Donnerstag, 14. März 2013

Galilei und der Kleine Mönch oder warum mir Bescheidenheit suspekt ist.

Mir mißfällt Der neue Chefideologe aller Katholiken sehr.

In den Berichten über den neugewählten Papst ist ungewöhnlich häufig von seiner großen Bescheidenheit die Rede, er fährt nicht im Papa-Mobil, sondern im Kleinbus, er fährt mit der U-Bahn zur Arbeit, er betritt die Kirche durch den Nebeneingang, sehr rührend, aber was bedeutet es? Es bedeutet nichts. Oder es bedeutet: Er kann sich Bescheidenheit leisten, es ist seine Geste der Unterdrückung. "Seht! Armut ist gut für euch, sie erhöht euch." Mag sein, aber er hat die Wahl. Millionen andere nicht. Und eben denen will er auch noch Verhütung, Revolte und das Leben gemäß ihrer angeborenen Orientierung verbieten. 

Armut ist keine gottesnahe Lebensweise, sondern soziale Ungerechtigkeit. Auf diese Feststellung lege ich Wert!


Aus: DAS LEBEN DES GALILEO GALILEI 
von Bertolt Brecht


Galilei: Reden Sie, reden Sie! Das Gewand, das Sie tragen, gibt Ihnen das Recht zu sagen, was immer Sie wollen.

Der kleine Mönch: Ich habe Mathematik studiert, Herr Galilei.

Galilei: Das könnte helfen, wenn es Sie veranlasste einzugestehen, dass zwei mal zwei hin und wieder vier ist!


Der kleine Mönch: Herr Galilei, seit drei Nächten kann ich keinen Schlaf mehr finden. Ich wusste nicht, wie ich das Dekret, das ich gelesen habe, und die Trabanten des Jupiter, die ich gesehen habe, in Einklang bringen sollte. Ich beschloss, heute früh die Messe zu lesen und zu Ihnen zu gehen.

Galilei: Um mir mitzuteilen, dass der Jupiter keine Trabanten hat?

Der kleine Mönch: Nein. Mir ist es gelungen, in die Weisheit des Dekrets einzudringen. Es hat mir die Gefahren aufgedeckt, die ein allzu hemmungsloses Forschen für die Menschheit in sich birgt, und ich habe beschlossen, der Astronomie zu entsagen. Jedoch ist mir noch daran ge- legen, Ihnen die Beweggründe zu unterbreiten, die auch einen Astronomen dazu bringen können, von einem weiteren Ausbau der gewissen Lehre abzusehen.

Galilei: Ich darf sagen, dass mir solche Beweggründe bekannt sind.

Der kleine Mönch: Ich verstehe Ihre Bitterkeit. Sie denken an die gewissen außerordentlichen Machtmittel der Kirche.

Galilei: Sagen Sie ruhig Folterinstrumente.


