Mittwoch, 7. März 2012

ORANGE


ORANGE

GRIMM SAGT:

orange, adj. und n. pomeranzengelb, adjectivische verwendung des vorigen, da das franz. orange auch pomeranzenfarbe bedeutet.

Egon Schiele, Mädchen in Orange 1910

WIKI SAGT:

Orange ist der Farbreiz, der wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung ins Auge fällt, bei dem Wellenlängen überwiegend zwischen 575 und 595 nm liegen. Licht mit dieser Eigenschaft kann auch als Körperfarbe remittiert sein.

Die Farbe Orange wurde nach der Zitrusfrucht benannt. Der Zwischenton von Gelb zu Rot ist mithin erst mit allgemeiner Verbreitung der Südfrucht zum anerkannten Farbnamen geworden. Goethe schreibt an seinen Farbkreis gelbroth und rothgelb und bezeichnet die Wirkung als „edel“. Auch kennt er noch das ältere deutsche Wort für die Farbe Orange: kreß, das sich von der Farbe der Kapuzinerkresse herleitet.
Beim Adjektiv „orange“ werden im Deutschen neben der undeklinierten Form und Umschreibungen wie orangefarben mittlerweile auch die deklinierten akzeptiert. So etwa bei: ein oranger/orangefarbener Hut, eine orange/orangefarbene Mütze, ein oranges/orangefarbenes Hemd. Umgangssprachlich sind die gebeugten Formen verbreitet, dies gilt in der Schriftsprache aber als nicht korrekt.

Mary, Princess Royal and Princess of Orange 
Bartholomeus van der Helst, 1652
 
DAS XV. SONETT

Wartet..., das schmeckt... Schon ists auf der Flucht
.... Wenig Musik nur, ein Stampfen, ein Summen -:
Mädchen, ihr warmen, Mädchen, ihr stummen,
tanzt den Geschmack der erfahrenen Frucht!

Tanzt die Orange. Wer kann sie vergessen,

wie sie, ertrinkend in sich, sich wehrt
wider ihr Süßsein. Ihr habt sie besessen.
Sie hat sich köstlich zu euch bekehrt.

Tanzt die Orange. Die wärmere Landschaft,

werft sie aus euch, dass die reife erstrahle
in Lüften der Heimat! Erglühte, enthüllt

Düfte um Düfte. Schafft die Verwandtschaft

mit der reinen, sich weigernden Schale,
mit dem Saft, der die Glückliche füllt!

Rainer Maria Rilke


ORANGE 
 
 Im Straßenverkehr WARNFARBE und Gefahrengutmarkierung
Im BUDDHISMUS - Farbe der Mönchskleidung
Die Farbe des Irischen Protestantismus - Des ORANIER ORDENS
und Des Niederländische Königshauses von ORANIEN 
DIE ORANGE, hieß vormals Oranienapfel
"Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn
im dunklen Laub die Goldorangen glühn..." J. W. von GOETHE 

 Abraham Mignon (1640-1679)

AN EINE ORANGE

Herrliche Frucht,
im Haine
behutsam gereift.
Von Sonne und Südwind
tausendmal überküßt,
gerötet, gegoldet.
Duftend und schwer
ruhst du in meiner Hand.

Wieviel Sonnenküsse,

wieviel Regenschauer,
wieviel Vollmondschein,
welch ein großes warmes Land
halte ich mit Dir,
Vollkommene!
in meiner kleinen
gewölbten Hand.

Francisca Stoecklin



Orangenmarmelade nach Nigel Slater

Für ca. 5 Gläser:
12 Bio- oder unbehandelte Bittere Orangen
2 Bio oder unbehandelte Zitronen
1.25kg unraffinierter Kristallzucker
Material: kleines, scharfes Messer, ca. 7 Liter Kochtopf, Musselin-Tuch, diverse Schüssel, Moulinette, saubere Schraubgläser, die neben den Deckeln, kurz vor dem Einfüllen 5 Minuten bei 110°C im Backofen sterilisiert werden, passender Trichter, Schöpflöffel
Tag 1:
Mit einem kleinen, besonders scharfen Küchenmesser, das Obst von oben nach unten vier mal einschneiden, ohne das Fruchtfleisch durch zu stechen, um die Haut leichter in vier Vierteln entfernen zu können. Je nach Geschmack und Geschick wird mehr oder weniger vom weißen Teil mit der Schale entfernt.

Die einzelnen Viertel der Schale in feine Streifen schneiden (oder dickere Streifen, wenn man die Textur „chunky“ mag).

Jede Orange und Zitrone pressen, und den Saft in einem Krug zur Seite stellen. Zur Information: Ich hatte hier ca. 0,7 Liter Saft. Alle Orangenwände, Kerne, nicht in Streifen geschnittene Schalen – also alles was nicht Saft und nicht Schalenstreifen ist – auch aufbewahren!
Den Saft bis zu 4 Liter mit kaltem Wasser komplettieren, und in eine Schüssel mit den Schalenstreifen geben. Den reservierten Orangenmark, Kerne, usw. in das Stofftuch geben, das Tuch binden und unter den Saft tauchen. Über Nacht in einem kühlen Ort ziehen lassen.


