Gestern in Rostock: "Effie Briest" inszeniert von Matthias Brenner mit Lisa Flachmeyer, Tim Ehlert, Ulrich K. Müller, Petra Gorr, Undine Cornelius, Jakob Kraze, Paul Walther, Dirk Donat, Laura Bleimund, Peer Roggendorf, Caroline Erdmann, Jörg Schulze, Michael Ruchter, Jessica Reinicke, Jewgeni Potschekujew und den Mitarbeitern aller Gewerke des Volkstheaters Rostock.
Premiere. Der Saal war leer. Kein einziger Zuschauer war anwesend. Keine Karte war verkauft worden.
Brandschutzprobleme waren seit Jahren bekannt, geforderte Nachbesserungen wurden aus dem Etat des Theaters durchgeführt, für ein weiteres Gutachten brauchte es über ein Jahr, zuletzt wurde noch eine Wand mit Brandschutztür mitten ins Foyer gebaut, in einer morgendlichen Probe erhielten die Spieler via Privat-Telefon aus Berlin (!) Nachricht von der Schließung ihres Hauses.
Niemand hat vorher von den baupolizeilichen Problemen gewusst? Das war eine ganz plötzliche Entdeckung? Man konnte vor der Katastrophe keine Vorbereitungen für einen Notfallplan treffen? Und jetzt, nach der Entscheidung, soll es bitte keine unsachlichen Diskussionen geben?
„Es geht nicht darum zu bremsen, aber auch nicht darum, irgendeine schnelle Entscheidung durch die Gremien zu ´peitschen`.“ Originalton des Bürgermeisters.
Das Haus ist seit dem 22. Februar 2011 für den Publikumsverkehr geschlossen.
Bisher gibt es einige sehr behelfsmäßige Notspielstätten, Es ist nicht bekannt, wann und ob es zu einer Wiedereröffnung des alten Hauses kommt, oder wo die Produktionen (Tanztheater, Oper, Konzerte, Schauspiel) in der Zwischenzeit oder bis zur Eröffnung des magischen Neubaus (von dem seit ungefähr 25 Jahren die Rede ist) zur Aufführung kommen könnten. Der früheste Termin für die Wiedereröffnung bei einer Investition von circa 3 Millionen wäre März 2012. Ein Neubau könnte frühestens 2016 realer 2017 fertig werden.
Das Theater Stuttgart hat die Sanierungsschließung seines Grossen Hauses in Zusammenarbeit mit der Stadt gründlich vorbereitet und spielt jetzt in einer tollen Übergangslösung vor vollen Zuschauerreihen. Andere Beispiele lassen sich finden.
Für eine Protest-Vorstellung des "Münchhausen" musste das Volkstheater 1000 Euro Miete an die Stadt für drei Stunden Aufenthalt im Rathaus der Stadt Rostock bezahlen.
Der jetzige Intendant ist der 10. seit der Wende. Soweit mir bekannt, hat es fast keiner der 9 Vorgänger bis zum regulären Ende seiner Amtszeit geschafft. Ein Großteil hat die Stadt nach vorfristiger Vertragsaufkündigung mit Abfindung verlassen müssen oder dürfen.
DIE VERANTWORTLICHEN:
Bürgermeister der Stadt Rostock:
Roland Methling
Intendant und Kaufmännischer Geschäftsführer:
Peter Leonhard
Aufsichtsrat:
Dr. Liane Melzer
Dr. Ingrid Bacher
Sandra Benzmann
Sabine Friesecke
Dr. Christel-Katja Fuchs
Eva-Maria Kröger
Heide Mundo
Dr. Anne-Kathrin Riethling
Susanne Schulz
Noch besitzt Deutschland ein Stadttheatersystem.
