Montag, 24. Dezember 2012

O Hannebaum, o Hannebaum


     Meine Mutter behauptet, sie hätte mich als Kleinkind singen gehört, beseelt, atonal 
     und laut schmetternd, in der tiefen Gewißheit, dass dies ein Lied über mich sei: 
     O Hannebaum, o Hannebaum..., der restliche Text war verständlicherweise 
     unwesentlich. Man muß sich dazu eine angeborene Bassstimme vorstellen, 
     Folge eines nichtschließenden Kehlkopfes, blonde Locken, blaue Augen 
     und beträchtliche Mengen Babyfett. 
     Heute habe ich und meine allerliebste Nichte einen eben solchen Baum geschmückt, 
     oder, besser gesagt, wir haben uns bemüht, ihn zu schmücken. Der Baum ist schön, 
     nicht zu groß, aber fett und mit vielen zum Behängen geeigneten kleinen Ästen.
     16.30 Uhr: Die Lieblingsnichte und ich erreichen das Haus, die Strassen sind glatt 
     wie Babyärsche und nur ein Taxi hat uns vor dem gewissen Bein-, Arm, 
     Steissbruch bewahrt. Der Fahrer war Spanier und dort gibt es die Geschenke erst am 
     6. Januar, aber seine Frau ist Berlinerin, da machen sie eben halbe halbe.
     16.40 Uhr: In völliger Negierung der Tatsachen, spiele ich die coole Tante und schlage 
     der zauberhaften Nichte Kika-Gucken während des Schmückvorganges vor , 
     mit dem Ergebnis, dass diese beste aller Nichten, wie nicht anders zu erwarten, 
     ich hätte es aus eigener Erfahrung wissen können, in hypnotischer Faszination 
     auf den Apparat starrt und nur wenn sehr laut angesprochen, hin und wieder, 
     eine Kugel an den noch fast nackten Baum hängt.
     17.00 Uhr: Ein Drittel ist geschafft, das Verhältnis zur Zauber-Nichte ist 
     angespannt,plötzlich, aber in Zeitlupe, beginnt der Baum seinen Winkel 
     zur Oberfläche des Wohnzimmerbodens zu verändern, er fällt um. 
     17.00.01: Ich fange den Baum in letzter Sekunde auf.
     17.00.02: Der Baum wird nunmehr durch die Kraft meines rechten Armes 
     aufrecht gehalten, die beiden anderen anwesenden Personen, Mutter (82) und 
     Nichte (8), können nur zuarbeiten, aber nicht retten. Der antelefonierte 
     Schwager befindet sich im Mediamarkt, aber verspricht, sich zu beeilen. 
     Zigaretten werden gereicht, Kaffee wird gekocht, zersplitterte Kugeln 
     werden aufgefegt.
     17.01 bis 17.45 Uhr:  Hanne, bzw. Johanna hält den Baum fest. Aua!
     17.45 Uhr: Ankunft des Schwagers, Männer sind so nützlich und stark, 
     er hebt den Wackelbaum, rüttelt, tut irgendwelche männlich geheimen Dinge, 
     bindet den Baum an der Heizung fest und - der Baum steht! Allerdings sind 
     vier Ketten mit Lichtern nunmehr völlig verhaspelt und verwickelt und müssen 
     also neu verlegt werden.
     17.55 bis 19.30 Uhr: Lichterketten werden entknotet.
     19.35 Uhr: Schwager und Nichte verlassen das Haus, die Schatzkind-Nichte muß 
     morgen um 6.00 Uhr aufstehen, um Huskies (Hunde aus der Arktis mit 
     sehr blauen Augen) zu besuchen, das perfekte Weihnachtsgeschenk einer 
     anderen Tante.
     19.40 Uhr bis 22.30 Uhr: Tante Hanna schmückt den Baum nun allein. 
     Das gesteckte Ziel ist es, das ursprüngliche natürliche Aussehen, der zu 
     unserem Fest gemordeten Pflanze, völlig zu verdecken. Rote, goldene 
     und silberne Kugeln, Strohsterne und -engel, alles was 50 Jahre Zufall und 
     Neigung an Dekorationsstücken herbeigeschwemmt hat und dann, zum krönenden 
     Ende, eine Abschlussgarnitur von siberne Lametta-Ketten verwandeln den 
     Tannenbaum in eine, vieleicht objektiv betrachtet geschmackloses, aber für 
     meine Familie weihnachtstaugliches und freudeerregendes Glitzermonstrum.

