Sonntag, 22. Mai 2011

Post - Apokalyptisch


Wie lebt es sich mit einer nichteingetroffenen Prophezeiung, mit unerfüllten Erwartungen, mit zerschlagenen oder zerbröckelten Gewissheiten? Wir leben es täglich, aber wie? Wir schauen mit leiser, melancholischer Amüsiertheit auf unsere schier unerschöpfliche Hoffnungsfähigkeit, einigen uns mit uns selbst darauf, nur das Schlimmste oder, schlimmer, das Ödeste zu erwarten, werden zu blitzblanken Zynikern und manchmal, wenn keiner guckt, setzen wir uns erschöpft und versuchen uns zu erinnern, wie es war, nichtenttäuscht, enthusiastisch, arrogant und furchtlos zu sein.

So ist es doch irgendwie auch ganz schön! Hätte doch schlimmer kommen können! Wäre eh nix Gutes bei rausgekommen! Immerhin! Und was der Beruhigungen mehr sind. Ach, wäre man doch blond, blöd und blauäugig!?

"Rapture", Verzückung haben die Gemeindemitglieder in Kalifornien gestern erwartet, fortgerissen zu werden ins Himmlische. Ein schlauer Mann hat etwa 150 von ihnen, für je 135 Dollar, die Versorgung ihrer zurückbleibenden Haustiere verkauft. Er sagt, dass er bei Nichteintreffen, das Geld nicht zurückerstatten würde. Wie wahnsinnig, wartend auf das Ende der Welt und die eigene Erlösung und Entrückung, sorgt man sich um Hundefutter und Katzenstreu. Der Mensch ein Mysterium!

Und was dann, nach der Ankunft im Paradies? Sicher nicht Harfen, Ambrosia und zu gut genährte Babies mit Flügelchen. Aber was? Wie sähe denn, glaubend oder nicht, das eigene nichterreichbare Zauberland aus? Oder wie sah es aus bevor es abgebrannt ist. Friede Deiner Seele Rio!

http://www.youtube.com/watch?v=GkmqQvtuaQY

Lukas Cranach der Ältere Das Paradies 1536

15 Kommentare:

  1. Mir ist einmal ein Kinderbuch geschenkt worden - da war ich 34 Jahre. Darin bricht ein kleines gezeichnetes Tierchen auf um sein Glück zu finden. Einen Platz... mit Freiheit und Gerechtigkeit für alle (wir kennen diese Entwürfe), dazu noch Wohlbefinden, Liebe, Zufriedenheit... den perfekten Platz eben. Da rennt es also durch die Pampa, reist herum ...und irgendwie ist keiner der Orte, die es findet, das, was es sucht. Schließlich kehrt es an den Ausgangsort seiner Reise zurück, beschaut ihn sich, findet seine Freunde wieder, sein Zuhause mit all seinen Schönheiten und denkt: "Mann, bin ich blöd. Ich war längst da!".
    Die Menschen suchen das Paradies seit sie diesen Ort in ihren Köpfen geschaffen haben. Und ihnen ist kein Vorwurf zu machen, dass sie ihn nicht gefunden haben. Manchmal muss man ein bißchen reisen um ihn zu sehen. Weil man manchmal ein bißchen zu nah dran ist um ihn zu sehen. Inzwischen haben wir das getan... wir haben nur das Ergebnis dieser Reise noch nicht wirklich verstanden.
    Wir suchen mit dem Paradies einen einzigartigen kostbaren Ort, der uns alle Möglichkeiten gibt, der uns beschützt, dessen Schönheit uns staunen macht, der uns verändert, wenn wir ihn betrachten und dessen Betrachtung uns unseren eigenen Platz deutlich macht.
    Halloooooooooooo???

    http://3.bp.blogspot.com/_gGTeAx2Q5ys/TJXU35WcqlI/AAAAAAAAAAM/XjL9BT7kulk/s1600/Earth.jpg

    http://universe-beauty.com/albums/spaceset2/other/Earth-and-Solar-System/Earth.Apollo16.jpg

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b4/Sunrise_To_Sunset_Aboard_The_ISS.OGG/mid-Sunrise_To_Sunset_Aboard_The_ISS.OGG.jpg

    Ich persönlich halte die Suche nach dem Paradies für einen Fall von "Brett vor'm Kopf".

