Freitag, 1. November 2013

OSKAR KOKOSCHKA



OSKAR KOKOSCHKA


Marianne Maquis, 1942. Tate, London, 
© Fondation Oskar Kokoschka / VBK, Wien, 2008

1942 - Die sowjetische Armee bekämpft die Deutschen Invasoren im Osten. Die Regierungen von Großbritannien und den USA verzögern  die Eröffnung der 
Zweiten Front im Westen. Mit Marianne-Maquis kritisiert Kokoschka diese Verzögerungstaktik. Winston Churchill und General Montgomery trinken Tee 
im Café de Paris in Soho. Die zentrale Figur ist Marianne, die traditionelle 
Personifizierung Frankreichs, nun verbunden mit der ‘Maquis’, der 
Französischen Resistance.

 Die Tänzerin Bessie Bruce 1910 im Lungensanatorium in Montreux
© Fondation Oskar Kokoschka


Altenberg über Bessie Bruce, die Geliebte seines Freundes Adolf Loos: 
"My most most beloved and adorated girl-baby Bessie Bruce!"
  
Schwindsüchtige

Sie müssen ruh'n und wieder ruh'n,
Teils auf den patentierten Liegestühlen
Sieht man in Wolle sie und Wut sich wühlen,
Teils haben sie im Bette Kur zu tun.

Nur mittags hocken krötig sie bei Tisch
Und schlingen Speisen: fett und süß und zahlreich.
Auf einmal klingt ein Frauenlachen, qualreich,
Wie eine Aeolsharfe zauberisch.

Vielleicht, daß einer dann zum Gehn sich wendet,
– er ist am nächsten Tage nicht mehr da –
Und seine Stumpfheit mit dem Browning endet...

Ein andrer macht sich dick und rund und rot.
Die Ärzte wiehern stolz: Halleluja!
Er ward gesund! (und ward ein Halbidiot...)


Alfred Henschke
alias Klabund


Theater hat auch Autisten


Heute im Theater am Goetheplatz in Bremen Die Räuber von Friedrich Schiller.
Es sei hiermit im Vornherein zugegeben, dass ich, wie mancher andere auch, dem Abend nicht bis zum Ende beigewohnt habe.

Leere Bühne, ein nackter, gut aussehender Mann tritt auf und beklagt seine Häßlichkeit. Ah, es ist Franz Mohr. Wunderbar schnell und klar gesprochen, rast er durch Monologe und die erste Szene mit Vater Mohr. Die Spielweise ist klassisch, verstellte Stimme für den Vater, wiederholende Gesten, ironisches Denken, wenig Humor, nur ist er halt nackt. 
Vielleicht weil bei Schiller der Satz "Nun sollt ihr den nackten Franz sehen und euch entsetzen!" fällt? 

Amalia tritt auf, sie ist offensichtlich nicht glücklich, träumt sich in Musik fort, wird durch Franz, der nunmehr eine Trainingshose in dezentem hellgrau trägt, gestört und öffnet geschwind, zum Zeichen ihrer Abneigung, ihre blaue Sportjacke, unter der sie eine Bluse mit nervösem Muster und roter Bordüre zum blauen bodenlangen Rock trägt. 
Sie wird in jeder Szene eine andere Perücke und ein anderes, unkleidsames Outfit tragen. Warum? Sucht sie nach ihrer Rolle? Hat multiple Persönlichkeiten? Alle Frauen stecken in einer Frau?

Man waren die Kostüme häßlich! Ich überlege ernsthaft eine Petition, zwecks Durchsetzung eines allgemeinen Verbotes von Sportkleidung auf Bühnen deutscher Stadttheater, aufzusetzen. So viele gut gebaute Männer in solch, aussagefreien, sackartigen Schlabberhosen. Die theatrale Jogginghose ist heute, was der Militärmantel in den 90ern und die Kunstleder-Amöbenmuster-Perlon-Mode um die Jahrtausendwende war. Verhäßlichung um ihrer selbst willen ist noch keine Kunstaussage.

Auftritt des Bastards Hermann.  
Die im halbleeren Saal anwesenden Gymnasiasten verlieren jetzt wahrscheinlich endgültig den Faden. 
Hermann trägt eine mittelblaue Kordhose und kein Hemd, aber einen runden Bauch. Er darf sich nicht bewegen und nicht gestikulieren und muß ganz gerade und ohne Erregung sprechen, wohl damit er sich von den Mitgliedern der Familie Mohr, die alle eine Neigung zur Hysterie haben, absetzt.