Der kleine Mönch: Aber ich möchte andere Gründe nennen. Erlauben Sie, dass ich von mir rede. Ich bin als Sohn von Bauern in der Campagna aufgewachsen. Es sind ein- fache Leute. Sie wissen alles über den Ölbaum, aber sonst recht wenig. Die Phasen der Venus beobachtend, kann ich nun meine Eltern vor mir sehen, wie sie mit meiner Schwester am Herd sitzen und ihre Käsespeise essen. Ich sehe die Balken über ihnen, die der Rauch von Jahrhunderten geschwärzt hat, und ich sehe genau ihre alten abgearbeiteten Hände und den kleinen Löffel darin. Es geht ihnen nicht gut, aber selbst in ihrem Unglück liegt eine gewisse Ordnung verborgen. Da sind diese verschiedenen Kreisläufe, von dem des Bodenaufwischens über den der Jahreszeiten im Ölfeld zu dem der Steuerzahlung. Es ist regelmäßig, was auf sie herabstößt an Unfällen. Der Rücken meines Vaters wird zusammengedrückt nicht auf einmal, sondern mit jedem Frühjahr im Ölfeld mehr, so wie auch die Geburten, die meine Mutter immer geschlechtsloser gemacht haben, in ganz bestimmten Abständen erfolgten. Sie schöpfen die Kraft, ihre Körbe schweißtriefend den steinigen Pfad hinauf zu schleppen, Kinder zu gebären, ja zu essen aus dem Gefühl der Stetigkeit und Notwendigkeit, das der Anblick des Bodens, der jedes Jahr von neuem grünenden Bäume, der kleinen Kirche und das Anhören der sonntäglichen Bibeltexte ihnen verleihen können. Es ist ihnen versichert worden, dass das Auge der Gottheit auf ihnen liegt, forschend, ja beinahe angstvoll; dass das ganze Welttheater um sie aufgebaut ist, damit sie, die Agierenden, in ihren großen oder kleinen Rollen sich bewähren können. Was würden meine Leute sagen, wenn sie von mir erführen, dass sie sich auf einem kleinen Steinklumpen befinden, der sich unaufhörlich drehend im leeren Raum um ein anderes Gestirn bewegt, einer unter sehr vielen, ein ziemlich unbedeutender! Wozu ist jetzt noch solche Geduld, solches Einverständnis in ihr Elend nötig oder gut? Wozu ist die Heilige Schrift noch gut, die alles erklärt und als notwendig begründet hat, den Schweiß, die Geduld, den Hunger, die Unterwerfung, und die jetzt voll von Irrtümern befunden wird? Nein, ich sehe ihre Blicke scheu werden, ich sehe sie die Löffel auf die Herdplatte senken, ich sehe, wie sie sich verraten und betrogen fühlen. Es liegt also kein Auge auf uns, sagen sie. Wir müssen nach uns selber sehen, ungelehrt, alt und verbraucht, wie wir sind? Niemand hat uns eine Rolle zugedacht außer dieser irdischen, jämmerlichen auf einem winzigen Gestirn, das ganz unselbständig ist, um das sich nichts dreht? Kein Sinn liegt in unserm Elend, Hunger ist eben Nichtgegessenhaben, keine Kraftprobe; Anstrengung ist eben Sichbücken und Schleppen, kein Verdienst. Verstehen Sie da, dass ich aus dem Dekret der Heiligen Kongregation ein edles mütterliches Mitleid, eine große Seelengüte herauslese?

Galilei: Seelengüte! Wahrscheinlich meinen Sie nur, es ist nichts da, der Wein ist weggetrunken, ihre Lippen vertrocknen, mögen sie die Soutane küssen! Warum ist denn nichts da? Warum ist die Ordnung in diesem Land nur die Ordnung einer leeren Lade und die Notwendigkeit nur die, sich zu Tode zu arbeiten? Zwischen strotzenden Weinbergen, am Rand der Weizenfelder! Ihre Campagnabauern bezahlen die Kriege, die der Stellvertreter des milden Jesus in Spanien und Deutschland führt. Warum stellt er die Erde in den Mittelpunkt des Universums? Damit der Stuhl Petri im Mittelpunkt der Erde stehen kann! Um das letztere handelt es sich. Sie haben Recht, es handelt sich nicht um die Planeten, sondern um die Campagnabauern. Und kommen Sie mir nicht mit der Schönheit von Phänomenen, die das Alter vergoldet hat! Wissen Sie, wie die Auster Margaritifera ihre Perle produziert? Indem sie in lebensgefährlicher Krankheit einen unerträglichen Fremdkörper, zum Beispiel ein Sandkorn, in eine Schleimkugel einschließt. Sie geht nahezu drauf bei dem Prozess. Zum Teufel mit der Perle, ich ziehe die gesunde Auster vor. Tugenden sind nicht an Elend geknüpft, mein Lieber. Wären Ihre Leute wohlhabend und glücklich, könnten sie die Tugenden der Wohlhabenheit und des Glücks entwickeln. Jetzt stammen diese Tugenden Erschöpfter von erschöpften Äckern, und ich lehne sie ab. Herr, meine neuen Wasserpumpen können da mehr Wunder tun als ihre lächerliche übermenschliche Plackerei. – „Seid fruchtbar und mehret euch“, denn die Äcker sind unfruchtbar, und die Kriege dezimieren euch. Soll ich Ihre Leute anlügen?