    Jetzt kann man natürlich argumentieren: wenn wir schon im Paradies leben, wieso fühlt es sich dann nicht so an? Tja, Leute, es ist doch nicht die Schuld vom Paradies, wenn wir's verbocken. Wer hat denn jemals behauptet das Paradies sei ein Ort mit magischer Immunität gegen menschlichen Schwachsinn??? Es ist doch nicht die Aufgabe vom Paradies aus uns vernünftige, verantwortungsbewußte Wesen zu machen mit höheren Bestrebungen als Besitz. Es wäre doch vielmehr unsere Aufgabe zu kapieren, dass wir es haben.
    Um 1900 betrug die Weltbevölkerung 1,7 Milliarden Menschen. Augenblicklich sind wir dabei die 7 Milliarden Grenze zu knacken. Irgendwann können wir draußen ein Schild anbringen: "Paradies wegen Überfüllung geschlossen!". Wenn wir uns weiterentwickeln wie wir es gerade tun, dann erfordert unser Ressourcenverbrauch 2035 einen zweiten blauen Planeten - theoretisch, das Paradies ist nämlich Einzelkind. Wir verbrauchen es, wir überladen es, wir überfrachten es mit Ideologien, Gier, geistigen Defiziten, zündeln, bekämpfen uns aus Liebe zum jeweiligen Gott - und verwundern uns allen Ernstes, dass sich das Paradies nicht nach Paradies anfühlt?
    Wie gesagt, nur meine persönliche Meinung: aber klarer Fall von "Brett vor'm Kopf"!
    Und deswegen ist völlig egal, wessen paradiesische Vorstellung man heranzieht. Egal, welches weltweit existierende Gedankenmodel man als Grundlage nimmt. Wenn man dort Menschen ansammelt und sie belässt wie sie sind, sie also keiner fundamentalen Gehirnwäsche unterzieht... dann hat jedes Paradies schlechte Karten. Egal, ob es nun ein gesuchter Ort ist oder, wie ich meine, ein längst gefundener. Wir kriegen's klein. Denn das Paradies ist nicht das Problem.

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  2. Du hast mit allem Recht, aber nenne es Brett vor'm Kopf oder Tunnelblick oder mangelnde Lernfähigkeit, was tun dagegen? Ich finde Israel ist ein sehr klares, wenn auch leider aus den falschen Gründen, provokante Beispiel.
    Ein Grossteil der jüdischen Bevölkerung hat entweder persönlich oder über Nahestehende in grauenhaftester Weise erleiden, erfahren müsen, wohin Rassismus im Bunde mit handfesten ökonomischen Interessen und mystifizierter Ideologie führt. Und nun? Wie Rabbi Jeschajahu Leibowitz nach einer langen Pause antwortete, als man ihn fragte, was sein Volk aus dem Holocaust gelernt hätte, "Na, nichts." Da habe ich geheult vor dem Fernseher, wie ein Schlosshund.

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  3. Alexander Höchst22. Mai 2011 um 22:27

    Dem ist nicht allzu viel hinzu zu fügen... nur, der Verhaltensforscher Lorenz hat herausgefunden, dass sich in der jüngeren Menschheitsgeschichte die Technik revolutioniert hat; einzig das menschliche Bewusstsein blieb unverändert. Wer soll also das Paradies retten...?

