliner Juppies (yuppie =young urban professional) bewohnen, in höchster Individualität, ebensolche.
Ein Kapsel-Hotel (capsule hotel) in Osake, Japan.
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http://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09011296
An der Chausseestraße 35 gehören die Fabrikgebäude der Maschinenfabrik Carl Flohr zu den letzten Zeugnissen des Maschinenbauviertels nördlich der Invalidenstraße. Die 1844 von Georg Sigl gegründete Maschinenbauanstalt, in der 1851 die erste Steindruckschnellpresse hergestellt worden war, wurde 1887 vom Maschinenbaufabrikanten und Ingenieur Carl Flohr übernommen. Die Um- und Erweiterungsbauten der Fabrik in der Zeit zwischen 1844 und 1908 veranschaulichen der wirtschaftlichen Entwicklung der Firmen Sigl und Flohr, die ihre Produktionsstätten beständig vergrößerten. 1857 ließ sich Sigl ein zweigeschossiges Wohnhaus an der Chausseestraße errichten, von denen nur noch Keller- und Erdgeschoss erhalten sind. Die Fabrikanlage auf dem hinteren Teil des Grundstückes gruppiert sich um zwei Höfe. Während die ursprünglich ein- bis zweigeschossigen Gebäude von 1844, die später aufgestockt wurden, eine sparsame schmucklose Ziegelarchitektur aufweisen, sind die weitgehend in Pfeiler und große Fensterflächen aufgelösten Fassaden der Erweiterungsbauten um 1900 von der zeitgenössischen modernen Industriearchitektur geprägt.
Montag, 9. November 2015
Der mögliche Untergang des deutschen Abendlandes
Dann sieh, daß Du Mensch
bleibst: Mensch sein ist vor allem die Hauptsache. Und das heißt: fest
und klar und heiter sein, ja heiter trotz alledem und alledem, denn das
Heulen ist Geschäft der Schwäche.
Rosa Luxemburg
Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.
George Bernard Shaw
Heute werden mehrere tausend Dresdner Menschen, unterschiedlichster politischer Absicht und ideologischer Prägung unter dem vagen, nichts vereínenden Pseudonym PPEGIDA in Dresden auf dem wehrlosen Theaterplatz demonstrieren. Ich finde es richtig, dass sie das dürfen. Auch wenn ich glücklicher wäre, wenn sie es nicht täten. Aber an dem Tag, an dem wir eine solche Demonstration nicht mehr aushalten, sind wir gänzlich verloren. Eine Demokratie muß auch die Dummheit, Verbohrtheit, Irrationalität ihres Volkes aushalten, oder sie ist nur eine mies getarnte Diktatur.
Liebes Deutschland,
Da der 9. November nun so unerbittlich als Dein Schicksalstag gebrandmarkt ist, mach doch mal was richtig Schönes, gänzlich Unerwartetes am 10. November.
Zum Beispiel: niemanden totschlagen, niemandes Haus anzünden, etwas weniger den nur allzubald zu erwartenden Untergang deines sozialversicherten Abendlandes fürchten, keine ungelenken Parolen chorisch schreien, keine schlechtsitzenden Anoraks tragen und nicht ungefragt trotzig erwähnen, dass Du den Koran gelesen hast und er wirklich verlangt, das alle Nichtgläubigen getötet werden müssen. Nein, Du könntest mal wieder das Buch Deiner eigenen prägenden Religion lesen, besonders die peinlichen, hasserfüllten, doch historisch erklärbaren Passagen.
Oder Du könntest jemanden anlächeln, Mundwinkel hoch, Augenfalten aktivieren, zartes Leuchten in die Pupille.
Oder Du könntest ein deutsches Gedicht aufsagen, Du beherbergst doch das Volk der Dichter und Henker, erinnerst Du dich? "Der Mond ist aufgegangen" geht immer, das tut er übrigens überall auf der Welt, oder "Wenn ich ein Vöglein wär".
Du könntest versuchen, vorsichtig, mitzufühlen. Krieg, Bomben, Schüsse, Tod, Wunden, Angst, Flucht.
Würdest Du anders handeln?
