Freitag, 8. November 2013

Théodore Géricault




EIN VERSTÖRENDER ROMANTIKER


 
 Irre oder die Besessenheit vom Neid 1822

Wiki schreibt: 
Jean-Louis André Théodore Géricault wurde am 26. September 1791 in Rouen in Frankreich geboren und starb am 26. Januar 1824 in Paris. Er war ein französischer Maler und Vertreter der Romantik.

Rückansicht von Pferden


GÉRICAULT. BILDER AUF LEBEN UND TOD
18. OKTOBER 2013 - 26. JANUAR 2014
Schirn Kunsthalle Frankfurt 


Im Herbst 2013 präsentiert die SCHIRN die erste Einzelausstellung zu Théodore Géricault (1791–1824) in Deutschland. Sie rückt zwei der zentralen Themenkomplexe des bedeutenden französischen Malers der romantischen Schule in den Mittelpunkt: das physische Leiden des modernen Menschen, wie es eindrücklich in Stillleben von abgeschnittenen Köpfen und Gliedmaßen als das Ineinander von Leben und Tod zum Ausdruck kommt, sowie die psychische Qual, wie sie seine Porträts von Geisteskranken zeigen. Diese komplett neuartigen Darstellungen von existenziellen Situationen, von Wahnsinn und Krankheit, von Leiden und Tod stehen beispielhaft für Géricaults besondere Modernität, die solchen mit Abscheu und Ekel besetzten Sujets Bildwürdigkeit und eine verstörende Aktualität verleiht.

Abgetrennte Körperteile - Studie

Angesiedelt zwischen dem romantischen Geschmack an Horror und dem unsentimentalen Blick der Wissenschaft spielte Géricault mit seinen Bildern von Wahnsinn und Tod bei der Konstituierung und Sichtbarmachung des modernen Subjekts eine entscheidende Rolle. Im Dialog mit Arbeiten von Zeitgenossen wie Francisco de Goya, Johann Heinrich Füssli oder Adolph Menzel stellt die Schau das traditionelle Verständnis von Realismus und Romantik als zwei einander ausschließende Epochenstile in Frage.

Eine Ausstellung der Schirn Kunsthalle Frankfurt und des Museum voor Schone Kunsten, Gent



Théodore Géricault 
Möglicherweise ein Selbstporträt kurz vor seinem Tod 1924
oder eine Vorstudie für das Floß der Medusa

Steppenwolf - Für Herrn G.


Den Steppenwolf habe ich, wie viele meiner Generation, in der Oberschulzeit gelesen und war dann fest davon überzeugt, dass auch in mir ein Wolf zu finden sei, wenn ich nur intensiv genug nach ihm suchen würde. Es steppenwolfte gehörig in meinem Abiturjahrgang. Und manche haben auch geglasperlenspielt. Das Buch war mir allerdings schon damal zu mühselig.

Ich wage es nicht Steppenwolf heute nochmals zu lesen. Warum? Weil ich das Gefühl habe, es ist in meiner Pubertät gut aufgehoben gewesen, es braucht das kritische, mäklige Auge der lang schon Erwachsenen nicht? Oder möchte ich die leicht verschwommene und vielleicht auch verklärte Erinnerung, an die Zeit in meinem Leben, die man allgemeinhin Jugend nennt, nicht genauer überprüfen? 



GEDICHT VOM STEPPENWOLF

Ich Steppenwolf trabe und trabe,
Die Welt liegt voll Schnee,
Vom Birkenbaum flügelt der Rabe,
Aber nirgends ein Hase, nirgends ein Reh!

In die Rehe bin ich so verliebt,
Wenn ich doch eins fände!
Ich nähm’s in die Zähne, in die Hände,
Das ist das Schönste, was es gibt.

Ich wäre der Holden so von Herzen gut,
Fräße mich tief in ihre zärtlichen Keulen,
Tränke mich satt an ihrem hellroten Blut,
Um nachher die ganze Nacht einsam zu heulen.

Sogar mit einem Hasen wäre ich zufrieden,
Süß schmeckt sein warmes Fleisch in der Nacht -
Ach, ist denn alles von mir geschieden,
Was das Leben ein bißchen fröhlicher macht?

