Dienstag, 30. April 2013

Die Eintausendunderste Post - Macht Kunst



Auch wenn es mir sehr unangenehm ist, das zu sagen, die Deutsche Bank hat etwas unternommen, das mir gefallen hat. Sehr peinlich, aber notwendig ehrlich. Die Bank, als Finanz-Institution mag ich dennoch nicht.



Hier der ursprüngliche Aufruf:
 
Ob Profi, Student, Newcomer oder Autodidakt: Am 8. April hat jeder die Gelegenheit, für 24 Stunden eine ausgewählte Arbeit in den Räumen der neuen Deutsche Bank KunstHalle auszustellen. Gemälde, Zeichnung, Collage oder Fotografie – erlaubt ist alles, was man hängen kann. Die Einlieferung der Kunstwerke erfolgt vom 5. bis 7. April, 10 bis 19 Uhr in der Charlottenstraße 37/38.
Besucher können für ihr Lieblingswerk abstimmen, und dabei eines von 100 Jahrestickets für die KunstHalle gewinnen. Der Künstler mit den meisten Stimmen erhält ein einjähriges, mit 500 Euro im Monat dotiertes Atelier-Stipendium.
Eine Fachjury zeichnet drei Künstler aus, die mit einer zweiwöchigen Einzelausstellung im Studio der KunstHalle vorgestellt werden.



April 2013: Die Menschenschlangen streckten sich bis zur Staatsoper, erst die der Beliefernden, dann die der Sehenwollenden. Die Menge der Bilder konnte nicht untergebracht werden, trotz "Petersburger Hängung". Die kenne ich aus Florenz, wo ich mit Schwindelgefühl und Atemnot aus den Uffizien schwankte, weil bemalte Decken, drei Reihen hoch Bilder und dann noch Mosaike auf dem Fußboden, die Aufnahmefähigkeit meines armen Hirns einfach überforderten. Damals habe ich angefangen, Museumsbesuch zu üben: nicht Alles sehen wollen, das Auge über Vieles nur hinweggleiten lassen und sich eine gute Zeit mit einigen wenigen Bildern, Skulpturen, Installationen machen. Nachdem ich mich von dem verflixten "viel hilft viel", "das muß man kennen" Bürgerbildungsdruck befreit hatte, bin ich viel lieber in Museen gegangen. 
Man muß ja auch nicht Alles essen, was auf dem Teller ist, oder? Ich kann mitlerweile auch Bücher weglegen, die mir nicht gefallen, und wenn noch so viele andere Leute meinen, sie seien großartig. Klingt blödsinnig, war für mich aber ein Befreiungsschlag. So, wie, als ich das erste Mal in der Pause einer außerordentlich langweiligen Inszenierung einer allseits verehrten Inszenierung, zu meiner eigenen Überraschung merkte, dass ich bereits auf dem Weg nach Hause war.



Gestern Nacht also bei "Macht Kunst" Teil zwei in der Alten Münze am Molkenmarkt: Wir treffen eine Bekannte, sie hat eines ihrer Bild hier hängen, ist aufgeregt, scheu und lüstern zugleich, es uns zu zeigen. Sie hat noch nie eines ihrer Bilder öffentlich ausgestellt.



Was mir gefallen hat, war der Mangel an Vorauswahl, ich mußte selber hingucken, niemand hat im Voraus für mich entschieden, dies sei Kunst. Wo Rembrandt draufsteht, ist Rembrandt drin, aber hier...?

Zum "Mann mit dem Goldhelm":
„Es gibt Rembrandt-Bilder, die sind rembrandtischer als Rembrandt selbst – wie der „Mann mit dem Goldhelm“ in Berlin. Sein dickes Impasto, das potenzierten Glanz produziert, treibt ein rembrandtsches Prinzip über sich selbst hinaus. Eben deswegen konnte das Bild so berühmt werden, es war für eine bestimmte Zeit der Inbegriff von Rembrandt, ohne von Rembrandt zu sein.“

Werner Busch: Wirklich Rembrandt?
In: Tagesspiegel-Beilage der Freien Universität Berlin, 24. Juni 2006. Abgerufen am 15. August 2010
Hier gab es scheinbar keine Bewertung im Vorfeld, die Bilder wurden angenommen in der Reihenfolge des Erscheinens, gehängt nach Zufall und wo gerade noch ein entsprechende Lücke war. Ein Freund sagte: "Kapitalismus pur", recht hat er, oder vielleicht Darwinismus pur?





