Sonntag, 13. Mai 2018

Alleinstehend - allein stehend - single

Mein Haushalt besteht aus mir. 
Er tat es nicht immer, aber jetzt ist es so und ich mag es. Ich bin allein stehend, alleinstehend, single. Es hat sich so ergeben, ist nicht unveränderbar, aber keine Warteposition. Es ist was es ist.

Single ist ok, allerdings nur, wenn der/die Alleinlebende jung und cool ist, auf dem Absprung vom Single zum Nicht-Single, sozusagen im Experimentierstadium. Noch ist die Karriere wichtiger, Parties, Clubs, Galerieröffnungen. Wenn plötzlich die Single-Freunde schwanger oder werdende Väter sind, entsteht ein zunächst kleiner Riß.

  
Alleinstehend klingt irgendwie nach selbstverschuldetem Mangel, als würde ich nicht genügen, als fehlte mir etwas oder jemand. Eine Frau ohne Mann & vice versa oder Mann ohne Mann, respektive Frau ohne Frau, sind wie ein Fisch ohne Fahrrad. 
Ich, nur ich und niemand sonst auf weiter Flur. 
Gemieden? Unverträglich? Bindungsunfähig? Asozial? 
Geschieden, verwitwet, oder "sitzengeblieben". Jedenfalls allein, was automatisch mit einsam gleichgesetzt wird.

Bei Frauen ruft das manchmal irrationale Zukunftsbilder hervor: Erst die leicht meschuggene Tante auf Familienfesten mit den merkwürdigen Hobbies, wie Makramee oder dem Sammeln von gruseligen Pädophilen-Puppen, die nächtens auf QVC angeboten werden. Die kleine Rentnerin mit der Einkaufstasche mit Rädern, der Friseurtermin für persönliche Gespräche, der Arztbesuch für Körperkontakt. Zuletzt Albtraum-Visionen von verrottenden Leichen in Ohrensesseln unbemerkt und nicht vermißt, gefunden nach Wochen, daneben eine Katze mit einem halben abgekauten Ohr in der Schnauze.
Die Ängste allenstehender Männer kenne ich nicht so gut.

   
Allein stehend ist eine Haltung, ich bin selbstständig, nicht immer habe ich Stütze nötig, zwei Beine und das Rückgrat tragen mich gut. Und wenn ich Hilfe brauche, habe ich, glücklicherweise, eine Familie, mit der ich nur nicht zusammenlebe, und eine Gruppe von Freunden, die zur Stelle sind, wenn ich mal nicht alleine stehen kann.

Ich kann nachts saubermachen oder Serien hintereinanderweg gucken, meine Zahnpasta ist auf- oder zugeschraubt, der Klodeckel aufgeklappt oder nicht. Zeit und Lust auf eine Reise? Warum nicht. Wer mit mir ist, ist es aus freier Wahl, jedesmal. 
Da gibt es wunderbare Zweckgemeinschaften, um zusammen Jazz zu hören abstruse Off-Theater Inszenierungen zu besuchen, um gemeinsam über miese Filme zu hecheln oder neue chinesische Restaurants auszuprobieren. Und es gibt Liebesbünde, nicht zu erklären, wärmend, sicher. Ohne die wäre ich wahrhaft einsam. 


Einsam, verlassen, trostlos, ohne Gesellschaft, das wäre wahrhaft schrecklich. Ich hoffe inniglich, das niemals zu erleben.

Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen;
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.

Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:

dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen...
 
Rainer Maria Rilke 

Relevntes P.S. Für eine Person einzukaufen ist anstrengend. Kleine Dosen, kleine Portionen von Gefrierwaren. Selten. Schon ein halbes Brot ist viel Brot. Übrigens, das Statistische Bundesamt sagt, rund 41 Prozent aller deutschen Haushalte sind Singlehaushalte. Wir sind also eine marktrelevante Gruppierung, sollte das nicht zu Veränderungen in der Verkaufswelt führen?