Tag 2:
Am nächsten Tag, den Saft und die Schalenstreifen in einem großen Kochtopf geben, und das gefüllte Tuch unter den Saft legen. Zum Kochen bringen, dann die Hitze reduzieren, so dass die Flüssigkeit munter weiterköchelt. Dieser Schritt ist fertig, wenn die Schale total weich und durchscheinend ist. Das kann zwischen 40 Minuten und gute 1,5 Stunden dauern, je nachdem, wie dick die Schale geschnitten wurde.
Sobald die Frucht bereit ist, das Musselintuch entfernen und in eine Schüssel lassen, bis es kühl genug zu handhaben ist. Den Zucker in den Topf geben und die Marmelade zu kochen bringen. Jedes Bisschen Saft, das es gibt, aus dem Beutel herauspressen, und das Ergebnis (fünf großen Esslöffel) in die Saftmischung gegeben.

Den Schaum abschöpfen, der auf der Oberfläche gebildet wird, sonst wird die Marmelade wolkig. Zunächst 15 Minuten auf starke „Flamme“ kochen lassen. Ein Esslöffel der Marmelade auf einen Teller geben und den Teller ein paar Minuten in den Kühlschrank legen. Wenn sich eine Haut bildet, ist die Marmelade gekocht, ansonsten alle 10 Minuten prüfen, bis es soweit ist.

Mit dem Schöpflöffel und den Trichter in die sterilisierten Gläser geben. Gut verschließen und die Gläser umdrehen, bis die Marmelade gekühlt ist.
 

Dienstag, 6. März 2012

TÜRKIS - für J.


WIKI SAGT:

Cyan bezeichnet einen am Übergang von Blau zu Grün liegenden Farbton. Sie ist
alltagssprachlich auch unter den Namen Türkis, Aquamarin und Blaugrün bekannt, jedoch sind die so bezeichnete Farbtöne nicht in allen Nuancen mit Cyan deckungsgleich.

Türkis bezeichnet also einen nicht einheitlich definierten Farbton, der zwischen Grün und Blau liegend empfunden wird.

Licht mit dieser Eigenschaft kann auch als Körperfarbe remittiert sein.
Körperfarbe, auch Gegenstandsfarbe, ist der Farbreiz, der von Objekten (feste, flüssige, gasförmige) ausgeht, die Umgebungslicht reflektieren.

Der Farbton trennt die Gruppe des Blaugrün (wie Eisgrün oder Seegrün) vom Grünblau (wie Eisblau, Cyanblau, Türkisblau oder Aquamarin).
Türkis in der eisigen Tönung wird als die kälteste aller Farben empfunden. Diese Farbe wird im Meeres- oder Gletschereis gefunden, es ist der Schatten der kalten Regionen: Eisblau.

Der Grenzfall zwischen Grün und Blau, das Türkis, ist in seiner Zuordnung vom individuellen Empfinden abhängig.

Der Name leitet sich von der Farbe des Halbedelsteins Türkis ab. 


Am Anfang des 13. Jahrhunderts kam die französische Bezeichnung Turkoys für den, bis dahin Kalláïnos (blau und grün schillernd), lateinisch Callaina oder später Kallait genannten Halbedelstein auf, die sich ab dem frühen 15. Jahrhundert in die Bezeichnung pierre turquoise wandelte und übersetzt „türkischer Stein“ bedeutet. Diese Wortschöpfung beruht jedoch auf einem Missverständnis, denn Türkis wurde damals lediglich aus dem Gebiet des heutigen Iran in dieTürkei importiert und dort gehandelt.


Poesie

Frägst du mich im Rätselspiele,
Wer die zarte lichte Fei,
Die sich drei Kleinoden gleiche
Und ein Strahl doch selber sei?
Ob ich's rate? Ob ich fehle?
Liebchen, pfiffig war ich nie,
Doch in meiner tiefsten Seele
Hallt es: das ist Poesie!

Jener Strahl, der, Licht und Flamme,
Keiner Farbe zugetan,
Und doch, über alles gleitend
Tausend Farben zündet an,
Jedes Recht und keines Eigen. -
Die Kleinode nenn' ich dir:
Den Türkis, den Amethysten,
Und der Perle edle Zier.

Poesie gleicht dem Türkise,
Dessen frommes Auge bricht,
Wenn verborgner Säure Brodem
Nahte seinem reinen Licht;
Dessen Ursprung keiner kündet,
Der wie Himmelsgabe kam,
Und des Himmels milde Bläue
Sich zum milden Zeichen nahm.

Und sie gleicht dem Amethysten,
Der sein veilchenblau Gewand
Läßt zu schnödem Grau erblassen
An des Ungetreuen Hand;
Der, gemeinen Götzen frönend,
Sinkt zu niedren Steines Art,
Und nur Einer Flamme dienend
Seinen edlen Glanz bewahrt;

Gleicht der Perle auch, der zarten,
Am Gesunden tauig klar,
Aber saugend, was da Krankes
In geheimsten Adern war;
Sahst du niemals ihre Schimmer
Grünlich, wie ein modernd Tuch?
Eine Perle bleibt es immer,
Aber die ein Siecher trug.

Und du lächelst meiner Lösung,
Flüsterst wie ein Widerhall:
Poesie gleicht dem Pokale
Aus venedischem Kristall;
Gift hinein - und schwirrend singt er
Schwanenliedes Melodie,
Dann in tausend Trümmer klirrend,
Und hin ist die Poesie!