Der kleine Mönch in großer Bewegung: Es sind die allerhöchsten Beweggründe, die uns schweigen machen müssen, es ist der Seelenfrieden Unglücklicher!

Galilei: Wollen Sie eine Cellini-Uhr sehen, die Kardinal Bellarmins Kutscher heute Morgen hier abgegeben hat? Mein Lieber, als Belohnung dafür, dass ich zum Beispiel Ihren guten Eltern den Seelenfrieden lasse, offeriert mir die Behörde den Wein, den sie keltern im Schweiße ihres Antlitzes, das bekanntlich nach Gottes Ebenbild geschaffen ist. Würde ich mich zum Schweigen bereit finden, wären es zweifellos recht niedrige Beweggründe: Wohlleben, keine Verfolgung et cetera.

Der kleine Mönch: Herr Galilei, ich bin Priester.

Galilei: Sie sind auch Physiker. Und Sie sehen, die Venus hat Phasen. Da, sieh! Siehst du dort den kleinen Priap an der Quelle neben dem Lorbeer? Der Gott der Gärten, der Vögel und der Diebe, der bäurische obszöne Zweitausendjährige! Er hat weniger gelogen. Nichts davon, schön, ich bin ebenfalls ein Sohn der Kirche. Aber kennen Sie die achte Satire des Horaz? Ich lese ihn eben wieder in diesen Tagen, er verleiht einiges Gleichgewicht. Er greift nach einem kleinen Buch. Er lässt eben diesen Priap sprechen, eine kleine Statue, die in den Esquilinischen Gärten aufgestellt war. Folgendermaßen beginnt es:
“ Ein Feigenklotz, ein wenig nützes Holz
 war ich, als einst der Zimmermann, unschlüssig ob einen Priap machen oder einen Schemel, sich für den Gott entschied ...“
Meinen Sie, Horaz hätte sich etwa den Schemel verbieten und einen Tisch in das Gedicht setzen lassen? Herr, mein Schönheitssinn wird verletzt, wenn die Venus in meinem Weltbild ohne Phasen ist! Wir können nicht Maschinerien für das Hochpumpen von Flusswasser erfinden, wenn wir die größte Maschinerie, die uns vor Augen liegt, die der Himmelskörper, nicht studieren sollen. Die Winkelsumme im Dreieck kann nicht nach den Bedürfnissen der Kurie abgeändert werden. Die Bahnen fliegender Körper kann ich nicht so berechnen, dass auch die Ritte der Hexen auf Besenstielen erklärt werden.

Der kleine Mönch: Und Sie meinen nicht, dass die Wahrheit, wenn es Wahrheit ist, sich durchsetzt, auch ohne uns?

Galilei: Nein, nein, nein. Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. Eure Campagnabauern schildert Ihr ja schon wie das Moos auf ihren Hütten! Wie kann jemand annehmen, dass die Winkelsumme im Dreieck i h r e n Bedürfnissen widersprechen könnte! Aber wenn sie nicht in Bewegung kommen und denken lernen, werden ihnen auch die schönsten Bewässerungsanlagen nichts nützen. Zum Teufel, ich sehe die göttliche Geduld Ihrer Leute, aber wo ist ihr göttlicher Zorn?

Der kleine Mönch: Sie sind müde!