Ja, DIE sind anders, manche von DENEN haben eine ganz andere Vorstellung von Miteinander als Du, aber wie genau sieht Deine aus?
Wenn jemand ertrinkt, muß Du ihm helfen, und erst dann darfst Du fragen, ob er es "verdient" hat, gerettet zu werden. Oder?
Dir geht es gut. Nicht super, nicht großartig, aber gut. Du hast, Gott oder Wemauchimmer sei Dank, keine Vorstellung mehr davon, wie sich Krieg anfühlt. Dein letzter, der den Du angezettelt hast und länger als nachvollziehbar weitergeführt hast, ist 60 Jahre her.
Liebes Deutschland, sei besser als Dein Ruf.
Vor nur 26 Jahren ist ein Teil Deiner Bevölkerung einer furchtbaren Diktatur entkommen. Ihnen hast Du geholfen. Nicht selbstlos, aber doch.
Bist Du demokratisch, offen, überzeugt, selbstbewußt genug, um diesen überrumpelnden Besuch von gänzlich anders Denkenden zu ertragen? Vertrittst Du die Gleichberechtigung der Frau, auch im Angesicht von Burka und Hijab, patriarchalischem Dünkel und selbstverleugnender Weiblicheit? Wirst Du die "Freiheit des Andersdenkenden" auch im Angesicht des religiösen Fanatismus verteidigen?
Das ist wirklich ein Test. Wirst Du ihn bestehen? Ich bin mir meiner selbst nicht immer sicher, deshalb hoffe ich auf Dich.
Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der "Gerechtigkeit", sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die 'Freiheit' zum Privilegium wird.
Rosa Luxemburg
http://www.katholisches.info/2013/02/09/saudischer-scheich-fordert-baby-burka-zum-schutz-der-kinder-vor-sexuellem-misbrauch/
Ibn Al-Labbana an Al-Mu'tamid
Jedes Ding hat seine wohlbemeßne Zeit.
Jede Lust flieht irgendwann davon.
Das Schicksal tauscht wie ein Chamäleon
Sein Farbenkleid.
In seinen Händen sind wir Schachfiguren.
Oft setzt ein Bauer einen König matt.
Jetzt ist die Erde eine Totenstatt.
Zieh ab die Hand von ihren leeren Fluren!
Aus dem Arabischen von Janheinz Jahn
Rosa Luxemburg
Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.
George Bernard Shaw
Heute werden mehrere tausend Dresdner Menschen, unterschiedlichster politischer Absicht und ideologischer Prägung unter dem vagen, nichts vereínenden Pseudonym PPEGIDA in Dresden auf dem wehrlosen Theaterplatz demonstrieren. Ich finde es richtig, dass sie das dürfen. Auch wenn ich glücklicher wäre, wenn sie es nicht täten. Aber an dem Tag, an dem wir eine solche Demonstration nicht mehr aushalten, sind wir gänzlich verloren. Eine Demokratie muß auch die Dummheit, Verbohrtheit, Irrationalität ihres Volkes aushalten, oder sie ist nur eine mies getarnte Diktatur.
Liebes Deutschland,
Da der 9. November nun so unerbittlich als Dein Schicksalstag gebrandmarkt ist, mach doch mal was richtig Schönes, gänzlich Unerwartetes am 10. November.
Zum Beispiel: niemanden totschlagen, niemandes Haus anzünden, etwas weniger den nur allzubald zu erwartenden Untergang deines sozialversicherten Abendlandes fürchten, keine ungelenken Parolen chorisch schreien, keine schlechtsitzenden Anoraks tragen und nicht ungefragt trotzig erwähnen, dass Du den Koran gelesen hast und er wirklich verlangt, das alle Nichtgläubigen getötet werden müssen. Nein, Du könntest mal wieder das Buch Deiner eigenen prägenden Religion lesen, besonders die peinlichen, hasserfüllten, doch historisch erklärbaren Passagen.
Oder Du könntest jemanden anlächeln, Mundwinkel hoch, Augenfalten aktivieren, zartes Leuchten in die Pupille.
