Sonntag, 12. August 2018

New York - Splitter 2

Schlechtes Theater gibt es hier auch. Es gibt den Broadway und Off-Broadway und Off-Off-Broadway und wahrscheinlich noch unzählige Off-Off-Off-Off-Broadways und zahllose hart arbeitenden Truppen mit besten Absichten und wenig Zeit und noch weniger Geld. Gut gemeint ist leider furchtbar, wenn das Handwerk fehlt. Und warum ist Humorlosigkeit ein solch existentieller Bestandteil von Theater, das uns etwas nahebringen will?

Alle Flohmärkte wurden heute wegen mittelstarken Regens abgesagt. Die U-Bahn funktioniert am Wochenende nur partiell, da Hurrikan "Sandy" vielerlei Reparaturarbeiten nötig macht. Das kenne ich ja, ohne Hurrikan, von der Berliner S-Bahn.

Williamsburg in Brooklyn, einst vorwiegend Wohnstatt orthodoxer Juden, heute gentrifiziert und trotzdem sympathisch. 
Wiki sagt: Nach einem Artikel aus dem Jahr 2015 hat Williamsburg ungefähr 220.000 Einwohner, etwa 80.000 von ihnen sind Juden. 55 Prozent gelten als arm, weitere 20 Prozent bezeichnen sich als bedürftig.

Eine Konditorei in Williamsburg, eine Millionen verschiedener Kuchen und Torten, das Publikum, die Essenden, Fressenden nicht älter als 35. 

Über die Williamsburg Bridge laufen, die Brooklyn und Manhattan verbindet, ist wie alle Filme, die man je gesehen hat, auf einmal zu sehen. "Es war einmal in Amerika" im Rücken, "Spiderman" über dem Kopf und "King Kong" in der Aussicht. Heute gab es auch noch Nebel! WTF!!!! (What The Fuck) 



Die waagerechten Linien dieser Stadt sind völlig aus dem Häuschen. Klein, riesig, mittelgroß stehen nebeneinander ohne sich zu stören. Altes, was hier etwa 150 Jahre meint, und ganz Neues, Stahl und Glas und irritierende Verformungen, in brüderlicher Nähe. Aber die Senkrechten sind das, was sexy ist. Brutal und hart oder leicht und einladend. 


Groß und Klein in Manhattan





9/11 war, als der Krieg das sicher geglaubte Haus verwüstete. Ein Trauma für diese Stadt, wahrscheinlich für das Land. All die anderen Katastrophen der letzten 70 Jahre verblassen dagegen. Man soll Tote nicht gegeneinander aufrechnen, aber diese 3000 Ermordeten reihen sich in meinem Kopf in eine riesige Menge von Kriegs- und Terroropfern auf der ganzen Welt, besonders in der so überaus verächtlich als Dritte Welt benannten, ein. Hier aber werden sie wie Märtyrer verehrt. 
Ground Zero, der Bodennullpunkt, ein gigantischer Gedenkplatz. Für die zwei zerfetzten Türme werden sieben World Trade Center gebaut und ein Memorial Museum und ein  Peacetower und ein Einkaufszentrum. Aber man war doch klug. Die Orte, wo die beiden Türme standen, sind jetzt zwei tiefe rechteckige Becken, die Wände von Wasser überlaufen, das in der Mitte des Bodens in einem schwarzen quadratischen Loch verschwindet. An den Rändern sind die Namen der Toten ins Metall geschnitten. Ich muß zugeben, es ist ein verblüffend beeindruckendes Bild - Pantha rhei, alles bewegt sich fort und nichts bleibt. Gut, dass wir Abends da waren, die Dunkelheit erhöhte das Pathos, gibt ihm aber auch Subtilität.


Wir stehen genau in Ground Zero, im künftigen Nullpunkt einer Atomexplosion. 
Die Zeit 11.07.1968
https://www.zeit.de/1986/29/bomben-im-vulkan/seite-2

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