Galilei wirft ihm einen Packen Manuskripte hin: Bist du ein Physiker, mein Sohn? Hier stehen die Gründe, warum das Weltmeer sich in Ebbe und Flut bewegt. Aber du sollst es nicht lesen, hörst du? Ach, du liest schon? Du bist also ein Physiker?

Der kleine Mönch hat sich in die Papiere vertieft.

Galilei: Ein Apfel vom Baum der Erkenntnis! Er stopft ihn schon hinein. Er ist ewig verdammt, aber er muss ihn hineinstopfen, ein unglücklicher Fresser! Ich denke manchmal: ich ließe mich zehn Klafter unter der Erde in einen Kerker einsperren, zu dem kein Licht mehr dringt, wenn ich dafür erführe, was das ist: Licht. Und das Schlimmste: was ich weiß, muss ich weitersagen. Wie ein Liebender, wie ein Betrunkener, wie ein Verräter. Es ist ganz und gar ein Laster und führt ins Unglück. Wie lang werde ich es in den Ofen hineinschreien können – das ist die Frage.

Der kleine Mönch zeigt auf eine Stelle in den Papieren: Diesen Satz verstehe ich nicht.

Galilei: Ich erkläre ihn dir, ich erkläre ihn dir.


Franziskus am Bildrand


Seine Eminenz, den hochwürdigste Exzellenz der Heiligen Römischen Kirche, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, nun neuer Papst, er nennt sich Franziskus, übrigens nur Franziskus, der Erste wird er erst, wenn es auch einen Zweiten gibt. Wird jetzt etwas anders werden? Wie denn?

Giovanni Cimabue 1280: Madonna, rechts: Franziskus. Assisi, Unterkirche der Basilika San Francesco

SONNENGESANG DES FRANZ VON ASSISSI

Es beginnt das Lob der Schöpfung, das der selige Franziskus
zu Lob und Ehre Gottes dichtete, als er krank bei St. Damianus lag
Höchster, allmächtiger und guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehr.

1. Herr, sei gelobt durch Bruder Sonne,
er ist der Tag, der leuchtet für und für.
Er ist dein Glanz und Ebenbild, o Herr.

2. Herr, sei gelobt durch unsre Schwester Mond
und durch die Sterne, die du gebildet hast.
Sie sind so hell, so kostbar und so schön.

3. Herr, sei gelobt durch unsren Bruder Wind,
durch Luft und Wolken und jegliches Wetter.
Dein Odem weht dort, wo es ihm gefällt

4. Herr, sei gelobt durch Schwester Wasser,
sie ist gar nützlich, demutsvoll und keusch.
sie löscht den Durst, wenn wir ermüdet sind:

5. Herr, sei gelobt durch Bruder Feuer;
der uns erleuchtet die Dunkelheit und Nacht.
Er ist so schön, gar kraftvoll und auch stark.

6. Herr, sei gelobt durch Mutter Erde,
die uns ernährt, erhält und Früchte trägt.
Die auch geschmückt durch Blumen und Gesträuch:

7. Herr, sei gelobt durch jene, die verzeihn,
und die ertragen Schwachheit, Leid und Qual.
von dir, du Höchster, werden sie gekrönt.

8. Herr, sei gelobt durch unsren Bruder Tod,
dem kein Mensch lebend je entrinnen kann.
Der zweite Tod tut uns kein Leides an.
Lobet und preiset den Herrn in Dankbarkeit,
und dienet ihm mit großer Demut.
Variantübersetzung der letzten Strophe:
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihr kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Franziskus vor der Restaurierung
© De Giovanni, Andrea Gaspare

Montag, 11. März 2013

Auguste Rodin - Fliegende Frau



François-Auguste-René Rodin
12. November 1840 - 17. November 1917


Iris, Botin der Götter auch genannt: Eine andere Stimme, genannt Iris
Fliegende Figur 1890/91


Im Dezember 1890 erwähnte Rodin in einem Brief die zweite Version eines Denkmals für Victor Hugo, "Die Verherrlichung Victor Hugos". Über der Männerfigur, gestützt von einer Wolke, sollte eine geflügelte Frau kopfüber schweben, Sinnbild seiner Inspiration oder seiner Glorie. Als Rodin dann die Iris als selbsständiges Werk weiterentwickelte, nahm er ihr die Flügel, den Kopf und einen Arm und, er winkelte ihr rechtes Bein ab. Was für eine Wandlung!