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  4. Du stellst die Frage aller Fragen. Ich weiß nicht, warum wir das nicht besser hinkriegen. Ich habe einen Haufen Theorien... zumindest das, aber da stecken keine Lösungen 'drin. Was Dein Beispiel angeht... ich erkläre mir das mit einer seltsamen Logik, die Menschen und manchmal ganze Völker entwickeln, wenn ihnen schreckliches widerfährt. Sie entwickeln die Idee einer Art Guthaben. Als hätten sie sich durch das Leid, das ihnen begegnet ist, moralischen Spielraum erwirtschaftet, den sie widerum gegen andere einsetzen können. Was letztlich daraus entsteht ist die Weitergabe von Leid. Seine Fortsetzung, seine Wandlung... die Weitergabe im Gefühl des Rechts, weil man selber ähnliches erfahren und überkommen musste.
    So wie es in der Physik einen Energieerhaltungsgrundsatz gibt, scheint es unter Menschen eine Art Denkfehlererhaltungssatz zu geben. Ich habe mich oft gefragt, warum das so ist, warum sich das nicht durchbricht und als eine Entwicklung verändert. Während wir einerseits rasante Fortschritte hinlegen, wirkliche Errungenschaften erreichen, scheint es einen entwicklungsresistenten Teil in uns zu geben, der immer noch Probleme verursacht und immer noch die gleichen. Ich meine, wir spielen Klassiker ja nicht nur bis heute, weil ihre Sprache so schön ist. Sie haben in Teilen keinerlei Aktualität eingebüßt, weil etwas menschlich essentielles sich nicht entwickelt hat.
    Ich glaube, wenn man der Frage aller Fragen auf die Spur kommen will, dann muss man fragen, wieso das so ist. Es kann nichts mit dem Wissensniveau der Menschheit zu tun haben, da sind wir weiter gekommen. Vielleicht hat es was mit der Zeit zu tun, die jedes einzelne Individuum hat um zu lernen und zu wachsen. Würde es etwas verändern, wenn unsere Lebensspanne 200 oder 300 Jahre betragen würde? Eine Generation lernt aus ihren Fehlern, sie gibt dieses Wissen relativ direkt und nachdrücklich, jedoch theoretisch, an ihre Kinder weiter, aber schon die Enkel haben kein direktes Empfinden mehr von diesem Fehler...sie können ihn praktisch neu machen. Eine Menschengeneration wird mit 30 Jahren veranschlagt... die Menschheit hat also aufgrund ihrer Lebensspanne ein Kurzzeitgedächnis, dass sich immer wieder selbst auslöscht und höchstens Thesen hinterläßt. Wenn wir mehr Gelegenheiten hätten die Prinzipien und Konsequenzen unseres Verhaltens, unserer Entscheidungen zu erleben, könnten wir vielleicht leichter aus der Tretmühle der Wiederholungen treten. Wir haben diese Zeit aber nicht.
    Was ist wenn wir eine wirklich ungünstige und gefährliche Mischung aus Intelligenz und Instinkt sind? Und beide uns steuern und beide zum Instrument voneinander werden können? Dann hätten wir einen Haufen primitiver Wesenszüge, die auf immer raffiniertere clevere Weise ausgelebt und umgesetzt werden können - während wir uns dem Irrglauben der Zivilisiertheit hingeben und in Wirklichkeit konzeptionell nicht wirklich weiterkommen.
    Dabei haben wir, immer wieder, wunderbare Ansätze. Ich nehme jetzt einfach mal beispielsweise Ubuntu ... neiiiiin, ich meine nicht die Linux-Distribution. ;)
    Ubuntu ist Zulusprache und bedeutet "Menschlichkeit, Nächstenliebe, Gemeinsinn". Es ist eine afrikanische Philosophie, die besagt, dass man selber nur Mensch ist, wenn man den anderen auch als Menschen erkennt und dass deswegen alle Teile einer Gemeinschaft verbunden sind. Afrika müsste ein friedlicher Kontinent sein. Müsste. Diese Gedanken sind weltweit immer wieder in unterschiedlichsten Formen, durch viele Epochen, durch viele Kulturen zu finden, wie kleine Hotspots... aber etwas im Menschen hebelt sie aus. Und wasimmer das ist... es ist die Antwort auf Deine Frage.
    Ob man es ändern könnte, wenn man es benennen könnte? Wow. Ich bin da sehr sehr unentschlossen und springe immer fröhlich zwischen Idealist und Menschenfeind hin und her. Ich kann mich nicht entscheiden. Sicher bin ich nur darüber, dass wir ein Produkt mit ernsthaften Fertigungsfehlern sind.

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  5. Alexander Höchst23. Mai 2011 um 00:04

