Es ist Wochenende und die vereinten Nationen von New York und seine Besucher sind unterwegs. Auffällig viele Inder, oder sind es Pakistani? Chinesen von hier und auch die aus China. Orthodox jüdische Familien in bedauernswert zu warmer Kleidung, die Frauen mit den welthäßlichsten Perücken und noch einer wollenen Mütze obendrauf. Amüsierwillige Vertreter aller Regionen und Religionen der Welt und ihre Kinder essen Eis und Hot Dogs und Falafel, natürlich halal, Dunkin Donats serviert garantiert koscher. Sie trinken literweise Wasser, strömen in Läden hinein und beladen aus Läden heraus, fahren in stickigen U-Bahnen, die dauernd Störungen haben, weil die Folgen von Hurrikan Sandy immer noch nicht vollständig beseitigt sind.
Wir starten in der 14. Strasse und lassen uns, eine Idee der Lieblingsnichte, von indischen Damen die Wimpern verlängern, die Frau im Nachbarsessel bekommt ihre Augenbrauen mit Hilfe eine zwischen den zwei Händen und Lippen der Kosmetikerin kunstvoll aufgespannten Fadens gezupft, es wirkt wie ein uralter indischer Tanz, allerdings nur mit dem Oberkörper ausgeführt.
Danach mit der Subway zur 79. Strasse und Columbus Avenue.
Flohmärkte - gestern fielen sie ins Wasser wegen Regen, aber heute strahlt die Sonne und wir stöbern. Ein Mann gräbt am Ufer der New Yorker Flüsse nach altem Glas, ich habe von ihm eine kleine blaue Flasche von 1910 erstanden.
Dann, weil an der Strecke gearbeitet wird, erst rauf zur 125. Strasse und mit dem Expresszug wieder runter zur 42. Strasse, dann von West nach Ost durch Manhattan Midtown und weiter zum Fährhafen an der 34. Strasse.
Mit der Fähre über den East River nach DUMBO - Down Under the Manhattan Bridge Overpass - viele Stadtteile haben hier Kosenamen, Tribeca ist das Triangle Below Canal Street, Le Petit Senegal liegt an der 116. Strasse östlich des Morningside Parks, im Garment District, dem Textilbezirk, konzentriert sich die New Yorker Bekleidungsindustrie, es gibt auch den Diamond District, den Meatpacking District und den Theater District, in South of Houston Street verbirgt sich SoHo.
An einem kleinen Strassenkiosk kaufe ich ein weiches warmes Brötchen mit frischem Hummer aus Maine, nicht billig, aber köstlich! Überhaupt kann man sich hier durch die Köstlichkeiten der Welt fressen und auf Reisen nimmt man bekannterweise ja nicht zu.
Noch ein Flohmarkt unter der schon gestern zu Fuß überquerten Brooklin Bridge und dann zurück nach Manhattan mt der Fähre, weil schifffahren so schön ist, und dann fünf Blocks zu Fuß weiter zum Empire State Building, das die höchste Aussichtsplattform New Yorks sein eigen nennt.
Wir haben die Tickets blöderweise nicht vorher online gebucht und müssen also warten. Lange warten. Einer der Einlasser versüßt das Herumstehen durch kurze King Kong Impros. Nach gefühlten 100 Stunden sind wir 86 Stockwerke hoch über New York. Gigantisch, ein Lichtermeer in der wahren Bedeutung des Wortes. Die anderen zwei Millionen Besucher, so wirkt es auf mich, können das allerdings nicht sehen, weil sie zu beschäftigt sind, sich selbst, einander oder das, was sie mit ihren eigenen Augen ansehen könnten, zu fotografieren. Noch nie war ich so kurz davor Leuten ihre Handys aus den Händen zu schlagen. Und das sage ich, der ich mein Handy liebe.
Wie schon erwähnt, wir laufen viel und ich habe sehr dicke Füße während ich dies schreibe.
Als Nachtrag zum Freitag: im Metropolitan Museum eine Ausstellung über die katholische Kirche und deren Einfluß auf die Mode. Heavenly Bodies - Himmlische Körper, ein passender Titel.
ENGEL VON HINTEN
UND VON VORN
Unwesentlicher Nachtrag: die Strafen für Angriffe auf Taxifahrer und Angestellte der New Yorker Verkehrsbetriebe unterscheiden sich erheblich. Wenn mann einen Taxifahrer schlägt, erwarten einen 25 Jahre Gefängnis, beim Busfahrer sind es nur sieben. Was mag das bedeuten?