Und Geldmangel ist sicher nur eines seiner Probleme. Auch eines ist, auf welche Art sich Theater in einer Welt der Digitalisierung, Schnittverschnellerung, Zeitraffung in den sozialen Umbruch unserer Gesellschaft einmischen kann. Wie es Schau - Spiel bleiben kann, in dem Sinne, dass es erkennbare Vorgänge spielerisch durchforstet und sie zum Anschauen anbietet, damit wir uns wiedererkennen mögen in unserer Verzweiflung, unserer Komik und unserem Geheimnis. Diese Fragen, bedürfen jeden Tag neuer Antworten und manche dieser Antworten wollen wir nicht hören und unterhalten uns lieber untereinander in altbekannter Weise weiter, versichern uns gegenseitig unserer Sensibilität und Modernität und lassen die, die wir "bespielen" enttäuscht und ununterhalten zurück.
Aber es gibt auch die Politik! Und die will, zu großen Teilen, Kunst nicht finanzieren. Warum auch? Kunst? Die Schulen müssen bezahlt werde, die Krankenhäuser, die nationale Verteidigung, die Diäten, die Subventionen für die Industrie. Sparen tut not und Geiz ist geil, besonders wenn es etwas betrifft, was man eh nur unter Kinderkram einsortieren sollte. Altes Zeugs, archaischer Müll. Weg damit. Schaut nach Amerika! Da geht es doch auch ohne Subventionen. Und die Engländer arbeiten an einem ähnlichen Plan.
Politiker in Rostock gehen nicht ins Theater. Am gestrigen Abend, einem wichtigen und bedrückenden in der Geschichte des Rostocker Theaters war, wie schon so oft, kein Vertreter der Stadt anwesend. Der Anstand verlangt doch zumindest die Anwesenheit beim Begräbnis eines ungeliebten Kindes, oder?
§ 223 des Strafgesetzbuches sagt über den Tatbestand der Körperverletzung: Wer eine andere Person körperlich misshandelt oder an der Gesundheit schädigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Ich sage, wer ihm anvertraute Institutionen, auch kulturelle, misshandelt oder an der Gesundheit schädigt, soll bestraft werden.
Aber zurück zum gestrigen Abend: Die Premiere wurde via Livestream übers Internet angeboten. Etwa 4000 Menschen sollen geschaut haben, toll, ABER mit Ausnahme von zwei, drei Clubs, die gemeisam Video guckten: es wurde nirgends hin gegangen, um gemeinsam mit anderen zu schauen, niemand konnte den Schweiß riechen, der vergossen wurde, kein Lacher veränderte den Lauf einer Szene, kein Atem nahm Einfluss auf das Tempo. Entsolidarisierung. Entfremdung. Am Ende verbeugten sich die Spieler vor dem leeren Saal und aus einem iPhone hörte man leise den Applaus der Zuschauer, die die "Vorstellung" in einem Musikclub verfolgt hatten.
Gestern haben viele geweint, ich nicht, mir war schlecht.
liebe johanna, du sprichst mir aus der seele!!! ich habe noch nie so etwas traurig-merkwürdiges wie diesen vorgang der premiere gestern erlebt! ich habe in den letzten monaten den begriff "fassungslosigkeit" wirklich kennengelernt!
AntwortenLöschen#
AntwortenLöschenMichael Herrmann Puh...
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Suse Marquardt ...keine worte...
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Ulli Schröder Deutschland - das Land der Dichter und Denker - warum wundert mich nicht was geschieht?
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Katharina Palm Das ist echt traurig.
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Anne Mechling-Stier Und da sind wir wieder! Mitten in der Frage, ob es endlich eine Solidarisierung SEHR vieler Theatermacher geben wird, die eine machtvollere Lobby bilden kann in Kampf und Werbung für jeden Zentimeter Kultur in unserem Leben... Ich wär dabei! Wider meine Erfahrungen die ich mit vielen abwartenden, zurückhaltenden oder gar feigen Kollegen machen musste im letzten Dezember, als es in Sachsen um die massiven Haushaltkürzungen
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Anne Mechling-Stier im Bereich Kultur, Bildung und Soziales ging. Hier hilft aus meiner Sicht nur ein gemeinsames Handeln. Und wenn es die bestehenden Vereinigungen und Verbände nicht hinkriegen, muss eben was Neues her!