Annette von Droste-Hülshoff

Aztekische oder Mixtecische Maske, Türkis, Maske des Quetzalcoatl

Die heiligen drei Könige
Legende

Einst als am Saum der Wüsten sich
auftat die Hand des Herrn
wie eine Frucht, die sommerlich
verkündet ihren Kern,
da war ein Wunder: Fern
erkannten und begrüßten sich
drei Könige und ein Stern.
Drei Könige von Unterwegs
und der Stern Überall,
die zogen alle (überlegs!)
so rechts ein Rex und links ein Rex
zu einem stillen Stall.
Was brachten die nicht alles mit
zum Stall von Bethlehem!
Weithin erklirrte jeder Schritt,
und der auf einem Rappen ritt,
saß samten und bequem.

Und der zu seiner Rechten ging,
der war ein goldner Mann,
und der zu seiner Linken fing
mit Schwung und Schwing
und Klang und Kling
aus einem runden Silberding,
das wiegend und in Ringen hing,
ganz blau zu rauchen an.

Da lachte der Stern Überall
so seltsam über sie,
und lief voraus und stand am Stall
und sagte zu Marie:
Da bring ich eine Wanderschaft
aus vieler Fremde her.
Drei Könige mit Magenkraft,
von Gold und Topas schwer
und dunkel, tumb und heidenhaft, -
erschrick mir nicht zu sehr.

Sie haben alle drei zuhaus
zwölf Töchter, keinen Sohn,
so bitten sie sich deinen aus
als Sonne ihres Himmelblaus
und Trost für ihren Thron.
Doch musst du nicht gleich glauben: bloß
ein Funkelfürst und Heidenscheich
sei deines Sohnes Los.
Bedenk, der Weg ist groß.
Sie wandern lange, Hirten gleich,
inzwischen fällt ihr reifes Reich
weiß Gott wem in den Schoß.

Und während hier, wie Westwind warm,
der Ochs ihr Ohr umschnaubt,
sind sie vielleicht schon alle arm
und so wie ohne Haupt.

Drum mach mit deinem Lächeln licht
die Wirrnis, die sie sind,
und wende du dein Angesicht
nach Aufgang und dein Kind;
dort liegt in blauen Linien,
was jeder dir verließ:
Smaragda und Rubinien
und die Tale von Türkis.

Rainer Maria Rilke


Blau ist die Farbe des Wassers, der Seen und der Meere. Dabei ist Wasser eigentlich farblos. Erst in mächtigeren Schichten erscheint es blau - nicht nur weil der Wasserspiegel das Blau des Himmels reflektiert. Je länger der Weg ist, den ein Lichtstrahl durch Wasser zurücklegt, desto mehr rote und auch grüne Anteile des Lichtspektrums werden "geschluckt", Blau wird dagegen zurückgeworfen. Je tiefer das Wasser, desto dunkler das Blau. Und umgekehrt: je dunkler das Blau, desto tiefer und unergründlicher erscheint es uns.

http://www.blau-so-blau.de




LILA


WIKI ÜBER LILA

Die Farbe Lila ist helleres Violett, veraltend auch mittleres Purpur genannt.
Die Farbe Magenta ist helleres Lila, veraltend auch helles Purpur genannt.

Der Begriff Violett ist dem französischen Begriff für Veilchen (violette) entlehnt.

Bis ins Mittelalter gab es den Begriff „lila“ nicht, er wurde während der Kreuzzüge aus dem Sanskrit über das Persische und das arabische Wort für Flieder (lilak) nach Spanien und von dort aus nach Frankreich gebracht. Aus dem daraufhin entwickelten französischen Lehnwort „lilas“ (Flieder) entwickelte sich schließlich durch phonetische Transkription das deutsche Wort.

Zuvor wurden lilafarbene Dinge je nach vorherrschendem Farbeindruck als Blau oder Rot eingeordnet. In den Sprachwissenschaften ist dies besonders markant an der regionalen Verbreitung der Begriffe Rotkraut und Blaukraut untersucht worden. Die jeweilige Form der Zubereitung des Farbkohls bestimmt den Farbton: Der Zusatz von konservierendem Essig bewirkt eine rötlich violette Färbung, während die ›süßere‹ süddeutsche Zubereitung zum bläulichen Violett des Blaukrautes führt.

„Lila“ ist eine Farbbezeichnung für ein mit weiß aufgehelltes Magenta, also kein reiner Farbton und nicht zu verwechseln mit Violett, das zu den Sekundärfarben gehört. Umgangssprachlich wird jedoch „lila“ oft für den Farbton „violett“ verwendet.



Warnung

Wenn ich eine alte Frau bin, werde ich Lila tragen,
Mit einem roten Hut, der nicht dazu passt und mir nicht steht.
Und ich werde meine Rente für Cognac und Sommerhandschuhe ausgeben
Und Sandalen aus Satin. Und werde sagen: " Wir haben kein Geld für Butter."
Ich werde mich auf den Bürgersteig setzen, wenn ich müde bin,
Und Gratisproben in den Geschäften verschlingen und Feueralarm auslösen
Und meinen Stock gegen die Zäune der öffentlichen Anlagen schlagen
Und Schluss machen mit der Angepasstheit meiner Jugend.
Ich werde in meinen Hausschuhen in den Regen rausgehen
Und Blumen die in anderer Leute Gärten pflücken,
Und lernen zu spucken.