Vater Mohr erzählt gern ausgiebig über Szenen aus Hollywood-Filmen. Amalia versucht, ein wirklich feiner Einfall, seine Hand zum Zittern zu zwingen, er soll so alt sein, wie sie ihn braucht. 
Karl kommt spät, und muß alle Räuber mitspielen und, durchgehend und zunehmend, sehr leidenschaftlich-verzweifelt-intensiv-außer sich sein.
Immer wieder und über lange Strecken Dröhnen unter dem Text, oder ist es Musik?

Die Schauspieler sind nahezu ausnahmelos erstklassig, aber sie werden in einen situationsfreien Raum ohne historische oder soziale Ortung geworfen und sollen ausschließlich durch Zuständlichkeiten, emotionale Druckkraft und allgemeine Erregtheit das erzählen, was sicher als Film im Kopf des Regisseurs von großartiger Tiefe und Bedeutsamkeit ist.
Das Publikum, obwohl ständig direkt von der Rampe aus angesprochen, dient nur als Objekt der Belehrung, nicht als Gesprächspartner. Ihr versteht nicht was wir tun, und das ist euer Problem, frei nach der Fishermen's Friend Werbung:
Sind wir zu stark, bist Du zu schwach!  

Das selbstreferentielle, geradezu manische Interesse der theaterschaffenden Mittelschicht, zu der ich übrigens auch gehöre, an den eigenen, ins Gigantische vergrößerten Nöten läßt hier scheinbar keinen Austausch zwischen Oben und Unten mehr zu.

Vor einem Jahr im Maxim-Gorki-Theater Die Räuber von Antú Romero Nunes inszeniert. Was für eine andere Theaterwelt.


Das abschließende Disney Schluß-Tableau habe ich verpasst.


Donnerstag, 31. Oktober 2013

Lachkrampf


ICH HABE HEUTE VIEL, SEHR VIEL GELACHT.


Worüber?
Darüber!
Wirklich?
Wirklich.
Warum?
Darum!


Das Lachen wird ... durch gewisse Gefühlseindrücke (wie beispielsweise beim Kitzeln) hervorgerufen und dient als Mittel zum Ausgleich des durch jene Eindrücke verursachten Reizes. Die Reflexbewegung des Lachens kann leicht zu einer Art von Krampf ausarten, dem Lachkrampf. ... Aus sozialpsychologischer Sicht ist exzessives Lachen geradezu ein Sieg des Körpers über die Macht des dominierenden Verstandes. (Wiki)



Der Talkshow-Moderator einer Sendung des holländischen Fernsehens zum Thema "Medizinische Behandlungsfehler" verfällt, in Reaktion auf die ungewöhnlich hohe Stimme eines seiner Talkgäste, infolge eines eben solchen ärztlichen Versagens, in einen immer schwerer beherrschbaren Lachkrampf, ein Zuschauer wird befragt und antwortet im sonoren Bass, der Moderator gibt sich endgültig dem Lachen hin, die Gäste verlassen brüskiert das Studio.

http://www.youtube.com/watch?v=aQa3R3wczAU

Seit sechs Wochen graben wir uns durch die wiedererkennbaren und darum umso grässlicheren Kämpfe der englischen Herrscher in Shakespeares Königsdramen - heute Heinrich V. - ein König entwickelt Krieg zur perfekten Ganztagsbeschäftigung seiner Bürger. 
Der Text bietet manipulative Geschichtsverfälschung, kalten Zynismus, Terrordrohungen, Beschreibungen von Vergewaltigung und Brandschatzung, Kriegspoesie, Dinge, die gemeinhin eher nicht zu den besonders lustigen gerechnet werden. Und was tun wir? Wir arbeiten, schwitzen, denken, probieren aus und brechen zwischendurch und hinterdrein immer wieder in nicht wirklich begründbare Lachorgien aus. Es wird in einem fort gemordet und gestorben, Städte werden in Schutt und Asche zerlegt, halb Frankreich verblutet auf dem Schlachtfeld vor Agincourt und wir kichern, gurgeln, hicksen, glucksen, prusten, lachen, ja brüllen vor lachen. Totgelacht hat sich, Gott sei Dank, noch keiner, nicht mal kaputtgelacht, obwohl ein Gesicht und auch ein Bauch schon arg schmerzen können, bei einer Lachattacke - einem Lachenangriff. 
Herrlich meschugge und ein wenig Hysterie war auch dabei - Shakespeare-Mord-Tod-Wut Überdosis?