--------------------------------------------------------------

Wiki sagt: Als Alleinstehender oder umgangssprachlich als Anglizismus als Single wird eine erwachsene Person bezeichnet, die ohne feste soziale Bindung an eine Partnerin oder einen Partner sowie ohne minderjährige Kinder im Haushalt lebt. Nach dieser Definition sind Alleinerziehende keine Singles. „Alleinstehender“ ist ein statistischer Begriff für Einpersonen-Haushalte, das Attribut „ledig“ eine amtliche Bezeichnung für Personen, die nie verheiratet waren, „Junggeselle“ eine umgangssprachliche Bezeichnung für denselben Sachverhalt. 

nnn

Sonntag, 6. Mai 2018

Schnupfen

Als eine Rhinitis (griechisches Kunstwort ρινίτις aus rhīs, „Nase“ und -itis, „Entzündung“), einen Nasenkatarrh, Schnupfen oder eine Koryza (auch in latinisierter Schreibweise Coryza; gelehrtes Griechisch κόρυζα für „Erkältung“; heute Wort für die Bettwanze wegen ihres Saugrüssels) wird eine akute oder chronische Entzündung der Schleimhaut durch infektiöse, allergische und pseudoallergische Mechanismen bezeichnet. Am häufigsten tritt sie im Rahmen einer Erkältung auf, sagt Wiki.

Ich habe eine Rhinitis! Eine Coryza! Nein, keine Laus, Schnupfen. Fragt ihr euch nicht auch, wo diese vielen Liter Rotz residieren, bevor sie in hunderten Taschentüchern landen? Ist da ein Hirn in unserem Kopf oder nur ein kleines Knöllchen mit Windungen inmitten einer riesigen Menge Nasenschleim? "Ich bin verschnupft", beschreibt es gut, so was Halbes, als Kränkelei und als Gefühl. Mit Schnupfen ist man nicht krank, man schnieft, schuffelt, schnauft und schnaubt, bis irgendwann die Nase knollengroß und rötlich leuchtet. Mit dick Creme drauf, sieht das noch besser aus.
Niemand hat wirklich Mitleid, wieso auch, es ist nur ein Schnupfen, niemanden interessiert mein Schnupfen wirklich, wieso auch. Aber ich, ich hasse ihn. Er ist unsexy, nicht cool, lästig und unbestimmt spießig. 

 
Es sind über 200 verschiedene Viren bekannt, die Schnupfen verursachen können. 

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf dass er sich ein Opfer fasse
- und stürzt alsbald mit großem Grimm
auf einen Menschen namens Schrimm.
Paul Schrimm erwidert prompt: „Pitschü!"
und hat ihn drauf bis Montag früh.

Christian Morgenstern



Rotzlöffel: ein weitverbreitetes schimpfwort für junge leute
Das Wort Rotzlöffel ist seit dem 16. Jahrhundert belegt, das vermutlich eine Bildung zu „Löffel“ und „Laffe“ ist und soviel bedeutet wie „einer, der (noch) seinen Rotz ableck“. 
Laffe: ein junger laff, ein fauler unartiger bengel. ein junger laff, ist so viel als ein junger lecker, der noch als ein kind nichts als zunge und lippen gebrauchen kann zu saugen und brei zu lecken. 
laffen: lecken, schlürfen.

Er kommt 3 Tage, bleibt 3 Tage, geht 3 Tage.

SCHNUPFEN

Beim Schnupfen ist die Frage bloß,
Wie kriege ich ihn - wieder los?
Verdächtig ist's: die Medizin
Sucht tausend Mittel gegen ihn,
Womit sie zugibt, zwar umwunden,
Daß sie nicht eines hat gefunden.
Doch Duden sei als Arzt gepriesen,
Der Nießen milderte zu Niesen.
Der bisher beste Heilversuch
Besteht aus einem saubern Tuch,
Zu wechseln un- ununterbrochen
Im Lauf von etwa zwei; drei Wochen.
Zu atemschöpferischer Pause
Bleibt man am besten still zu Hause,
Statt, wie so häufig, ungebeten
Mit bei Konzerten zu trompeten.
Rezept: Es hilft nichts bei Katarrhen
Als dies: geduldig auszuharren.
Der Doktor beut hier wenig Schutz -
Im besten Fall nießt er nur Nutz. 