Die Stimmung in den Räumen der Alten Münze, sonst eine Ort für Veranstaltungen aller Art, mit einer Bar, die auf den schönen Namen "Penis" hört, war entspannt und gesprächig. Das war auch gut. Wir sind morgens um halb Zwei gegangen, wie der Rest der Nacht verlief, weiß ich nicht, aber sicher interessant, wenn dann die Nachtschwärmer und übernächtigten Partybesucher vorbeischauten.



Sehr guter Artikel eines Malers, der dort ausgestellt hat über seine Eindrücke.
http://www.steffen-blunk.de/index.php/aktuelles/items/deutsche-bank-macht-kunst-oder-was.html






Sonntag, 28. April 2013

Politik ist, wenn man trotzdem lacht.


    Der Wechsel im niederländischen Königshaus:
   Der zukünftige König der Niederlande heißt mit vollem Namen: Prinz 
   von Oranien-Nassau, Jonkheer van Amsberg, Graf von Katzenelnbogen, 
   Graf von Vianden, Graf von Diez, Graf von Spiegelberg, Graf von Buren, 
   Graf von Leerdam, Graf von Culemborg, Marquis von Veere und Vlissingen, 
   Baron von Breda, Baron von Diest, Baron von Beilstein, Baron der Stadt 
   Grave und des Cuyker Landes, Baron von IJsselstein, Baron von Cranendonk, 
   Baron von Eindhoven, Baron von Liesveld, Erb- und Freiherr von Ameland,   
   Herr von Borculo, Herr von Bredevoort, Herr von Lichtenvoorde, Herr von 
   't Loo, Herr von Geertruidenberg, Herr von Klundert, Herr von Zevenbergen, 
   Herr von Hoge und Lage Zwaluwe, Herr von Naaldwijk, Herr von Polanen, 
   Herr von St. Maartensdijk, Herr von Soest, Baarn und Ter Eem, Herr von 
   Willemstad, Herr von Steenbergen, Herr von Montfort, Herr von St. Vith, 
   Herr von Bütgenbach, Herr von Dasburg, Erbburggraf von Antwerpen.
   Seine Mutter wird nach der Abdankung wieder zur Prinzessin, genauer 
   zu "Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Beatrix der Niederlande" und er ist 
   dann König Willem-Alexander. Und wen interessiert das bitte?


Ein Hut mit Königin

   Die Benennung des Platzes vor dem Jüdischen Museum:
   Die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg 
   weigert sich, den Ort vor dem Jüdischen Museum nach Moses Mendelssohn 
   zu benennen. Nicht weil er Jude war, sondern weil er ein Mann war. 
   Das Bezirksparlament hat im Jahr 2005 den Beschluss gefasst, dass Straßen 
   und Plätze zu 50 Prozent nach Frauen benannt werden sollten.
   Nach langen und tiefgründigen Diskussionen, hat man sich auf den Namen: 
   Der Ehepaar-Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz geeinigt. Wie wäre es 
   denn, zusätzlich zur Frauennamenquote für Strassenbenennungen, auch mit 
   einer Juden-, Türken- und, für Vegetarier, Pflanzenquote?


Fromet Mendelssohn

    Barrack Obama in seiner Rede auf dem Korrespondenten-Dinner des
   Weißen Hauses 2013:
   Das ist offensichtlich ein gesellschaftlich und medial höchst wichtiges     
   Ereignis. "Dieser Tage schaue ich in den Spiegel und muß zugeben, ich 
   bin nicht mehr der stramme junge muslimische Sozialist, der ich einmal war." 
   - Riesengelächter.
   "These days, I look in the mirror and I have to admit, I'm not the strapping 
   young Muslim socialist I used to be."