    Wir überfordern uns permanent. Unsere Fähigkeit, komplizierte Werkzeuge zu entwickeln und sie dann zu benutzen wird uns zum Verhängnis. Wir schaffen uns eine Wirklichkeit, der wir letztlich nicht gewachsen sind. Wir treten mit jedem Lösungsversuch eines Problems etwas los, was am Ende viele neue oft größere Probleme schafft. Das Leben besteht ja schon immer zum großen Teil aus der Lösung von Problemen. Bis dato wurden die Probleme irgendwie gelöst oder auf das nächste Problem verschoben. Wir existieren noch. Aber das Ganze mutet einem Schneeballsystem an. Am Ende bricht wahrscheinlich alles zusammen. Daraus ziehen ja auch die Weltuntergangsprediger ihre Kraft. Die Menschen ahnen irgendwie etwas und sind geneigt, zu glauben. Des Einen Hoffnung liegt in der Katastrophe, die unser Bewustsein vielleicht verändert. Der Rabbi sagt, wir Juden haben nichts aus dem Holocaust gelernt. Und wie viele Katastrophen brauchen wir noch? Oder waren bisherige Katastrophen nicht katastrophal genug, um uns zu verändern? Und an diesem Punkt kann und will ich nicht mehr weiter denken... das würde wohl alles Vorstellbare überschreiten...

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  6. Wohl wahr. "Die Menschen ahnen irgendwie etwas..." ...ja, das tun tatsächlich die meisten. So ein unbestimmtes Gefühl von "es ist was faul im Staate Dänemark". Und auch mit dem Schneeballsystem hast Du recht. Weil das Ahnen nicht zur Aktion wird, solange das System ja irgendwie noch läuft... ganz egal, ob man eigentlich schon dunkel vermutet, dass das nicht ewig gut geht... et läuft. Und wenn man das System ändert, dann hat man ja auch keine Garantie, dass ein anderes nicht noch viel schlimmer wäre. Die Konsequenz der vagen Ahnung ist also Statuserhalt solange es irgendgeht statt Überprüfung des eigenen Tuns. Projektion auf vermeindlich sinngebendes statt persönliche Lösungssuche.
    "Und wie viele Katastrophen brauchen wir noch?" Es ist vielleicht gar nicht die Anzahl, sondern die Dimension. Wir haben menschliche Katstrophen, kriegerische Katastrophen, Umweltkatstrophen, technische Katastrophen - das Kaleidoskop ist bunt, regelmäßig, vielfältig, unübersehbar zahlreich. Wir hatten zwei Weltkriege - den dritten wollen wir aber lassen, der wäre zu groß. Das haben alle kapiert. Wir hatten Three Mile Island, wir hatten Tschernobyl, wir haben Fukushima... aber wenn die Kerne da weiter relativ lokal unspektakulär aus den Sicherheitsbehältern schmelzen und man die breite radioaktive Verseuchung als temporär deklarieren kann, dann wird man Kernkraft weiter nutzen. Angenommen die vier fraglichen Blöcke würden in einer Weise eskalieren die Evakuierungen einschließlich Tokio erfordern, dann wären unsere AKW's nicht erst 2022 vom Netz. Das würde bemerkenswert schnell gehen.
    Versteh' mich nicht falsch, ich wünsche das nicht herbei. Mein Punkt ist, dass unsere Begriffsstutzigkeit andauert bis eine Konsequenz derartig entsetzlich ist, dass wir sie dann lieber doch nicht riskieren möchten. Als wären wir Kinder. Die machen das auch. Die testen Grenzen hirnrissig weit - und dann kommen sie plötzlich an einen Punkt, an dem scheinbar ein Schalter umgelegt wird und sie hören auf und machen was anderes. Als würde da ein Mechanismus greifen, der ihnen sagt: so, bis hier könnte das weh tun, aber ab da wird's wirklich gefährlich.
    Es gibt uns erst seit rund 200.000 Jahren, das ist ja nicht lang. Vielleicht sind unsere Defizite Kinderkrankheiten, die bloß deswegen kein Kinderspiel sind, weil wir intelligent genug sind umfangreiche Schäden zu verursachen.
    "Und an diesem Punkt kann und will ich nicht mehr weiter denken... das würde wohl alles Vorstellbare überschreiten..." - das ehrt Dich und kennzeichnet Dich sowohl als Humanisten als auch als Optimisten. Ich neige allerdings gerade ein bißchen der Idee zu, dass wir uns erst ändern, wenn genau das passiert. Wenn die möglichen Konsequenzen das Vorstellbare überschreiten. Kommt wohl gerade der Menschenfeind durch... wie gesagt, ich schwanke da immer mal wieder je nach Sachlage. ;)

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  7. Alexander Höchst23. Mai 2011 um 01:28

    Es gibt die Theorie, unser nächster Evolutionsschritt findet im Weltall statt. Unter den Menschenfeindlichen Bedingungen dort würden wir uns derart verändern (Beine kürzer, Arme länger, Kopf größer, andere Muskeln u.s.w.), dass sich unser Bewusstsein auch ändert... Wir hier unten als Basismaterial für ca. tausend Aussiedler ins All, dem neuen Keim der besseren(?) Menschheit...

