Samstag, 15. Dezember 2012

Der vergiftete Apple



Von allen Bäumen des Gartens darfst du essen.  
Vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse aber, 
von dem darfst du nicht essen, 
denn sobald du davon isst, musst du sterben.
Genesis 2-16 Zürcher Bibel

Ein angebissener Apfel - das Apple Logo - Rob Janoff hat es 1977 zur Einführung des Apple II Computers entworfen, damals allerdings noch regenbogengestreift, bis dahin war auf dem Logo, Newton unter einem Apfelbaum, wohl über das Gesetz der Gravitation sinnierend, zu sehen. Ein Apfel soll Sir Isaac beim Nachdenken auf den Kopf gefallen sein und zur blitzartigen Vision der Gesetze der Schwerkraft geführt haben. 
Der Biss im neuen Logo sollte verhindern, dass man die Frucht für eine Kirsche mißverstehen könnte.
Gestern habe ich allerdings eine zwar wahrscheinlich nichtzutreffende, aber viel schönere und traurigere Geschichte über die Entstehung des berühmten Markenzeichens gehört.





Alan Turing 1912 in London auf die Welt gekommen, zeigte schon früh Zeichen mathematischer Hochbegabung. Ich bin leider unfähig die Ideen, mit denen er sich beschäftigte, auch nur ansatzweise zu verstehen, aber begreife zumindest, dass er ein erstaunlicher wissenschaftlicher Denker gewesen sein muß. Er hat am King's College, in Harvard und dann in Princeton studiert und während des Zweiten Weltkriegs in Bletchley Park, dem supergeheimen Dechiffrierungszentrum des Britischen Geheimdienstes, an der Entschlüsselung deutscher Funksprüche gearbeitet. Diese Zeit wird in dem Film "Enigma"
wirklich spannend erzählt. Er entwickelte Schachprogramme, den Turing-Test, mit dem die Intelligenz  von Computern getestet werden kann, (sicher eine sehr laienhafte Definition meinerseits,) und er beschäftigte sich mit dem Bau von Dechiffriermaschinen (Turing-Bombe), mit Logik und mit Chemie. Seine Erkenntnisse bilden bis heute einen wichtigen Teil der Grundlagen der Informatik. Soweit so gut. 
Aber. Was für ein schreckliches Aber - Turing war homosexuell und hatte 1952 ein kurzes Verhältnis mit einem jungen Mann, der diese Bekanntschaft dazu ausnutzte, einem Kumpel den Zugang zu Turings Haus zu ermöglichen, um es auszurauben. Turing erstattete Anzeige und, oder genauer, aber wurde daraufhin, auf der Basis der damals geltenden Gesetze zur Homosexualität, wegen "unsittlicher Handlungen" verurteilt. Er hatte die Wahl zwischen einer Gefängnisstrafe oder der verordneten Einnahme weiblicher Hormone. Er entschied sich zu Zweiterem. Die "Behandlung" führte zu körperlichen Veränderungen, Impotenz und, kaum anders vorstellbar, zu Depressionen. Man nennt das chemische Kastration.
Zwei Jahre später fand man Turing tot auf, neben ihm ein angebissener Apfel.
Obwohl es auch eine Unfalltheorie gibt, wird doch allgemein angenommen, dass er sich selbst getötet hat. Er soll in den Apfel Zyanid gespritzt haben. Schneewittchen von Walt Disney war, so habe ich gelesen, sein Lieblingsfilm.
Obwohl die britische Regierung sich mitlerweile posthum für die Verurteilung entschuldigt hat, sieht sie sich doch außer Stande ihn auch posthum zu begnadigen, da er ja "den damligen Gesetzen entsprechend rechtskräftig verurteilt worden sei".

Sehr schade, dass es sich bei der Geschichte von der Verbindung zwischen dem Apple-Zeichen und Allan Turing wohl nur um ein Gerücht handelt, einen großartigen Informatik-Wissenschaftler zu ehren, der in Folge homophober Gesetzsprechung viel zu früh und tragisch zu Tode kam, wäre doch ein wunderbarer Hintergrund für das allbekannte Apfelzeichen.


2 Kommentare:

  1. Alan Turing starb am 7.Juni 1954.
    Im August 1954 wurde aufgrund des "Montagu"-Falles "ein Abteilungskomitee von 15 Frauen und Männern einberufen, um „das Gesetz und dessen Umsetzung in Bezug auf homosexuelle Delikte und die Behandlung der Personen, die dadurch verurteilt werden“ zu untersuchen.

    Der Bericht (Report of the Departmental Committee on Homosexual Offences and Prostitution), der besser als der Wolfenden-Report bekannt ist, wurde am 3. September 1957 veröffentlicht und schlug vor, dass „homosexuelles Verhalten zwischen zwei einwilligenden Erwachsenen im Privaten nicht länger verfolgt werden solle“. Er sagte weiterhin aus, dass „Homosexualität nicht legitim begründet als Krankheit betrachtet werden kann, da sie in vielen Fällen das einzige Symptom darstellt und in allen anderen Zusammenhängen mit einer vollkommenen geistigen Gesundheit kompatibel ist“. Der Erzbischof von Canterbury, Geoffrey Fisher, begrüßte den Bericht mit der Begründung, dass sich der Gesetzgeber nicht in die Privatsphäre der Menschen einmischen sollte." (Wikipedia)

    Er hätte nur zwei Monate warten müssen um vielleicht ein wenig Hoffnung zu schöpfen...

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  2. 2013 hat ihn Queen Elisabeth posthum begnadigt. 2013!

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