    Ein von Steven Spielberg gedrehtes Video zu eben demselben Dinner:

http://www.guardian.co.uk/world/2013/apr/28/barack-obama-daniel-day-lewis 

   Kann sich jemand Frau Merkel bei Ähnlichem vorstellen? Der Politiker spielt 
   den Politiker, nahezu surreal, wie real das ist.

   Nieder mit Tschechien!
   Nach dem Attentat auf dem Bostoner Marathonlauf und der Tötung des 
   einen und Verhaftung des anderen Verdächtigen, inclusive Schußverletzung, 
   die es ihm unmöglich machte zu sprechen, wurde die tschetschenische 
   Herkunft der beiden veröffentlicht. Bei Twitter kam es danach zu einem 
   "shitstorm" gegen Tschechien. 
   Chechnya und Czech Republik, das kann man schon mal verwechseln, oder?




   Nuke = mit Hilfe von Atombomben dem Erdboden gleich machen

Murmel Murmel


Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel.

1974 bringt der Schweizer Dieter Roth ein 18 x 11.5 cm messendes Buch mit 176 Seiten
auf gebräuntem Papier im Eigenverlag heraus. Es handelt sich um ein Bühnenstück.

Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel.

Das Ganze hat eine grafische Struktur, es ist in Sechserrhythmen geschrieben. 
Herbert Fritsch

Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel.

Einmal tanzt ein Spieler mit antroposophischen Gesten das Wort
M.
U.
R.
E.
L.

Ein anderer daraufhin in panischer fast stimmloser Verrenkung: Murel?


Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. 


Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel.

Hingehen, und sich nicht von den feuilleton-gefütterten Eiliglachern irritieren lassen.

Volksbühne Berlin

Regie: Herbert Fritsch
Bühne: Herbert Fritsch
Kostüme: Victoria Behr
Musik: Ingo Günther
Licht: Torsten König
Dramaturgie: Sabrina Zwach

Mit: Florian Anderer, Matthias Buss, Werner Eng, Ingo Günther, Jonas Hien,
Simon Jensen, Wolfram Koch, Annika Meier, Anne Ratte-Polle, Bastian Reiber,
Stefan Staudinger und Axel Wandtke

Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. Murmel. 
Murmel. Murmel.


Samstag, 27. April 2013

Schokoladenkuchen von Katharina



DER SCHNELLSTE SCHOKOLADENKUCHEN 
DER WELT



1 Glas Mehl
2 TL Backpulver
3 Eier
1 Glas neutrales Öl
1 Glas Zucker
1 Glas Wasser
1/2 Glas Kakao
1/2 Glas löslicher Kakao
1/4 süßer Wein oder Orangensaft
1 EL löslicher Kaffee
Alle Zutaten mixen, in eine Mikrowellen geeignete Form geben.
In der Mikrowelle 11 Minuten bei 800 Watt backen.





ODE TO CHOCOLATE

Liquid delectable, I love thy brown
    Deep-glimmering color like a wood-nymph’s tress;
    Potent and swift to urge on Love’s excess,
Thou wert most loved in the fair Aztec town


Where Cortes, battling for Iberia’s crown,
    First found thee, and with rough and soldier guess,
    Pronounced thy virtues of rare worthiness
And fit by Madrid’s dames to gain renown.


When tasting of thy sweets, fond memories
    Of bygone days in Versailles will arise;
      Before the King, reclining at his ease
I see Dubarry in rich toilet stand,
    A gleam of passion in her lustrous eyes,
      A Sevres cup held in her jeweled hand!


By Francis Saltus Saltus


Gesünder als gedacht: 10 Fakten über Schokolade

Schokolade senkt das Herzinfarkt-Risiko
Schokolade ist eine Kalorienbombe
Dunkle Schokolade ist gesünder
Schokolade macht stark
Naschen macht glücklich aber nicht high
Von Schokolade bekommt man keine Pickel  
Die Schweizer naschen am meisten
Schokolade wirkt nicht lustfördernd 
Hunde vertragen keine Schokolade     

(Es sind nur 9 Fakten, der 10. hat mir nicht gefallen.)

