Dienstag, 10. Mai 2011

Die Brüder Kleobis und Biton




um 600 v. Chr.

geschaffen von Polymedes aus Argos

Marmor, H. 216 cm

Delphi, Museum

Nach Herodot haben die beiden Brüder den Wagen ihrer Mutter Kydippe, die Hera-Priesterin war, von Argos anlässlich eines Opferfestes zu Ehren der Hera bis zum Tempel
gezogen

Die Zugochsen für Kydippes Zweigespann waren noch nicht vom Feld zurückgekehrt und so stellten die Brüder sich selbst unters Joch und zogen den Wagen die fünfundvierzig Stadien (8,3 km) zum Heiligtum. Dort legten sich beide nach dem Opfermahl, erschöpft von den Strapazen des langen Weges zur Ruhe und schliefen ein. Die Mutter Kydippe, stolz auf ihre wohlgeratenen Söhne, betete zu Hera und bat sie, ihren Söhnen das Beste zukommen zu lassen, was ein Mensch von den Göttern erhalten könne. Hera entschied, dass die Brüder im Schlaf sterben sollten, woraufhin die beiden nicht wieder aufwachten und so, noch in Jugend und Schönheit, einen schnellen und sanften Tod erhielten. So erwiesen die Götter den beiden ihre besondere Gunst und Huld ("... jung stirbt, wen die Götter lieben ..."). Die Argiver haben die beiden als Weihegeschenk in Delphi aufgestellt. 

12 Kommentare:

  1. Der Mythos:
    Wie weise. Wie anmaßend.
    Auch schmerzhafte Zeit ist Lebenszeit.
    Die Plastiken:
    Warum nur haben die antiken Stand-Schreit-Figuren ( v.a. die ägyptischen, aber auch die griechischen) fast immer geballte Fäuste und fest nach unten gestreckte Arme. Falls eine Bewegung der Arme angedeutet ist,
    zielt sie in den Passgang. Das ärgert mich, weil ich es nicht verstehe. Kein Kunsthistoriker konnte mir dafür eine Erklärung geben.

    AntwortenLöschen
  2. Nachtrag von Goethe :
    Alles geben die Götter, die unendlichen,
    Ihren Lieblingen ganz,
    Alle Freuden, die unendlichen,
    Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.

    AntwortenLöschen
  3. http://www.archaeotext.org/kuroi.htm

    Die Griechen stellten die Figuren frei, behielten aber aus technischen Gründen die steife Haltung bei, die Arme am Körper,da freie Arme zu bruchgefährdet waren.

    Um 620 v.Chr. entstanden die ersten lebens- und überlebensgrossen Statuen von Jünglingen (Kouros [sprich: Kuros], Pl. Kouroi), meist als Weihebilder für einen dem Apollon heiligen Bezirk, auch als Grabbilder und als Darstellungen des Apollon selbst. Die fast mathematisch genauen Achsen und die Frontalität dieser Figuren sind kennzeichnend für das Kompositionsprinzip archaischer Plastik: Das Gesetz der strengen Form. Apollon ist der Gott des Masses und damit der Gott der geistigen Ordnung. Sinnbild solchen Masses und solcher Ordnung sind auch diese Jünglingsstatuen. Die strenge Einordnung aller Gelenkverbindungen in nur senkrechte und waagrechte Achsen betont die naturgegebene Symmetrie des menschlichen Körpers. In dieser "Grundstellung" äussert sich nicht so sehr Ruhe, als in sich geschlossene, versammelte Spannkraft, die zur Aktivität drängt. Die Abweichung von der strengen Symmetrie durch das um eine Fusslänge vorgesetzte linke Bein wird zum Ausdruck eines kaum verhaltenen Bewegungswillens, wird fast zur Darstellung eines Schrittes. Dieses I. Achsensystem liegt sämtlichen archaischen Weihefiguren bis zur Zeit der Perserkriege (bis 480) zugrunde.
    zitiert aus:
    http://swiki.hfbk-hamburg.de:8888/seminare/263

