Donnerstag, 28. November 2013

PAUL CADMUS & MASCHA KALEKO in NEW YORK


        Paul Cadmus

        * 17. Dezember 1904 in New York City; † 12. Dezember 1999 in Weston, Connecticut 

        war ein US-amerikanischer Maler.
        Ein Künstler. Ein schwuler Künstler. Ein Künstler.



Greenwich Village Cafeteria
1934. Oil on canvas.
The Museum of Modern Art, New York
 Extended loan from United States Public Works of Art Project.
       
       Man beachte die Hand, bzw. den Handschuh mittig auf dem Boden, den einladenden
       Blick des Herrenmit lackierten Fingernägeln rechts, der gerade auf die Toilette geht,
       den Mann mit grünem Hut und deutlicher Erregung, den unauffälligen Mann, der
       links einer Frau etwas ins Ohr flüstert und so viele wilde Beine und auch viele gelbe
       Kleiderhaken. 



Eine Rent-Party oder House-Rent-Party war eine soziale Veranstaltungsform des Jazz
in den 1920er Jahren im New Yorker Stadtteil Harlem, in Chicago und anderen Städten.
Hintergrund solcher Haus-Partys war die ökonomische Situation vieler afroamerikanischer Familien. Die Mieten waren trotz häufig überbelegter Wohnungen überteuert. Eine Möglichkeit, das Geld für die Miete zu beschaffen, war die rent party, ein Ausdruck der zuerst um 1920 aufkam. Man sparte, um ein Klavier anzuschaffen und stellte dann einen Musiker, meist einen Pianisten oder eine Band ein und lud Freunde, Bekannte und Nachbarn zu sich ein. Wer zu diesen Partys kam, musste Eintritt zahlen – dieses Geld
erhielt dann der Musiker oder diese ließen „den Hut herumgehen“ . (Wiki)

 Bar Italia 1953
Smithsonian American Art Museum

Manikins, 1951
Courtesy DC Moore Gallery, NYC



Momentaufnahmen eines Zeitgenossen

Wenn unsereins „se längvitsch“ spricht,
so geht er wie auf Eiern.
Der Satzbau wackelt, und die „grammar“ hinkt.
Und wenn uns etwa ein „ti-ehtsch“ gelingt,
das ist ein Grund zum Feiern.

Nicht so der Herr, den ich im Auge habe.
Oder besser gesagt: uffm Kieker.
Dem ist alles Emigrantische fremd.
Er ist der geborene Inglisch-Spieker.
Der Forrenlängvitsch-Göttin Auserkorner.
Kommt es drauf an, so spricht der Mann
selbst Esperanto wie ein Eingeborner.

Befreit vom Zwang, gebüldet zu parlieren,
im engen Kreis, wo man einander kennt,
fährt diese Ausgeburt an Sprachtalent
des „Königs Englisch“ hoch zu Roß spazieren,
in seinem Oxford-(second hand) Akzent.

Se pörfekt Lord. Ich kenn ihn noch aus Sachsen.
Da sprach er auch des „Geenigs“ ABC.
Wie war das heimatliche weiche B
in Leibzich ihm zurzeit ans Herz gewachsen!
Den Untertanenstolz aus königstreuen Tagen
hat er auf achtundvierzig Staaten übertragen.
Der kroch in Preußen schon auf allen vieren.
Hier sinds die angelsächsischen Manieren.

Wer mit den Wölfen heult, der heult mit allen Tieren.
 
Mascha Kaléko
1945
 
 

Dienstag, 26. November 2013

"Es gab keinen Schießbefehl, sondern nur Waffengebrauchsbestimmungen."



Christa Wolf übersetzt Utopie, den Nicht-Ort mit Kein Ort Nirgends.
Prinzip Hoffnung

Genagelt
ans Kreuz der Vergangenheit
Jede Bewegung
treibt
die Nägel
ins Fleisch.
Christa Wolf

Zehn Studenten und ich haben heute, nachdem wir vorige Woche "Die Maßnahme" von Brecht und "Mauser" von Müller gelesen haben, einen Intensivkurs zur deutschen und russischen Geschichte 1905 bis 1939
absolviert. Dabei haben wir Wikipedia links liegen lassen und  Quellenstudium und Quellenvergleich betrieben. Wozu das Internet nicht alles gut ist!