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  8. Oh, oh... Weltall, Raumfahrt... da bringst Du jetzt mein manischstes Steckenpferd ins Spiel. ;)
    Ich leide selten Mangel an Worten... aber nu' könnte es umfangreich werden. ;)
    „Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber welches Kind bleibt schon ewig in seiner Wiege?“ (Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski)
    Ich liebe diesen Gedanken, ich halte ihn für nötig, ich weiß, wie sinnvoll er ist.
    Die Idee, die Du ansprichst sind die Generationenschiffe, autarke Inseln des Lebens, Selbstversorger auf interstellaren Reisen.
    Wenn wir diese Schiffe antreiben können, dann ist unsere Technik so hochentwickelt, dass wir sämtliche Energieprobleme unseres Planeten auf saubere Weise lösen können. Wenn wir sie als geschlossenes System ausreichend mit Nahrung, Trinkwasser und Sauerstoff versorgen können, dann haben wir auch auf der Erde kein Ressourcenproblem und keinen Nahrungsmangel mehr.
    14 Länder haben in 13 Jahren die Fußballfeldgroße ISS gebaut. Um Generationenschiffe zu bauen werden größere Anstrengungen nötig. Wenn wir sie bewältigen, dann ist das ein Projekt, das die Menschen als Terraner handeln lässt.
    Wenn wir sie also bauen können, dann können wir sie wohl losschicken... aus Neugier, als Entdecker... aber dann haben wir auf unserem Planeten bereits alles erreicht wonach wir uns heute sehnen.
    Als Chance auf Bewusstseinsverbesserung sind sie dann überflüssig.
    Wo stehen wir heute? Es gibt da eine historische Konstante: wir sind 20-25 Jahre vom bemannten Marsflug entfernt. Das sind wir immer. Das ist die Konstante. Jeder amerikanische Präsident sagt das. Von Nixon bis Obama... es sind immer 20-25 Jahre. Die Liste dessen, was uns für den interplanetaren Raumflug fehlt ist gigantisch lang, von interstellarer Raumfahrt mal gar nicht zu reden.
    Warum finde ich sie trotzdem so wichtig? Ich lasse jetzt mal den wissenschaftlichen und technologischen Nutzwert außen vor und zähle auch keine NASA Spinoffs auf. Raumfahrt bringt uns etwas bei, in das ich gewisse Hoffnungen setze. Kindheitsprägung. 1975, mitten im kalten Krieg, dockte eine amerikanische Apollokapsel an ein sowjetisches Sojus-Raumschiff an, zum ersten Mal. Ich war fünf Jahre alt und die Bilder der Astronauten und Kosmonauten, die sich gegenseitig an Bord willkommen heißen und begrüßen gehört zu meinen nachdrücklichsten Kindheitserinnerungen. Da oben ging was, das da unten so schwer fiel.
    Und es setzte Zeichen. Es begründete das Shuttle-Mir-Programm, aus dem schließlich und in erweiterter Partnerschaft die ISS hervorging.
    „Am ersten Tag deutete jeder auf sein Land. Am dritten oder vierten Tag zeigte jeder auf seinen Kontinent. Ab dem fünften Tag achteten wir auch nicht mehr auf die Kontinente. Wir sahen nur noch die Erde als den einen, ganzen Planeten.“ (Sultan bin Salman bin Abdulaziz Al Saud, erster Raumfahrer aus Saudi-Arabien, bisher jüngster Teilnehmer einer Shuttle-Mission, erster Moslem im Weltraum)

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  9. Ein Tip aus meinem Steckenpferdsgebiet:

    Isaac Asimov

    Vorgeschichte der Foundation-Trilogie

    Die Rettung des Imperiums (Prelude to Foundation, 1988)
    Das Foundation-Projekt (Forward the Foundation, 1991)

    Die ursprüngliche Foundation-Trilogie

    Der Tausendjahresplan (Foundation, 1951)
    Der galaktische General (Foundation and Empire, 1952)
    Alle Wege führen nach Trantor (Second Foundation, 1953)

    Fortsetzung der Foundation-Trilogie

    Die Suche nach der Erde (Foundation's Edge, 1982)
    Die Rückkehr zur Erde (Foundation and Earth, 1986)

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  10. Oh ja.