    AntwortenLöschen
  4. Ja schon, aber warum dann die Andeutung des Passganges.Die Diagonalstellung von Armen und Beinen ist doch nicht nur im Leben für die Balance logisch sondern auch in der Statik einer Skulptur als Gewichtsausgleich. Die Physik als Begründung befriedigt mich deshalb nicht.In der Renaissance waren auch die monolithischen Stand-Schreit-Figuren körperlogisch.Ich warte also noch auf den Schlüssel für eine inhaltliche Begründung.

    AntwortenLöschen
  5. Alexander Höchst11. Mai 2011 um 09:40

    Wen die Götter lieben, stecken sie in Brand. Er strahlt und sieht weiter und verbrennt schneller. Nach einer außergewöhnlichen Leistung im Schlaf zu sterben, ist ein begnadeter Tod. 'Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz' bleiben ihm erspart. Ein schöner Tod...

    AntwortenLöschen
  6. Warum sagen wir über den Todkranken so leicht, man muss doch loslassen können, oder hoffentlich wird er bald erlöst. Wer kann wissen, wann für wen etwas nicht mehr auszuhalten ist. Warum hoffte meine Freundin in ihrem zerstörten Körper bis zu ihrem vorletzten Tag auf das Wunder. Warum haben sich nicht alle Gefangenen in Auschwitz in die elektrischen Zäune geworfen. Ich denke, dass nur ein konkreter Mensch im konkreten Moment spürt, ob er den Schrecken auf sich nimmt (mit der beharrlichen Hoffnung auf irdische Erlösung) als unwiderruflich nie wieder zu fühlen, ausgelöscht zu sein.

    AntwortenLöschen
  7. Ötti schrieb:
    Ja, sicher gibt es auch andere Figuren. Es ist auch nicht so sehr mein Thema, dass ich denke, ich wüsste alles ganz genau. Aber hier, in unseren Museen, macht mich das ganz kribbelig, dass in den frühgeschichtlichen Abteilungen fast nur Passgänger da stehen. Nicht ausformuliert. Aber im kleinen Bewegungsansatz, also ein paar Zentimenterlein, steht ein Arm etwas mehr vor, und das ist (immer, so mein Eindruck), der beinseitengleiche. Ich habe auch im Internet nach Erklärungen gesucht. Alles im Ungefähren. Im Museum hab ich mich daneben gestellt, alles genauso nachgemacht, um rauszukriegen, warum. Ich hab mich nur verkehrt angefühlt. Auch nicht wie in einer komprimierten Vorbereitung zum Losgehen. Einfach nur körperverlogen. Die meist fest nach unten gestreckten Arme sehen auch sehr seltsam aus. Das passt mir alles nicht recht zusammen, wenn ich es mit meiner realen Körpererfahrung vergleiche. Wenn ich solche Arme in der Realität sehe, steckt oft zurückgehaltene Wut, zornige gebremste Gefasstheit dahinter. Das steht im Widerspruch zu der eher gelöst wirkenden Haltung des Oberkörpers und des Kopfes. Wollten die Täuscher abbilden ? Wohl nicht. Aber warum. Nun ist die sehr alte Kunst, im Gegensatz zur Renaissance, eher abstrahiert-einfach. Vielleicht ist das so ähnlich wie bei den Profil-Frontal-Figuren der Ägypter, dass man das, was für charakteristisch gehalten wurde, zusammengesetzt hat. Bei der antiken griechischen Hochkultur ist es auch schon viel lebendiger, realistischer. Eigentlich mag ich ja diese ganz uralten Menschenzeugnisse sehr. Vielleicht ist auch das ein Teil des Reizes, dass da immer noch so ein Rest an Ahnung, Unverständnis, Fragen bleibt.

