Mittwoch, 14. September 2011

Richard Hamilton gestorben

Richard Hamilton 1956 Just what is it that makes today’s homes so different, so appealing?

Dienstag, 13. September 2011

e.e. cummings - oh süsse spontane erde

 
oh süsse spontane
erde wie oft haben
die 
vernarrten

finger der 
lüsternen philosophen 
dich 
gekniffen
und
 
gelöchert
, hat der freche daumen
der wissenschaft 
deine
 
schönheit angebohrt, wie
oft haben religionen 
dich auf ihre spitzen knie
genommen und dich

gedrückt und geschüttelt, dass du götter 
gebären mögest
(aber
treu 
 
dem unvergleichlichen
lager des todes deines
rhythmischen
liebsten

antwortest du ihnen

nur mit
 
frühling)
Gustav Klimt Hoffnung I

Gustav Klimt Hoffnung I
Gustav Klimt Hoffnung I
 
o sweet spontaneous
earth how often have
the
doting
 
fingers of
prurient philosophers pinched
and
poked
 
thee
, has the naughty thumb
of science prodded
thy
 
beauty, how
often have religions taken
thee upon their scraggy knees
squeezing and
 
buffeting thee that thou mightest conceive
gods
(but
true
 
to the incomparable
couch of death thy
rhythmic
lover
 
thou answerest
 
them only with
 
spring)
 
Gustav Klimt Hoffnung II
Gustav Klimt Hoffnung II
 

Montag, 12. September 2011

Max Streicher - Installationskünstler

"Endspiel" Coulrophobia Toronto 2011





Kinetica at the ‘Universal Forum of Cultures’ 2007
Monterrey, Mexico

Alle Installationen sind aufblasbar und passen unaufgeblasen in eine Tasche.
Manche  tauschen Luft aus, die eine fällt zusammen, die andere wächst. Sie
wirken gleichzeitig ganz schwerelos und äußerst massiv. Manche, die aus Nylon,
sind fast durchsichtig.



The 31st Galway Arts Festival 2008


"Big Babies"  in der McIntosh Gallery Brantford 2008


"Ashwamedh" Gallery Maskara, Colaba, Mumbai 2011




"Clouds" 2007


"Metamorphose" 2005



"Erwachende Riesen" Paris 2007


"Romulus und Remus" 2006


"Balancing Act & Sextet" Prag 1996


Sonntag, 11. September 2011

George Grosz - Lustmord

George Grosz, als Jack the Ripper, Selbstporträt mit Eva Peters im Studio des Künstlers
1918


Als literarische Vorlage gilt mit hoher Wahrscheinlichkeit der Groschenroman „Jack, der geheimnisvolle Mädchenmörder“ von Guido von Fels, der 1897 in Berlin erschien.

George Grosz John, der Frauenmörder 1918


George Grosz Lustmord in der Ackerstrasse. 1916/17

"Mord" aus dem Buch Ecce Homo 1915-1916, veröffentlicht 1922-1923


Freitag, 9. September 2011

Georg Trakl - Else Lasker-Schüler


Abendland

4. Fassung


Else Lasker-Schüler in Verehrung


1

Mond, als träte ein Totes
Aus blauer Höhle,
Und es fallen der Blüten
Viele über den Felsenpfad.
Silbern weint ein Krankes
Am Abendweiher,
Auf schwarzem Kahn
Hinüberstarben Liebende.

Oder es läuten die Schritte
Elis’ durch den Hain
Den hyazinthenen
Wieder verhallend unter Eichen.
O des Knaben Gestalt
Geformt aus kristallenen Tränen,
Nächtigen Schatten.
Zackige Blitze erhellen die Schläfe
Die immerkühle,
Wenn am grünenden Hügel
Frühlingsgewitter ertönt.

2

So leise sind die grünen Wälder
Unsrer Heimat,
Die kristallne Woge
Hinsterbend an verfallner Mauer
Und wir haben im Schlaf geweint;
Wandern mit zögernden Schritten
An der dornigen Hecke hin
Singende im Abendsommer,
In heiliger Ruh
Des fern verstrahlenden Weinbergs;
Schatten nun im kühlen Schoß
Der Nacht, trauernde Adler.
So leise schließt ein mondener Strahl
Die purpurnen Male der Schwermut.