Oder Du könntest ein deutsches Gedicht aufsagen, Du beherbergst doch das Volk der Dichter und Henker, erinnerst Du dich? "Der Mond ist aufgegangen" geht immer, das tut er übrigens überall auf der Welt, oder "Wenn ich ein Vöglein wär".
Du könntest versuchen, vorsichtig, mitzufühlen. Krieg, Bomben, Schüsse, Tod, Wunden, Angst, Flucht.
Würdest Du anders handeln?
Ja, DIE sind anders, manche von DENEN haben eine ganz andere Vorstellung von Miteinander als Du, aber wie genau sieht Deine aus?
Wenn jemand ertrinkt, muß Du ihm helfen, und erst dann darfst Du fragen, ob er es "verdient" hat, gerettet zu werden. Oder?
Dir geht es gut. Nicht super, nicht großartig, aber gut. Du hast, Gott oder Wemauchimmer sei Dank, keine Vorstellung mehr davon, wie sich Krieg anfühlt. Dein letzter, der den Du angezettelt hast und länger als nachvollziehbar weitergeführt hast, ist 60 Jahre her.
Liebes Deutschland, sei besser als Dein Ruf.
Vor nur 26 Jahren ist ein Teil Deiner Bevölkerung einer furchtbaren Diktatur entkommen. Ihnen hast Du geholfen. Nicht selbstlos, aber doch.
Bist Du demokratisch, offen, überzeugt, selbstbewußt genug, um diesen überrumpelnden Besuch von gänzlich anders Denkenden zu ertragen? Vertrittst Du die Gleichberechtigung der Frau, auch im Angesicht von Burka und Hijab, patriarchalischem Dünkel und selbstverleugnender Weiblicheit? Wirst Du die "Freiheit des Andersdenkenden" auch im Angesicht des religiösen Fanatismus verteidigen?
Das ist wirklich ein Test. Wirst Du ihn bestehen? Ich bin mir meiner selbst nicht immer sicher, deshalb hoffe ich auf Dich.
Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der "Gerechtigkeit", sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die 'Freiheit' zum Privilegium wird.
Rosa Luxemburg
http://www.katholisches.info/2013/02/09/saudischer-scheich-fordert-baby-burka-zum-schutz-der-kinder-vor-sexuellem-misbrauch/
Ibn Al-Labbana an Al-Mu'tamid
Jedes Ding hat seine wohlbemeßne Zeit.
Jede Lust flieht irgendwann davon.
Das Schicksal tauscht wie ein Chamäleon
Sein Farbenkleid.
In seinen Händen sind wir Schachfiguren.
Oft setzt ein Bauer einen König matt.
Jetzt ist die Erde eine Totenstatt.
Zieh ab die Hand von ihren leeren Fluren!
Aus dem Arabischen von Janheinz Jahn
Samstag, 7. November 2015
Bauhaustänzer - Traumtänzer - Todestänzer
LAVINIA BERTA SCHULZ
Eine Biographie, die ungeduldig darauf wartet verfilmt zu werden.
Entbehrung, Hunger, Kälte, nordische Landschaft mit Sturm, Eis und Katastrophen.
Lavinia Schulz beschreibt ihr Leben.
Ich danke Jan Eric Reetze für die Anregung und vielerlei Informationen für diesen Blogeintrag.
Lavinia Berta kam in Lübben im Spreewald zur Welt, im Jahr 1886.
Wiki sagt: Lübben war seit dem 15. Jahrhundert die Hauptstadt des Markgraftums Niederlausitz. Dort hatte der Landvogt seinen Sitz und auch die meisten Landtage der Niederlausitzer Stände wurden in Lübben abgehalten. 1815 wurde die Niederlausitz preußisch, das Markgraftum wurde der Provinz Brandenburg angeschlossen und Lübben verlor seine Funktion als Hauptstadt der jahrhundertelang autonom gewesenen Region.