Echt traurig, wie mit der Kultur umgegangen wird.
AntwortenLöschenBei uns in Goslar ist es ähnlich .. ich habe das Große Haus in Rostock mit in unserem blog erwähnt ..
Grüssle,
tim
Lieber Tim, habe eure Website auf die facebook Seite des VT Rostock gelinkt.
AntwortenLöschenGruss!
Hi Johanna,
AntwortenLöschenJulien Feuillet-Dolet commented on your note "Wenn ein Theater schließt und keiner es hört...".
Julien wrote: "Eine geselschaft die seine kultur misshachtet ist eine geselschafft öhne zukunft.Theater und kunst verkörpet die geschischt eine geselschäft,aber auch seine alltag.Und stellt fragen über das mensch die wir morgen seien sollen.Unsere zukünft scheint schwere und belastent zu sein. Aber der theater ist wie den Phoenix:Es stehe von seine achen wieder auf.Denoch ohne kultur,steht jeder mensch als einzelganger.Und so kann keine überleben. Und vergessen Sie diese traurigeweise berühmt wort nich:"Wenn Ich den wort Kultur hört, entsichere ich meinen Waffe ».So weit kann es gehen,wenn die kultur missgebraut wurde."
Übelkeit? Das verstehe ich gut. Auch wenn ich nicht in Rostock wohne, kein stetiger Theaterbesucher im VTR bin, so schlug mir die Nachricht über die Schließung des Großen Hauses ziemlich auf den Magen. Ich meinte, nicht richtig zu lesen und doch blieb die Nachricht so stehen. Eine bittere Erkenntnis und die Folgen für die Stadt nicht erahnbar.
AntwortenLöschenSprachlos. Fassunglos.
"Hättet ihr lieber eine Tankstelle betrieben, dann wäre euch geholfen worden.", möchte man euch zurufen, um sich im Galgenhumor zu verlieren, der als letzte Hoffnung im Nacken sitzt.
Ich überlege mir oft, wie mein Leben ohne Kunst, ohne Kultur aussehen würde. Ich fände so viele weiße Flächen, so viele leere Räume, dass es mir nur sehr schwer gelingen wollte, mein Leben so zu leben, wie ich es als lebenswert empfinde. Dass Kultur Lebensmittel ist, und dieses nicht dort zu haben ist, wo "all die schönen Sachen" stehen, ist sicher im Bewusstsein der Menschen, doch der alltägliche Strudel reißt sie immer wieder fort aus diesem Bewusstsein.
Ich wünsche sehr, dass die notwendige Diskussion um den Lebenswert wieder mehr an Raum gewinnt in den Fernsehstuben der Deutschen, vor allem raus aus den Fernsehstuben - und dass die Diskussionen, die Suche nach Lösungen nicht immer wieder erst Gestalt annehmen, wenn der worst case bereits eingetreten ist. Sei es bei euch im Theater oder in anderen Bereich.
Die Hoffnung stirbt zuletzt? Ja! Und so hoffe ich auf eine wirkliche Lösung, eine schnelle, eine unkomplizierte Lösung für das VTR - eine Lösung mit Verstand für den Bestand!
Hallo
AntwortenLöschenKönnt ihr Euer Theaterstück vor das Theater übertragen, damit die Bevölkerung sich mit Euch wehrt?
In Frankreich hat so etwas einmal ein altes Cinema gerettet. Diese Geschichte gibt es als Kino-Film Faubourg 36 (ISBN 3 388330 034757)
Vielleicht lässt sich auch Geld mit Open-air Aufführungen einspielen und das Theater kaufen????
Vielleicht könnte man den Bürgermeister überzeugen und gewinnen das Spiegelzelt auszuleihen als neue gewinnträchtige Attraktion für Rostock?? Tournee ????
Auf jeden Fall habe ich Euren Link weiter gepostet.
Toi,toi,toi! A.
So etwas ist echt traurig :(
AntwortenLöschenIch finde, ein Theaterstück sollte nicht übertragen werden - nur live kann man es genießen.
