Hermaphroditus, Sohn der Aphrodite und des Hermes, wurde von den Naiaden in den Höhlen des Berges Ida aufgezogen, er war schon früh außergewöhnlich hübsch. Mit 15, auf der Suche nach Abenteuern, zog er in die Welt. In der Nähe von Halicarnassus (heute in der Türkei), in einem Wald bei der Stadt Caria begegnete er einer Nymphe, Salmacis, die versuchte, ihn zu verführen, aber ohne Erfolg. Als sie fortgegangen war, ging er in einem nahen Teich baden, aber die verliebte Nymphe, hatte sich nur versteckt! Sie sprang hinter einem Baum hervor, in den Teich, umschlang den überraschten Hermaphroditus, küsste ihn und (!) berührte seine Brust, er wehrte sich, sie rief die Götter um Hilfe an und bekam sie - die beiden verschmolzen zu einem Wesen, auf immer untrennbar. Auf Wunsch des neuen Wesens hin, wurde dann der Teich verzaubert, so dass jeder, der darin badete, ebenfalls umverwandelt würde.
Ovid erzählt die Geschichte ganz wunderschön in den "Metamorphosen".
Götter alsbald willfuhren dem Wunsch. Die Körper der beiden Werden vermengt und zu einer Gestalt miteinander verbunden. | |
Wie oft einer gewahrt, der Zweige vereint mit der Rinde, Dass sie verwachsen in eins und dann aufschießen gemeinsam: Also, wie sich verschränkt die Glieder in enger Verschlingung, Sind's nicht zwei und doch ein Doppelgeschöpf, das zu heißen Knabe so wenig wie Weib; sie scheinen so keines wie beides. |
"Der Borghese Hermaphrodit", der heute im Louvre steht oder besser liegt, ist wahrscheinlich eine in der frühen römischen Kaiserzeit geschaffene Kopie einer griechischen Bronze Polycles des Älteren.
Im 17. Jahrhundert wurde die erste Statue bei den Grabungen zum Bau einer Kirche gefunden. (Später wurden noch andere Kopien gefunden und auch noch neu geschaffen.) Sie wurde Kardinal Scipione Borghese geschenkt, der dafür seinerseits seinen Architekten für den Kirchenbau zur Verfügung stellte und die Fassade bezahlte.
Er beauftragte Bernini, den berühmten italienischen Bildhauer und Architekt, eine Matratze für den Liegenden/die Liegende aus Marmor zu hauen, die ganz erstaunlich weich aussieht.
Hermaphrodit
I
Die Lippen heb, schau drehend zurück auf Liebe,
Die blind ist, nachts dir raubt die Ruhestund;
Von Allem scheint am müdesten dein Mund,
Bewahr dein Lächeln lang, des du so müde.
So süß hat Liebe nie genügend Süße,
Wähl unter beiden, schließ den Bund der Lust,
Zwei Lieben an den Knospen deiner Brust
Bekämpfen beide sich zum einen Siege.
Dein Atem Feuer ist im Fluss der Triebe,
Im Brand der Augen, wo dein Mund geseufzt:
Wer dich auch immer sah, dich schön gefügten,
Zwei Dinge setzen Blut und Sein in Feu'r;
Begehren, das Verzweiflung zeugend fügte,
Verzweiflung, von Begehren weggescheucht.
II
Wo zwischen Schlaf und Sein kaum Abstand ist,
Wo Liebe golden um das Haupt sich wand,
Geschlecht geschlechtlich Glied und Lippen band,
Die Fehde fruchtbar um was seins, was ihrs
Zur öden Ehe ward, steril geküsst;
Blieb Feuriges für beide unbekannt,
Das erst gestillt ist, wenn der Tod verschwand,
Was Leben nicht, noch Schlaf erkennt und misst.
Die Liebe schuf aus Fleisch ihm, das vergeht,
Ein Freudenhaus für Lieben seines Stamms;
Zur einen Seit ein Weib, das Sünden lebt,
Zur andern sitzt, dem Tode gleich, ein Mann.
