Montag, 11. Februar 2013

Don McCullin sieht den Krieg und Menschen



Manche seiner Photographien, oder genauer, manche der Situationen, die er photographiert hat, sind so furchtbar, so erschütternd, dass ich sie nur mit Mühe ansehen kann. Er nannte sich selbst einmal einen "Ein-Krieg-pro-Jahr-Mann", und er sprach darüber, wie er nun zwei pro Jahr bräuchte, sollten es mal drei oder vier werden, würde er sich Sorgen machen. Er sprach auch darüber, wie es ist "nur" zu dokumentieren, nicht wirklich zu helfen, nicht helfen zu können. Und wie er in Gegenden, wo Hunger herrschte, heimlich, versteckt aß, um weiterphotographieren zu können.

"Ich hatte Glück und ich hatte ein großartiges Berufsleben," sagte er. Und dann machte er eine Pause und setzte hinzu: " Aber irgendwie hat es mich kaputt gemacht."


Protestant, Cuba Krise, Whitehall, London, 1968
Ein US Marine macht Bestandsaufnahme während einer kurzen Kampfpause in der Schlacht von Hue, Vietnam, 1968
Mutter und Kind in Biafra

Amerikanischer Marine gestützt, nachdem er in beide Beine geschossen wurd, während der Offensive von Hué, Vietnam, Februar 1968

Don McCullen eine Frau tragend, Zypern 1964

"Ich sah dieses ganze Dorf, dass versuchte sich in Sicherheit zu bringen, und da war diese eine alte Frau, die lahm war, an zwei Stöcken gehend. Ein Britischer Soldat versuchte sie zu überreden mitzukommen, bevor sie ihr Leben verlöre. Ich war mit einem Freund dort und sagte "Das ist lächerlich". Ich schoß ein Photo, legte meine Kamera weg und hob die alte Dame auf. Es war wie wenn man eine Stoffpuppe hochhebt. Ich bin mit ihr einfach gerannt und gerannt. Ich wollte nicht, dass diese alte Frau niedergeschossen und getötet würde. Ich habe mich gut gefühlt, als wenn ich nicht nur als eine Art Voyeur dort gewesen wäre. Es ist ein schmaler Grat, man hat mir vorgeworfen, dass ich diese schrecklichen Bilder von Menschen mache und ich bin gefragt worden, ob ich Menschen helfe. Natürlich tue ich das, aber ich will damit nicht angeben. Manchmal habe ich es getan, um mein Gewissen zu erleichtern."

Mann mit Maus im Mund, Cambridge, früher 1970er Jahre

Alle Zitate aus einem Interview mit Frances Wasem für Harpers Bazaar im Mai 2000

Alle Photographien ©Don McCullin

Donald McCullin, geboren 9. Oktober 1935 in London, ist ein international angesehener britischer Fotojournalist. 

2 Kommentare:

  1. Robert Capa hat einmal gesagt, wenn ein Bild nicht gut sei, dann sei man nicht nah genug dran gewesen. Er war es...McCullin ist es.

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  2. Erzählen und Zeigen ist eine Weise, sich jemandes anzunehmen. Eine Art von Hilfe vielleicht sogar. Oder wenistens, jemandes Not zu gedenken.

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