Und jetzt versuche ich mir vorzustellen, wie wir, zehn sehr junge Leute und ich, keineswegs jung, von dem Riss zwischen Hoffnung und Morden, zwischen bitterer Not, die Revolte verlangt und ihrer Konsequenz, die Menschlichkeit verunmöglicht, erzählen können. Irgendwo innerhalb dieses Risses liegt wohl der magische Nicht-Ort, immer erträumt, nie von niemandem betreten.

Ich will es wissen jetzt und hier. Ich frage

...
Mit meinem letzten Atem jetzt und hier

Frage ich die Revolution nach dem Menschen.


Heiner Müller Mauser

Zitate von Margot Honecker aus der Dokumentation:

Der Sturz – Honeckers Ende


„Unsere Zeit ist eine kämpferische Zeit, sie braucht eine Jugend, die kämpfen kann, die den Sozialismus stärken hilft, die für ihn eintritt, die ihn verteidigt mit Wort und Tat, wenn nötig mit der Waffe in der Hand.“

„Es wurden Fehler in der Geschichte gemacht, die muss man bedauern, die kann man nicht nur bedauern, die muss man bedauern, aber ähäh, die von uns verlangen das wir uns dafür entschuldigen, die sollen sich erstmal dafür entschuldigen das über Jahrhunderte die Menschheit ausgebeutet wird, in Kriege gestürzt wird ähäh und die Menschheit heute noch ausgebeutet wird und bombardiert wird, sollen sie sich doch dafür entschuldigen. Warum suchen sie immer in unserer Geschichte einen Grund für Entschuldigung. Dafür haben wir uns nicht zu entschuldigen, die haben sich zu entschuldigen.“

„Ich bin auch immer mehr der Meinung, dass wir da ein Korn in die Erde gelegt haben, da wird der Samen aufgehen, es war nicht umsonst das die DDR existiert hat, man wird darauf zurückkommen. Vor allem auch in Deutschland eines Tages, wird man die Erfahrungen, die bei der revolutionären Umwälzung von einer Gesellschaft in die andere Gesellschaft gemacht werden, wird man aufgreifen.“

„Alles das, was wir geschafft haben, was wir geschaffen haben in 40 Jahren, ist nicht weg zu leugnen. Das bleibt nicht nur in Erinnerung, sondern es gibt junge Leute, die sich darauf besinnen und sagen, wir müssen eine andere Gesellschaft machen. Wie war das damals? Und viele fragen wie war das."

„Es gibt keinen Schießbefehl, sondern nur Waffengebrauchsbestimmungen. Und die unterscheiden sich nicht von den Waffengebrauchsbestimmungen anderer Länder.

Es lässt einen nicht ruhig, wenn ein junger Mensch ähäh auf diese Weise ums Leben kommt, denn das brauchte ja nicht sein. Der brauchte ja nicht über die Mauer zu klettern. Diese Dummheit mit dem Leben zu bezahlen, das ist schon bitter. Vor allen Dingen auch für die Mütter, die das betrifft.“

„Ich glaube langsam geht das den Leuten auch auf die Nerven, dass die immer wieder mit diesen alten Geschichten kommen. Das man so undifferenziert und so auf Goebbels-Manier eigentlich nicht argumentieren kann. Diese ganze Diskussion um die anders denkenden, also ich bin schon dafür und das man sich mit solchen Problemen befasst, aber es gab in der DDR auch Feinde. Also man kann doch nicht so tun, dass nach 40 Jahren Sozialismus alle überzeugt sind vom Sozialismus und das wir keine Feinde mehr hätten. Das ist der größte Quatsch, ne? Weshalb es ja schließlich auch ne Staatssicherheit gibt.“

„Erstmal ähäh lügen heute viele was zusammen warum sie politisch verfolgt wurden. Das es politische Gegner in der DDR gab und das Leute die dem Sozialismus geschadet haben der Wirtschaft die dem Volk gehörte. Das die Prozesse bekommen haben und das auch welche eingesperrt wurden, na sicher das gab`s alles. Das ist doch normal. Und dafür muss sich doch heute keiner entschuldigen, auch nicht der Staatsanwalt und der Richter, der ein gerechtes, richtiges Urteil im Namen des Volkes gesprochen hat.“

„Naja es gab Kriminelle, die sich heute als politische ähäh ähäh Opfer ausgeben, ne ganze Menge. Die kriminell gewesen sind, geben sich heute als politische Opfer aus. „Also die politischen Opfer, die wenn die antreten müssten, dass wären sicher sehr wenige die sich als „Opfer“ bezeichnen könnten."