Lavinia wuchs also in einer sorbischen Kleinstadt mit schwachen Erinnerungen einstiger Größe auf und
verließ sie mit 16 Jahren, fluchtartig. Sie ging nach, wohin geht man noch heute, wenn man aus Lübben flieht, sie ging nach Berlin. Zwei Berliner Jahre vergehen, von denen wir nichts wissen. Sie studiert? Sie schlägt sich durch? Sie lernt andere Suchende kennen, auch Lothar Schreyer, einen Mitarbeiter beim "Sturm", einer Zeitschrift die von Herwarth Walden herausgegeben wurde, und die sich als Blatt des Expressionismus deklarierte. Herr Walden war wiederum 1903 bis 1912 mit Else Lasker-Schüler verheiratet, die auch seinen Namen erfand, eigentlich hieß er gut jüdisch bürgerlich Georg Lewin. Else erfand übrigens wohl auch den Namen seiner Zeitung.
Lavinia lebt. Sie tanzt. Sie zeichnet. Sie ist Teilhaberin kleinerer künstlerischer Skandale. Sie lernt den Schauspieler Water Holdt kennen und lieben. Sie treten Schreyers "Kampfbühne" bei, werden wegen wilder, auch körperlicher Auseinandersetzungen während der Proben gefeuert, sie ziehen nach Hamburg, Walters Heimatstadt, und sie gründen die "Die Maskentänzer".
Die beiden bekommen einen Sohn, und sie arbeiten. Sie tanzen, sie tanzen in selbstentworfenen Kostümen, mit sorgfältig angepasste Gesichtsmasken, die auf der Innenseite durch Drahtreste, Nägel und Nähte so drücken, dass sie ihre Gesichter in Binden einwickeln müssen. Sie haben Auftritte bei großen Künstlerfesten, sie sind erfolgreich. Aber ihre Auffassung von der Unvereinbarkeit von Kunst und Geld verbietet es ihnen, damit Geld zu verdienen.
"Es wird sich mancher unter ihnen gewundert haben, dass wir unsere künstlerischen Darbietungen oder Veranstaltungen unentgeltlich geben. Man kann Geistiges nicht für Geld verkaufen. Geist und Geld sind zwei feindliche Pole, und wenn man Geistiges für Geld verkauft, so hat man den Geist an das Geld verkauft und hat den Geist verloren."
Erik Nolde hilft mit Geld. Aber sie wohnen im Tiefparterre, ohne Betten, ohne Heizung, pflegen die Kostüme anderer, um dazuzuverdienen, Walter arbeitet für den Vater, hält es nicht aus, kündigt. Sie hungern. Walter bleibt immer länger in der, das Bett ersetzenden, Hängematte, verfällt in Depression. Lavinia arbeitet unermüdlich, beginnt Projekte, Modeentwürfe, Skizzen für einen Tanzfilm, läßt sie fallen, beginnt neue. Sie hungern. Oder wie es ihre Kollegen später formulieren, sie haben "Nahrungssorgen".
Am 18. Juni 1924 erschoss Lavinia Schulz ihren 25-jährigen Ehemann, alarmierte die Nachbarschaft, und versuchte dann, sich selbst zu erschießen. Sie starb am folgenden Tag an ihren Verletzungen. So prosaisch läßt Wiki diese Leben enden. Es sollen zwei Schüsse gewesen sein, die sie auf ihren Liebsten abfeuerte. Und dann einer für sich selbst. Der Sohn liegt im Kinderbett, ungefährdet und kommt in Pflege.
Was für ein Leben. Welche Unbedingtheit. Könnte ich nicht. Wollte ich nicht. Doch macht es mir großen Einruck. Schlemmer wird verehrt. Mary Wigman wird verehrt. Lavinia Schulz und ihr Walter sind das, was am Wegesrand liegen bleibt, die, die es nicht geschafft haben. Aber, wie es der Herr Brecht formulierte: "Das große Format entschuldigt alles". Schenken wir ihnen eine Minute der Erinnerung.
Die Sünder in der Hölle
Haben's heißer als man glaubt.
Doch fließt, wenn einer weint um sie
Die Trän mild auf ihr Haupt.