Sicher kann man nicht in alle Stücke gehen, ich habe auch einige auf DVD, doch gerade diese Aufnahmen sind es auch, die mir immer wieder Lust machen, ins Theater zu gehen und mich von den Schauspielern eine Weile aus der Realität entführen zu lassen.
Ich hoffe sehr, dass noch alloes gut wird für das Theater!
LG
Anne
Als ich das erste Mal las, dass es einen Livestream von Effi geben würde, von der Aufführung vor leerem Zuschauerraum... da sträubte sich alles in mir. Ich bin Theaterschauspielerin, ich stellte es mir aus der Bühnenperspektive vor und das war ein widerliches Gefühl, auch ein widernatürliches für eine Premiere.
AntwortenLöschenDann rief ich mich zur Ordnung und zur Offenheit. Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen... es ist dann deren Effekt und Umsetzung bestimmend dafür, ob sie gute Maßnahmen sind. Ich stellte mir ein public viewing vor, a la WM und direkt vor dem Theater. Ich stellte mir vor, wie hunderte Menschen sich auf dem Platz davor versammeln, vor einer Leinwand, manche mit Klappstühlen, manche mit heißem Kaffee im Thermobecher, gruppendynamisch. Ich stellte mir vor, dass ein solches Event die Absurdität der Situation darstellen würde, aber auch den Bedarf, die Notwendigkeit des Theaters, dass es einen Spannungsbogen geben könnte zwischen den Menschen auf der Bühne und denen die ganz nah aber draußen versammelt sind, dass man gegen die untragbare Lage ein TROTZDEM setzt, ein gemeinsames Zeichen.
Dass man vielleicht sogar den Applaus vor dem Theater durch die Theaterwände hindurch bis leise auf die Bühne, hörbar, schicken könnte und dass die Menschen auf der Bühne gewusst hätten, dass ganz nah und gemeinsam ihr Publikum bei ihnen ist.
DAS hätte mir gefällen, DAS wäre ein Zeichen gewesen.
Aber es lief anders. Verstreute kleine Ansammlungen von Theaterbesuchern, die sich zerpflückt und versprengt zusammenfinden um die digitalisierten Trümmer dessen aufzufangen, was auf der Bühne versendet wurde. Theaterbesuch als Einzelhaft vor dem heimischen Computer.
Ich habe versucht die Aufführung zu sehen. Trotz DSL ruckelte der Livestream über meinen Bildschirm, mehr eine Diashow zu einem Hörspiel, fragmentarisch wie Stroboskoplicht in einer Disco... es tat weh und lange konnte ich dem einfach nicht folgen.
Ein Zeichen war es vielleicht... aber kein gutes. Mehr als ob man einem Tänzer in die Kniekehle schlägt. Der wird sich den Schmerz verbeißen, der tanzt weiter. Das heißt aber nicht, dass er den Schlag gut verkraften kann.
Uff. Stimmt, sicher. Leider. Aber trotzdem sollten wir nicht vergessen, wer der Schläger ist. Und es sind unsere Knie.
AntwortenLöschenDiese Problematik stellt sich ja leider immer wieder und bleibt doch meistens im leeren Raum allein.
AntwortenLöschenSchon Johanna, in "Die heilige Johanna der Schlachthöfe", sagt:
"Ist eine Schaukel mit zwei Enden, die voneinander
Abhängen, und die oben
Sitzen oben nur, weil jene unten sitzen“.
Es ist einfach nur entsetzlich die wunderbare Lisa Flachmeier in Nahaufnahme zu sehen, denn keine Kamera kann, für mich, den Moment der Bühne, die Echtheit des Augenblickes ersetzen.
Das der Bürgermeister der Stadt Rostock sich nicht schämt.
Ich habe es nicht ertragen.
Aber wie immer geht es nicht darum Recht zu haben sondern Recht zu bekommen.
Ok, ich muss lernen unmißverständlicher zu formulieren... denn da liest sich was zusammengehörig, was getrennt gemeint ist.