  Jack Nicholson lacht in Kubricks "Shining"
 
ALBERN: Das althochdeutsche alawari („freundlich“) verwandelte sich im Mittelhochdeutschen ins Negative: alwære bedeutete „einfältig“.

Der Frankfurter Dichter Robert Gernhardt und die Tübinger Hirnforscherin Barbara Wild über Komik, Karneval und den Sinn des Lachens
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46046468.html

Kann man sich wirklich totlachen?
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/1000-fragen-kann-man-sich-wirklich-totlachen-a-599167.html

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Der Fuchs


Bauernregel: 
 Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei.
Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei<br /><br /> Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon<br /> von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html'>http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html</a>
Wenn im Oktober die Füchse bellen, rufen sie Schnee herbei<br /><br /> Dieser Text stammt aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon<br /> von der Webseite <a href='http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html'>http://www.heiligenlexikon.de/Kalender/Monat_Oktober.html</a>


 
 Der Fuchs und der Holzhacker

Ein vor Jägern fliehender Fuchs fand, nachdem er lange in der Wildnis 
herumgelaufen war, endlich einen Holzhacker und bat denselben inständig, 
ihn doch bei sich zu verbergen. Dieser zeigte ihm seine Hütte, worauf der Fuchs 
hineinging und sich in einem Winkel versteckte. Als die Jäger kamen und sich bei 
dem Manne erkundigten, so versicherte dieser zwar durch Worte, er wisse nichts, 
deutete aber mit der Hand nach dem Orte hin, wo der Fuchs versteckt war. 
Allein die Jäger hatten nicht darauf geachtet und entfernten sich sogleich wieder. 
Wie nun der Fuchs sie fortgehen sah, ging er wieder heraus, ohne etwas zu sagen; 
und als der Holzhacker ihm Vorwürfe machte, daß er ihm, durch den er doch gerettet worden sei, keinen Dank bezeuge, drehte sich der Fuchs nochmals um und sprach: 
»Ich wüßte dir gerne Dank, wenn die Werke deiner Hand und deine Gesinnung 
mit deinen Reden im Einklange ständen.«
 
Aesop



FUCHSTEUFELSWILD

Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm heißt es zu dem Adjektiv:  
so aufgebracht, als wenn man ganz des teufels wäre, im höchsten grade 
 aufgebracht: da wurd dir nun das männchen fuchsteufelswild. 
FR. MÜLLER 1, 233. der ausdruck ist demnach stärker als fuchswild. 
tirolisch, bei SCHÖPF 157; kärnt. fuchstoiflwilde. LEXER 104; zu 
Iglau fuxtaiflswild. FROMMANN mundarten 5, 469. Das Adjektiv fuchswild 
ist schon im 16. Jahrhundert belegt (unter anderem bei Hans Sachs). 
Auf eine Erklärung verzichtete das Wörterbuch. R. Becker dachte an einen 
Zusammenhang von fuchsen mit dem alten Wort ficken. d.h. kurz und rasch 
hin und her fahren, zuschlagen, peitschen.


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im Oktober


die Farbe platzt ab von den Augen
während der Tag überm Dach den Wind
antreibt und Geruch nach Weihrauch
aus einem Gebüsch steigt Bussardrufe
unablässig tönen und Flugzeuge aller Arten
Passanten sind hier überall promenieren
wie in der Stadt Hunde voran und
leichtes Schuhwerk an den Füßen
während die Landschaft sich vernutzt
unter den täglichen Blicken
werden die Farben von Tag zu Tag
kühner platzen ab von den Augen

Katharina Hacker

Katharina Hacker (* 11. Januar 1967 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche 
Schriftstellerin. Ihr Schaffen umfasst erzählende und essayistische Prosa 
sowie Übersetzungen aus dem Hebräischen. (Wiki)


Sonntag, 27. Oktober 2013

BERLIN - WIEN eine wunderbare Ausstellung in der Berlinischen Galerie


BITTE HINGEHEN & ANGUCKEN & FREUEN!