An meinem Schwanz ist das Haar schon grau,
Auch kann ich nicht mehr ganz deutlich sehen,
Schon vor Jahren starb meine liebe Frau.
Und nun trab ich und träume von Rehen,

Trabe und träume von Hasen,
Höre den Wind in der Winternacht blasen,
Tränke mit Schnee meine brennende Kehle,
Trage dem Teufel zu meine arme Seele.
 
„[…] es ist die Geschichte eines Menschen, welcher komischerweise darunter leidet, dass er zur Hälfte ein Mensch, zur Hälfte ein Wolf ist. Die eine Hälfte will fressen, saufen, morden und dergleichen einfache Dinge, die andere will denken, Mozart hören und so weiter, dadurch entstehen Störungen, und es geht dem Mann nicht gut, bis er entdeckt, dass es zwei Auswege aus seiner Lage gibt, entweder sich aufzuhängen oder aber, sich zum Humor zu bekehren.“
Hermann Hesse, aus einem Brief an Georg Reinhart, 18. August 1925
©  Gret Widmann, 1926

Fragen Sie Reich-Ranicki

Aus dem FAZ Feuilleton vom 25.9.2006

Warum zählen Sie Hesse in Ihrem Buch „Sieben Wegbereiter“ nicht zu den einflußreichsten Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts? Raban von Arnim, Bonn

Reich-Ranicki: In den „Sieben Wegbereitern“ habe ich über Schriftsteller geschrieben, die mich schon in ihrer Jugend, in den dreißiger Jahren, interessiert und auch fasziniert haben. Schnitzlers Novellen, die Romane Döblins und, vor allem, Thomas Manns, die frühe Prosa Musils, Kafkas Gleichnisse, Tucholskys Feuilletons und die Lyrik des jungen Brecht - das alles übte auf mich eine beinahe magische Anziehungskraft aus.
Zunächst hat das mit der außerordentlichen Qualität dieser Literatur zu tun. Hinzu kam noch ein aktueller Umstand: Es handelte sich um Autoren, die im „Dritten Reich“ verboten oder zumindest unwillkommen waren. Oder sie waren, wie Kafka und Schnitzler, schon tot, doch als Juden verfemt. Zur Attraktivität, die man immer verbotenen Früchten nachsagt, gesellte sich noch ein anderer, keineswegs schwächerer Reiz - jener der Modernität. Wahrscheinlich habe ich es damals eher gespürt und geahnt als tatsächlich begriffen, daß mit den frühen Büchern dieser Autoren eine neue Epoche der deutschen Literatur begonnen hatte. Aus diesen Wegbereitern wurden dann meine Wegbegleiter.
Das alles gilt für Hesse eben nicht. Seit dem Ersten Weltkrieg lebte er in der Schweiz, seit 1923 war er Schweizer Staatsangehöriger. Den Nazis stand er nie nahe. Er war ein Rebell und ein Anarchist, doch vor allem ein Poet. Sein Werk bietet eine Mischung aus deutschromantischer Tradition und moderner Psychologie, aus Idyllik und Zivilisationsverachtung. Mit der heftigen Kritik des bürgerlichen Lebens verbindet sich bei ihm die Sehnsucht nach einer soliden und stabilen, schließlich doch bürgerlichen Ordnung.
Hesse, vor allem Lyriker, Romancier und Novellist, war außerordentlich erfolgreich, viele seiner Bücher erreichen noch heute sehr hohe Auflagen. Er hatte den Ruf eines strengen Sehers mit zarter Stimme und zugleich eines jugendbewegten Klassikers der Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts.
Zu den vielen, sehr vielen enthusiastischen Lesern Hesses gehörte ich nicht, vielleicht mit Ausnahme meiner frühen Gymnasialjahre. Für einen Wegbereiter der deutschen Literatur habe ich ihn nie gehalten. Daß ich aber sein Werk nicht unterschätze, davon konnte man sich unlängst überzeugen, als der von mir herausgegebene Kanon der deutschen Literatur veröffentlicht wurde: Hesse ist in vier der fünf Teile dieses Kanons vertreten.
In der Kassette mit Erzählungen gibt es zwei größere Arbeiten von Hesse: „Knulp“ und „Klein und Wagner“. Im essayistischen Teil finden sich Hesses Aufsätze „Deutsche Erzähler“ und „Notizen zum Thema Dichtung und Kritik“. In den Romanteil habe ich nicht etwa den „Steppenwolf“ aufgenommen. Als ich ihn in meiner Jugend zum ersten Mal las, war ich entzückt, nach der zweiten Lektüre enttäuscht und nach der dritten entsetzt. Daß der Leser aus Hamburg seinem literarischen Geschmack von ehedem mißtraut und daß er sich fürchtet, ihn zu überprüfen, mag nicht unverständlich sein, ist mir aber ziemlich fremd. Für den Romankanon schien mir „Unterm Rad“ geeigneter als der „Steppenwolf“...