AntwortenLöschenDer Tänzer, dem in die Kniekehlen geschlagen wird ist das Theater. Es verbeißt sich den Schmerz, es tanzt weiter, es kämpft um ein TROTZDEM, es tanzt weiter, es hält den Laden am laufen... sei es an der Krücke der Digitalisierung, gegen die Umstände, es tanzt weiter vor leerem Haus, es will stattfinden, es findet statt, es zeigt, dass es da ist, dass es da sein will, dass es da bleiben will.
Das ist aller Ehren wert, das verdient Respekt... es verdient aber auch einen Rahmen in dem diese Leistung mehr ist als ein trotzdem stattfinden. Mehr ist als eine Übertragung hin zu kleinen Inseln voller Menschen, die in seinem Zuschauerraum nicht mehr Platz nehmen dürfen.
Die Idee ist richtig, das Wollen ist richtig, die Absicht ist gut... aber die Umsetzung ist harmlos. Weil sie sich verstreut, statt zu bündeln, weil sie versprengte Menschen erreicht hat, statt die Menschen mitten vor dem geschlossenen Haus zu versammeln und zum Sprengsatz gegen den Schließungsbeschluss werden zu lassen. Das Theater hat stattgefunden. Ja. Und das ist schon viel. Und das kostet auch viel... Organisation, Nerven, Absurdität aushalten, Leere bewältigen. Aber es hat die Chance vergeben seine Menschen vor Ort zu einem Bild, einem Zeichen zusammenzubringen, einem Foto, das am nächsten Tag bei der Lektüre der Zeitung zu einem unerfreuten Gesichtsausdruck auf den richtigen Gesichtern führt.
Und glauben Sie mir, ich habe deutliche Verdachtsmomente, wer damit gemeint sein könnte!
(http://rhode.theaterblogs.de/?p=21)
Stimme Silvia Rhode zu, das war genau auch meine Überlegung.
AntwortenLöschenIch habe mich ein wenig schlau gemacht. Es sind ja noch mehr Premieren verschoben worden!!!!!! Was sagt denn das Land dazu??? So ein Theater( das Große Haus zu schließen) ohne für alle Premieren Ersatzraum zu bieten ist aktuell das Problem und die Ungewissheit was mit dem Großen Haus passieren wird und mit dem Ensemble???? Die Kommune handelt doch immer nur als velängert Arm des Landesregierung. Das Regierungsportal des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur schreibt: "Seitdem ist das Theater provisorisch in ungünstiger Lage untergebracht. Mittelfristig plant der Träger, die Hansestadt Rostock, einen Neubau für ein Theater- und Kongresszentrum."
Was haltet Ihr von einer Open-air Premiere-Veranstaltung von Effi B., Hänsel u. Gretel ect. ganz speziell für euren Kultusminister und Ministerpräsident mit Finanzminister damit er begreift was die Stadt Rostock mit den Kulturfördergeldern treibt????
Auf ins Gefecht....VG A
Trotz Verbitterung und Trauer, die allgemein verständlicherweise herrscht, stellt sich aber noch eine weitere Frage. ich arbeite selbst am Theater und auch wir haben zu kämpfen, aber wir haben Publikum, das hinter uns steht. Wo ist das denn in Rostock? Geht irgendeiner auf die Straße weil es jetzt kein Theater mehr gibt? Ich habe hier gelesen, dass nicht einmal die Politiker ins Theater gehen. Ja, warum denn nicht? Es ist sicherlich richtig die Politik zu kritisieren und auch die Art und Weise wie es zu der Haus-Schließung kam. Immerhin ist ein Haus, das nicht Brandsicher ist ein guter Grund um es abzuwickeln, aber auf der anderen Seite stellt sich die Frage: Wird ein theater wirklich gebraucht? ich habe das Gefühl in Rostock sind eher die Theatermitarbeiter schockiert und können es nicht fassen - die Stadt hat davon aber garnichts mitbekommen und kaum einer äußert sich. In anderen Städten sind Demos organisiert worden usw. Und in Rostock?