 Iris, griechisch: der Regenbogen

Cancan - Chahut - Der Freudentanz des Heidentums

Wiki schreibt: Der Cancan ist ein schneller französischer Tanz im 2/4-Takt, der sich um das Jahr 1830 in Paris aus der populären Quadrille ableitete.
"Der Can-Can ist ein Tanz, der nie in ordentlicher Gesellschaft getanzt wird, sondern nur auf gemeinen Tanzböden ... Hier musiziert Belzebub mit vollem Orchester, hier tanzen die Unholde wie bei uns in der Walpurgisnacht. Wenn aber gar die Galopprunde erschmettert, dann erreicht der satanische Spektakel seine unsinnigste Höhe ..." Heinrich Heine

La Goulue

Sonntag, 10. März 2013

Hoffnung auf Frühling


Ein weiterer Beitrag in meinem unerschütterlichen Hoffen auf 
die Einkehr des Frühlings in die deutschen Lande:



HOFFNUNG
Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß d o c h Frühling werden.


Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,
Und möchte vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.

Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll' auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß d o c h Frühling werden...

Emanuel Geibel
 

Die fantastische Welt von Oz



„Toto, I have a feeling we’re not in Kansas anymore.“
„Toto, ich habe das Gefühl, wir sind nicht mehr in Kansas.“
Dorothy nach dem Hurrikan zu ihrem Hund  

 
    Alexander Melentjewitsch Wolkow übersetzt ein Buch und er liebt dieses Buch und 
    er erfindet neue Wendungen und Details für dessen Geschichte und irgendwann wird 
    es "sein" Buch und es wird 1939 in der vom Stalinismus geschüttelten Sowjetunion  
    veröffentlicht und heißt "Der Zauberer der Smaragdenstadt". Fünf weitere Bücher 
    werden folgen und ich, ein Kind der DDR, werde sie aufsaugen und Herrn Wolkow 
    verehren.
    Aber das ursprüngliche Buch hat Frank Baum geschrieben und es erschien 1900 in 
    den USA unter dem Titel "Der wunderbare Zauberer von Oz", hat auch mehrere 
    nachfolgende Bücher und ist unserem gemeinsamen mitteleuropäischen-
    nordamerikanischem Gedächtnis eingebrannt durch Judy Garland im zu engen 
    Trägerrock, die in Begleitung von Schoßhund, Vogelscheuche, Löwe und Blechmann 
    "Somewhwhere over the rainbow" singt und dabei über eine gelbe Ziegelsteinstrasse 
    läuft. Obwohl sie das eigentlich in Kansas in Gesellschaft eines Huhns tut. So 
    komprimiert Gedächtnis Erfahrungen zu Ikonen. 

 
 
   Ein extrem fetter Hawaiianer hat die ultimate Version gesungen mit der Stimme eines 
   Engels im Körper eines bedauernswertes Opfers der amerikanischen Art der Ernährung.
   http://www.youtube.com/watch?v=CgHkbrhAF_E
   Der Film erzählt nun die Vorgeschichte von Dorothys/Ellis Abenteuern und ist nur für 
   die kleineren Kinder unter uns gedacht. Ein charmanter Tunichtgut, ein Aufschneider, ein 
   mittelmäßiger "Zauberer" auf ländlichen Jahrmärkten bekommt die Chance über sich 
   hinauszuwachsen, ein wahrer Zauberer zu werden, jemand, der gegen den Neid und 
   den Hass kämpft und siegt, weil er seine Tricks, seine Illusionen, seine Lügen für den 
   Sieg des Guten über das Böse einsetzt - Traum jedes Theaterarbeiters - er siegt, weil 
   er besser schwindeln kann, als die andere Seite.
   Sam Raimi hat keinen großen Film geschaffen, aber einen guten. Meine 8-jährige Zauber-
   Nichte hat mitgefiebert und ich auch.
 