 


Um es einmal ganz deutlich und grob auszusprechen, diese alte böse Frau ist eine stalinistische Votze. Dieses Wort verwende ich sonst nie, nie. Aber hier stimmt es, passt es, sitzt es. 
 
 

 Lenin spricht vor Soldaten der Roten Armee während der Revolution
Kamenev und Trotzki, im ersten Bild noch sichtbar, sind in der zweiten Version verschwunden.
 
Wozu das Töten und wozu das Sterben

Wenn der Preis der Revolution die Revolution ist

Die zu Befreienden der Preis der Freiheit.


Heiner Müller Mauser


Sonntag, 24. November 2013

Die Theaterwohnung 4 - Ganz allgemein und auch nicht.


Vor zehn Tagen noch ein Souterrain in Bremen in halbrenoviertem Zustand mit vier Meter Glasfront ohne Vorhänge, heute eine Pension in Rostock, ungewöhnlich gemütlich, für alle möglichen und einige unmögliche Bedürfnisse ist vorgesorgt, nur ein gewisser Hang zur Überdekorierung wäre vielleicht zu bemängeln. 

Zwischendurch zu Hause. 

Zu Hause, in dem Haus, das ich als das meinige bezeichne. Heimat in Architektur gebunden.

Warum spielt es eine Rolle, ob ich einen Lichtschalter im Dunkeln finden kann? Was macht ein Zuhause zu einem Ort an, oder besser, in dem ich mich zu Hause fühle? Die meisten Menschen lasssen sich irgendwann nieder, sie verbinden sich und ihre Lieben mit einem Ort und gehen von ihm aus hinaus in die Welt. Dies ist in meinem, freiwillig gewählten, Beruf nicht möglich, meine Möbel, zum Beispiel, lagern seid fünf Jahren in einem Container.
Also finde ich mich circa alle acht Wochen mit einer neuen Umgebung zurecht. Mal ist es schön, mal nicht, mal neigt sich das Bett meinen Bedürfnissen entgegen, mal ist es ein überweicher, durchgelegener Ort der Schlafqual. Die Farben wurden von mir unbekannten Menschen ausgewählt, wie auch die Formen. Dänemark und die Designer dänischer Massivholzmöbel bestimmen mein ästhetisches Sein weit mehr, als ich es wünsche und IKEA und der OTTO-Katalog, achja und Rattan in allen Verbiegungen. 

Ich schlafe mich sozusagen durch die Geschichte der deutschen Innendekoration.
Da ist das Zimmer der alten Dame in schwerem Gelsenkirchener Barock aus dem Möbelkatalog des Jahres 1965, oder die verschiedensten Theaterzimmer, die, da Theater stets finanziell klamm sind, dies durch ihre in langen Jahren ehrenvoll erworbene Abgewetztheit und eine bescheidene Neigung zu fleckenunempfindlichem Beigebraun illustrieren. Oder Wohngemeinschaftszimmer möbliert mit allem, was noch übrig war und sonst keiner wollte.
Manche Räume sind mit den ungelesenen Buchcluberwerbungen vieler Jahrzehnte ausgestattet, manche haben nicht mal eine Nachttischlampe. Theaterplakate sind beliebte Wandverzierung, auch um Flecken abzudecken. Entkalker für Wasserkocher ist
immer in meinem Gepäck, genau wie die Kaffeetasse, die die für mein morgenmuffliges Gehirn nötige Menge Kaffee aufnehmen kann. 
Vielleicht nur für die weiblichen Leser verständlich: man lebt sieben Wochen mit den Klamotten, die man, meist in Hast gepackt hat und deren Inhalt in keiner Weise, auf wetterliche Stimmung, Selbstempfinden oder Tageslaune reagieren kann.
In der ersten Woche wache ich manchmal auf und versuche mich zu erinnern, wo diesmal das Badezimmer ist. 
Aber dann finde ich ein Cafe mit gutem Macchiato, einen Bäcker mit knusprigen Brötchen, eine tolle Pizzeria, einen kleinen Buchladen und, wenn dann die Proben Vergnügen machen, aufregend sind und produktiv - dann geht's irgendwiem meist sogar gut - bis zur nächsten Überraschung oder, um es politisch unkorrekt zu formulieren: "Lustig ist das Zigeunerleben!"