Eugen Roth
 

Mittwoch, 2. Mai 2018

Krise beim Besuch von Castorfs "Faust"

Ich gehe noch immer gern ins Theater, und oft, und durchlaufe dabei zyklische Krisen. Hasse alles, urteile mild, bin offen. 
Seit einiger Zeit aber knirscht es mächtig in meinem Gebälk. Es häufen sich die apokalyptischen Abende, die, die die Lebenslust schon hinter sich haben. Der Mensch ist bös, ihm ist nicht zu helfen. Ein hartes Fazit, und nur mit ironischer Brechung zu vermitteln, weil wir, die Zuschauer, uns ja sonst nach Vorstellungsende, in klarem Einverständnis, eine Weißweinschorle trinkend, die Pulsadern unserer weißen priveligierten Arme öffnen würden. Tun wir aber nicht. Wir gehen nur angeregt ins Bett. 
Meist sind die Regisseure, beruflich erfolgreich, deutsch und über Fünfzig.
Stefanie Reinsperger bot in Thalheimers "Kaukasischem Kreidekreis" ihre beeindruckende Kraft dafür auf, zu erleiden, zu zucken, zu unterliegen. Valery Tscheplanowa hat heute abend in Castorfs "Faust", ziemlich allein, ihr würdevolles Frau- und Schauspielerin-Sein in die Wagschale der Menschlichkeit gelegt. Die anderen Spieler, großartig, hochartifiziell und vital zelebrierten ausgiebig den lustzitternden Untergang. 
Ich will leben, will das meine Lieblingsnichte ein gutes Leben leben kann, habe also keinerlei dekadente Freude an unserer baldigen Vernichtung.
Härte, brutale Genauigkeit bei der Analyse unserer Geschichte ist immens wichtig, aber mit welchem Ziel? Selbstverachtendes Amüsement? Masochistische Geiselung? Erschöpfter Zynismus bekümmert mich. Wo ist unser Widerstand? Gegen uns selbst. Gegen depressiv behauptete Unvermeidbarkeit, Unveränderlichkeit? Ich mag mir solche Selbstverachtung, solche Lust an unserer Schuld nicht leisten, weil ich sicher bin, dass ich bald sterbe und andere, auch die Lieblingsnichte, weiterleben werden.

Ich habe heute einen beeindruckenden Theaterabend gesehen, den ich nicht mag, weil er sich vergnügt in der Aussichtslosigkeit unserer Gesellschaft. Ich will Wut, Trauer, Schuldgefühl, Verzweiflung, Widerstand. 


Valery Tscheplanowa (Deutschlandradio / Sandro Most)
 

„Ja, es wäre der Mühe wert, das Verhalten Hitlers und des Hitlerismus einer detaillierten klinischen Studie zu unterziehen und dem ach so distinguierten, ach so humanen, ach so christlichen Bürger des zwanzigsten Jahrhunderts mitzuteilen, dass Hitler in ihm ‚haust‘, dass Hitler sein ‚Dämon‘ ist, dass er, wenn er ihn rügt, einen Mangel an Logik verrät, und dass im Grunde das, was er Hitler nicht verzeiht, nicht das ‚Verbrechen‘ an sich, das ‚Verbrechen am Menschen‘, dass es nicht ‚die Erniedrigung des Menschen an sich‘, sondern dass es das Verbrechen gegen den weißen Menschen ist, dass es die Demütigung des Weißen ist und die Anwendung kolonialistischer Praktiken auf Europa, denen bisher nur die Araber Algeriens, die Kulis in Indien und die Neger Afrikas ausgesetzt waren."
Aimé Fernand David Césaire

https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=13695:faust-frank-castorf-exorziert-zum-abschied-von-seiner-volksbuehnen-intendanz-goethes-gelehrtendrama-in-einer-siebenstuendigen-grossinszenierung&catid=42&Itemid=100476 

Sonntag, 29. April 2018

Avengers

In den letzten Tagen habe ich viel sehr unterschiedliches Theater gesehen, aber bin irgendwie nicht in der Lage, darüber auch nur halbwegs Intelligentes zu schreiben. 
Prätention, Bemühen um Schein, prätentiös, verschwenderisch, anmaßend, hochtrabend, unbescheiden, überheblich.
Und so wird dies ein Blog über "Avengers - Infinity War", einen überbordenden Superheldenfilm, der nicht vorgibt etwas Anderes zu sein, als das, was er ist: Unterhaltung, Quatsch, Spaß. Mythologie in verdaulichen Bissen. Atemberaubende Effekte, viel Kitsch, witzige Dialoge und eine wirre, doch leicht verständliche Geschichte.
Und um es gleich zuzugeben, ein Hauptgrund für meinen Kinobesuch ist Groot, ein Baum mit beschränktem Wortschatz. Peinlich, aber wahr.
Fast 3 Stunden, 5 Planeten, 3 große Kämpfe, nach meiner Zählung 18 Superhelden plus Gehilfen, 1 Bösewicht, natürlich auch mit Gehilfen, zahllose Zitate: "Der Herr der Ringe" - Orkarmee, "Starwars" - rollende Superwaffen, "Alien" - selbstzitierendes Zitat und "Game of Thrones" - da nicht nur Peter Dinklage als riesiger Zwerg, sondern auch SPOILER ALARM!!! der Tod einer ungewöhnlich großen Anzahl der Helden. Und der Bösewicht bekommt sein Happy end.
Groot ist gerade Teenager, tanzt nicht, und es muß Einiges passieren bevor er von seinem Videospiel aufschaut, aber dann...
Wer Superhero-Trash nicht mag, ist hier falsch, ganz falsch und wird leiden. Für mich, und lebte sie noch, meine Mama ist der Film das Äquivalent eines großen Eisbechers mit vier Kugeln und Sahne und Schokosauce. Ungesund. Ganz schlecht für mich. Ein Genuss, von dem ich weiß, dass er kein Genuss sein sollte, aber WHAT THE FUCK.
Ein Jahr wird vergehen bis zur Auflösung.