Irgendwo, über dem Regenbogen,
Sind die Himmel blau
Und die Träume, die du wagst zu träumen
werden wirklich wahr!


Eines Tages werde ich einen Wunsch an einen Stern schicken,
und aufwachen, wo die Wolken ganz weit 

unter mir sind,
wo Sorgen schmelzen, wie Zitronenbonbons.

Hoch oben über den Schornsteinspitzen, 
da wirst du mich finden.
 

Irgendwo über dem Regenbogen,
Fliegen die Rotkehlchen
Vögel fliegen über den Regenbogen
Warum denn, warum kann ich es nicht? 
Wenn glückliche kleine Vögel
Über den Regenbogen fliegen
Warum, warum kann ich es nicht?

SOMEWHERE OVER THE RAINBOW

Somewhere over the rainbow
Skies are blue,
And the dreams that you dare to dream
Really do come true.


Someday I'll wish upon a star
And wake up where the clouds are far
Behind me.
Where troubles melt like lemon drops
Away above the chimney tops
That's where you'll find me.


Somewhere over the rainbow
Bluebirds fly.
Birds fly over the rainbow.
Why then, oh why can't I?


If happy little bluebirds fly
Beyond the rainbow
Why, oh why can't I?


Samstag, 9. März 2013

Theater hat auch Grippewellen


Da probiere ich in Detmold "Münchhausen" und "Peng!" sind die Hälfte meiner Schauspieler krank. Ein Virus geht um, klein, böse, zielsicher und rafft sie mir unter den Händen weg. Erst einer, dann zwei, bei fünf gab es eine Pause, momentan wechseln nur noch die Namen der Erkrankten. 
Mittwoch - die Szene ist der Zarenhof in Moskau, eigentlich müßten 14 Menschen die Bühne bevölkern und um die Gunst der Zarin Katharina buhlen. Die Herrscherin aller Reussen hat von der Vorstellung am Vorabend ein Humpelbein und ihr Hofstaat ist zu großen Teilen unsichtbar. Ein einzelner, körperlich anwesender, Schauspieler provoziert einen nichtanwesenden Kollegen, wird von einem weiteren Abwesenden geschlagen und stürzt in die vorgestellten Arme eines weiteren Grippeopfers. Ich breche die Probe ab, meine, nicht unter Mangelerscheinungen leidende, Phantasie gibt auf, wirft das Handtuch, knickt ein.
Was tun? Es ist ein Stück, das zum größten Teil aus Massenszenen besteht - Münchhhausen reist und gerät unter seltsame Menschen, seltsam ist jetzt leider nur, dass die halt alle zuhause im Bett sind und husten und fiebern und schnupfen!
Freitag - Detmold, das graue, gräuliche, kalte Mistwetter und der Mangel an möglicher sinnvoller Arbeit haben mir zu einer gallopierenden Depression verholfen - was tun? - 10.00 Uhr morgens, anwesend drei Schauspieler, eine Souffleuse, eine Regieassistentin und ich - "Laßt uns das ganze Stück bis zur Mitte durchspielen, nur ihr drei und alle anderen werden eingelesen."
Und? Es war wunderbar! Münchhausen wurde wahrhaftig zum Lügenbaron - er phantasierte nicht nur das, wie immer auf der Probebühne nur erahnbare, Bühnenbild, er erzählte, improvisierte, spielte Geschichten und Partner und Gegner und fehlende Requsiten. Die Souffleuse wurde zur Spielmaus, die zwei anderen Kollegen hüpften gelenkig von Part zu Part. Der Vollständigkeit halber haben die Regieassisstentin und ich auch noch die Musik eingesungen.