In den weiter unten geposteten Links sind Photos der Kostüme und ein Video einer versuchten Rekonstruktion zu sehen.
http://hintmag.com/post/lavinia-schulz-walter-holdt-dance-costumes--november-01-2015-1214
http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2006/03/18/a0003
https://de.wikipedia.org/wiki/Lavinia_Schulz
http://janreetze.blogspot.de/2010/12/die-maskentanzer-lavinia-schulz-walter.html
https://www.youtube.com/watch?v=GOBHyZgR7X4
Sonntag, 1. November 2015
ICH KANN MARTIN LUTHER NICHT LEIDEN.
Theologieprofessor & Reformer & Antisemit & fetter Mann & Fleischesfeind
Die ersten vier & die letzten vier der fünfundneunzig Thesen Luthers:
DER HASS GEGEN SICH SELBST - DAS IST DIE WAHRE HERZENSBUSSE
Luther auf dem Totenbett 16. Jht. |
1. Da unser Herr und Meister Jesus Christus spricht "Tut Buße" usw. (Matth. 4,17), hat er gewollt, daß das ganze Leben der Gläubigen Buße sein soll.
2. Dieses Wort kann nicht von der Buße als Sakrament - d. h. von der Beichte und Genugtuung -, die durch das priesterliche Amt verwaltet wird, verstanden werden.
3. Es bezieht sich nicht nur auf eine innere Buße, ja eine solche wäre gar keine, wenn sie nicht nach außen mancherlei Werke zur Abtötung des Fleisches bewirkte.
4. Daher bleibt die Strafe, solange der Haß gegen sich selbst - das ist die wahre Herzensbuße - bestehen bleibt, also bis zum Eingang ins Himmelreich.
ABTÖTUNG DES FLEISCHES
Porträt von 1528, Lucas Cranach der Ältere |
92. Darum weg mit allen jenen Propheten, die den Christen predigen: "Friede, Friede", und ist doch kein Friede.
93. Wohl möge es gehen allen den Propheten, die den Christen predigen: "Kreuz, Kreuz", und ist doch kein Kreuz.
94. Man soll die Christen ermutigen, daß sie ihrem Haupt Christus durch Strafen, Tod und Hölle nachzufolgen trachten
95. und daß die lieber darauf trauen, durch viele Trübsale ins Himmelreich einzugehen, als sich in falscher geistlicher Sicherheit zu beruhigen.
DEM HAUPT CHRISTUS DURCH STRAFEN, TOD UND HÖLLE NACHFOLGEN
http://m.welt.de/kultur/article126395361/Neuneinhalb-Thesen-gegen-Martin-Luther.html
Kunst & Kultur am Wochenende
Arbeit, vergnügte, an einem Theater im Brandenburgischen, und in Folge von Spielplaneigenheiten, die Möglichkeit Samstag & Sonntag in Berlin zu verbringen. Auch dann viel zu tun, fast zu viel, aber Freunde & Familie können gesehen und nicht nur telefonisch gehört oder digital erlesen werden, und Berlin mit Freizeit oder in diesem Fall auch ohne, aber mit dringendem Bedürfnis nach "Kultur", oder nennen wir es banaler, Futter und genügend Geld für die Eintrittskarte, ist ein Paradies.
Zwei Wochenenden, drei bürgerliche Amüsierangebote der hohen und einmal Fernsehen der besten Art. Ich habs doch ganz schön gut.
Die Berliner Festspiele präsentieren:
Im GropiusbauVon Hockney bis Holbein
Die Sammlung Würth in Berlin
Herr Würth produziert Schrauben, sehr viele Schrauben und er sammelt Kunst.
Wiki schreibt: Die Würth-Gruppe ist eine weltweit operierende, vornehmlich im Großhandel mit Produkten der Befestigungs- und Montagetechnik tätige Unternehmensgruppe. Sie entwickelte sich aus der Adolf Würth GmbH & Co. KG mit Sitz in Künzelsau.
Künzelsau, Sprechtrennung nach dem s, nicht davor!
Und über die Sammlung Würth finde ich Folgendes: Die Sammlung Würth, angelegt von dem Unternehmer Reinhold Würth, ist eine der größten und bedeutendsten Privatsammlungen von Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in Deutschland. Sie umfasst über 15.000 Werke, insbesondere der klassischen Moderne, aber auch der Renaissance.