Man kann schreckliche Blusen tragen und noch fetter werden
Und drei Pfund Würstchen auf einmal essen,
Oder sich eine Woche lang von Brot und sauren Gurken ernähren,
Und Bleistifte und Kulis und Bierdeckel und Zeugs in Schachteln horten.

Aber jetzt müssen wir Kleider tragen, die uns trocken halten,
Und unsere Miete zahlen und nicht auf der Straße fluchen
Und gute Vorbilder für die Kinder sein.
Wir müssen Freunde zum Essen einladen und Zeitungen lesen.

Aber sollte ich vielleicht nicht jetzt schon ein bisschen üben?
Damit die Leute, die mich kennen, nicht zu schockiert und überrascht sind
Wenn ich plötzlich alt bin und anfange, Lila zu tragen.

Übersetzung: Claudia Schumann und ich




Warning

Jenny Joseph

When I am an old woman I shall wear purple
With a red hat which doesn't go, and doesn't suit me,
And I shall spend my pension on brandy and summer gloves
And satin sandals, and say we've no money for butter.
I shall sit down on the pavement when I'm tired
And gobble up samples in shops and press alarm bells
And run my stick along the public railings
And make up for the sobriety of my youth.
I shall go out in my slippers in the rain
And pick the flowers in other people's gardens
And learn to spit.

You can wear terrible shirts and grow more fat
And eat three pounds of sausages at a go
Or only bread and pickle for a week
And hoard pens and pencils and beermats and things in boxes.

But now we must have clothes that keep us dry
And pay our rent and not swear in the street
And set a good example for the children.
We must have friends to dinner and read the papers.

But maybe I ought to practise a little now?
So people who know me are not too shocked and surprised
When suddenly I am old, and start to wear purple.

Alte Frau mit lila Tuch by Sara Heinrichs


LILA LUFT 
mit gelben Fensterflecken,

der Jakobsstab überm
Anhalter Trumm,

Kokelstunde, noch nichts
Interkurrierendes,

von der
Stehkneipe zur
Schneekneipe

Paul Celan - Berlin Gedichte


 
Pilgers Morgenlied - An Lila

Morgennebel, Lila,

Hüllen deinen Turn um.
Soll ich ihn zum
Letztenmal nicht sehn!
Doch mir schweben
Tausend Bilder
Seliger Erinnerung
Heilig warm ums Herz.
Wie er so stand,
Zeuge meiner Wonne,
Als zum erstenmal
Du dem Fremdling
Ängstlich liebevoll
Begegnetest,
Und mit einemmal
Ewge Flammen
In die Seel ihm warfst.
Zische, Nord,
Tausend-schlangen-züngig
Mir ums Haupt!
Beugen sollst dus nicht!
Beugen magst du
Kindscher Zweige Haupt,
Von der Sonne
Muttergegenwart geschieden.

Allgegenwärtge Liebe!

Durchglühst mich,
Beutst dem Wetter die Stirn,
Gefahren die Brust,
Hast mir gegossen
Ins früh welkende Herz
Doppeltes Leben,
Freude, zu leben,
Und Mut.

Johann Wolfgang von Goethe


Im Lichtspektrum liegt die Farbe Lila zwischen den Wellenlängen 400 und 430 nm. Der kurzwellige Bereich unter 380 nm wird Ultraviolett genannt. Dieses Licht ist für uns Menschen nicht sichtbar.



Quelle:

Im Christlichen Glauben ist Lila die Farbe der Buße und Besinnung, der Ein- und Umkehr. Violett symbolisiert den Advent und die Fastenzeit und es war die Farbe der Gewänder der Bischöfe und Kardinäle und demnach wird die Farbe auch mit Würde in Verbindung gebracht.


Bischof Desmond Tutu

Montag, 5. März 2012

Rosa Luxemburg - geboren vor 131 Jahren


Rosa Luxemburg geboren vielleicht am 5. März 1871 in Zamosc, Vistula Land, Russland. Erschossen und in den Landwehrkanal geworfen am 15. Januar 1919 in Berlin.

Brief aus dem Gefängnis
 
Breslau, den 12. 5. 1918.

