...entfloh'n der Trieb der schönsten Leidenschaft, geheilt der Liebe bittersüße
Wunden, was kann ich thun?
Die Jungfrau von Orleans, ein heroisch-komisches Gedicht in 16 Gesängen von
Voltaire
Bittersüß - Solanum dulcamara - Bittersüßer Nachtschatten - Hundbeere,
Mäuseholz, Mausholz, Natter(n)holz, Pissranke, Rote Hundsbeere,
Saurebe, Stinkteufel, Süßstoff, Teufelsklatten, Waldnachtschatten,
Wasserranke, Wolfsbeere - hochgiftig und verführerisch schön, einige
Vogelarten allerdings vertragen es gut, ein aggressives Unkraut, das,
wenn nicht in Schach gehalten, andere Pflanzen überwältigt und verdrängt.
Bittersüß. Ich habe herrliche Theater-Proben und trauere mit meiner Freundin.
Ich habe Energie für Anproben, Besprechungen und unzählige Neben-
schauplätze und meine Schwester, bzw. Kostümbildnerin muß sich in Berlin,
nach unzeitigem Herzinfarkt therapieren lassen. Nein, Theater ist
nicht meine Zuflucht, mein Leben ist wichtiger. Aber die Not in meinem
Leben speist meine Arbeit. Nicht aus taktischen Erwägungen, sondern
aus innigster unvermeidbarer Verbundenheit. What the Fuck! Wie irrsinnig
kann das Leben sein? Ist das gut, ist das schlecht? Richtig? Falsch? Ist es
einfach so wie Leben ist? Momentan ist für Reflektion wenig Zeit. Ich lebe
dem Leben hinterher.
Das bittersüße ehlich Leben
Gott sei gelobet und geehrt
Der mir ein frumb Weib hat beschert
Mir der ich zwei und zweinzig Jahr
Gehaust hab, Gott gab länger gar
Der mir ein frumb Weib hat beschert
Mir der ich zwei und zweinzig Jahr
Gehaust hab, Gott gab länger gar
Wiewohl sich in mein ehlig Leben
Had Süß und Saures oft begeben
Gar wohl gemischt von Freud und Leid,
Erst auf, dann ab, ohn Unterscheid
Had Süß und Saures oft begeben
Gar wohl gemischt von Freud und Leid,
Erst auf, dann ab, ohn Unterscheid
Sie hat mir nit stets kochet Feigen
Will schwankweis Dir ein Teil anzeigen
Sie ist ein Himmel meiner Seel
Sie ist auch oft mein Pein und Hell,
Will schwankweis Dir ein Teil anzeigen
Sie ist ein Himmel meiner Seel
Sie ist auch oft mein Pein und Hell,
Sie ist mein Engel auserkoren,
Ist oft mein Fegeteufel woren.
Sie ist mein Wünschelrut und Segen
Ist oft mein Schauer und Platzregen
Ist oft mein Fegeteufel woren.
Sie ist mein Wünschelrut und Segen
Ist oft mein Schauer und Platzregen
Sie ist mein Mai und Rosenhag,
Ist oft mein Blitz und Donnerschlag,
Mein Frau ist oft mein Schimpf und Scherz,
Ist oft mein Jammer, Angst und Schmerz,
Ist oft mein Blitz und Donnerschlag,
Mein Frau ist oft mein Schimpf und Scherz,
Ist oft mein Jammer, Angst und Schmerz,
Sie ist mein Wonn und Augenweid,
Ist oft mein Traurn und Herzeleid
Sie ist mein Freiheit und mein Wahl,
Ist oft mein Gfängnis und Notstall,
Ist oft mein Traurn und Herzeleid
Sie ist mein Freiheit und mein Wahl,
Ist oft mein Gfängnis und Notstall,
Sie ist meine Hoffnung und mein Trost,
Ist oft mein Zweifel, Hitz und Frost.
Mein Frau ist meine Zier und Lust,
Ist oft mein Graun und Suppenwust,
Ist oft mein Zweifel, Hitz und Frost.
Mein Frau ist meine Zier und Lust,
Ist oft mein Graun und Suppenwust,
Ist oft mein königlicher Saal,
Doch auch mein Krankheit und Spital.
Mein Frau, die hilft mir treulich nähren,
Thut mir auch oft das Mein verzehren,
Doch auch mein Krankheit und Spital.
Mein Frau, die hilft mir treulich nähren,
Thut mir auch oft das Mein verzehren,
Mein Frau, die ist mein Schild und Schutz,
Ist oft mein Frevel, Stolz und Trutz.
Sie ist mein Fried und Einigkeit,
Und oft mein täglich Hebensstreit
Ist oft mein Frevel, Stolz und Trutz.
Sie ist mein Fried und Einigkeit,
Und oft mein täglich Hebensstreit
Sie ist mein Fürsprech und Erlediger,
Ist oft mein Ankläger und Prediger.
Mein Frau ist mein getreuer Freund,
Oft worden auch mein größter Feind,
Ist oft mein Ankläger und Prediger.
Mein Frau ist mein getreuer Freund,
Oft worden auch mein größter Feind,
Mein Frau ist mietsam oft und gütig,
Sie ist auch zornig oft und wütig.
Sie ist mein Tugend und mein Laster,
Sie ist mein Wund und auch mein Pflaster,
Sie ist auch zornig oft und wütig.
Sie ist mein Tugend und mein Laster,
Sie ist mein Wund und auch mein Pflaster,
Sie ist meines Herzens Aufenthalt,
Und machet mich doch grau und alt.
Und machet mich doch grau und alt.
Hans Sachs, 1494-1576