Und er hat gesammelt. Ein Saal voll Max Ernst, mexikanische moderne Malerei gleich nebenan, Installationen, Skulpturen, Madonnen, Pop-Art und Luther und was das Zwanzigste Jahrhundert nur zu bieten hat. Die Kunstgeschichte Europas und der Amerikas auf Speed. Vieles ist toll, manches einfach viel.
Und als allerletztes eine Madonna mit Kind von Grünewald. Aus Holz, vielleicht gab es eine Plünderung oder ein Feuer, ihr Gesicht ist gespalten, sie ist verletzt. Aber das Kind ist schön und ihr Blick ernst und leicht herausfordernd. Herzzerreißend.
Im Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstrasse
Nederlands Dans Theater
Shoot the Moon
Stop-Motion
Solo Echo
Choreographie von Sol León und Paul Lightfoot und Crystal Pite
Die Körper der Zukunft, die schon jetzt ist. Perfekt. Wunderschön. In Momenten schien es als tanzten die Tänzer im rasend schnellen Vorlauf. Nur selten sah, spürte man noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern der Tanzenden, Frauen wie Männer, stark, schnell, geradezu irreal flexibel und in völliger Kontrolle. Allerdings sind die Achseln der Männer unrasiert. Doch bei aller Hochachtung, war es doch als würden einen Teil des Abends kybernetische Androiden tanzen. Kein Sex, kein bisschen Dreck, kein Schweiß, keine Irritation. Nur dann und wann, besonders wenn, so vermute ich, Parvaneh Scharafali tanzte, wurde es weit und wahr. Vermute ich, weil das Licht, mein Sitz im Rang und die Nichtbenennung der Tänzer auf den Photographien keine sicherere Aussage zuläßt.
Shoot the Moon © Rahi Rezvani
Und auf Netflix
Die Brücke – Transit in den Tod
eine mehrteilige dänisch-schwedisch-deutsche Kriminalserie
geschrieben von dem Schweden Hans Rosenfeldt mit Sofia Helin & Kim Bodnia.
Fast alle meine fernsehguckenden Bemühungen um Tatorte oder Polizeirufe verrecken nach circa 30 Minuten in unerträglichen Erstickungsgefühlen durch Sozialgewissensüberbelastung und Ungeduld ob bräsigem Erzähltempo. Depressive Täter treffen auf genauso erschöpfte Kriminalisten, die Welt ist grau und nicht gut. Ach nein, wirklich? Abschalten.
Und was machen die schwedisch-dänischen Krimimacher? Sie erzählen eine spannende Geschichte mit interessanten, eigenartigen, glaubhafte Figuren, denen ich gerne zuschaue, weil ich nicht weiß, wohin sie sich entwickeln werden und es wissen will. Sie schaffen es, dass mir ein verstörendes und krasses Gesellschaftsbild gezeigt wird, aber eben als notwendiger Teil der Handlung, nicht als Überschrift, Kommentar oder wabbeliger Zeigefinger. Die Junkies hier sind spezifische Menschen, nicht Sozialstudien, die Millionäre haben mehr zu bieten, als ihren Reichtum, sie sind unterscheidbar von anderen Reichen. Zwischen den Figuren findet überraschende Interaktion statt.
Kunst kommt von Können, nicht von Wollen, sonst hieße es Wunst. Alter Witz, aber wahr nichtsdestotrotz.
Und da ist Sofia Helin, als Saga Norén, eine autistische Ermittlerin, oder genauer, sie hat, im Film unbenannt, das Asperger Syndrom. Oscar, Lola, Palme - egal, sie sollte alle bekommen. Ganz ohne Druck, ohne Koketterie erlebe ich eine Frau, die Emotionen nicht lesen kann. Sie will und kann nicht. Sie muß allen Regeln folgen, ist brilliant, clever, schön und vollends einsam, ohne es selbst zu wrealisieren. Unglaublich. Und es wird kein Witz daraus gemacht und ist witzig. Und weil sie nicht gesellschaftsüblich fühlt, sieht sie Dinge und benennt sie, die die anderen verdrängen, und das macht sie wiederum zu einer guten Polizistin. Ein Reichtum an Details.