 
Herman Hesse

Sonntag, 3. November 2013

Es werde Licht! - Rjukans Sonnenspiegel


"Besser ist es, Licht anzuzünden, als auf die Dunkelheit zu schimpfen."

Zweimal bekam eine kleine norwegische Stadt, die ob ihrer Lage in einem von Bergen umgebenen Tal, dem Vestfjordalen, im Winter bei tiefstehender Sonne, für fast sechs Monate kaum Sonnenlicht kannte, Licht geschenkt. Das erste Mal, 1928, als die Firma Norsk Hydro dem Ort eine Seilbahn spendete, so dass die Einwohner immer mal wieder auf die Bergspitze fahren konnten, um die Sonne zu sehen und zu spüren. Und nun hat der norwegische Künstler Martin Andersen, mit Hilfe von öffentlichen Geldern und Sponsoren, drei riesige Spiegel auf einen Berg gebaut, die dem Sonnenlicht folgen, es einfangen und dann auf den Marktplatz von Rjukan senden. Die Einwohner begrüßten die Sonne mit Sonnenbrillen, Drinks und norwegischen Flaggen.
Es werde Licht!




Krossobanen ist der Name einer Luftseilbahn in der norwegischen Stadt Rjukan südlich des Nationalparks Hardangervidda. Die Pendelbahn ist die älteste Seilbahn Nordeuropas. Sie wurde 1928 von Adolf Bleichert & Co. aus Leipzig-Gohlis erbaut und war ein Geschenk der Firma Norsk Hydro an die Einwohner Rjukans. (Wiki)


"Macht doch den zweiten Fensterladen auf, damit mehr Licht hereinkomme." Johann Wolfgang von Goethe, letzte Worte, am 22. März 1832

http://www.spiegel.de/reise/aktuell/rjukan-in-norwegen-spiegel-bringen-sonne-im-winter-a-930901.html 

Die blaue Kabine der Krossobanen wird von den Einheimischen gern "Die Blaubeere" und die rote Kabine gern "Die Preiselbeere" genannt.



Noch als Splitter zum Thema:

Von Archimedes heißt es, er habe, als eine römische Flotte seine Heimatstadt Syrakus angriff, einen Riesenspiegel aus Silber und Bronze bauen lassen, der das Sonnenlicht bündelte und die Flotte in Flammen aufgehen ließ. Amerikanische Wissenschaftler haben versucht diese Waffe nachzubauen, aber außer einem ganz kleinen, leicht austretbaren Feuerchen ist nix passiert. Und das auch nur, als das Schiff auf 25 Meter an die Sonnenstrahlenwaffe herangekommen war.

Isaac Asimov hat eine merkwürdige Kurzgeschichte geschrieben:  
"Und Finsternis wird kommen ...". Auf einem Planeten, der stets Taglicht hat, da er immer von einer seiner sechs Sonnen beschienen wird, gibt es den Mythos, dass alle 2500 Jahre, das Licht für eine Nacht verschwindet, Dunkelheit herrscht und man die Sterne sehen kann. 
Der Mythos erweist sich als wahr. In dieser Nacht bricht der Wahnsinn aus, die Menschen legen Feuer, um der Finsternis und dem Anblick der Unendlichkeit des sternenerfüllten Universums zu entgehen. Die Zivilisation geht unter, um in den nächsten 2500 Jahren wieder erschaffen zu werden. 