Ich, nach der "Wunderprobe".

Freitag, 8. März 2013

Leicht depressiver Frauentag


O meine müden Füße ihr müßt tanzen

 

O meine müden Füße ihr müßt tanzen
In bunten Schuhen,
Und möchtet lieber tief, tief
Im Boden ruhen.

O meine heißen Wangen, ihr müsst glühen
Im wilden Kosen,
Und möchtet lieber blühen
Zwei weiße Rosen.

O meine armen Augen, ihr müsst blitzen
Im Strahl der Kerzen,
Und lieber schlieft ihr aus im Dunkeln
Von euren Schmerzen.

Georg Büchner


Edvard Muybridge

Rosetta von FM Einheit, Bühnenmusik für Leonce und Lena von Georg Büchner

Donnerstag, 7. März 2013

Verborgen unter Tauben


Ich weiß nicht wer dies photographiert hat, ich weiß nicht, warum es mich so berührt, aber, hier zu eurer Begutachtung:


Dienstag, 5. März 2013

Schwarze Schwäne in Detmold


Ach, manchmal wünschte ich, dass ich photographieren könnte!

Detmold, heute im Früh-März am Ufer des Schloßgrabens des Schlosses derer zu Lippe-Detmold, am ersten Frühlingstag des Jahres 2013. Sonne und zögerliches erstes Grün und, wie es sich gehört, viele, viele Enten und dann kommen zwei schwarze Schwäne dahergeglitten, als wenn das gar nicht ungewöhnlich wäre. Und sie hatten auch noch tiefrote Schnäbel - Paloma Picasso Rot.


Die schwarzen Schwäne, werden Trauerschwäne genannt und kommen ursprünglich aus Australien und sie sind die langhälsigsten aller Schwäne. Leider sind meine Bilder nicht fähig die Exotik ihres Auftauchens in der westfälischen Provinz zu illustrieren.






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Das Photo ist von Wiki runtergeladen, dieser Schwan ist schon ausgewachsen und durchgeschwärzt.

Auch eine Leihnahme von Wiki

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Lippische Landes-Zeitung vom 26.04.2010
Neue schwarze Schwäne erobern den Schlossgraben
Sven Koch
Detmold. Für das Frühjahr hatte Dr. Traute Prinzessin zur Lippe den Detmoldern versprochen, dass wieder schwarze Schwäne auf dem Schlossgraben schwimmen sollen.
Heute nun erfüllte sie ihre Zusage... Kaum in die Freiheit entlassen, drehte das junge Schwanenpärchen die erste Runde auf dem Gewässer – und die kanadischen Graugänse grüßten kurz vom gegenüberliegenden Ufer.
"Wir hoffen", so Dr. Traute Prinzessin zur Lippe, "dass sie sich gut miteinander verstehen werden." Nach ihren Worten musste zunächst ein wenig Zeit vergehen, damit sich die Gänse aneinander gewöhnen können. Denn: Der Ganter hatte eine neue Gans erhalten. Der Witwer war davor sehr eng mit der schwarzen Schwänin auf dem Schlossgraben befreundet gewesen, deren Partner ebenfalls das Zeitliche gesegnet hatte.
Die neuen schwarzen Schwäne  – sie kommen normalerweise in Australien vor – sind voriges Jahr in einer Aufzucht geschlüpft. Noch haben sie ein wenig weißes Gefieder, weil schwarze Jungschwäne das Licht der Welt zunächst im weißen Federkleid erblicken. Mit zwei bis drei Jahren werden sie dann geschlechtsreif und somit schwarz.