Sofia Helin as Saga Nor in The Bridge.
Photograph: BBC/ZDF/Carolina Romare
Doch fürcht’ ich dein Gemüt;
Es ist zu voll von Milch der Menschenliebe.
Und heute, nicht von den Festspielen, aber im Kino in den Hackeschen Höfen
Macbeth OmU
von Justin Kurzel
mit Michael Fassbender und Marion Cotillard
Doch fürcht’ ich dein Gemüt;
Es ist zu voll von Milch der Menschenliebe.
Lady Macbeth 1.Akt 5.Szene
Mal gucken!
Samstag, 31. Oktober 2015
Noch einmal meine Mutter - Das Flüchtlingsproblem
Ich weiß leider nicht mehr genau wann, aber irgendwann in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts, wurde meine Mutter von der UNO eingeladen, über Ihre Zeit als Flüchtende vor dem Hass des faschistischen Deutschlands zu sprechen. Sie wurde im zarten Alter von drei Jahren wegen Hochverrats gesucht und mußte unter abenteuerlichen Umständen ihre Heimat verlassen, als Kind einer mutigen Retterin und Junge verkleidet, weil sie zur Zeit der Flucht ihrer Eltern aus Berlin, der Hauptstadt der Bewegung (Reichstagsbrand!) gerade beim Großvater in Augsburg zu Besuch weilte.
Vor ihrem so öffentlichen Auftritt war sie entsetzlich aufgeregt und fürchtete nicht zu genügen, da sie ja nur "über sich" sprechen könne. Ich denke, es war genügend.
Lange, deutsche Sätze in Englisch und alle Frauen haben einen Beruf!
My name is Barbara Brecht. I am here because my parents Bertolt Brecht, an author, and Helene Weigel, an actress, were immigrants (or as preferred, exiles) and we two children with them.
Starting for me with Irene Grant, a quaker, who brought me out of Germany, where my parents had had to leave me, to rejoin them, on to Karin Michaelis, a writer in Denmark, who gave us our first refuge, than to Nina Santesen in Sweden, a sculptur, to Hella Wuolijoki, a writer in Finland - to Dorothy Thompson, an American journalist, who helped us to get visas, we were helped from step to step, from country to country by a strong network of helping hands.
If we had not been helped, my father would be remembered solely for the 3 Penny Opera, and I would not be standing here, and we were but one small family, one lucky family, helped in that fearful time and the time now is fearful, the helping hands are still there, like Vanessa (Redgrave), who does so much. But more, much more is needed. Please, all of you, make laws, enforce them, give time and organize money to help. From my time of flght I see, that all that helped us, were women - perhaps now the men could join in?
Mein Name ist Barbara Brecht. Ich bin hier, weil meine Eltern Bertolt Brecht, ein Autor, und Helene Weigel, ein Schauspielerin, Migranten waren (oder wie bevorzugt, Vertriebene) und wir zwei Kinder mit ihnen.
Es begann für mich mit Irene Grant, eine Quäkerin, die mich aus Deutschland herausbrachte, wo meine Eltern mich lassen hatten müssen, um wieder zu ihnen zu kommen, weiter zu Karin Michaelis, eine Schriftstellerin in Dänemark, die uns unsere erste Zuflucht gab, dann zu Nina Santesen in Schweden, eine Bildhauerin, zu Hella Wuolijoki, eine Schriftstellerin in Finnland - zu Dorothy Thompson, einer amerikanischen Journalistin, die uns half Visa zu bekommen. Uns wurde geholfen, Schritt für Schritt, von Land zu Land durch ein starkes Netzwerk von helfenden Händen.
Wenn uns nicht geholfen worden wäre, würde man sich an meinen Vater nur wegen der 3 Groschenoper erinnern, und ich würde nicht hier stehen. Und wir waren nur eine kleine Familie, eine glückliche Familie, der geholfen wurde in jener furchtbaren Zeit. Und die Zeit jetzt ist furchtbar, die helfenden Hände sind noch da, wie Vanessa (Redgrave), die so viel tut. Aber mehr, viel mehr ist nötig. Bitte, ihr alle, macht Gesetze, setzt sie durch, gebt eure Zeit und organisiert Geld, um zu helfen. Aus meiner Zeit der Flucht sehe ich, dass alle, die uns halfen, Frauen waren - vielleicht könnten die Männer jetzt mithelfen?