Beispiel für Gelsenkirchener Barocck mit Deko

Freitag, 22. November 2013

Mann, der eine Leiche auf den Schultern trägt


Luca Signorelli aus Cortona
Geboren 1445
Gestorben am 16. Oktober 1523

Mann, der eine Leiche auf den Schultern trägt

Vasari schrieb etwas übertreibend:
Luca Signorelli, ein ausgezeichneter Maler....in den Arbeiten, die er in der Malerei schuf, zeigte er die wahre Methode wie man Nackte  darstellt und wie es scheinen kann, obwohl nur durch Kunstfertigkeit und Anstrengung, als wären sie lebendig.

 an excellent painter... in the works that he executed in painting he showed the true method of making nudes, and how they can be caused, although only with art and difficulty, to appear alive.

Wandmalerei in der San Brizio Kapelle im Dom von Orvieto, 1499-1502
Die Verdammten werden in die Hölle verbannt 




 


Zwei nackte junge Männer tragen einen nackten jungen Mann 
und ein angezogenes Mädchen


Selbstporträt mit Vitelozzo Vitelli
Detail aus einem größeren Gemälde
 

Theater hat auch einen Mangel an Zynismus (manchmal)


Letztens auf einer Probe in Bremen:
Eine Schauspielerin probiert König Heinrich den Fünften, das Stück über das ultimative manipulative Macho-Arschloch. Großer König, größerer Krieger, bis heute strahlendes Heldenbild des britischen Nationalstolzes. Shakespeare läßt ihn uns in Heinrich IV. kennenlernen, als jungen unzufriedenen Mann mit Vaterhass, der dann, in Heinrich V., nach gewonnener Schlacht um Agincourt, um die Tochter des besiegten französischen Königs wirbt.
"Wenn du einen Burschen von solcher Gemütsart lieben kannst, wenn du so einen möchtest, dann nimmst mich; und nimmst mich, nimmst einen Soldaten; und nimmst einen Soldaten, nimmst einen König."
oder

"Das ist nicht möglich, dass du den Feind von Frankreich liebst, Cathi-Kätchen: aber indem Sie mich lieben, sollten Sie den Freund von Frankreich lieben; denn ich liebe Frankreich so sehr, dass ich kein einziges Dorf davon hergeben will; ich will das alles ganz für mich"
oder
"Sollten denn nicht wir beide, du und ich, mit vereinten Kräften, einen Jungen zustande bringen, halb französisch, halb englisch, der mal nach Konstantinopel geht und den Türken am Bart packt? Sollten wir nicht?" 

Der triumphierende König führt die Besiegte seinen erschöpften Leuten vor, amüsiert seine Truppen mit bösartigen Bonmots, der Super-Mann unter soldatischen Männern. Comedy, Kabarett für die Truppen.
Sehr witzig und sehr ekelhaft. Die Schauspielerin machte das ganz wunderbar, beendete die Szene, schüttelte sich und sagte: "Igitt! Widerlich! Fühlt sich scheußlich an. Aber es stimmt wohl, da müssen wir es wohl so machen."

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Heute auf einer Probe in Rostock:
Zehn Studenten, des zweiten Studienjahrs, lesen Heiner Müller. Für die meisten ist es das erste Mal. "Mauser" ist ein harter Brocken, geschrieben als radikale und verzweifelte Antwort auf Brechts "Maßnahme", ja, auf die Verkrüppelung jedweder Utopie, den unauslöschbaren Makel des 20. Jahrhunderts, zwingt der Text Unerträgliches in stahlharte und fast unerträglich schöne Sprache. 

„Wozu das Töten und wozu das Sterben
Wenn der Preis der Revolution die Revolution ist
Die zu Befreienden der Preis der Freiheit.“

Wird das Töten aufhören, wenn die Revolution gesiegt hat.
Wird die Revolution siegen. 