Und noch ein Letztes via Burkhard Ritter:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/brennglas-effekt-hochhaus-in-london-schmilzt-jaguar-a-920447.html

 

Freitag, 1. November 2013

OSKAR KOKOSCHKA



OSKAR KOKOSCHKA


Marianne Maquis, 1942. Tate, London, 
© Fondation Oskar Kokoschka / VBK, Wien, 2008

1942 - Die sowjetische Armee bekämpft die Deutschen Invasoren im Osten. Die Regierungen von Großbritannien und den USA verzögern  die Eröffnung der 
Zweiten Front im Westen. Mit Marianne-Maquis kritisiert Kokoschka diese Verzögerungstaktik. Winston Churchill und General Montgomery trinken Tee 
im Café de Paris in Soho. Die zentrale Figur ist Marianne, die traditionelle 
Personifizierung Frankreichs, nun verbunden mit der ‘Maquis’, der 
Französischen Resistance.

 Die Tänzerin Bessie Bruce 1910 im Lungensanatorium in Montreux
© Fondation Oskar Kokoschka


Altenberg über Bessie Bruce, die Geliebte seines Freundes Adolf Loos: 
"My most most beloved and adorated girl-baby Bessie Bruce!"
  
Schwindsüchtige

Sie müssen ruh'n und wieder ruh'n,
Teils auf den patentierten Liegestühlen
Sieht man in Wolle sie und Wut sich wühlen,
Teils haben sie im Bette Kur zu tun.

Nur mittags hocken krötig sie bei Tisch
Und schlingen Speisen: fett und süß und zahlreich.
Auf einmal klingt ein Frauenlachen, qualreich,
Wie eine Aeolsharfe zauberisch.

Vielleicht, daß einer dann zum Gehn sich wendet,
– er ist am nächsten Tage nicht mehr da –
Und seine Stumpfheit mit dem Browning endet...

Ein andrer macht sich dick und rund und rot.
Die Ärzte wiehern stolz: Halleluja!
Er ward gesund! (und ward ein Halbidiot...)


Alfred Henschke
alias Klabund


Theater hat auch Autisten


Heute im Theater am Goetheplatz in Bremen Die Räuber von Friedrich Schiller.
Es sei hiermit im Vornherein zugegeben, dass ich, wie mancher andere auch, dem Abend nicht bis zum Ende beigewohnt habe.

Leere Bühne, ein nackter, gut aussehender Mann tritt auf und beklagt seine Häßlichkeit. Ah, es ist Franz Mohr. Wunderbar schnell und klar gesprochen, rast er durch Monologe und die erste Szene mit Vater Mohr. Die Spielweise ist klassisch, verstellte Stimme für den Vater, wiederholende Gesten, ironisches Denken, wenig Humor, nur ist er halt nackt. 
Vielleicht weil bei Schiller der Satz "Nun sollt ihr den nackten Franz sehen und euch entsetzen!" fällt? 

Amalia tritt auf, sie ist offensichtlich nicht glücklich, träumt sich in Musik fort, wird durch Franz, der nunmehr eine Trainingshose in dezentem hellgrau trägt, gestört und öffnet geschwind, zum Zeichen ihrer Abneigung, ihre blaue Sportjacke, unter der sie eine Bluse mit nervösem Muster und roter Bordüre zum blauen bodenlangen Rock trägt. 
Sie wird in jeder Szene eine andere Perücke und ein anderes, unkleidsames Outfit tragen. Warum? Sucht sie nach ihrer Rolle? Hat multiple Persönlichkeiten? Alle Frauen stecken in einer Frau?

Man waren die Kostüme häßlich! Ich überlege ernsthaft eine Petition, zwecks Durchsetzung eines allgemeinen Verbotes von Sportkleidung auf Bühnen deutscher Stadttheater, aufzusetzen. So viele gut gebaute Männer in solch, aussagefreien, sackartigen Schlabberhosen. Die theatrale Jogginghose ist heute, was der Militärmantel in den 90ern und die Kunstleder-Amöbenmuster-Perlon-Mode um die Jahrtausendwende war. Verhäßlichung um ihrer selbst willen ist noch keine Kunstaussage.

Auftritt des Bastards Hermann.  
Die im halbleeren Saal anwesenden Gymnasiasten verlieren jetzt wahrscheinlich endgültig den Faden. 
Hermann trägt eine mittelblaue Kordhose und kein Hemd, aber einen runden Bauch. Er darf sich nicht bewegen und nicht gestikulieren und muß ganz gerade und ohne Erregung sprechen, wohl damit er sich von den Mitgliedern der Familie Mohr, die alle eine Neigung zur Hysterie haben, absetzt.