    AntwortenLöschen
  8. Hier waren noch mehr und sehr schöne Kommentare, die hat Google auch gelöscht.

    AntwortenLöschen
  9. Ötti schrieb:
    Ja, sicher gibt es auch andere Figuren. Es ist auch nicht so sehr mein Thema, dass ich denke, ich wüsste alles ganz genau. Aber hier, in unseren Museen, macht mich das ganz kribbelig, dass in den frühgeschichtlichen Abteilungen fast nur Passgänger da stehen. Nicht ausformuliert. Aber im kleinen Bewegungsansatz, also ein paar Zentimenterlein, steht ein Arm etwas mehr vor, und das ist (immer, so mein Eindruck), der beinseitengleiche. Ich habe auch im Internet nach Erklärungen gesucht. Alles im Ungefähren. Im Museum hab ich mich daneben gestellt, alles genauso nachgemacht, um rauszukriegen, warum. Ich hab mich nur verkehrt angefühlt. Auch nicht wie in einer komprimierten Vorbereitung zum Losgehen. Einfach nur körperverlogen. Die meist fest nach unten gestreckten Arme sehen auch sehr seltsam aus. Das passt mir alles nicht recht zusammen, wenn ich ich mit meiner realen Körpererfahrung vergleiche. Wenn ich solche Arme in der Realität sehe, steckt oft zurückgehaltene Wut, zornige gebremste Gefasstheit dahinter. Das steht im Widerspruch zu der eher gelöst wirkenden Haltung des Oberkörpers und des Kopfes. Wollten die Täuscher abbilden ? Wohl nicht. Aber warum. Nun ist die sehr alte Kunst, im Gegensatz zur Renaissance, eher abstrahiert-einfach. Vielleicht ist das so ähnlich wie bei den Profil-Frontal-Figuren der Ägypter, dass man das, was für Charakteristisch gehalten wurde, zusammengesetzt hat. Bei der antiken griechischen Hochkultur ist es auch schon viel lebendiger, realistischer. Eigentlich mag ich ja diese ganz uuuuralten Menschenzeugnisse sehr. Vielleicht ist auch das ein Teil des Reizes, dass da immer noch so ein Rest an Ahnung, Unverständnis, Fragen bleibt.

    AntwortenLöschen
  10. Alexander Höchst15. Mai 2011 um 19:56

    Mein Tod gehört mir. Es mag sein, dass ich ihn spüre, wenn er kommt. Dann wird die Demut mich kitzeln. Ein Lächeln noch von dir, einen Blick noch, noch mal die geliebte Stimme, noch einen Moment im Leben der Kinder, noch mal das Sonnenlicht, den Wald, das Wasser, den Wind, den Duft von Flieder, noch mal den Mond, die Sterne, vielleicht noch eine Sternschnuppe (das wäre schön...), noch mal, noch mal, noch mal... wie ein Kind. Welche Qual tötet meinen Willen zu leben? Welches Maß erschöpft mich ganz? Es wird meine intimste Liaison; die mit dem Tod. Ich erwarte ihn nicht. Zuverlässiger als er ist keiner. Mein Wunsch: komm spät und schnell. Manchmal werden Wünsche erfüllt...

    AntwortenLöschen
  11. HERTA MÜLLER:
    "..]Was ist mein Leben wert[...]So eine Frage darf nur von innen kommen. Wenn sie von außen gestellt wird, wird man widerspenstig. Schon aus Trotz fängt man an, sein Leben zu lieben[...]Man sagt sich in den Kopf, dass man lebendig ist. Gerade jetzt will man leben. Und das reicht. Das ist mehr Lebenssinn, als man glaubt. Es ist geprüfter Lebenssinn, gültig wie das Atmen selbst.[.."

    AntwortenLöschen
  12. Alexander Höchst15. Mai 2011 um 21:30

    Wer den Tod glaubt gesehen zu haben, stellt die Frage nach ihm nicht von außen.

    AntwortenLöschen