Wie lange noch“

Geboren zwischen 1986 und 1994, ist der kalte Krieg der Systeme für sie, die wir die Jugend nennen, nur mehr ein vager Mythos. Stalin? Arbeitslager? Säuberungen? (Was für ein Begriff!) Und sie lesen, stocken, lesen wieder, stammeln, "Oh, mein Gott", grinsen, zittern, ächzen (der Text ist kompliziert), staunen, erschrecken, begreifen. Empörung, Erschrecken und Begeisterung über solche Konsequenz im Durchdenken eines Gedankens halten sich die Waage. Was für ein harter Ritt! Sie machen eine Erfahrung. Sie erleben etwas mit all ihren Sinnen. Theater kann ohne Zustimmung auskommen. Es kann uns erregt, bestürzt und fragend entlassen. 
Ich habe mich heute sehr verantwortlich gefühlt. 


Edvard Munch Der Schrei 1910
© The Munch Museum/The Munch Ellingsen Group/VBK

Donnerstag, 21. November 2013

DORMIVEGLIA


Dormiveglia, was man mit Schlafwachen übersetzen könnte, ist das italienische Wort für Halbschlaf, dieses Dämmern zwischen Wachen und Bewusstlosigkeit - einnicken, noch ein Rest von Realität hält mich hier und doch bin ich schon nicht mehr ganz von dieser Welt. Ich schlummere.  
Oder am Morgen bettwarm dösen, den letzten Traum noch zu Ende spinnen, den Schlaf noch am wegfliehenden Zipfel halten, anstatt, wie meist, schlagartig, abrupt von dort nach hier zu stürzen.

Forscher haben festgestellt, dass, wenn wir müde sind, Teile unseres Gehirns schon beginnen zu schlafen, obwohl wir noch scheinbar wach unseren Tätigkeiten nachgehen. Wir machen dann häufiger Fehler, weil halt einige Neuronen schon zu Bett gegangen sind.
Delphine haben da eine wirklich großartige Fähigkeit, sie können abwechselnd mit nur einer Gehirnhälfte schlafen, während die andere aufmerksam bleibt, wachsam nach Feinden Ausschau hält und sich darum kümmert, dass aufgetaucht wird, wenn Atemluft knapp zu werden droht.

Alles schläft, keiner wacht...

Manchmal, in diesen Wachtraumzeiten finde ich plötzlich Lösungen für langwierig durchgekaute Probleme, weiß ich plötzlich was ich wirklich fühle, ja, ist mir die Welt kein Rätsel mehr. Aber dann senkt sich eine der Waagschalen, Schlaf oder Alltag übernehmen die Zügel und ... Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.


Hypnagog & Hypnopomp

Hypnagogie bezeichnet einen Bewusstseinszustand, der beim Einschlafen auftreten kann. Eine Person im hypnagogischen Zustand kann visuelle, auditive und taktile Pseudohalluzinationen erleben, unter Umständen, ohne sich bewegen zu können. Obwohl der Person bewusst ist, dass sie halluziniert, kann sie in den meisten Fällen nicht darauf reagieren. Der Begriff wurde im 19. Jahrhundert durch den französischen Gelehrten Alfred Maury geprägt. Die traumartigen Erlebnisse in der Aufwachphase wurden vom englischen Literaten Frederick William Henry Myers Hypnopomp genannt. 
Vermutlich tritt Hypnagogie dann auf, wenn eine Person beim Einschlafen zu schnell in den REM-Schlaf, die Traumphase, absinkt. Während der REM-Phase blockiert das Gehirn die Glieder (Schlafparalyse), damit man die Bewegungen, die man träumt, nicht auch ausführt. Im Fall einer Hypnagogie ist die Person immer noch bei Bewusstsein – sie träumt, ist aber wach. (Wiki)

Hypnopomp ist ein fettes schönes Wort, oder? Schlaf und Feierlichkeit oder Gepränge, Ein Schlaf, der sich brüstet, der angibt: noch bin ich der König, noch geb ich dich nicht her.


Träumender Buddha aus Java

Halb Schlaf 
für Uwe Johnson

Und wie in dunkle Gänge
mich in mich selbst verrannt,
verhängt in eigne Stränge
mit meiner eignen Hand:

So lief ich durch das Finster
in meinem Schädelhaus:
Da weint er und da grinst er
und kann nicht mehr heraus.

Das sind die letzten Stufen,
das ist der letzte Schritt,
der Wächter hört mein Rufen
und ruft mein Rufen mit

aus meinem Augenfenster
in eine stille Nacht;
zwei rufende Gespenster:
eins zittert und eins lacht.