Sonitschka, Ihr Brieflein hat mich so erfreut, daß ich es gleich beantworten will. Sehen Sie, wieviel Genuß und Begeisterung Ihnen ein Besuch im Botanischen Garten verschafft! Warum gönnen Sie sich das nicht öfters?! Und auch ich habe etwas davon, wenn Sie mir Ihre Eindrücke gleich so warm und farbenreich schildern, ich versichere Sie! Ja, ich kenne die wunderbaren, rubinroten Kätzchen der blühenden Fichte. Sie sind so unwahrscheinlich schön, wie übrigens das meiste andere, wenn es in voller Blüte steht, daß man jedesmal den eigenen Augen nicht traut. Diese roten Kätzchen sind weibliche Blüten, aus denen dann die großen, schweren Zapfen werden, die sich umdrehen und nach unten hängen; daneben gibt es unscheinbare, fahlgelbe, männliche Kätzchen der Fichte, die den goldigen Staub verbreiten, – »Pettoria« kenne ich nicht, Sie schreiben eine Akazienart. Meinen Sie, daß sie ähnlich gefiederte Blättchen und Schmetterlingsblüten hat, wie die sogenannte »Akazie«? Sie wissen wahrscheinlich, daß der Baum, den man so landläufig nennt, gar keine Akazie sondern »Robinia« ist; eine wirkliche Akazie ist z. B. die Mimose; diese blüht allerdings schwefelgelb und duftet berauschend, aber ich kann mir nicht denken, daß sie im Freien in Berlin wächst, da es eine tropische Pflanze ist. In Ajaccio auf Korsika sah ich im Dezember auf dem Platz in der Stadt herrlich 70blühende Mimosen, riesige Bäume ... Hier kann ich leider nur von weitem aus meinem Fenster das Grünen der Bäume beobachten, deren Spitzen ich über der Mauer sehe; ich suche meist nach dem Habitus und dem Farbenton die Baumarten zu erraten und, wie es scheint, meist richtig. Neulich wurde hier ein gefundener, abgebrochener Ast ins Haus gebracht, und hat durch sein bizarres Aussehen allgemeine Aufregung hervorgerufen; jedermann frug, was das sei. Es war eine Rüster (Ulme); erinnern Sie sich noch, wie ich sie Ihnen zeigte in der Straße in meinem Südende, vollbeladen mit duftigen Paketen der fahl-rosig-grünlichen Früchtchen; es war auch im Mai, und Sie waren ganz hingerissen von dem phantastischen Anblick. Hier wohnen die Leute jahrzehntelang in der Straße, die mit Rüstern bepflanzt ist, und haben noch nicht »bemerkt«, wie eine blühende Rüster aussieht.... Und derselbe Stumpfsinn ist ja allgemein Tieren gegenüber. Die meisten Städter sind doch wirklich rohe Barbaren, im Grunde genommen....

Bei mir nimmt, umgekehrt, das innere Verwachsen mit der organischen Natur – en defrit de l'humanité – beinahe krankhafte Formen an, was wohl mit meinem Nervenzustand zusammenhängt. Da unten hat ein Paar Haubenlerchen ein Junges ausgebrütet – die übrigen drei sind wohl kaputt gegangen. Und dieses eine kann schon sehr gut laufen – Sie haben vielleicht bemerkt, wie drollig die Haubenlerchen laufen, mit kleinen behenden Schrittchen, trippelnd, wie der Spatz mit beiden Beinchen hüpfend, es kann auch schon gut fliegen, findet wohl aber noch nicht selbst genug Nahrung: Insekten, Räupchen usw. – zumal bei diesen kalten Tagen. So erscheint es jeden Abend unten im Hof vor meinem Fenster und piept ganz laut, schrill und kläglich, worauf auch gleich die beiden Alten erscheinen und mit ängstlichem, bekümmerten 71»Huid–huid« halblaut Antwort geben, dann schnell herumlaufen, verzweifelt suchend, um noch in der Dämmerung und Kälte etwas Eßbares zu finden, und dann kommen sie an den klagenden Balg heran und stecken ihm das Gefundene in den Schnabel. Das wiederholt sich jetzt jeden Abend um ½9 Uhr, und wenn dies schrille, klagende Piepen unter meinem Fenster beginnt, und ich die Unruhe und Sorge der beiden kleinen Eltern sehe, bekomme ich buchstäblich einen Herzkrampf. Dabei kann ich nichts helfen, denn die Haubenlerchen sind sehr scheu, und wenn man ihnen Brot hinwirft, fliegen sie weg, nicht so wie die Tauben und Spatzen, die mir schon wie Hunde nachlaufen. Ich sage mir vergeblich, daß es lächerlich ist, daß ich ja nicht für alle hungrigen Haubenlerchen der Welt verantwortlich bin und nicht um alle geschlagenen Büffel – wie die, die hier täglich mit Säcken in den Hof kommen – weinen kann. Das hilft mir nichts und ich bin förmlich krank, wenn ich solches höre und sehe. Und wenn der Star, der bis zum Überdruß den ganzen, lieben Tag, irgendwo in der Nähe sein aufgeregtes Geschwätz wiederholt, wenn er für einige Tage verstummt, habe ich wieder keine Ruhe, daß ihm was Böses zugestoßen sein mag und warte gequält, daß er seinen Unsinn nur weiter pfeift, damit ich weiß, daß es ihm wohlergeht. So bin ich aus meiner Zelle nach allen Seiten durch unmittelbare, feine Fäden an tausend kleine und große Kreaturen geknüpft, und reagiere auf alles mit Unruhe, Schmerz, Selbstvorwürfen.... Sie gehören auch zu all diesen Vögeln und Kreaturen, um die ich von weitem innerlich vibriere. Ich fühle, wie Sie darunter leiden, daß Jahre unwiederbringlich vergehen, ohne daß man »lebt«. Aber Geduld und Mut! Wir werden noch leben und Großes erleben. Jetzt sehen wir vorerst, wie eine ganze alte Welt versinkt, jeden Tag ein Stück, ein neuer Abrutsch, ein neuer Riesensturz.... Und das Komischste ist, daß die meisten es gar nicht merken und glauben, noch auf festem Boden zu wandeln....

Sonitschka, haben Sie vielleicht oder könnten Sie beschaffen den Gil Blas und den hinkenden Teufel? Ich kenne Lesage gar nicht und wollte ihn schon längst lesen. Kennen Sie ihn? Schlimmstenfalls kaufe ich mir ihn in der Reclam-Ausgabe.