Umflorten Augs, wo Atem seufzend geht,
Verdreht ihn Liebe, die zu ihm nie kam.
III
Ist's Lieb, ist's Schlaf, ist's Schatten oder Licht,
Was zwischen Lidern und den Augen liegt?
Wie Blume sich an eine Blume schmiegt,
Wie Nachttau, der sich auf die Nacht leis schlich.
Zu dir stellt beiderseits die Liebe sich,
Kein Sonnenuntergang, kein Mondaufgang genügt,
Das Mann du wärst, der eine Frau beglückt,
Noch eine Frau, die Mannes Glück entspricht.
Warum hat falsch ein Gott so schön geschaffen
Die Doppelknospe fruchtlos zweier Blüten?
Warum barg Liebe sich in deinen Haaren,
Nährte dich sommers, netzte dich mit Güssen,
Und gab das Gold, das Jahreszeiten tragen
Nur dir, dem Ding, das alle Frucht muss missen?
IV
Ja, Lieb, ich seh's, 's ist Liebe nicht, nur Furcht.
Nein, Süßer, Liebe ist's, nicht Angst, ich weiß;
Und wozu sollt dein Körper blühn so leis,
So süß, wo doch dein Augenlid so pur
Dein Auge schützt, das niemals Tränen trug –
Wo für die Liebe blutge Tränen heiß
Solln falln; wo Liebe, Leben, Tod zumeist
So grausam nahn und gehn im trauten Zug?
Ja, Süßer, sah dich, weiß es, wie du leicht
Im Kuss der Frau hinab ins Wasser glittst,
Dein feuchter Leib verschmolz mit Salmacis,
Und's große Licht dein Auge zärtlich speist,
Und deinen Knabenatem aufgeweicht;
Da Liebe blind ist, woher wüsst sie dies?
Au Musée du Louvre, Mars 1863
Die Lippen heb, schau drehend zurück auf Liebe,
Die blind ist, nachts dir raubt die Ruhestund;
Von Allem scheint am müdesten dein Mund,
Bewahr dein Lächeln lang, des du so müde.
So süß hat Liebe nie genügend Süße,
Wähl unter beiden, schließ den Bund der Lust,
Zwei Lieben an den Knospen deiner Brust
Bekämpfen beide sich zum einen Siege.
Dein Atem Feuer ist im Fluss der Triebe,
Im Brand der Augen, wo dein Mund geseufzt:
Wer dich auch immer sah, dich schön gefügten,
Zwei Dinge setzen Blut und Sein in Feu'r;
Begehren, das Verzweiflung zeugend fügte,
Verzweiflung, von Begehren weggescheucht.
II
Wo zwischen Schlaf und Sein kaum Abstand ist,
Wo Liebe golden um das Haupt sich wand,
Geschlecht geschlechtlich Glied und Lippen band,
Die Fehde fruchtbar um was seins, was ihrs
Zur öden Ehe ward, steril geküsst;
Blieb Feuriges für beide unbekannt,
Das erst gestillt ist, wenn der Tod verschwand,
Was Leben nicht, noch Schlaf erkennt und misst.
Die Liebe schuf aus Fleisch ihm, das vergeht,
Ein Freudenhaus für Lieben seines Stamms;
Zur einen Seit ein Weib, das Sünden lebt,
Zur andern sitzt, dem Tode gleich, ein Mann.
Umflorten Augs, wo Atem seufzend geht,
Verdreht ihn Liebe, die zu ihm nie kam.
III
Ist's Lieb, ist's Schlaf, ist's Schatten oder Licht,
Was zwischen Lidern und den Augen liegt?
Wie Blume sich an eine Blume schmiegt,
Wie Nachttau, der sich auf die Nacht leis schlich.
Zu dir stellt beiderseits die Liebe sich,
Kein Sonnenuntergang, kein Mondaufgang genügt,
Das Mann du wärst, der eine Frau beglückt,
Noch eine Frau, die Mannes Glück entspricht.
Warum hat falsch ein Gott so schön geschaffen
Die Doppelknospe fruchtlos zweier Blüten?