    Asimov war einer der Autoren der Gutnachtlesungen meiner Kindheit. Meine Mutter hat ihn uns vorgelesen. Er ist nicht wirklich unschuldig an der Entwicklung meiner Hingewendetheit an die Raumfahrt. Und Lem und Voltz und Filme von Tarkowski und vielleicht deswegen sehe ich Raumfahrt sowohl technisch, aber niemals nur technisch. Ich bin immer und wie ein Anwalt bereit Raumfahrtgegnern ganz rational die Kosten und den Aufwand plausibel zu machen.Da gibt's genug Gründe. Aber eigentlich ist das der unwichtigere Teil einer Wahrheit. Ich hab' mal mit der Idee herumtheoretisiert was passieren würde, wenn man jeden Menschen einmal in seinem Leben in einen 350km-Orbit über seinen Planeten schicken könnte. So wie ein Moslem in seinem Leben nach Mekka pilgern soll. Ich verspüre da einen starken Verdacht, dass diese Maßnahme etwas verändern, verbessern könnte.
    Wenn man einen Ring ein paar Zentimeter vor seine Augen hält, dann sieht man verwaschene Fragen und Strukturen. Man weiß, dass er teuer ist, aber irgendwie sieht man nichts. Trägt man ihn aber am Finger und betrachtet ihn auf Armeslänge entfernt, dann sieht man die Edelsteine darauf, wie sie Licht einfangen und brechen, wie sorgsam er verarbeitet wurde, man kann seine Kostbarkeit und Einzigartigkeit genießen und wertschätzen. Vielleicht funktioniert das mit unserem Zuhause ja ähnlich... und vielleicht hätte diese veränderte Perspektive weitere Erkenntnisse und Überlegungen im Schlepptau.
    Aber die Idee wird wohl keine Umsetzung finden.
    Güte, wir stellen gerade die einzigen Raumschiffe der Menschheit sukzessive außer Dienst, danach darf die NASA Tickets für die Sojus-Flüge kaufen. Die Drucksektionen für bemannte Flüge mit dem europäischen ATV und dem japanischen HTV sind nichts als verheißungsvolle Planungsspiele, SpaceShipTwo von Virgin Galactic wird ab nächstem Jahr fliegen, schrammt aber nur minutenlang über der Grenze zum Weltraum entlang und Space X hat mit der Dragonvariante einen vielversprechenden Erstflug hingelegt - allerdings wurde dabei erstmal nur ein 12 Kilogramm schwerer Käse aus den Vogesen transportiert. Eine Verbeugung vor Monty Python. Deswegen --> http://www.youtube.com/watch?v=B3KBuQHHKx0
    Also wird mein theoretischer Lösungsvorschlag zur Bewußtseinserweiterung der Menschheit wohl auf lange Zeit nichts auszutesten sein.

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  11. http://www.youtube.com/watch?v=92vV3QGagck

    Vielleicht erklärt dies die Unlösbarkeit des Problems.

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  12. Das übererklärt das Problem ebenso wie die Abwesenheit einer Lösung. Danke. Du hast meinen Abend höchst amüsiert ausklingen lassen.
    Und zumindest einen Teilansatz der Lösung eingereicht.
    Wenn man das Problem nicht am bestehen hindern kann hilft es darüber zu lachen.
    Funktioniert nicht bei allen Problemen, hilft aber über Absurditäten hinweg.

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  13. Gute Idee. Das Problem ist: was??? Geld, Besitz, Macht, Risiko, Komfort, sich selbst vor allem und über alles... Liebe kann so viele Formen annehmen... und Nebenwirkungen haben...

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  14. Paradies:
    Das Wesentliche.
    Liebend, geliebt, unverstellt, gewaltlos.

    Wenn ich hier damit bei einem Menschen, vielleicht sogar bei fünf Menschen, versuche, davon etwas zu leben, ist das schon eine Menge.
    Egozentrik ein ganz klein wenig aufmachen und Egoismus versuchen, zu vermeiden. Wenigstens bei einem, vielleicht bei fünf Menschen.

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