Franz Lerch, Mädchen mit Hut, 1929

Hingehen. Unbedingt hingehen. Bitte, bitte hingehen. Auf jeden Fall hingehen. 
Unter allen Umständen hingehen. Sonst verpasst ihr etwas sehr Schönes! Das wär doch blöd, oder? Also, hingehen!

Egon Schiele, Nackte mit kariertem Pantoffel, 1917

Wien Berlin
Kunst zweier Metropolen

Von Schiele bis Grosz

 Rudolf Wacker, Zwei Köpfe, 1932

Künstler (Auswahl)
Hans Baluschek, Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz, Carry Hauser, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Ernst-Ludwig Kirchner, Erika Giovanna Klien, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Broncia Koller-Pinell, Max Liebermann, Jeanne Mammen, Ludwig Meidner, Koloman Moser, Max Oppenheimer, Emil Orlik, Christian Schad, Egon Schiele, Max Slevogt.

 Ernst Ludwig Kirchner, Frauen auf der Straße, 1915

Die DDR und der Atomschlag - Irrsinn selbst erlebt


Ungenaue Erinnerungen:
Das Jahr ist 1976, ich bin Schülerin der 11. Klasse am Grauen Kloster oder, wie sie  offiziell genannt wird, der Zweiten Erweiterten Oberschule in Berlin Mitte am Hausvogteiplatz. Jeden Morgen führt mich mein Schulweg am Französischen Dom vorbei, an dem ein einsamer Steinmetz Restaurationsarbeiten durchführt, ich habe nie mehr als diesen einen Mann gesehen.
Ein neues Lehrfach wird eingeführt: der Wehrkundeunterricht. In meiner Erinnerung lautete der erste Satz des Lehrbuchs: "Der Feindesangriff kann Dich in der Schule, beim Sport oder in der Freizeit treffen." 
Wir marschieren im unregelmäßigen Gleichschritt durch die eckigen Umgänge unsereres Schulgebäudes, das einstmals ein Gefängnis oder Krankenhaus gewesen sein muß. Für den Fall eines atomaren Angriffes wird uns dringend geraten, unsere Kleidung in übermangansaures Kali (Kaliumpermanganat) zu tauchen, um sie strahlenabweisend zu machen. Das Wort Kaliumpermanganat, ein rotes kristallines Pulver für Sitzbäder bei Blasenentzündungen, ist ein fester Bestandteil meiner Erinnerungen, und wird sie wahrscheinlich erst im Endstadium einer möglichen Alzheimererkrankung verlassen. Die Plastikhülle des Personalausweises der DDR könnte zur Herstellung einer Schutzbrille dienen und für den atomaren Schutzkeller muß unbedingt ein Eimer mit Deckel (!) angeschafft werden, der dann als Latrine dienen soll. 
Ein ungewöhnlich heißer Sommer in Biesenthal, wir fahren für zehn Tage ins GST-Lager. Die GST ist die Gesellschaft für Sport und Technik, ein verlogener, idiotischer Titel für eine paramilitärische Organisation von Laien und Volltrotteln. 30 Siebzehnjährige marschieren durch brandenburgische Kiefernwälder, einige der Mädchen in Stöckelschuhen. Beim "Anprobieren" eines monströsen Atomschutzanzuges werden zwei Teilnehmer ohnmächtig. Beim regnerischen Nachtmarsch liegt unser magerer FDJ-Sekretär im Gebüsch und schießt mit feucht gewordenen Knallplätzchen, die nur noch ein müdes Pffft! von sich geben, auf uns, um zu prüfen, ob wir uns auch wirklich, der Anweisung folgend, in Richtung des imaginierten Atomschlages auf den nassen, sandigen Boden werfen. Mein Freund ist GST-Gruppenführer und küßt mich fünf Minuten vor dem gebrüllten "AUFSTEHEN" liebevoll wach. Da ich völlig unfähig bin ein Gewehr zu bedienen, schießt bei der Prüfung zur "Goldenen Fahrkarte" ein Mitschüler für mich, gewinnt den ersten Platz und vom geteilten Preisgeld kaufe ich meinen ersten Staubsauger.
In Berlin-Mitte hängt über mehrere Monate ein Großtransparent an einer Häuserwand mit roten Worten auf schwarzem Grund: "Wir fordern eine Welt ohne Atome!".
Stanislaw Lem hat in einem seiner Bücher bemerkt: " im Fall eines Atomangriffs werde ich mich auf den Boden werfen, mir eine Zeitung auf den Kopf legen und ganz langsam in Richtung des nächsten Friedhofs robben." 



