Wir fürchten uns.
Wiki sagt: Das Chaos [ˈkaːɔs] (von griechisch χάος cháos) ist ein Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung und damit der Gegenbegriff zu Kosmos, dem griechischen Begriff für die (Welt-)Ordnung oder das Universum.
DER SPRUNG MACHT DIE ERFAHRUNG, NICHT DER SCHRITT.
Heiner Müller
Wenn sich die Ordnung von der gefühlten Unordnung, wenn sich die gewaltsame Organisation des Chaos vom chaotischem Gefühl bedroht fühlt, kommt es zur Katastrophe.
Wir gebrauchen das Wort nur in seiner gebrauchsüblichen Bedeutung als Verheerung, zerstörerischen Zusammenbruch, aber ursprünglich bedeutete das griechische Verb καταστρέφειν - katastréphein - "umkehren, umwenden", also etwas verändert sich in großer Art, es kehrt gar seinen Kurs ins Gegenteil. Und wenn es vorher ins Schlimme lief, dann heißt das, dass eine Katastrophe nötig war. Etwas Neues mußte her, etwas ganz und gar Anderes.
Wir begegnen in diesem Stück zwei militärischen Gruppierungen, dem außerordentlich gut organisierten Heer der Amazonen und dem viel individueller, unsicherer verbundenen Haufen der griechischen Kriegskönige. Beide Seiten haben ein klar definiertes Ziel. Amazonen: Männerfang zum Erhalt ihrer weiblichen Nation, Griechen: Troja erobern, um die patriarchalische Hoheit über das Mittelmeer zu erhalten, Helena ist publicityträchtige Nebensache. Und dann geht alles schief, denn die LIEBE sagt "Aber". "Aber". Mein unangefochtenes Lieblingswort. Jeder sicheren Wahrheit muß unbedingt ein ABER entgegengesetzt werden. MUß. Sonst wird sie selbstgewiß, glaubt sich im Recht ohne jeden Zweifel. Aber was ist die Liebe?
Wenn ich dich nicht liebe, so ist das
Chaos wieder da.
William Shakespeare Othello
Ist das Chaos also eigentlich die Ordnung? Der Zustand, in dem wir glauben zurecht zu handeln?
PENTHESILEA.
Nicht? Küßt ich nicht? Zerrissen wirklich? sprecht?
DIE OBERPRIESTERIN.
Weh! Wehe! ruf ich dir. Verberge dich!
Laß für der ew'ge Mitternacht dich decken!
– So war es ein Versehen. Küsse, Bisse,
Das reimt sich, und wer recht von Herzen liebt,
Kann schon das eine für das andre greifen.
...
Du Ärmster aller Menschen, du vergibst mir!
Ich habe mich, bei Diana, bloß versprochen,
Weil ich der raschen Lippe Herr nicht bin;
Doch jetzt sag ich dir deutlich, wie ich's meinte:
Dies, du Geliebter, war's, und weiter nichts.
Sie küßt ihn.
Wie manche, die am Hals des Freundes hängt,
Sagt wohl das Wort: sie lieb ihn, o so sehr,
Daß sie vor Liebe gleich ihn essen könnte;
Und hinterher, das Wort beprüft, die Närrin!
Gesättigt sein zum Ekel ist sie schon.
Nun, du Geliebter, so verfuhr ich nicht.
Sieh her: als ich an deinem Halse hing,
Hab ich's wahrhaftig Wort für Wort getan;
Ich war nicht so verrückt, als es wohl schien.
...
Denn jetzt steig ich in meinen Busen nieder,
Gleich einem Schacht, und grabe, kalt wie Erz,
Mir ein vernichtendes Gefühl hervor.
Dies Erz, dies läutr ich in der Glut des Jammers
Hart mir zu Stahl; tränk es mit Gift sodann,
Heißätzendem, der Reue, durch und durch;
Trag es der Hoffnung ew'gem Amboß zu,
Und schärf und spitz es mir zu einem Dolch;
Und diesem Dolch jetzt reich ich meine Brust:
So! So! So! So! Und wieder! – Nun ist's gut.
...
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