Die Venus von Willendorf


   

    Eine Göttin ist eine weibliche Gottheit. In vielen Religionen wurden, und in einigen
    werden, Göttinnen verehrt, deren Vorstellung und Funktion sich oftmals mit Motiven 
    der Fruchtbarkeit, Mutterschaft, dem Werden und Vergehen, teils auch der Erotik 
    verbinden, ebenso gibt es jedoch auch Kriegsgöttinnen oder Göttinnen des Wissens 
    und der Weisheit. 
    So schreibt Wiki.


 
 Die Frau von Willendorf 

aus Kalkstein, 11cm hoch, erschaffen irgendwann zwischen 24 000 und 22 000 Jahre v. Chr. im heutigen Österreich

   Ist sie nicht zauberhaft? Mit ihrer frühsteinzeitlichen Dauerwelle, oder sind es dicht 
   geflochtene Zöpfe, oder mag es schon damals Häkelmützen gegeben haben? 
   Wissenschaftler behaupten sie trägt eine aus Bast gewobene Kappe. Und der scheu 
   gesenkte Kopf und die zart angewinkelten Beinen? Sie scheint verwundert auf ihre 
   grandiosen Brüste zu schauen. Wo kommen die denn so plötzlich her? Geht sicher vielen 
   pubertierenden Mädchen so.
   Und auch wenn sie für heutige medial-verzerrte Sichtweisen fett oder barock scheinen 
   mag, umgibt sie ein Zauber von Zartheit und Scheu. 
   Ihr Gesicht ist verschwunden unter der Überforderung des Geschlechts. Und sie hat 
   keine Füsse, sie kann nicht stehen, nicht fortlaufen.
   Nur wenn man sie leicht schräg in der Handfläche hielte, geschützt, wäre sie sicher.








Meine Göttin

Welcher Unsterblichen
Soll der höchste Preis sein?
Mit niemand streit' ich.
Aber ich geb' ihn
Der ewig beweglichen,
Immer neuen,
Seltsamen Tochter Jovis,
Seinem Schoßkinde,
Der Phantasie.

Denn ihr hat er
Alle Launen,
Die er sonst nur allein
Sich vorbehält,
Zugestanden
Und hat seine Freude
An der Törin.

Sie mag rosenbekränzt
Mit dem Lilienstengel
Blumentäler betreten,
Sommervögeln gebieten
Und leichtnährenden Tau
Mit Bienenlippen
Von Blüten saugen:

Oder sie mag
Mit fliegendem Haar
Mit düsterm Blicke
Im Winde sausen
Um Felsenwände
Und tausendfarbig,
Wie Morgen und Abend,
Immer wechselnd,
Wie Mondesblicke,
Den Sterblichen scheinen.

Laßt uns alle
Den Vater preisen!
Den alten, hohen,
Der solch eine schöne
Unverwelkliche Gattin
Dem sterblichen Menschen
Gesellen mögen!

Denn uns allein
Hat er sie verbunden
Mit Himmelsband
Und ihr geboten,
In Freud' und Elend
Als treue Gattin
Nicht zu entweichen.

Alle die andern
Armen Geschlechter
Der kinderreichen
Lebendigen Erde
Wandeln und weiden
In dunkelm Genuß
Und trüben Schmerzen
Des augenblicklichen,
Beschränkten Lebens,
Gebeugt vom Joche
Der Notdurft.

Uns aber hat er
Seine gewandteste,
Verzärtelte Tochter,
Freut euch! gegönnt.
Begegnet ihr lieblich,
Wie einer Geliebten!
Laßt ihr die Würde
Der Frauen im Haus!

Und daß die alte
Schwiegermutter Weisheit
Das zarte Seelchen
Ja nicht beleid'ge!

Doch kenn' ich ihre Schwester,
Die ältere, gesetztere,
Meine stille Freundin:
O daß die erst
Mit dem Lichte des Lebens
Sich von mir wende,
Die edle Treiberin,
Trösterin, Hoffnung!

Johann Wolfgang von Goethe