Samstag, 26. Oktober 2013

Kinderkriegswagen



England, 1938 - Ein Kinderwagen, der vor Gasangriffen sicher sein sollte.

Heute ist Sankt Crispians Tag


      St. Crispin und St. Crispian

     "This day is called the feast of Crispian"
 
        Ein heiliges Brüderpaar, Patrone der Schuhmacher, an die sich niemand mehr 
        erinnern würde, wäre da nicht der Mann aus Stratford gewesen.

        Wiki schreibt: Die beiden Söhne einer reichen römischen Familie, Crispin und sein 
        Bruder Crispian kamen nach Soissons in Frankreich, um dort den christlichen 
        Glauben zu verbreiten. Sie arbeiteten als Schuhmacher, wodurch sie genug 
        verdienten, um sich selbst zu versorgen und gleichzeitig für die Armen zu spenden. 
        Kaiser Diokletians Verfolgung der Christen wurde aber auch hier, im Machtbereich 
        seines Mitkaisers Maximian, durchgesetzt. Die Brüder wurden zu Maximian
        gebracht, der mittels Versprechungen und Drohungen versuchte, sie von ihrem 
        Glauben abzubringen, was ihm jedoch nicht gelang. Deshalb lieferte er sie dem 
        Präfekten Rictiovarus aus, der als besonders grausamer Christenverfolger bekannt 
        war. Er ließ ihnen Ahlen unter die Fingernägel stecken, sie mit flüssigem Blei 
        übergießen, sie ins Feuer und in eiskaltes Wasser werfen. Da es nicht gelang, sie
        mit einem Mühlstein beschwert zu ertränken, wurden sie enthauptet.


St. Crispin & Crispinian als barmherzige Schuhmacher & ihr Martyrium
 Berner Nelkenmeister Altarflügel um 1510
  
      Der 25. Oktober 2013 ist der 596. Jahrestag der Schlacht von Agincourt, in der ein
     
englisches Heer die gegnerischen französischen Truppen, trotz deren großer
      zahlenmäßiger Übermacht, vernichtend schlug.
      Der Anlaß? England, genauer Heinrich V., erhob, wie schon sein Urgroßvater    

      Großvater und Vater, Anspruch auf den französischen Thron. Die Schlacht von

      Agincourt ist Teil der hundertjährigen Krieges (1337-1453), der, wie einige
      Forscher behaupten circa 3,5 Millionen Menschenleben kostete und letztendlich
      nur Zerstörung und Tod, und keinem der beiden beteiligten Länder auf längere
      Sicht irgendeinen wirklichen Vorteil brachte.

      Agincourt: Es ist Oktober, Dauerregen, die Landschaft, die bald ein Schlachtfeld sein
      wird, nass, schlammig, kalt. Viele der Soldaten sind geschwächt von Durchfall, den
      sie sich, bei der erst vor kurzem beendeten Belagerung von Harfleur, eingefangen 
      haben. Je nach Quelle liegr das Zahlenverhältnis von englischen und französischen
      Soldaten zwischen 1:11 und 1:3. Auf jeden Fall sieht die Lage nicht rosig aus.

      Shakespeare läßt seinen König Heinrich V. kurz vor der Schlacht eine Rede an seine 
      Soldaten halten, die ich für eine der großartigsten und schrecklichsten Propaganda-
      reden halte, die je verfasst wurden. Der Bruderbund der Krieger, Gemeinschaft im
      Töten, als Bund fürs Leben, ein Bund der scheinbar soziale Schranken überwindet.
      Wie viele Millionen sind im Gefühl dieser Brüderschaft in den Tod und zum Töten 
      gegangen. Welche Sehnsucht nach Zugehörigkeit, nach Aufgabe der Individualität,
      im Tausch für das Aufgehobensein in einem gemeinsamen Ziel und wenn es denn
      der eigene Tod wäre.


Heinrich V.