Ei, so habt doch endlich einmal die Courage, euch den Eindrücken hinzugeben, euch ergötzen zu lassen, euch rühren zu lassen, euch erheben zu lassen, ja euch belehren und zu etwas Großem entflammen und ermuthigen zu lassen. 

Quelle: Goethe, Gespräche. Mittag bei Goethe, 6. Mai 1827

Donnerstag, 26. April 2018

Kruzifix - Das Kreuz soll gegen Vampire helfen


Ich betrete einen Raum, an der Wand hängen zwei Holzleisten sich rechtwinklig kreuzend, das Kreuz ist nicht rot, nicht als medizinisch helfend definiert, aber manchmal ist es verziert mit der Figur eines dünnen Mannes mit seitwärts ausgestreckten Armen, und Beinen, die leicht seitwärts wegkippen. Was schießt mir durch den Kopf? Ja, das ist meine kulturelle Identität! Dies hier definiert mich. 

Tut es nicht. Ich bin atheistischer Jude, dass heißt, ich glaube nicht, dass ein Messias für mich gestorben ist, aber leider auch nicht, dass er demnächst oder überhaupt kommen wird. Gebt mir Stühle, ich setze mich zwischen alle.

Ich weigere mich ins Mittelalter zurückzufallen. Nur wir selbst können uns retten. Ich definiere mich über Sprache, Ängste, Gewohnheiten, Vorlieben. Niemand ist mir untergeordnet, niemand ist besser als ich. Aber auch, NIEMAND darf mir vorschreiben, was ich glaube, denke, fühle.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuz_(Christentum)

ES IST EIN KREUZ MIT DEM KREUZ:

Das bayerische Kabinett hat am Dienstag in München das Aufhängen von Kreuzen in Dienstgebäuden des Freistaats beschlossen.

Der Tagesspiegel vom 25.04.2018

SEIN KREUZCHEN MACHEN:

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, die Kreuze sollen kein religiöses Symbol des Christentums sein. "Das Kreuz ist das grundlegende Symbol der kulturellen Identität christlich-abendländischer Prägung". Es verstoße nicht gegen das Neutralitätsgebot.  

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-04/markus-soeder-csu-kreuz-christentum-behoerden-bayern

KREUZ UND QUER:

Für den hl. Paulus hat das Kreuz einen grundlegenden Primat in der Geschichte der Menschheit; es stellt den Brennpunkt seiner Theologie dar, denn vom Kreuz reden heißt vom Heil als der jedem Geschöpf geschenkten Gnade reden. Das Thema des Kreuzes Christi wird ein wesentliches und vorrangiges Element der Verkündigung des Apostels...
Das Kreuz ist aufgrund all dessen, was es darstellt, und somit auch wegen der in ihm enthaltenen theologischen Botschaft Ärgernis und Torheit. Der Apostel sagt das mit beeindruckender Kraft, und wir tun gut daran, es uns in seinen eigenen Worten anzuhören: »Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft. Es heißt nämlich in der Schrift: Ich lasse die Weisheit der Weisen vergehen und die Klugheit der Klugen verschwinden. Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloß Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit« (1 Kor 1,18–23). 