AntwortenLöschenich bin vielleicht ein wenig sehr provokant, aber was ist denn in den vergangenen Jahren nach und vielleicht auch schon vor der Wende schief gelaufen, das eine Stadt nicht hinter oder zu seinem Theater steht? Und dann bin ich der Meinung - so traurig es ist und so sehr ich für die Erhaltung und Förderung von Theater als Kunstform bin: Wenn es an einem Ort nicht mehr verortet ist, dann ist es vielleicht nicht mehr sinnvoll?
Tatsächlich gibt es in Rostock nur sehr wenige Menschen, denen ein Theater wichtig zu sein scheint. Da stellt sich berechtigterweise die Frage ob wir denn wirklich noch eins brauchen? ...JA, natürlich! Jedoch muss auch die Theaterleitung in die Verantwortung genommen werden. "Kunst ist unantastbar" - mag sein, aber es bringt leider nicht einmal im entferntesten die Eintrittsgelder, die es bräuchte um auf eigenen Füßen zu stehen! Liebe KulturmacherInnen (zu denen ich auch gehöre) die Zeiten des Jammerns und der Subevntionen sind Geschichte! Auf in die Gegenwart, mit gutem, sehenswerten aber auch zielgruppengerechten Kulturprodukten!
AntwortenLöschenHeute erhielt ich eine Mail vom Volkstheater: ich war gebeten worden einen Text für die Theaterzeitung zu schreiben, was ich natürlich auch getan habe. Der Text steht ganz unten, vorher die Mitteilung des Öffentlichkeitschefs des VTR:
AntwortenLöschenguten morgen, gestern hat der intendant nach vorherigem ok nun doch entschieden, dass dein text im sk so nicht erscheinen kann. da eine bearbeitung ausgeschlossen war, bleibt wohl nichts anderes. ebenso erscheinen die texte von hrn. hausschild und peter spuhler nicht. das ist dann nur konsequent. tut mir leid, dass das so gelaufen ist. hr. leonard ist gebeten, dir seine gründe persönlich mitzuteilen.
vielen dank für dein engagement am sonnabend und alles gute
herzlichen gruß
jürgen opel
Rostock – 2011
Fast weiß ich schon nicht mehr, was ich sagen soll, hier wieder einmal über die Lage des Volkstheaters Rostock schreibend.
Die Situation wird immer katastrophaler?
Ich liebe die Stadt und ich liebe dieses Theater, ja sogar dieses heruntergekommene Gebäude, von dem wir alle schon lange wussten, dass es Brandschutzprobleme hatte. Aber ich verabscheue, mit tiefsitzender, durch Erfahrungen erzeugter Abscheu, die Haltung der meisten Politiker dieser Stadt.
Auf den Wanderungen durch die Republik bin ich vielen Theatern und vielen Bürgermeistern, Kultur- und anderen Politikern begegnet und der Umgang der Stadt Rostock mit ihrem Theater schlägt wahrhaftig dem Fass den Boden aus, sollte es da noch ein Fass geben.
Niemand hat vorher von den baupolizeilichen Problemen gewusst? Das war eine ganz plötzliche Entdeckung? Man konnte vor der Katastrophe keine Vorbereitungen für einen Notfallplan treffen? Und jetzt, nach der Entscheidung, soll es bitte keine unsachlichen Diskussionen geben?
„Es geht nicht darum zu bremsen, aber auch nicht darum, irgendeine schnelle Entscheidung durch die Gremien zu ´peitschen`.“ Originalton des Bürgermeisters.
§ 223 des Strafgesetzbuches sagt über den Tatbestand der Körperverletzung: Wer eine andere Person körperlich misshandelt oder an der Gesundheit schädigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
Ich sage, wer die ihm anvertrauten Institutionen, auch die kulturellen, misshandelt oder an der Gesundheit schädigt, sollte bestraft werden.
Ich wünsche den Rostockern und denen, die dort am Theater hart und gut arbeiten, Kraft und die Unverschämtheit, das zu fordern, was ihnen zusteht, ein kraftvolles und gegenwärtiges Theater!
