ANTLITZ DER ZEIT
erschienen 1929
1936 wurde das Buch von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und die Druckstöcke vernichtet. Sanders Sohn Erich, ein überzeugter Sozialist, wurde
1934 zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt und überlebte die Haft nicht. Sanders protestierte nie laut, nur einmal in höchster Verzweiflung legte er den Kopf eines frisch geschlachteten Schweines in das Fenster seines Studios, er mußte es sofort wieder entfernen.
“Das Wesen der gesamten Photographie ist dokumentarischer Art …”
August Sander
Der Konditor, 1928
"Sander hat keine Menschen sondern Typen fotografiert, Menschen, die so
sehr ihre Klasse, ihren Stand, ihre Kaste repräsentieren, dass das
Individuum für die Gruppe genommen werden darf. Döblin weist in der
Einleitung sehr treffend darauf hin, wie der Tod und die Gesellschaft
die Gesichter verflachen; wie sie einander angeähnelt werden, immer
mehr, immer mehr ... wie schwer es ist, noch ein Bauernmädchen von einer
Proletarierfrau zu unterscheiden. Was Sander da gegeben hat, ist
allerbeste Arbeit."
Peter Panter in Die Weltbühne, 25.03.1930
Welt war in dem Antlitz der Geliebten —,
aber plötzlich ist sie ausgegossen:
Welt ist draußen, Welt ist nicht zu fassen.
Warum trank ich nicht, da ich es aufhob,
aus dem vollen, dem geliebten Antlitz
Welt, die nah war, duftend meinem Munde?
Ach, ich trank. Wie trank ich unerschöpflich.
Doch auch ich war angefüllt mit zu viel
Welt, und trinkend ging ich selber über.
Rainer Maria Rilke
&
MENSCHEN DES 20. JAHRHUNDERTS
Portraitphotographien 1892 - 1952
"...die Photographie hat uns neue Möglichkeiten und andere Aufgaben
als die Malerei gegeben. Sie kann die Dinge in grandioser Schönheit,
aber auch in grauenhafter Wahrheit wiedergeben, kann aber auch unerhört
betrügen.....
Wenn ich nun als gesunder Mensch so unbescheiden bin, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollen oder können, so möge man mir dies verzeihen, aber ich kann nicht anders." August Sander
Wenn ich nun als gesunder Mensch so unbescheiden bin, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, und nicht, wie sie sein sollen oder können, so möge man mir dies verzeihen, aber ich kann nicht anders." August Sander
Mann der Erde 1910
Sekretärin beim Westdeutschen Rundfunk 1931
Antlitz n. ‘Gesicht’, ahd. antlizzi (Hs. 12. Jh.), mhd. antlitze, mnd. antlitte, aengl. andwlita, andwlite, anord. andlit, annlit schwed. anlete führen ebenso wie die Bildungen ohne die Vorsilbe ant-, and- ‘(ent)gegen’ (s. ent-) asächs. wliti, aengl. wlita, wlite, anord. litr, got. wlits ‘Aussehen, Gestalt, Angesicht’ und die Verben aengl. wlītan, wlātian ‘blicken, starren’, anord. līta ‘schauen, sehen’, leita ‘suchen’, got. wlaitōn ‘umherblicken, spähen’ auf ie. *u̯leid-. Dieser nur aus germanischen Formen erschlossene Ansatz ist wohl als Erweiterung der Wurzel ie. *u̯el- ‘sehen’ aufzufassen, zu der auch lat. vultus, voltus ‘Gesicht, Miene’, air. fili (aus *ue̯lēts) ‘Seher, Dichter’ gehört. Wörtlich ist Antlitz also das ‘Entgegenblickende’.
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache
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Alle Rechte für die Photographien bei © Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln
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