Vater Mohr erzählt gern ausgiebig über Szenen aus Hollywood-Filmen. Amalia versucht, ein wirklich feiner Einfall, seine Hand zum Zittern zu zwingen, er soll so alt sein, wie sie ihn braucht. 
Karl kommt spät, und muß alle Räuber mitspielen und, durchgehend und zunehmend, sehr leidenschaftlich-verzweifelt-intensiv-außer sich sein.
Immer wieder und über lange Strecken Dröhnen unter dem Text, oder ist es Musik?

Die Schauspieler sind nahezu ausnahmelos erstklassig, aber sie werden in einen situationsfreien Raum ohne historische oder soziale Ortung geworfen und sollen ausschließlich durch Zuständlichkeiten, emotionale Druckkraft und allgemeine Erregtheit das erzählen, was sicher als Film im Kopf des Regisseurs von großartiger Tiefe und Bedeutsamkeit ist.
Das Publikum, obwohl ständig direkt von der Rampe aus angesprochen, dient nur als Objekt der Belehrung, nicht als Gesprächspartner. Ihr versteht nicht was wir tun, und das ist euer Problem, frei nach der Fishermen's Friend Werbung:
Sind wir zu stark, bist Du zu schwach!  

Das selbstreferentielle, geradezu manische Interesse der theaterschaffenden Mittelschicht, zu der ich übrigens auch gehöre, an den eigenen, ins Gigantische vergrößerten Nöten läßt hier scheinbar keinen Austausch zwischen Oben und Unten mehr zu.

Vor einem Jahr im Maxim-Gorki-Theater Die Räuber von Antú Romero Nunes inszeniert. Was für eine andere Theaterwelt.


Das abschließende Disney Schluß-Tableau habe ich verpasst.


Donnerstag, 31. Oktober 2013

Lachkrampf


ICH HABE HEUTE VIEL, SEHR VIEL GELACHT.


Worüber?
Darüber!
Wirklich?
Wirklich.
Warum?
Darum!


Das Lachen wird ... durch gewisse Gefühlseindrücke (wie beispielsweise beim Kitzeln) hervorgerufen und dient als Mittel zum Ausgleich des durch jene Eindrücke verursachten Reizes. Die Reflexbewegung des Lachens kann leicht zu einer Art von Krampf ausarten, dem Lachkrampf. ... Aus sozialpsychologischer Sicht ist exzessives Lachen geradezu ein Sieg des Körpers über die Macht des dominierenden Verstandes. (Wiki)



Der Talkshow-Moderator einer Sendung des holländischen Fernsehens zum Thema "Medizinische Behandlungsfehler" verfällt, in Reaktion auf die ungewöhnlich hohe Stimme eines seiner Talkgäste, infolge eines eben solchen ärztlichen Versagens, in einen immer schwerer beherrschbaren Lachkrampf, ein Zuschauer wird befragt und antwortet im sonoren Bass, der Moderator gibt sich endgültig dem Lachen hin, die Gäste verlassen brüskiert das Studio.

http://www.youtube.com/watch?v=aQa3R3wczAU

Seit sechs Wochen graben wir uns durch die wiedererkennbaren und darum umso grässlicheren Kämpfe der englischen Herrscher in Shakespeares Königsdramen - heute Heinrich V. - ein König entwickelt Krieg zur perfekten Ganztagsbeschäftigung seiner Bürger. 
Der Text bietet manipulative Geschichtsverfälschung, kalten Zynismus, Terrordrohungen, Beschreibungen von Vergewaltigung und Brandschatzung, Kriegspoesie, Dinge, die gemeinhin eher nicht zu den besonders lustigen gerechnet werden. Und was tun wir? Wir arbeiten, schwitzen, denken, probieren aus und brechen zwischendurch und hinterdrein immer wieder in nicht wirklich begründbare Lachorgien aus. Es wird in einem fort gemordet und gestorben, Städte werden in Schutt und Asche zerlegt, halb Frankreich verblutet auf dem Schlachtfeld vor Agincourt und wir kichern, gurgeln, hicksen, glucksen, prusten, lachen, ja brüllen vor lachen. Totgelacht hat sich, Gott sei Dank, noch keiner, nicht mal kaputtgelacht, obwohl ein Gesicht und auch ein Bauch schon arg schmerzen können, bei einer Lachattacke - einem Lachenangriff. 
Herrlich meschugge und ein wenig Hysterie war auch dabei - Shakespeare-Mord-Tod-Wut Überdosis?