Das Soforthilfeprogramm des Bundes
http://www.1aus100.de/
Die sechsjährige Leloz, eines der Flüchtlingskinder im Domiz-Flüchtlingscamp im Irak.
Vor ihrem so öffentlichen Auftritt war sie entsetzlich aufgeregt und fürchtete nicht zu genügen, da sie ja nur "über sich" sprechen könne. Ich denke, es war genügend.
Lange, deutsche Sätze in Englisch und alle Frauen haben einen Beruf!
My name is Barbara Brecht. I am here because my parents Bertolt Brecht, an author, and Helene Weigel, an actress, were immigrants (or as preferred, exiles) and we two children with them.
Starting for me with Irene Grant, a quaker, who brought me out of Germany, where my parents had had to leave me, to rejoin them, on to Karin Michaelis, a writer in Denmark, who gave us our first refuge, than to Nina Santesen in Sweden, a sculptur, to Hella Wuolijoki, a writer in Finland - to Dorothy Thompson, an American journalist, who helped us to get visas, we were helped from step to step, from country to country by a strong network of helping hands.
If we had not been helped, my father would be remembered solely for the 3 Penny Opera, and I would not be standing here, and we were but one small family, one lucky family, helped in that fearful time and the time now is fearful, the helping hands are still there, like Vanessa (Redgrave), who does so much. But more, much more is needed. Please, all of you, make laws, enforce them, give time and organize money to help. From my time of flght I see, that all that helped us, were women - perhaps now the men could join in?
Mein Name ist Barbara Brecht. Ich bin hier, weil meine Eltern Bertolt Brecht, ein Autor, und Helene Weigel, ein Schauspielerin, Migranten waren (oder wie bevorzugt, Vertriebene) und wir zwei Kinder mit ihnen.
Es begann für mich mit Irene Grant, eine Quäkerin, die mich aus Deutschland herausbrachte, wo meine Eltern mich lassen hatten müssen, um wieder zu ihnen zu kommen, weiter zu Karin Michaelis, eine Schriftstellerin in Dänemark, die uns unsere erste Zuflucht gab, dann zu Nina Santesen in Schweden, eine Bildhauerin, zu Hella Wuolijoki, eine Schriftstellerin in Finnland - zu Dorothy Thompson, einer amerikanischen Journalistin, die uns half Visa zu bekommen. Uns wurde geholfen, Schritt für Schritt, von Land zu Land durch ein starkes Netzwerk von helfenden Händen.
Wenn uns nicht geholfen worden wäre, würde man sich an meinen Vater nur wegen der 3 Groschenoper erinnern, und ich würde nicht hier stehen. Und wir waren nur eine kleine Familie, eine glückliche Familie, der geholfen wurde in jener furchtbaren Zeit. Und die Zeit jetzt ist furchtbar, die helfenden Hände sind noch da, wie Vanessa (Redgrave), die so viel tut. Aber mehr, viel mehr ist nötig. Bitte, ihr alle, macht Gesetze, setzt sie durch, gebt eure Zeit und organisiert Geld, um zu helfen. Aus meiner Zeit der Flucht sehe ich, dass alle, die uns halfen, Frauen waren - vielleicht könnten die Männer jetzt mithelfen?
Das Soforthilfeprogramm des Bundes
Nach Angaben von UNICEF sind 5,5 Millionen syrische Kinder akut
hilfsbedürftig. Im Rahmen des Bundeshilfsprogramms können vorübergehend
55.000 Kinder im Alter von bis zu 17 Jahren in die Bundesrepublik
Deutschland einreisen, sofern ein finanzieller Förderer oder eine
Pflegefamilie für sie gefunden wurde.
http://www.1aus100.de/Die sechsjährige Leloz, eines der Flüchtlingskinder im Domiz-Flüchtlingscamp im Irak.
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