Aus: Berliner Zeitung vom 27. April 2013


 

Leider fast ausgestorbene Schimpfnamen



     Jemandem den Schimpfamen zu geben, der ihn wirklich beschreibt, 
     ist äußerst befriedigend. Wenn das verwendete Wort schön klingt,
     ein lebhaftes Bild erzeugt und eigenen Witz hat, Elysium. Und wenn
     es dann auch noch eine subtile und ein wenig boshafte Gemeinheit 
     Sein eigen nennt - Engelschöre singen, Posaunen erschallen, Manna
     wird gereicht. 
     Leider sterben manche dieser Kostbarkeiten einen bedauernswerten,
     verfrühten Tod, sie fallen der Vergessenheit anheim und werden 
     ersetzt. Was für ein trauriges, ungerechtes  Schicksal, eben waren sie
     noch munter und beleidigend und scheinbar plötzlich liegt ein schickes
     neues Wort in dem Bett, das sie gerade noch ihr eigen nannten. 
     Eine kleine Trauerfeier für verflossene Worte:
Liederjan, die männliche Vorform der Schlampe
Blage
Raufbold
Halunke
Wuchtbrumme, obwohl eher ein Kosewort.

Macker
Racker

Miesepeter
Tölpel

Zimtzicke
Tussi, was von Thusnelda herstammt.
Grobian
Xanthippe, verpönte Ehefrau des Sokrates.

Xanthippe sprach zu Sokrates
Du bist schon wieder blau.
Er sprach: Bist du auch sicher des?
Man weiß nie was ganz genau.
b.b.
 Dämlack
Wüterich
Rüpel

Piesepampel
Hosenscheißer
Lotterbube
Pinkel
Trunkenbold
Lausejunge
Taugenichts
Tagedieb
Alte Fregatte
Zimperliese
Hasenfuß
Bohnenstange
Trampel
Lustmolch
Maulaffe
Dussel
Lümmel
Pissnelke
Bauerntrampel



Freitag, 26. April 2013

Die Hyäne und der Krieg


MUTTER COURAGE
...Sie können nicht leugnen, daß Ihr Krieg eine Niete war.
DER FELDPREDIGER
Sie sollten sich nicht am Frieden versündigen, Courage!
Sie sind eine Hyäne des Schlachtfelds.
MUTTER COURAGE
Was bin ich?


Krieg und Leichen – Die letzte Hoffnung der Reichen
John Heartfield 1932
Die Hyäne

Über das schneeweiße Leichenfeld
Eine Riesenhyäne heult und bellt.
Bellt und lacht und pfeift vor Entzücken,
Wehrlos Volk zerriß sie zu Stücken.
Pfeift und lacht und heult vor Lust,
Tot biß sie den Säugling an Mutterbrust.
Wühlt und zerrt, sich satt zu weiden,
Wütend in dampfenden Eingeweiden ...
Um das nackte Scheusal wie Furienhaar
Flattern blutige Geißeln. Das Augenpaar
Funkelt feige voll tückischem Feuer –
Eine Krone klebt auf dem schmutzigen Ungeheuer.
Über das schneeweiße Leichenfeld
Millionenmündig Entsetzen gellt.
Gierig das gräßliche Ungeheuer
Wittert nach allem, was Menschen teuer.
Schnuppert ringsum, der Atem weht faul,
Nach dem Denker schnappt, nach dem Dichter sein Maul.
Wo noch glühende Pulse der Freiheit klopfen,
Saugt es sie aus bis zum letzten Tropfen.
Schlingt der Menschheit zuckendes Herz
Und schielt heuchlerisch himmelwärts.
Die lechzende Zunge hängt aus dem Rachen,
Die Bestie badet in blutroten Lachen.
Über das schneeweiße Leichenfeld
Ragen Galgen und Kreuz der Welt.