Ich umarme Sie herzlich

Ihre Rosa.

Schreiben Sie bald, wie es Karl geht.





„Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden. Nicht wegen des Fanatismus der 'Gerechtigkeit', sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die 'Freiheit' zum Privilegium wird.


Zur russischen Revolution in: Gesammelte Werke, Band 4, Dietz Verlag Berlin (Ost), 1983, Seite 359, Anmerkung 3

Nachdem Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht von den kursierenden Gerüchten, über eine Belohnung von 100.000 Mark für ihre Ergreifung hörten, versteckten sie sich in einer der vielen Berliner Mietskasernen, wo sie trotz gefälschter Pässe von einem Trupp Soldaten verhaftet wurden.
Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und Wilhelm Pieck, wurden in Autos zum Hauptquartier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, in das Eden-Hotel gebracht. Nach dem Verhör durch Hauptmann Pabst, wurde Karl Liebknecht von Otto Runge mit einem Gewehrkolbenhieb bewusstlos geschlagen und in ein Auto gezerrt. Die Fahrt sollte angeblich zum Untersuchungsgefängnis führen, wurde aber wegen einer „Panne“ in der Nähe des Tiergartens unterbrochen. Karl Liebknecht musste aussteigen, einige Schritte gehen und wurde darauf hin von den Soldaten hinterrücks „auf der Flucht“ erschossen.
Wilhelm Pieck hatte von einem Zimmermädchen des Hotels gehört, dass Rosa Luxemburg während der Vernehmung misshandelt und niedergeschlagen worden sei. Nach dem Verhör wurde sie in den zweiten Wagen gestoßen und ebenfalls erschossen. Ihre Leiche wurde von Oberleutnant Vogel und seinen Männern in den Landwehrkanal geworfen. Erst fünf Monate später, am 1. Juni, wurde sie gefunden.
Quelle: Anarchopedia



Sonntag, 4. März 2012

Zbigniew Herbert - 2 Gedichte


Kiesel

Der kiesel ist als geschöpf
vollkommen

sich selber gleich
auf seine grenzen bedacht

genau erfüllt
vom steinernen sinn

mit einem geruch der an nichts erinnert
nichts verscheucht keinen wunsch erweckt

sein eifer und seine kühle
sind richtig und voller würde

ich spüre einen schweren vorwurf
halt ich ihn in der hand
weil dann seinen noblen leib
falsche wärme durchdringt

– kiesel lassen sich nicht zähmen
sie betrachten uns bis zum schluß
mit ruhigem sehr klarem auge



Bericht aus dem Paradies
 
Im paradies dauert die arbeitswoche dreißig stunden
die löhne sind höher die preise fallen ständig
die physische arbeit quält nicht (infolge kleinerer zugkraft)
das holzhacken macht so viel aus wie das maschinenschreiben
die staatsform ist haltbar und die regierung vernünftig
wahrhaftig im paradies ist es besser als irgendwo sonst

am anfang sollte es anders sein –
strahlende kreise chöre und stufen der abstraktion
aber den körper genau von der seele zu trennen
mißlang und sie kam hier an
mit einem tropfen fett mit einem faden muskel
man mußte beschlüsse fassen
das körnchen des absoluten mit dem körnchen lehm vermischen
noch eine abweichung mehr vom dogma die letzte
Johannes nur hat es vorausgesagt: ihr werdet wiederauferstehen im fleisch

Gott bekommen nur wenige zu gesicht
er existiert nur für die aus reinem pneuma
der rest hört nachrichten von den wundern und sintfluten
mit der zeit werden alle den Gott zu sehen bekommen
wann dieses wahr wird weiß niemand

vorerst am samstag zwölf uhr mittag
heult die sirene süß
und blaue proletarier kommen aus den fabriken
sie tragen unter dem arm ihre flügel linkisch wie geigen

Theater tut "als ob"



Die Macht des „als ob“ kann uns helfen zu überleben oder uns daran hindern überhaupt am wirklichen Leben teilzunehmen. Kinder erobern mit ihr die Welt, Schauspieler verdienen mit ihr Geld und Wahnsinnige finden sich ihretwegen in gepolsterten Räumen ohne Fenster wieder. 
Meine Nichte wechselt, wenn sie aus praktischen Gründen gerade nicht Hund sein kann, (auf der Straße ist das Auf-allen-Vieren-laufen halt „unhandlich“), blitzschnell vom Hund zum fliegenden Pferd und zurück zum geliebten Hund, wenn die Haustür erreicht ist. Sie kann dem Terror der Realität (noch) mit einer kleinen Veränderung von Körperhaltung und Gesichtsausdruck entfliehen, „als ob“ es gar nichts wäre.

Wenn wir den erfinderischen Vorgang des Lügens in der uns eingehämmerten Form, gut bekannt aus Politik, Kantine und verdrängten Beziehungen, wahrnehmen, sind doppelzüngig, falsch, heuchlerisch, unlauter, unredlich, bigott, unaufrichtig, verstellt, tückisch, trügerisch, scheinfromm, hintenherum, doppelzüngig, scheinheilig, gemein, betrügerisch, falsch, hinterhältig, hinterlistig und verlogen nur eine kleine Auswahl der Worte, die wir verwenden, um unsere Abscheu zum Ausdruck zu bringen. Ganze Berufszweige leben davon Lügen aufzudecken, zu brandmarken und auszumerzen. Und ich möchte ihnen an dieser Stelle danken, besonders Wikileaks.