Dann schließt mit dunklen Decken
er meine Augen zu:
jetzt schlafen und verstecken
und endlich Ruh.

Thomas Brasch im Herbst 1982

Witz: Heute Morgen im Halbschlaf an den Wecker gekuschelt und Freundin an die Wand geworfen. Irgendwas ist immer.

Dienstag, 19. November 2013

Windstille und dann nicht mehr




Vincent Van Gogh  
See-Landschaft bei Saintes Maries de la Mer 1888


MEERES STILLE
  
Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.

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GLÜCKLICHE FAHRT
Die Nebel zerreißen,
Der Himmel ist helle,
Und Äolus löset
Das ängstliche Band.
Es säuseln die Winde,
Es rührt sich der Schiffer.
Geschwinde! Geschwinde!
Es teilt sich die Welle,
Es naht sich die Ferne;
Schon seh ich das Land!
Johann Wolfgang von Goethe
1796 in Schillers Musenalmanach erschienen

Willem Van de Velde the Younger
1664 Die holländische Flotte in Guinea


 

DER WELTTOILETTENTAG!


Happy Toilet, Healthy Life

Heute ist der Welttoilettentag!

Wiki sagt: Als Welttoilettentag wurde der 19. November erstmals 2001 von der Welttoilettenorganisation ausgerufen. 

Am 24. Juli 2013 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig auf Vorschlag Singapurs, den 19. November zum Welt-Toiletten-Tag der Vereinten Nationen erklärt, im Kampf für Sanitäranlagen. Hintergrund ist das Fehlen ausreichend hygienischer Sanitäreinrichtungen für mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung und dadurch bedingt verschmutztes Wasser sowie wasserbürtige Krankheiten, was gesundheitliche und sozio-ökonomische Folgen nach sich zieht.

loo2go - Deutschlands erste Klosuchmaschine:

- über 42% der Weltbevölkerung haben nicht den Luxus einer Toilette
- Ziel bis 2015 soll diese Zahl auf 21% senken werden, sportlich!

- Ein Gramm Fäkalien enthält rund 10 Millionen Viren, 1 Millionen Bakterien und 1.000 Parasiten
- 2.600.000.000 Menschen haben keine Möglichkeit eine sanitäre Einrichtung zu nutzen
- jährlich sterben über 1.800.000 Menschen an den Folgen, dass sie keine sanitären   Einrichtungen benutzen können, die meisten sind Kinder
- ein grundsätzliches Menschenrecht sollte eine zweckmäßige Toiletten sein
- Jack Sim gründete 2001 in Singarpur die Welttoilettenorganisation(WTO)
- Aufklären und Aufmerksamkeit soll der jährliche Welttoilettentag bringen
- Die Aktion "I squatted for Worldtoiletday" - soll Aufmerksamkeit erregen



http://www.worldtoilet.org/
http://www.nordbayern.de/nuernberger-nachrichten/sonntagsblitz/eine-gerauschprinzessin-gegen-furze-1.482755 

Und es ist heute auch der Internationale Männertag (seit 1999), nicht zu verwechseln mit dem Weltmännertag, der jährlich am 3. November stattfindet!

Samstag, 16. November 2013

Die Schönheitskönigin von Philadelphia



MISS PHILADELPHIA 1921




MISS PHILADELPHIA 1924




Wiki sagt: Philadelphia, die Stadt der brüderlichen Liebe (griech. philia=Liebe & adelphos=Bruder), ist eine Stadt im US-Bundesstaat Pennsylvania. Mit 1.526.006 Einwohnern (2010) ist sie die fünftgrößte Stadt der Vereinigten Staaten und die größte des Bundesstaates Pennsylvania. 

Wiki sagt aber auch: Philadelphia ist ein Stadtteil von Storkow im Landkreis Oder-Spree und befindet sich am Storkower Kanal zwischen Kummersdorf im Norden, Groß Schauen im Süden, Görsdorf im Westen und Storkow im Osten. Der Ort wurde 1713 das erste Mal unter dem Namen „Hammelstall“ urkundlich erwähnt und 1792 als Philadelphia bezeichnet.