An Mariana und Anonym und andere: Ihr habt Recht, dass Verhältnis der Rostocker zu ihrem Theater ist verstört und, bis auf kleinere Gruppen, nicht mehr wirklich leidenschaftlich. Das scheint mir aber auch, eine Folge der makaberen Kulturpolitik der letzten Jahrzehnte zu sein. Immer wenn es zu einem Punkt kam, wo sich Auslastungszahlen (der mathematische Nachweis von Interesse) verbesserten, wurde eine Krise inszeniert, eine Leitung rausgeschmissen, oder oder. Wenn man das VTR in den örtlichen Medien fand, dann meist als katastrophenumschwängerten Ort des Untergangs und Sparzwangs. Ohne Kontinuität und Unterstützung ist es sauschwer offenes, gegenwärtiges, lustvolles Theater zu produzieren. So ist meine Erfahrung.
AntwortenLöschenÖtti schrieb: Eine Großstadt ohne Theater ist eine ganz abscheuliche Vorstellung !
AntwortenLöschenDa fehlt nicht nur Theaterkunst, da fehlt auch Kultur.
Das ist nicht mal arm, nur armselig.
Phönix aus der Asche... ?!
..... nun ist auch die Stelle des kaufmännischen Direktors ausgeschreiben, sogar mit dem verweis darauf, das dieser den Neubau begleiten soll. Der arme Mensch, der in diesem Chaos seine Reputation opfern soll.
AntwortenLöschenWas mich am meisten stört, ist das ja viele Veranstaltungen ausfallen -ersatzlos, aber einige Pro-duktionen Ersatzräume bekommen haben. "In einer Produktion steckt ja soviel Arbeit, Schweiss und Liebe." Hier frage ich, wieso Eurer Stück so kurz vor der Premiere keinen Ersatzraum bekommen hat????... und einige andere Stücke ebenfalls kurz vor der Premiere auch nicht????
AntwortenLöschenLaut Programm gibt es also Theater ein-geschränkt an anderen Spielstätten!. .... das Publikum wartet auf den Neubau?????
Was sagen denn die anderen Betroffenen dazu?????
Warum haben einige Produktionen keinen Ersatzraum bekommen bis dieser Neubau fertig wird?????Theater~"Politik ist der stets neu zu schaffende Kompromiss von Macht und Vernunft." — Carl Friedrich von Weizsäcker Vernünftig wäre doch und vor allem wichtig die Ersatzspielstätte !!!!"Wer ein Theater füllen will, bedient sich der Dramaturgie. Um es zu leeren genügt Ideologie." — Oliver Hassencamp
Grüssle A.
Hier ein Statement der SDAJ Rostock zur Schließung des Großen Hauses des Rostocker Volkstheaters.
AntwortenLöschenhttp://sdajrostock.blogsport.eu/archives/435
Theater Rostock
AntwortenLöschenaktuelle Programmübersicht:
30.03. 2011 Theater im Stadthafen
Das Weiberregiment
ab 10.04. 2011 Theater im Stadthafen
OZ-Theaterwerkstatt V
ab 14.04. 2011 TÜRMCHENSCHULE
Hexe Hillary geht in die Oper Premiere
15.04. 2011 Barocksaal
Dein ist mein ganzes Herz
Operettengala
ab 29.04. 2011 Foyer, Theater im Stadthafen
FreitagNachtFoyer
ab 30.04. 2011 Barocksaal
The Fairy Queen
Oper von Henry Purcell
ab 06.05. 2011 Theater im Stadthafen
Adams Äpfel Anders Thomas Jensen
Bühnenfassung von K. D. Schmidt nach dem gleichnamigen Film
deutsch von Beate Klöckner
Premiere
etc, etc....
und warum spielt ihr Effi Briest nicht auch in Ersatzräumen....
"wo liegt der Hund begraben????"
Hallo, wo bleiben eure kreativen Verbesserungsvorschläge?
AntwortenLöschenWer den Schaden hat ..., sollte trotzdem nicht untätig sein
Grüssle A.