Karl Henckell
Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921



Die Hyäne
Alfred Kubin 1915
München, 3.8.1914
Lieber Kubin,

ein letzter Gruß von hier, wo alles noch so friedlich scheint,
allerdings schon totenstill, nun müssen wir einmal schweigen und
die Weltgeschichte reden lassen. Ich rücke am Donnerstag ein.
Wie wird es Ihrem armen Zwickledt gehen? Wo bleiben Sie?
Meine Frau bleibt hier; wenn sie nach München kommen,
besuchen Sie sie doch!! Oder müssen Sie auch mit?
Ihren Daniel behält meine Frau auch im sicheren Gewahrsam in Ried,
ich halte dies für das beste. Ich rate Ihnen, nehmen Sie Ihren ganzen Stoß Zeichnungen
und bringen Sie sie auch an feuersicheren Ort.
Herzliches Lebewohl von uns und auf ein frohes Wiedersehn

Ihr F. Marc


Franz Moritz Wilhelm Marc geboren am 8. Februar 1880 in München; gefallen am 4. März 1916 in Braquis bei Verdun.
Franz Marc wurde 1916 in die Liste der bedeutendsten Künstler Deutschlands aufgenommen und damit vom Kriegsdienst befreit. An seinem letzten Einsatztag vor der Freistellung, fiel er als Leutnant der Landwehr während eines Erkundungsritts.
Wiki


Liegende Hyäne (Liegender Wolf?)
Franz Marc 1913

Zornmanagement



Singe, Muse, vom Zorn des Helden Achill, 
der unendliches Leid den Achäern brachte...

Illias 1. Gesang, erste Zeile


Was macht man mit Zorn auf jemanden, den man einmal für einen Freund hielt?   
Man ist verletzt, gekränkt, beleidigt, verachtet, ungerecht behandelt worden und nun steht man da.  
Man ist wütend. Nein, nicht ärgerlich, nicht verstimmt, sondern wütend, zornig, abgrundtief traurig auch übrigens.  
Man grübelt, grummelt, versucht zu verstehen warum, untersucht die Situation  unter möglichen und unmöglichen Gesichtspunkten, redet mit Freunden darüber. Danach ist man aber immer noch zornig.
Das Schlimmste ist die Hilflosigkeit. Wenn der Kränkende wenigstens begreifen würde, begreifen müßte, was er, und warum er es, getan hat. Aber nichts da. Der Erzürnende verweigert die Einsicht, oder er schiebt, als übelster Teil der Kränkung, die Verantwortung hochmütig, lässig und kalt von sich weg. 
Was kann man dagegen tun? RACHE! würde Krimhild sagen. Aber welche Rache ist wirklich süß? Rache verwandelte den Täter in ein Opfer. Schlechte Lösung. Genugtuung - was wäre das? Dass es dem Beleidiger so mies geht, wie man sich selbst fühlt? Entschuldigung? Nebbig! Kriegt man überall für einen Pfennig. Verständnis würde helfen, ist aber nicht vorrätig.
Was macht man mit Zorn?  
Das Zweitschlimmste ist das Nicht-Begreifen-Können. Warum? Welcher Mangel in einem selbst, welcher noch-nicht-erkannte Zug oder Fehler hat dies herausgefordert? Ist man eigentlich selber der Schuldige? Verdient man so behandelt zu werden?
Was macht man mit Zorn? 
"Nimm das Gefühl an" ist ein beliebter Ratschlag. Annehmen heißt, sagt der Duden u.a.: etwas entgegennehmen, nicht zurückweisen, mit etwas einverstanden sein, mit etwas übereinstimmen, es übernehmen.   
Warum sollte man mit diesem Zorn einverstanden sein? Wer ist gerne zornig. Und dann? Angenommen man nähme den Zorn an, Handlungsunfähigkeit und Wehrlosigkeit werden dadurch nicht angenehmer.
Wie kann es sein, dass der Missetäter ruhig schläft, unberührt grinst, oder sogar selbstgerecht "mitfühlt" und man selbst verkrampft sich in gelähmter Wut?
Nein, das Allerschlimmste ist, dass Zorn an einem selbst mehr Schaden anrichtet als beim Verursacher. Zorn kostet Kraft, raubt Lebensfreude. Der Mistkerl oder die böse Kuh erringen so einen Doppelsieg.
Was macht man mit Zorn? 
Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Leider glaube ich nicht an Gott und bin immer noch zornig.