Wie Philadelphia in Brandenburg zu seinem Namen kam:

Ich habe eine andere Geschichte gehört, die, wenn auch unwahr, doch schöner ist. Eine größere Gruppe hoffnungsvoller Auswanderer stellten bei der Ankunft in Hamburg fest, dass der Mann, der ihnen die Schiffsbillets für die Überseefahrt verkauft hatte, ein Betrüger gewesen war und sie nun, nahezu mittellos und mit all ihrer weltlichen Habe in deutschen Landen bleiben mußten. Sie gründeten dann das Dorf Philadelphia, nannten es also nach der Stadt, in die sie ursprünglich hatten reisen wollen.

Ungewöhnliche deutsche Ortsnamen, u.a.: Ägypten in Niedersachsen, Kanada in Thüringen und Waterloo in Brandenburg.


MISS PHILADELPHIA (USA) 2013


Francesca Ruscio, Miss Philadelphia 2013


Die Auswanderer

Ich kann den Blick nicht von euch wenden;
Ich muß euch anschaun immerdar:
Wie reicht ihr mit geschäft'gen Händen
Dem Schiffer eure Habe dar!

Ihr Männer, die ihr von dem Nacken
Die Körbe langt, mit Brot beschwert,
Das ihr aus deutschem Korn gebacken,
Geröstet habt auf deutschem Herd;

Und ihr, im Schmuck der langen Zöpfe,
Ihr Schwarzwaldmädchen, braun und schlank,
Wie sorgsam stellt ihr Krüg' und Töpfe
Auf der Schaluppe grüne Bank!

Das sind dieselben Töpf' und Krüge,
Oft an der Heimat Born gefüllt!
Wenn am Missouri alles schwiegen
Sie malten euch der Heimat Bild:

Des Dorfes steingefaßte Quelle,
Zu der ihr schöpfend euch gebückt,
Des Herdes traute Feuerstelle,
Das Wandgesims, das sie geschmückt

Bald zieren sie im fernen Westen
Des leichten Bretterhauses Wand;
Bald reicht sie müden braunen Gästen,
Voll frischen Trunkes, eure Hand.

Es trinkt daraus der Tscherokese,
Ermattet, von der Jagd bestaubt;
Nicht mehr von deutscher Rebenlese
Tragt ihr sie heim, mit Grün belaubt.

O sprecht! warum zogt ihr von dannen?
Das Neckartal hat Wein und Korn;
Der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen,
Im Spessart klingt des älplers Horn.

Wie wird es in den fremden Wäldern
Euch nach der Heimatberge Grün,
Nach Deutschlands gelben Weizenfeldern,
Nach seinen Rebenhügeln ziehn!

Wie wird das Bild der alten Tage
Durch eure Träume glänzend wehn!
Gleich einer stillen, frommen Sage
Wird es euch vor der Seele stehn.

Der Bootsmann winkt! - Zieht hin in Frieden:
Gott schütz' euch, Mann und Weib und Greis!
Sei Freude eurer Brust beschieden,
Und euren Feldern Reis und Mais!




Ferdinand Freigrath aus "Gedichte" 1838




Phalaenopsis Philadelphia (schilleriana x stuartiana)
 Ist das ein toller Name für eine Orchidee, oder was?


 

Freitag, 15. November 2013

Jessie Tarbox Beals 2 - New York


Die Kanadierin Jessie Tarbox Beals, eine der ersten professionellen Photographinnen, starb 1942 im Alter von 71 Jahren bettelarm im Bellevue Hospital in New York, der Stadt, in der sie den größten Teil ihres Lebens gelebt und gearbeitet hatte.

Eine Italienische Emigranten-Familie in der Küche ihrer Wohnung in New Yorker East Side, 1910

"Ich kam nach Amerika, weil ich gehört hatte, die Strassen wären mit Gold gepflastert. Als ich hier ankam, begriff ich drei Dinge -  Erstens: Die Strassen waren nicht mit Gold gepflastert, zweitens: sie waren gar nicht gepflastert und drittens: von mir wurde erwartet, sie zu pflastern." 
Unbekannter Einwanderer im Dokumentarfilm "The Golden Door"

Schüler in einer öffentlichen Schule in New York beim Mittagessen, 1919


 Frauen in akademischer Kleidung bei einer Suffragetten-Demonstration in New York um 1910 © Hulton-Deutsch Collection/CORBIS


Familie auf einem Hinterhof in New York um 1910