3

Ihr großen Städte
Steinern aufgebaut
In der Ebene!
So sprachlos folgt
Der Heimatlose
Mit dunkler Stirne dem Wind,
Kahlen Bäumen am Hügel.
Ihr weithin dämmernden Ströme!
Gewaltig ängstet
Schaurige Abendröte
Im Sturmgewölk.
Ihr sterbenden Völker!
Bleiche Woge
Zerschellend am Strande der Nacht,
Fallende Sterne.



Georg Trakl

Seine Augen standen ganz fern -
Er war als Knabe einmal schon im Himmel.

Darum kamen seine Worte hervor
Auf blauen und weißen Wolken.

Wir stritten über Religion,
Aber immer wie zwei Spielgefährten,

Und bereiteten Gott von Mund zu Mund.
Im Anfang war das Wort.

Des Dichters Herz, eine feste Burg,
Seine Gedichte: Singende Thesen.

Er war wohl Martin Luther.

Seine dreifaltige Seele trug er in der Hand,
Als er in den heiligen Krieg zog.

- Dann wußte ich, er war gestorben -

Sein Schatten weilte unbegreiflich
Auf dem Abend meines Zimmers.



Else Lasker-Schüler für Georg Trakl




Mittwoch, 7. September 2011

Patti Smith - Just Kids - Die Geschichte einer Freundschaft

Eine junge Frau mit einem Koffer erreicht New York im Juli 1967. Sie lernt einen jungen Mann namens Robert Mapplethorpe kennen. Die beiden leben einige Jahre miteinander in ganz erstaunlicher Armut, auf der Suche nach ihrem Ort in New York, in der Szene, in der Kunst. Er zeichnet, schafft Collagen, photographiert, fickt, arbeitet sich durch das Labyrinth der eigenen ästhetischen und sexuellen Möglichkeiten auf der Suche nach der ersehnten Gewissheit des Ruhmes. Sie folgt ihm, schubst ihn, behütet ihn, driftet. Sie bleiben einander verbunden bis zu seinem Tod 1989. Merkwürdigerweise, ist das Berührendste an diesem Buch, das, was nicht benannt wird. Die Verwundungen, die Einsamkeit, der Verrat. Patti Smith ist entschlossen, die Geschichte einer Nähe zu erzählen und sie tut es mit grosser zarter Einfachheit, so, dass die Auslassungen fast unbemerkt bleiben.

Dienstag, 6. September 2011

e.e. cummings - leben ist mehr wahr als vernunft betrügt



leben ist mehr wahr denn vernunft betrügt

leben ist mehr wahr denn vernunft betrügt
(mehr geheim oder denn tollheit enthüllt hat)
tiefer ist leben denn verloren:höher denn haben
--aber schönheit ist mehr jedes denn leben ist alles

multipliziert mit unendlichkeit ohne falls
die mächtigsten meditationen der menschheit
abgesagt werden von einem bloß öffnendem blatt
 (jenseits dessen nähe kein jenseits ist)

oder wird ein kleinerer vogel denn augen erlernen können
zur stille aufschauen und vollkommen singen?
zukünfte sind überholt:vergangenheiten sind ungeboren
 (hier ist weniger denn nichts mehr denn alles)

tod,wie menschen ihn nennen,endet was sie menschen nennen
--aber schönheit ist mehr jetzt denn sterben ist wenn 

ODER

leben ist mehr wahr als vernunft betrügt

leben ist mehr wahr als vernunft betrügt
(mehr geheim oder als tollheit enthüllt hat)
tiefer ist leben als verloren:höher als haben
--aber schönheit ist mehr jedes als leben ist alles

multipliziert mit unendlichkeit ohne falls
die mächtigsten meditationen der menschheit
abgesagt werden von einem bloß öffnendem blatt
 (jenseits dessen nähe kein jenseits ist)

oder wird ein kleinerer vogel als augen erlernen können
zur stille aufschauen und vollkommen singen?
zukünfte sind überholt:vergangenheiten sind ungeboren
 (hier ist weniger als nichts mehr als alles)

tod,wie menschen ihn nennen,endet was sie menschen nennen
--aber schönheit ist mehr jetzt als sterben ist wenn

 
life is more true than reason will deceive 

life is more true than reason will deceive

(more secret or than madness did reveal)

deeper is life than lose:higher than have
—but beauty is more each than living’s all

multiplied by infinity sans if

the mightiest meditations of mankind

cancelled are by one merely opening leaf
(beyond whose nearness there is no beyond)

or does some littler bird than eyes can learn
look up to silence and completely sing?
futures are obsolete;pasts are unborn
(here less than nothing’s more than everything)

death,as men call him,ends what they call men
--but beauty is more now than dying’s when