PAPST BENEDIKT XVI. GENERALAUDIENZ Mittwoch, 29. Oktober 2008

ES IM KREUZ HABEN:

Die Kreuzigung war eine im Alten Orient und in der Antike verbreitete Hinrichtungsart. Sie entwickelte sich aus dem Hängen, sollte aber anders als dieses die Todesqual möglichst verlängern. Dazu wurde eine Person an einen aufrechten Pfahl, mit oder ohne Querbalken, gefesselt oder genagelt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzigung 

ÜBER KREUZ GERATEN:

Römische Bürger durften von Rechts wegen nicht gekreuzigt werden. Je nach sozialer Stellung drohte dem Verurteilten in der Frühzeit der Felssturz, später und seltener die Enthauptung, der Freitod oder die Verbannung. Für die römische Klassenjustiz galt die Kreuzigung als schmachvoller Sklaventod, von dem römische Bürger nichts wissen wollten. So schrieb Cicero: Nomen ipsum crucis absit non modo a corpore civium Romanorum, sed etiam a cogitatione, oculis, auribus.„Was Kreuz heißt, soll nicht nur vom Leib der Bürger Roms fernbleiben, sondern auch schon von ihrer Wahrnehmung, ihren Augen und Ohren.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzigung 

DIE KIRCHE UMS KREUZ TRAGEN:


Das wohl bekannteste Abwehrmittel gegen Vampire ist Knoblauch.
Da Vampire Ausgeburten der Hölle sind, können sie Kirchen nicht besuchen und ebenfalls keine Kreuze betrachten, geschweige denn, berühren. Weihwasser ist schädlich für Vampire, wenn sie es berühren bzw. damit bespritzt werden.
Rosenkränze bilden ebenfalls ein Abwehrmittel gegen Vampire. 


http://de.vampiridia.wikia.com/wiki/Abwehrma%C3%9Fnahmen

Dienstag, 24. April 2018

Ein Blog zum Blog

Theaterliebe - mein Blog, meine Liebe
Den ersten Bolgeintrag habe ich am 6. November 2010 geschrieben. Siebeneinhalb Jahre ist das her. Mittlerweile sind es 1927 Texte mit
1.441.502 Seitenaufrufen. Manchmal war es nur ein Gedicht, manchmal waren es längere Ergüsse. Ein ungeplanter, mich manchmal selbst überraschender Gang durch einen Garten, einen Dschungel, ein unkrautüberwuchertes Beet, eine blühende Wiese, einen mickrigen Blumentopf, also durch mein Gehirn. Manche Leser klickten nur mal kurz, andere wurden zu Mitdenkern, Unterstützern, Freunden.
Dieser Blog ist ein freier Raum für mich. Außer auf das Copyright von Zitaten und Bildern, muß ich wenig Rücksicht nehmen, kann mich gehen lassen. Zu privat soll es nicht werden und nicht absichtsvoll beleidigend, aber, und jetzt benutze ich ein Wort, dem ich gewöhnlicherweise abgeneigt bin, authentisch. Mit mir übereinstimmend, dementsprechend was ich wirklich denke. 
Angefangen habe ich mit diesem Ding, weil ich Angst bekam, eines Tages theaterverbohrt und oberflächlich zu werden. Allgemeines Meckern, ungenaues Denken, beleidigender Tunnelblick, uninformierte Ignoranz, nachlässige Respektlosigkeit, eitle Selbstgerechtigkeit, unbedachtes Verhalten, dass ich bei mir und anderen beobachtete.
Zu seinem Wort zu stehen, kann man leicht vermeiden, wenn man nur so daherquatscht. Aber einmal niedergeschrieben, ist es viel schwerer, sich nicht für das Formulierte verantwortlich zu fühlen. Da steht es, nachweisbar, zitierbar.
Ich mag das, mich zu positionieren, überprüfbar zu sein, mich exakt formulieren zu müssen.
Manchmal kommentiert niemand, aber es bleibt doch ein Gespräch, eines mit mir selbst über das, was ich denke.


Montag, 23. April 2018

Rom am DT - Das Volk glänzt durch Abwesenheit

ROM nach William Shakespeare verkürzt & verzahnt von John von Düffel und in Szene gesetzt von Karin Henkel am Deutschen Theater in Berlin mit acht Spielern und einem Kind, mit zu viel Bühnenbild & guter Musik, aber weniger akustische Untermalung wäre schön gewesen.


Wiki schreibt: Demokratie (von altgriechisch δημοκρατία, deutsch ‚Herrschaft des Staatsvolkes‘; von δῆμος dēmos „Staatsvolk“ und altgriechisch κρατός kratós „Gewalt“, „Macht“, „Herrschaft“) bezeichnet heute Herrschaftsformen, politische Ordnungen oder politische Systeme, in denen Macht und Regierung vom Volk ausgehen.