     I love Weihnachten. And a very happy Christmas to all of you!


     Wiki sagt:

     O Tannenbaum geht auf den Text des von Melchior Franck verfassten 
     schlesischen Volksliedes Ach Tannenbaum aus dem 16. Jahrhundert zurück. 
     Georg Büchmann gibt in seinen Geflügelten Worten mit dem Lied Es hing ein 
     Stallknecht seinen Zaum eine noch ältere Quelle an. In diesem Lied war bereits 
     zwischen 1550 und 1580 die folgende Strophe enthalten:
     O Tanne, du bist ein edler Zweig
     Du grünest Winter und die liebe Sommerzeit 
     Wenn alle Bäume dürre sein 
     So grünest du, edles Tannenbäumele
     Zum Weihnachtslied wurde es erst, nachdem der Leipziger Lehrer Ernst 
     Anschütz (1780–1861), unter Beibehaltung von Zarnacks erster Strophe, 1824 die 
     heute bekannten Verse zwei und drei hinzufügte. In denen ist nur noch vom Baum 
     die Rede. Das Aufstellen von Tannen als Weihnachtsbäume war inzwischen ein 
     Brauch zum Fest geworden. Die zweite Zeile des Liedes hieß ursprünglich 
    „Wie treu sind deine Blätter“, da das Liebeslied einen Kontrast zwischen der Treue 
     des  Baumes und der Untreue der Geliebten bildete. Auch in Anschütz’ Weihnachtslied 
     blieb das zuerst unverändert, jedoch wurde der Text „Wie grün sind deine Blätter“ im 
     20. Jahrhundert besser bekannt.Die Melodie ist eine seit dem 16. Jahrhundert 
     bekannte Volksweise, die unter anderem als Es lebe hoch der Zimmermanns-
     geselle schon vor 1799 gesungen wurde und ebenfalls als Studentenlied 
     Lauriger Horatius populär war.Wegen der Bekanntheit des Liedes und der 
     relativen Einfachheit der Melodie wurden oft andere Texte zu der Melodie
     gedichtet. Bekannt wurde zum Beispiel nach der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. 
     1918 eine Version mit Zeilen wie „O Tannenbaum … der Kaiser hat in’ Sack 
     gehaun“ oder die Schülervariante „O Tannenbaum … der Lehrer hat mich blau 
     gehaun …“. Von O Tannenbaum existieren Liedtexte in vielen anderen Sprachen. 
     Ein Lied der Internationalen Arbeiterbewegung namens Die Rote Fahne, die seit 
    1939 offizielle Hymne des amerikanischen Bundesstaates Maryland, Maryland, 
     My Maryland und das Sinnbildslied von Nankai-Gymnasium und -Universität 
     (Tianjin, VR China) verwenden diese Melodie. Der Fangesang „We’ll keep the blue 
     flag flying high“ des englischen Fußballvereins FC Chelsea wird zu dieser 
     Melodie gesungen. 

2 Kommentare:

  1. Du hast 44 Minuten einen massereichen schwerkraftsüchtigen Tannebaum gehalten???
    Holy Sh.... Night...!
    Hoffentlich war jemand geistesgegenwärtig genug das zu fotografieren - denn mit sowas wird man zur Legende, zu einer Geschichte, die an Weihnachten immer wieder erzählt wird! :)





    AntwortenLöschen
  2. Was für eine feine Weihnachtsgeschichte, muskelkraftvoll und hannetanneschräg und mit unterdrücktem Beben verschieder Art !
    Habt's gut heute mit dem Ding !

    AntwortenLöschen