Aber mal ehrlich und um die Wahrheit zu sagen, ich zum Beispiel lüge nie! Wirklich! Könnt ihr mir glauben, auf Ehrenwort. Ich bin glaubwürdig, wahrhaftig, anständig, aufrecht, freimütig, offenherzig, rechtschaffen, vertrauenswürdig, ganz im Ernst! Ohne Falsch, verlässlich, rundheraus, wirklich, wie ich sage! Unverhüllt, gerade, wohlerzogen, ohne Spaß! Es gibt natürlich Ausnahmen, sonst wäre ich auch im falschen Beruf, nicht wahr?

Welch ein Dilemma: eine verlogene Welt gibt uns das Gefühl zu ersticken, aber eine Welt ohne Lügen, hätte keine Räuber und Gendarm Spiele zwischen wilden fünfjährigen Dreikäsehochs, keine kleinen dicken ungelenken Prinzessinnen, keinen herzzereißenden Malvolio, keine zauberhaften Komplimente, keine irrsinnigen, überraschende Erfindungen, die keiner braucht und alle lieben, keine Träume und kein Theater. Da gibt es nämlich noch die andere Seite des Lügens, die die uns zu Menschen macht und es uns ermöglicht in Gruppen zusammenzuleben. Das andere Lügen, das ankämpft gegen die Grausamkeit der Welt und die Unerbittlichkeit der Wahrheit.

Vielleicht könnten wir uns auf den Begriff schwindeln einigen. Schwindelig, schwankend, taumelnd unter der Last des Unerträglichen erfinden wir Ausflüchte, Fluchten, kleine und gigantische, im besten Fall nicht nur egoistisch für uns selbst, sondern auch für unsere Mitmenschen, Mitleidenden. Wir dichten, stopfen zu, flunkern, prahlen, täuschen vor, verdrehen, erträumen, spielen mit den Gedanken, erhoffen, wünschen, geben uns der Hoffnung hin, malen uns aus, lassen den Mut nicht sinken, machen eine Erfindung, schaffen Neues, tüfteln, entdecken, entwerfen, entwickeln, konstruieren, grübeln, hecken, klügeln, spinnen, erlügen, schwindeln, ersinnen, erdenken, lügen, fantasieren !!!


Synonyme für ein Wort, das Wort ist "lügen":
anflunkern, anlügen, schummeln, anschwindeln, belügen, beschwindeln, die Unwahrheit sagen, erfinden, flunkern, täuschen, unaufrichtig sein, verfälschen, vorlügen, vorschwindeln, vortäuschen, lügen, fabeln, fabulieren, täuschen, fantasieren, anführen, narren, einen Bären aufbinden, fälschen, missdeuten, umkehren, ummünzen, verballhornen, verdrehen, verkehren, verschleiern, verzeichnen, verzerren, manipulieren, entstellen, erfinden, dichten, erdichten, ersinnen, beschwindeln, erdenken, lügen, fantasieren, erfinden, vortäuschen, vorschwindeln, veräppeln, verkohlen, ankohlen, ausweichen, flunkern, die Unwahrheit sagen, Lügen auftischen, falsch wiedergeben, entstellen, ironisieren, karikieren, verspotten, verzeichnen, beschönigen, überbewerten, persiflieren, lügen, entstellt auslegen, entstellt darlegen, falsch auslegen, falsch darlegen, verzerren, prahlen, angeben, lügen, protzen, sich aufblähen, sich aufspielen, sich brüsten, übertreiben, sich großtun, dick auftragen, sich etwas einbilden, von sich eingenommen sein, aufschneiden, betrügen, trügen, anführen, anschmieren, blenden, bluffen, düpieren, einseifen, hereinlegen, hintergehen, irreführen, irreleiten, täuschen



Samstag, 3. März 2012

Georg Büchner


Aber da, da, was liegt hinter dem? Geh, wir haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir müßten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren.
Danton's Tod

Ja, die Erde ist eine dünne Kruste; ich meine immer, ich könnte durchfallen, wo so ein Loch ist. – Man muß mit Vorsicht auftreten, man könnte durchbrechen. Aber gehn Sie ins Theater, ich rat es Ihnen!
Danton's Tod



Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, daß er nicht auf dem Kopf gehn konnte.
Lenz

Herr, ich habe die große Beschäftigung, müßig zu gehen, ich habe eine ungemeine Fertigkeit im Nichtsthun, ich besitze eine ungeheure Ausdauer in der Faulheit. Keine Schwiele schändet meine Hände, der Boden hat noch keinen Tropfen von meiner Stirne getrunken, ich bin noch Jungfrau in der Arbeit, und wenn es mir nicht der Mühe zu viel wäre, würde ich mir die Mühe nehmen, Ihnen diese Verdienste weitläufiger auseinanderzusetzen.
Leonce und Lena