Schall und Rauch - postkommunistisches Protest- und Bürgeranbiedrungsspektakel nach Rezept der Linkspartei ... aber völlig an den Realitäten vorbei: seit Kriegsende braucht und will man in Rostock ein neues Theater. Dass die DDR da lieber in Prestigebauten wie Dresden oder die Opern in Berlin investiert hat, ist ja verständlich - das brachte Devisen. Aber wer brauchte Rostock? Nach der Wende gab es mal die Chance, 80% der Finanzierung eines Neubaus aus EU-Mitteln zu bezahlen - auch nix! Die, die jetzt vorm Scherbenhaufen stehen - sprich die aktuelle Theaterleitung - sollen nun an allem Schuld sein? Bisschen einfach gemacht, Frau Schall! Desweiteren entspricht es einer ganz unangenehmen Mentalität, private Emails von Theatermitarbeitern hier zu veröffentlichen - wir haben keine rot-braunen Systeme mehr in diesem Land!
AntwortenLöschenAn Herrn Anonym: Sie sind ein Idiot!
AntwortenLöschenDie von mir veröffentlichte Mail war nicht privat, sondern die offizielle Mitteilung der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.
AntwortenLöschenIn der Mail sind sehr private Anmerkungen, die diesem Mitarbeiter schaden können. Aber sowas ist egomanischen Dogmatikern ja egal.
AntwortenLöschenAn Anonym:
AntwortenLöschenDas kläre ich mit dem Mitarbeiter, nicht mit einem anonymen Geiferer.
Wie generös, o Enkelin!
AntwortenLöschenWie vorhersehbar, o Enkel.
AntwortenLöschenAn Anonym:
AntwortenLöschenWenn man zu feige ist, mit seinem Namen zu dem Schwachsinn zu stehen, mit dem man anderer Menschen Äußerungen torpediert, und dann auch noch kritisiert, daß diese Vorgänge veröffentlichen, die sonst niemand erfahren könnte und die zu der Situation gehören, in diesem Fall des Theaters in Rostock, um es anderen zu ermöglichen, sich eine Meinung zu bilden, und zwar in vollem Umfang, nicht mit der Zensur, die da von dem Intendanten des Theaters betrieben wird, dann ist das genau die braune beschissene Soße, mit der es in Deutschlandland schon mal möglich war, 6 Millionen Leute zu vergasen, ohne daß irgend jemand gezuckt hätte. Feigheit, Hinterhalt, und bloß keine Namen. Obacht, Herr Anonym, Obacht. Dummheit entschuldigt gar nix.
Und noch was Herr Anonym,
AntwortenLöschenich habe nach der Wende miterlebt, wie Menschen, die Ihre Namen nicht nennen wollten in Institutionen, nur um Ihre Stellen zu sichern, andere besch,issen haben mit solchen Vorwürfen, von "alten Seilschaften", Menschen, die mit Berufsverbot belegt worden waren in der DDR weil sie Heiner Müller inszeniert haben, als der noch nicht etabliert war, und die gerade unter dem System zu leiden hatten, als deren Fahnenträger sie nun beschimpft worden. Die sind dann zum zweiten Mal aussortiert worden, fast. Leute wie sie sind die Soße, und Scheiße schwimmt oben, wie wir deutlich beobachten können.
Ich frag mich ja nach wie vor, warum die Parteien dieser Stadt noch keine Stellung bezogen haben. Es scheint als ob alles hinter verschlossen Türen besprochen wird und sich der eine oder andere ein Denkmal setzen will. Herr Leonard ist da sicher involviert, sonst hätte er stärker sich für sein Theater positionieren müssen. Es ist nun auch hinlänglich bekannt, das Leonard eher auf sich selbst bedacht ist, schließlich hat er sich in diese Position erstklassig hineingemopt. Ich hoffe , das schnell sich die Parteien sich dezidiert äußern. Man sollte mal die Politischen Gruppen direkt ansprechen, wie sie zu dieser Situation stehen. Ich habe das bereits mal gemacht und warte noch auf Antwort.
AntwortenLöschen