Warum barg Liebe sich in deinen Haaren,
Nährte dich sommers, netzte dich mit Güssen,
Und gab das Gold, das Jahreszeiten tragen
Nur dir, dem Ding, das alle Frucht muss missen?
IV
Ja, Lieb, ich seh's, 's ist Liebe nicht, nur Furcht.
Nein, Süßer, Liebe ist's, nicht Angst, ich weiß;
Und wozu sollt dein Körper blühn so leis,
So süß, wo doch dein Augenlid so pur
Dein Auge schützt, das niemals Tränen trug –
Wo für die Liebe blutge Tränen heiß
Solln falln; wo Liebe, Leben, Tod zumeist
So grausam nahn und gehn im trauten Zug?
Ja, Süßer, sah dich, weiß es, wie du leicht
Im Kuss der Frau hinab ins Wasser glittst,
Dein feuchter Leib verschmolz mit Salmacis,
Und's große Licht dein Auge zärtlich speist,
Und deinen Knabenatem aufgeweicht;
Da Liebe blind ist, woher wüsst sie dies?
Au Musée du Louvre, Mars 1863
Algernon Charles Swinburne übersetzt von Eric Boerner
Barry Ball X, ein moderner amerikanischer Bildhauer hat seine Variante des Hermaphroditen in schwarzem und weißem Marmor und Stahl geschaffen.
Barry X Ball
Sleeping Hermaphrodite
2008 - 2010 |
Barry X Ball
Sleeping Hermaphrodite
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Hermaphroditus
I.
Lift up thy lips, turn round, look back for love,
Blind love that comes by night and casts out rest;
Of all things tired thy lips look weariest,
Save the long smile that they are wearied of.
Ah sweet, albeit no love be sweet enough,
Choose of two loves and cleave unto the best;
Two loves at either blossom of thy breast
Strive until one be under and one above.
Their breath is fire upon the amorous air,
Fire in thine eyes and where thy lips suspire:
And whosoever hath seen thee, being so fair,
Two things turn all his life and blood to fire;
A strong desire begot on great despair,
A great despair cast out by strong desire.
II.
Where between sleep and life some brief space is,
With love like gold bound round about the head,
Sex to sweet sex with lips and limbs is wed,
Turning the fruitful feud of hers and his
To the waste wedlock of a sterile kiss;
Yet from them something like as fire is shed
That shall not be assuaged till death be dead,
Though neither life nor sleep can find out this.
Love made himself of flesh that perisheth
A pleasure-house for all the loves his kin;
But on the one side sat a man like death,
And on the other a woman sat like sin.
So with veiled eyes and sobs between his breath
Love turned himself and would not enter in.
III.
Love, is it love or sleep or shadow or light
That lies between thine eyelids and thine eyes?
Like a flower laid upon a flower it lies,
Or like the night's dew laid upon the night.
Love stands upon thy left hand and thy right,
Yet by no sunset and by no moonrise
Shall make thee man and ease a woman's sighs,
Or make thee woman for a man's delight.
To what strange end hath some strange god made fair
The double blossom of two fruitless flowers?
Hid love in all the folds of all thy hair,
Fed thee on summers, watered thee with showers,
Given all the gold that all the seasons wear
To thee that art a thing of barren hours?
IV.
Yea, love, I see; it is not love but fear.
Nay, sweet, it is not fear but love, I know;
Or wherefore should thy body's blossom blow
So sweetly, or thine eyelids leave so clear
Thy gracious eyes that never made a tear--
Though for their love our tears like blood should flow,
Though love and life and death should come and go,
So dreadful, so desirable, so dear?
Yea, sweet, I know; I saw in what swift wise
Beneath the woman's and the water's kiss
Thy moist limbs melted into Salmacis,
And the large light turned tender in thine eyes,
And all thy boy's breath softened into sighs;
But Love being blind, how should he know of this?
Au Musée du Louvre, Mars 1863.
Statuette of an androgynous figure. Bone, Seleucid artwork, Mesopotamia, 1st century BC/CE. |
Eine Rundum Ansicht des Borghese Hermaphroditen:
http://www.youtube.com/watch?v=ZA8CrLnZpFE