  Jack Nicholson lacht in Kubricks "Shining"
 
ALBERN: Das althochdeutsche alawari („freundlich“) verwandelte sich im Mittelhochdeutschen ins Negative: alwære bedeutete „einfältig“.

Der Frankfurter Dichter Robert Gernhardt und die Tübinger Hirnforscherin Barbara Wild über Komik, Karneval und den Sinn des Lachens
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46046468.html

Kann man sich wirklich totlachen?
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/1000-fragen-kann-man-sich-wirklich-totlachen-a-599167.html

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Der Fuchs


Bauernregel: 
 Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei.
Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei<br /><br /> Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon<br /> von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html'>http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html</a>
Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei<br /><br /> Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon<br /> von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html'>http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html</a>


 
 Der Fuchs und der Holzhacker

Ein vor Jägern fliehender Fuchs fand, nachdem er lange in der Wildnis 
herumgelaufen war, endlich einen Holzhacker und bat denselben inständig, 
ihn doch bei sich zu verbergen. Dieser zeigte ihm seine Hütte, worauf der Fuchs 
hineinging und sich in einem Winkel versteckte. Als die Jäger kamen und sich bei 
dem Manne erkundigten, so versicherte dieser zwar durch Worte, er wisse nichts, 
deutete aber mit der Hand nach dem Orte hin, wo der Fuchs versteckt war. 
Allein die Jäger hatten nicht darauf geachtet und entfernten sich sogleich wieder. 
Wie nun der Fuchs sie fortgehen sah, ging er wieder heraus, ohne etwas zu sagen; 
und als der Holzhacker ihm Vorwürfe machte, daß er ihm, durch den er doch gerettet worden sei, keinen Dank bezeuge, drehte sich der Fuchs nochmals um und sprach: 
»Ich wüßte dir gerne Dank, wenn die Werke deiner Hand und deine Gesinnung 
mit deinen Reden im Einklange ständen.«
 
Aesop



FUCHSTEUFELSWILD

Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm heißt es zu dem Adjektiv:  
so aufgebracht, als wenn man ganz des teufels wäre, im höchsten grade 
 aufgebracht: da wurd dir nun das männchen fuchsteufelswild. 
FR. MÜLLER 1, 233. der ausdruck ist demnach stärker als fuchswild. 
tirolisch, bei SCHÖPF 157; kärnt. fuchstoiflwilde. LEXER 104; zu 
Iglau fuxtaiflswild. FROMMANN mundarten 5, 469. Das Adjektiv fuchswild 
ist schon im 16. Jahrhundert belegt (unter anderem bei Hans Sachs). 
Auf eine Erklärung verzichtete das Wörterbuch. R. Becker dachte an einen 
Zusammenhang von fuchsen mit dem alten Wort ficken. d.h. kurz und rasch 
hin und her fahren, zuschlagen, peitschen.


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im Oktober


die Farbe platzt ab von den Augen
während der Tag überm Dach den Wind
antreibt und Geruch nach Weihrauch
aus einem Gebüsch steigt Bussardrufe
unablässig tönen und Flugzeuge aller Arten
Passanten sind hier überall promenieren
wie in der Stadt Hunde voran und
leichtes Schuhwerk an den Füßen
während die Landschaft sich vernutzt
unter den täglichen Blicken
werden die Farben von Tag zu Tag
kühner platzen ab von den Augen

Katharina Hacker

Katharina Hacker (* 11. Januar 1967 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche 
Schriftstellerin. Ihr Schaffen umfasst erzählende und essayistische Prosa 
sowie Übersetzungen aus dem Hebräischen. (Wiki)


Sonntag, 27. Oktober 2013

BERLIN - WIEN eine wunderbare Ausstellung in der Berlinischen Galerie


BITTE HINGEHEN & ANGUCKEN & FREUEN!


Franz Lerch, Mädchen mit Hut, 1929

Hingehen. Unbedingt hingehen. Bitte, bitte hingehen. Auf jeden Fall hingehen. 
Unter allen Umständen hingehen. Sonst verpasst ihr etwas sehr Schönes! Das wär doch blöd, oder? Also, hingehen!