Sind wir zum Tod bestimmt, reicht unsre Zahl,
England Verlust zu tun; sind wir's zum Leben:
Je kleinre Schar, so größre Ehre jedem.
...
Der Tag heut ist der Festtag des Krispianus.
Wer den Tag überlebt und sicher heimkehrt,
Wird sich hochrecken, wenn der Tag genannt wird,
Und aufstehn, wenn der Name Krispian fällt.
Wer diesen Tag erlebt und lebt ins Alter,
Wird jährlich sich am Vortag Gäste laden
Und sagen »Morgen ist Sankt Krispian«.
Wird's Hemd aufknöpfen, seine Narben zeigen
Und sagen: »Die bekam ich an Sankt Krispian«.
Ein alter Mann vergißt; jedoch vergäß er alles,
An eins wird er sich ausgemalt erinnern:
Was er den Tag für Taten tat. Unsere Namen,
Die ihm vom Mund dann gehn wie Alltagsworte:
Heinrich der König, Bedford, Exeter,
Warwick und Talbot, Salisbury und Gloucester
Schäumenden Bechers wird man an sie denken.
Die Mär erzählt der Hausvater dem Sohn,
Und nie, von heut an bis ans End der Welt,
Soll Krispin Krispianstag vorbeigehn, wo
Nicht wir an ihm gefeiert stehn, wir Wenigen,
Wir glücklich Wenigen, wir Bruderbund.
Denn der, der heut sein Blut mit mir vergießt,
Der soll mein Bruder sein; wie niedern Stands
Er ist, der Tag heut soll den Rang ihm adeln.
Und Adlige daheim in England heut, im Bett,
Die solln 's als Fluch ansehn, daß sie nicht hier warn,
Und sich als Nichts verstehn, wenn einer spricht,
Der mit uns focht heut am Sankt Krispianstag.


Dienstag, 22. Oktober 2013

Robert Capa - 100 Jahre - Blicke


Robert Capa - geboren vor 100 Jahren am 22. Oktober 1913 in Budapest.

BLICKE


Voll Freude
China. 1938. Kinder spielen im Schnee währenddes Chinesisch-Japanischen Krieges. 
© Magnum Photos.

 In Erwartung
Tour de France 1939
© Magnum Photos.

In Sorge
Menge während eines Luftangriff-Alarms, Bilbao, Spanien, Mai, 1937

Neues aus Putinland


Wenn diese Nachrichtenbeiträge stimmen, wird es dem russischen Geheimdienst ab 2014, rechtlich abgesichert, erlaubt sein, den gesamten digitalen Nachrichtenverkehr der Bürger Russlands nach Belieben zu lesen und und zu seinen Zwecken auszuwerten. 
Legal heißt in diesem Fall, unter dem Schutz der russischen Gesetze

http://de.ria.ru/zeitungen/20131021/267118993.html

http://www.dw.de/totale-kontrolle-f%C3%BCr-russlands-geheimdienst/a-17172078

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/russischer-geheimdienst-will-internet-kommunikation-speichern-a-929033.html

http://www.deutsch-russische-nachrichten.de/2013/10/21/kremherr-putin-jetzt-kommt-die-totale-digitale-uberwachung/


Der junge Wladimir Putin in KGB-Uniform

Wiki schreibt: Putin absolvierte zunächst ein Jura-Studium an der Universität Leningrad. Von 1975 bis 1982 war er KGB-Offizier in der ersten Hauptabteilung (Auslandsspionage). Zu seinen frühen KGB-Pflichten zählte auch das Unterdrücken von Dissidenten-Tätigkeiten in seiner Heimatstadt. 1984 bis 1985 besuchte er die KGB-Hochschule in Moskau. Putin war ab 1985 in der DDR, hauptsächlich in Dresden, in nachgeordneter Funktion tätig, wo er seine Deutschkenntnisse vertiefte. Er avancierte vom Rang eines Hauptmanns zum Major. 1989 hatte Putin den Dienstgrad eines Oberstleutnants, was auf eine Dienststellung als stellvertretender Abteilungsleiter in der KGB-Residentur hindeutet. Nach Angaben der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik versuchte er im Jahre 1990, einen Spionagering aus ehemaligen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit aufzubauen. Da aber die von Putin ausgewählte Zentralfigur schnell zum Verfassungsschutz überlief, flog der Ring auf.



Andrea: Unglücklich das Land, das keine Helden hat.
Galilei: Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.


Bertolt Brecht "Das Leben des Galileo Galilei"