Ich bin alleinlebend und keine große Ausgeherin, meist ist eh Abendprobe und wenn mal nicht, finde ich es herrlich entspannend, auf dem Sofa zu sitzen und zu verblöden.
2020.
Am 1. September diesen Jahres hatte ich meine letzte Premiere, am Abend davor die letzte Abendprobe, seitdem sind meine Abende unverplant und seit dem neuen Lockdown light, sind mir auch die außerhäusigen Unterhaltungsmöglichkeiten verloren gegangen.
Ich bin auf mich selbst (zurück)geworfen.
Tagsüber, ist das kein Problem, ich habe ein spannendes Projekt in der Recherche, gehe mit Freundinnen spazieren, verbessere meine Kochfertigkeiten, lese, telefoniere, dekoriere, flaniere, natürlich mit Maske, und weiß, dass es mir vergleichsweise ungewöhnlich gut geht.
Am Abend wird es verzwickter. Mein augenblicklich durch die Weltereignisse überfordertes Hirn, weigert sich beharrlich nach 20.00 Uhr, geistig herausfordernde Lektüre aufzunehmen, geschweige denn sie zu verarbeiten. Mein Fernseher und ich sind so notgedrungen Freunde geworden. Ja, es gibt 100 Sender und Netflix, Amazon Prime und Sky, aber auch ebenso viel üblen Schrott.
Der schnelle Tag ist hin / die Nacht schwingt jhre fahn/ Vnd führt die Sternen auff. Der Menschen müde scharen Verlassen feld vnd werck / Wo Thier vnd Vögel waren Trawrt jtzt die Einsamkeit. Wie ist die zeit verthan! | ||
Andreas Gryphius |
Wenn diese Scheißzeit vorüber ist, werde ich unentwegt Leute innig umarmen, ins Theater/Museum/Schwimmbad gehen, Partys veranstalten, in Restaurants schlemmen, in Bars hocken und Jazz live erleben.
Oder? Corona erwischt mich. Oder? Ich werde depressiv. Oder? Keine Ahnung.
"Life is what happens to you while you're busy making other plans”. John Lennon
"Leben ist, was Dir passiert, während Du damit beschäftigt bist, andere Pläne zu machen."