Straßburg, den 5. April I833

...Meine Meinung ist die: Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll, so ist es Gewalt. Wir wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben. Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen. Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen, wie eine erbettelte Gnade und ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen. Es ist eine blecherne Flinte und ein hölzerner Säbel, womit nur ein Deutscher die Abgeschmacktheit begehen konnte, Soldatchens zu spielen. Unsere Landstände sind eine Satire auf die gesunde Vernunft, wir können noch ein Säkulum damit herumziehen, und wenn wir die Resultate dann zusammennehmen, so hat das Volk die schönen Reden seiner Vertreter noch immer teurer bezahlt, als der römische Kaiser, der seinem Hofpoeten für zwei gebrochene Verse 20,000 Gulden geben ließ. Man wirft den jungen Leuten den Gebrauch der Gewalt vor. Sind wir denn aber nicht in einem ewigen Gewaltzustand? Weil im Kerker geboren und großgezogen sind, merken wir nicht mehr, daß wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen und einem Knebel im Munde. Was nennt Ihr denn gesetzlichen Zustand? Ein Gesetz, das die große Masse der Staatsbürger zum fronenden Vieh macht, um die unnatürlichen Bedürfnisse einer unbedeutenden und verdorbenen Minderzahl zu befriedigen? Und dies Gesetz, unterstützt durch eine rohe Militärgewalt und durch die dumme Pfiffigkeit seiner Agenten, dies Gesetz ist eine eweige, rohe Gewalt, angetan dem Recht und der gesunden Vernunft, und ich werde mit Mund und Hand dagegen kämpfen, wo ich kann. Wenn ich an dem, was geschehen, keinen Teil genommen habe und an dem, was vielleicht geschieht, keinen Teil nehmen werde, so geschieht es weder aus Mißbilligung, noch aus Furcht, sondern nur weil ich im gegenwärtigen Zeitpunkt jede revolutionäre Bewegung als eine vergebliche Unternehmung betrachte und nicht die Verblendung Derer teile, welche in den Deutschen ein zum Kampf bereites Volk sehen."
Brief an die Familie


Freitag, 2. März 2012

März



MÄRZ

Es ist ein Schnee gefallen,
Denn es ist noch nicht Zeit,
Daß von den Blümlein allen,
Daß von den Blümlein allen
Wir werden hoch erfreut.

Der Sonnenblick betrüget

Mit mildem, falschem Schein,
Die Schwalbe selber lüget,
Die Schwalbe selber lüget,
Warum? Sie kommt allein.

Sollt ich mich einzeln freuen,

Wenn auch der Frühling nah?
Doch kommen wir zu zweien,
Doch kommen wir zu zweien,
Gleich ist der Sommer da.

Johann Wolfgang von Goethe

Donnerstag, 1. März 2012

Theater hat kindliche Zuschauer





Kinder sehen die Geschichte vom "Heiligen Georg und dem Drachen" im Puppentheater in den Tuilerien, Paris, 1963

 
"Es hat lang gedauert den Winkel zu finden, den ich mochte, doch das beste Bild ist das, das ich beim Höhepunkt der Geschichte gemacht habe. Es vermittelt die ganze Aufregung der Kinder, die schrien: "Der Drache ist erschlagen!" Oft ist so etwas nur eine momentane Vision, mein Gehirn nimmt es nicht wahr, nur meine Augen und mein Finger reagieren." 
 
"It took a long time to get the angle I liked, but the best picture is the one I took
at the climax of the action. It carries all the excitement of the children screaming,
"The dragon is slain!" Very often this sort of thing is only a momentary vision,
my brain does not register, only my eyes and finger react. Click."
Alfred Eisenstaedt
 



WPA Federal Theater Project in New York: Kinder im Marionettentheater -  
©Franklin D. Roosevelt Presidential Library and Museum
 



Jungslachen in einem Kinderfilm
©Paul Kaye

Aus dem Buch "Die Welt ist jung" ("The world is young") 
 ©Wayne Miller

Mittwoch, 29. Februar 2012

Richard Billingham - Photograph - "Ray's a laugh"


Ray und Liz Billingham sind die Eltern von Richard Billingham. Sie leben in Birmingham und sind seit Jahrzehnten Sozialhilfeempfänger. Ray ist Alkoholiker, Liz liebt Tätowierungen, Puzzle und Nippes, Richard hat Malerei studiert. 
Richard Billingham hat seine Eltern photographiert, um aus den Photos durch Übermalung Gemälde zu schaffen. Ein Kunstsammler sah die Photographien - er veröffentlichte sie in dem Bildband "Ray ist ein Witz" - Saatchi bot eine Ausstellung an - viele andere folgten - Richard erhielt den Turner Preis. Heute photographiert er meist Landschaften. 











Welt online:
Jeder sechste EU-Bürger ist armutsgefährdet

Deutschland liegt bei der Armutsgefährung knapp unter dem EU-Durchschnitt. In manchen Ländern ist bis zu einem Viertel der Bevölkerung betroffen.
Durchschnittlich 16,3 Prozent der Bevölkerung der Europäischen Union waren 2008 armutsgefährdet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden weiter mitteilte, lag Deutschland mit einer Quote von 15,5 Prozent dabei unter dem europäischen Durchschnittswert.
Eine Person ist nach EU-Definition armutsgefährdet, wenn sie nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung des Landes, in dem sie lebt, zur Verfügung hat. In Deutschland belief sich der Schwellenwert für Armutsgefährdung im Jahr 2008 für eine alleinlebende Person auf 11.151 Euro im Jahr, wie die Statistiker errechneten.

http://www.welt.de/politik/deutschland/article12333432/Jeder-sechste-EU-Buerger-ist-armutsgefaehrdet.html