Egon Schiele, Nackte mit kariertem Pantoffel, 1917

Wien Berlin
Kunst zweier Metropolen

Von Schiele bis Grosz

 Rudolf Wacker, Zwei Köpfe, 1932

Künstler (Auswahl)
Hans Baluschek, Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Carry Hauser, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Ernst-Ludwig Kirchner, Erika Giovanna Klien, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Broncia Koller-Pinell, Max Liebermann, Jeanne Mammen, Ludwig Meidner, Koloman Moser, Max Oppenheimer, Emil Orlik, Christian Schad, Egon Schiele, Max Slevogt.

 Ernst Ludwig Kirchner, Frauen auf der Straße, 1915

Die DDR und der Atomschlag - Irrsinn selbst erlebt


Ungenaue Erinnerungen:
Das Jahr ist 1976, ich bin Schülerin der 11. Klasse am Grauen Kloster oder, wie sie  offiziell genannt wird, der Zweiten Erweiterten Oberschule in Berlin Mitte am Hausvogteiplatz. Jeden Morgen führt mich mein Schulweg am Französischen Dom vorbei, an dem ein einsamer Steinmetz Restaurationsarbeiten durchführt, ich habe nie mehr als diesen einen Mann gesehen.
Ein neues Lehrfach wird eingeführt: der Wehrkundeunterricht. In meiner Erinnerung lautete der erste Satz des Lehrbuchs: "Der Feindesangriff kann Dich in der Schule, beim Sport oder in der Freizeit treffen." 
Wir marschieren im unregelmäßigen Gleichschritt durch die eckigen Umgänge unsereres Schulgebäudes, das einstmals ein Gefängnis oder Krankenhaus gewesen sein muß. Für den Fall eines atomaren Angriffes wird uns dringend geraten, unsere Kleidung in übermangansaures Kali (Kaliumpermanganat) zu tauchen, um sie strahlenabweisend zu machen. Das Wort Kaliumpermanganat, ein rotes kristallines Pulver für Sitzbäder bei Blasenentzündungen, ist ein fester Bestandteil meiner Erinnerungen, und wird sie wahrscheinlich erst im Endstadium einer möglichen Alzheimererkrankung verlassen. Die Plastikhülle des Personalausweises der DDR könnte zur Herstellung einer Schutzbrille dienen und für den atomaren Schutzkeller muß unbedingt ein Eimer mit Deckel (!) angeschafft werden, der dann als Latrine dienen soll. 
Ein ungewöhnlich heißer Sommer in Biesenthal, wir fahren für zehn Tage ins GST-Lager. Die GST ist die Gesellschaft für Sport und Technik, ein verlogener, idiotischer Titel für eine paramilitärische Organisation von Laien und Volltrotteln. 30 Siebzehnjährige marschieren durch brandenburgische Kiefernwälder, einige der Mädchen in Stöckelschuhen. Beim "Anprobieren" eines monströsen Atomschutzanzuges werden zwei Teilnehmer ohnmächtig. Beim regnerischen Nachtmarsch liegt unser magerer FDJ-Sekretär im Gebüsch und schießt mit feucht gewordenen Knallplätzchen, die nur noch ein müdes Pffft! von sich geben, auf uns, um zu prüfen, ob wir uns auch wirklich, der Anweisung folgend, in Richtung des imaginierten Atomschlages auf den nassen, sandigen Boden werfen. Mein Freund ist GST-Gruppenführer und küßt mich fünf Minuten vor dem gebrüllten "AUFSTEHEN" liebevoll wach. Da ich völlig unfähig bin ein Gewehr zu bedienen, schießt bei der Prüfung zur "Goldenen Fahrkarte" ein Mitschüler für mich, gewinnt den ersten Platz und vom geteilten Preisgeld kaufe ich meinen ersten Staubsauger.
In Berlin-Mitte hängt über mehrere Monate ein Großtransparent an einer Häuserwand mit roten Worten auf schwarzem Grund: "Wir fordern eine Welt ohne Atome!".
Stanislaw Lem hat in einem seiner Bücher bemerkt: " im Fall eines Atomangriffs werde ich mich auf den Boden werfen, mir eine Zeitung auf den Kopf legen und ganz langsam in Richtung des nächsten Friedhofs robben." 



Samstag, 26. Oktober 2013

Kinderkriegswagen



England, 1938 - Ein Kinderwagen, der vor Gasangriffen sicher sein sollte.