Montag, 5. September 2011

Kalide - 1848

Theodor Kalide (1801-1863) war ein Eisengiesser aus Gleiwitz in Ober-Schlesien. 1819 holte ihn Gottfried Schadow nach Berlin und ließ ihn an der dortigen Eisengiesserei weiter ausbilden. Drei Jahre später wechselte er in das Studio von Christian Daniel Rauch. Nach dessen Entwurf schuf Kalide zum Beispiel 1824 diesen Schlafenden Löwen für das Grab von Scharnhorst auf dem Invalidenfriedhof.

1830 wird er Mitglied der Akademie. Es folgten Pferdestandbilder, Löwen, Könige, das übliche eben.
  1836 - Der Junge mit Schwan, der später auf der Weltausstellung in London ausgezeichnet wurde.



















1848! In der Ausstellung der Berliner Akademie zeigte er die Bacchantin auf dem Panther - Skandal! Ein Betrachter formulierte: Es sei die „unzüchtigste aller Nuditäten“.


Die Bacchantin, möglicherweise Aradne, die sich, nachdem sie von Theseus auf Naxos sitzengelassen worden war, nach einer Version der Sage, Dionysos anschloß, rekelt sich, auf dem Rücken liegend, auf einem Panther. Die rechte Hand, dass kann man nur noch auf der Skizze sehen, da die Skulptur durch Bombeneinwirkung zum Torso wurde, bietet dem Panther eine Schale mit Wein? mit Milch? Ein Panther-Chaiselongue. Eine Einladung!

There was a young lady from Niger,
Who rode with a smile on a tiger,
They cam back from the ride,
With the lady inside,
And the smile on the face of the tiger.


Die Skulptur wurde in den Zeitungs-Berichten über die Akademie-Ausstellung ausgelassen. Das gleiche passierte auf der Londoner Weltausstellung 1851, wo gleichzeitig der Knabe mit Schwan ausgezeichnet wurde.
Kalides Auftragslage verschlechterte sich rapide, bis er sich, so wird berichtet, verbittert nach Gleiwitz zurückzog.


Griechenland

Weiß ist der Marmor,
Doch leuchtet er nicht.
Schlank sind die Säulen,
Doch ragen sie nicht.
Üppige Pracht der Kapitäle (Kapitelle) ist verschwunden.
Zusammengerollt ist das Akanthosblatt,
Ist welk und gefallen,
Mischt verwitternd seinen Staub mit dem des Sockels.
Leer sind die goldnen Schalen,
Ihr Erz führt keine Sprache.
Hebe hat nur Tränen,
Bacchos hat nur Weinlaub,
Schläfrig spielen die Panther mit dem Thyrsos.
Vor Alter zittert Zeus' lockenschweres Haupt,
Poseidon ficht mit seinem Dreizack seltsam in der Luft,
Und Phöbos sieht betrübt nach seiner Sonne;
Der ledigen Pferde Hufe
Trampeln auf strangloser Leier.
Es schlummern die Musen,
Getrennt sind die Grazien.

Doch alle seine Blätter hat der Lorbeer.

Zwischen den Säulen steht dort ein Lorbeer,
Starkstämmig, kurzstämmig, großkronig und breit.

An den Säulen herab, in ihnen wurzelnd.
Laufen die dornigen Ranken,
Spielt das flimmernde Laub
Der Pflanze, deren purpurgoldene Rosen
Von den Frauen des Südens geliebt sind.
Vieler Männer Wege gehn an den Säulen vorbei,
Aller Männer Blicke hüten die Rose,
Viele Blüten trägt sie,
Und hochgeborene.
Doch bevor der Tag gekommen,
Ist ihr Blütenflor geteilt.

Doch alle seine Blätter hat der Lorbeer.

Und zum Vergleich, eine andere Dame auf Raubkatze, Heinrich Dannecker 1812-1814 "Ariadne auf einem Panther". Der Blick der Frau schweift, der Panther scheint nicht sehr erfreut.