"Mit Gelassenheit pflegt man ein mittleres Verhalten da zu bezeichnen, wo es sich um zornige Erregung handelt, und zwar teilt man, weil es für die rechte Mitte und eigentlich auch für die beiden Extreme keinen eigenen Ausdruck gibt, die Bedeutung der rechten Mitte, die unbenannt ist, der Gelassenheit zu, während letztere eigentlich nach der Seite des Zuwenig hinneigt. Das Zuviel darf man als Hang zu zorniger Erregung bezeichnen. Der innere Zustand ist der Zorn; die Ursachen, die ihn erregen, sind zahlreich und von der verschiedensten Art. Wer da zürnt, wo der Anlaß und die Personen den Zorn rechtfertigen, wer in der rechten Weise, zur rechten Zeit und die rechte Zeitdauer hindurch zürnt, dessen Verhalten findet Billigung; man kann einen solchen gelassen nennen, vorausgesetzt, daß Gelassenheit das billigenswerte Verhalten bedeutet. Gelassen, das bedeutet, daß man sich nicht aufregen, von der Leidenschaft sich nicht hinreißen läßt, sondern in der Weise seinem Zorn Raum gibt, wie rechte Vernunft es gebietet, bei dem gegebenen Anlaß und die rechte Zeitdauer hin durch. Wo der Gelassene sich dagegen vergeht, da möchte es eher in der Richtung auf das Zuwenig geschehen. Denn dem Gelassenen liegt vermöge seiner Neigung nicht die Vergeltung, sondern mehr die Nachgiebigkeit nahe. Das Zurückbleiben hinter der rechten Mitte aber, sei es aus einer Art von Temperamentlosigkeit, sei es aus irgendeinem anderen Grunde, ist Gegenstand der Mißbilligung. Leute, die da nicht in zornige Aufwallung geraten, wo es geboten wäre, erscheinen als verkehrte Menschen, gerade wie diejenigen, die nicht in der rechten Weise, nicht zur rechten Zeit, noch aus dem rechten Anlaß zürnen. Jener macht den Eindruck, als habe er keine Empfindung und mache es ihm keinen Schmerz, und da er nicht zürnt, als sei er auch nicht imstande sich zu wehren, während es doch Sklavensinn verrät, still zu halten, wenn man beschimpft wird, oder seine Angehörigen preiszugeben. Dagegen, daß man zu weit geht, das kommt in allen Beziehungen vor; man zürnt den Personen und aus Anlässen, wo es nicht recht ist; man zürnt heftiger, schneller und längere Zeit hindurch, als recht ist."

aus: Nikomachische Ethik Über Gelassenheit
Aristoteles



Der Zorn des Achilles
Léon Benouville 1847

"Die Geschichte aller bisherigen europäischen Gesellschaft ist ihm die Geschichte von Zornmanagement." 
aus einem Artikel in der "Zeit" über Sloterdijks Zorn und Zeit

Donnerstag, 25. April 2013

Heinz Berggruen hat Kunst gesammelt

                   
                  
  Wenn jemand mal Bedarf auf eine große Portion guter Laune hat,
  dann könnte er zum ziemlich häßlichen Charlottenburger Schloß
  fahren, und gleich gegenüber steht das Haus der Sammlung
  Berggruen. Reingehen, Karte kaufen, gucken, gucken - gute Laune. 
                   


FATALES FAGOTT SOLO

Paul Klee 1918



KATZE


 Giacometti 1951

JUNGES MÄDCHEN MIT OFFENEM HAAR



Paul Cezanne 1873/74


Foto: bpk
 

CLOWN
  
 

Toulouse-Lautrec 1886