Coriolan, Julius Cäsar und Antonius & Cleopatra, zwischen den ersten beiden Geschichten liegen 400 Jahre. Die Römische Republik oder zumindest der erste Versuch einige freie, meist reiche, ausgewählte Bürger durch Wahl an den politischen Entscheidungen zu beteiligen, bestand vom Ende der Königsherrschaft bis zur Errichtung des Kaisertums am 13. Januar 27 v. Chr. durch Machtverzicht des Senats. Ulrich Seidler nannte den Abend einen kurzweiligen Schnelldurchlauf durch Shakespeares Römerdramen. 

Verrückt. Das Volk, demos, tritt nie auf. Über es wird geätzt, gewütet, verhandelt, entschieden. Es, wir, die Leute, die Masse, wankelmütig, in der Menge dumm oder kurzsichtig, aber halt auch unverzichtbar. Es arbeitet, kämpft Kriege, hungert oder nicht, es wird regiert, von Männern & Müttern, die es verachten, sein Bestes wollen oder es ignorieren.  

Bis zur Pause sah ich einen spannenden Diskurs über die verdrehte Rolle der Wahrhaftigkeit in der Politik. Was ist besser, ein ehrliches Arschloch oder ein Taktiker mit guten Absichten. Es wurde von mir verlangt, zuzuhören, langen Dia- und Monologen. Wenn es zu anstrengend wurde, half Kate Strong mit klarem Ton, zynischem Witz und tänzerisch expressivem Körper. 

Mütter, die machtgierige Söhne formen und die Söhne, die nicht wissen oder wissen wollen, wo das große Ganze und ihre eigenen Bedürfnisse, Gelüste sich überschneiden oder ausschließen. Was für ein gewalttätiges, scheinbar unvermeidlches endloses Debakel.

Nach der Pause wurde es leider sehr privat, gefühlig, allgemein. Persönliche Schwäche und Liebesverwirrung anstatt gesellschaftlichen Konfrontationen. Ich weiß, es ist verflixt schwer acht Spieler auf eine Spielweise zu konzentrieren, hier ist es nicht immer gelungen. Ich mochte, dass sie sich getraut haben, unsere Politik-Verwirrung so erbarmungslos auszudiskutieren, auch wenn sie nicht bis zum Ende durchgehalten haben. 
 



 
Charmian.
... So, fare thee well.
Now boast thee, death, in thy possession lies
A lass unparallel'd. Downy windows, close;
And golden Phoebus never be beheld
Of eyes again so royal! Your crown's awry; 

I'll mend it, and then play.

...So fahrewohl!
Nun triumphiere, Tod! du führtest heim
Das schönste Frau'nbild. Schließt euch, weiche Fenster!
Den goldnen Phöbus schaun hinfort nicht mehr
So königliche Augen. Deine Krone Sitzt schief; 

ich richte sie: dann will ich spielen.

Donnerstag, 19. April 2018

Ein sonnenbeschienener Nachmittag mit Erinnerungen

Irgendwann, letztes Jahr, bei einem Besuches des Dorotheenstädtischen Friedhofs, bemerkte ich mit leichtem Schrecken, wieviele der Bewohner dieses Ortes ich einst persönlich kannte. Mein erster Intendant, viele Kollegen, Bekannte und geliebte Verwandte. 

Heute nachmittag ein frühsommerliches Treffen mit alten Kolleginen. Nicht etwa die Frauen sind alt, es ist nur schon länger her, dass wir Kolleginnen waren. Kuchen und Kaffee und Champagner und Sonne auf einer herrlichen Terasse und gutes Schwatzen über Gott und die Welt. 
Doch es entstand ein scheinbar unvermeidlicher Rhythmus: Zuerst was jetzt passiert. Neue Arbeit, neue Abenteuer. Wer letztlich gestorben ist. Einige. Wer wie krank ist. Zu viele. Wem es gut geht. Ja, die gibt es auch. Dies unterschnitten von begeisterten Lese- und Filmtipps.
Eine Freundin beschrieb es so, die gebrauchten Worte haben sich unmerklich verändert, vom jungen Unbestimmten -  irgendwann, jetzt noch nicht, aber vielleicht später, zum älter gewordenen Gewußten - jetzt bald, nicht mehr, hoffentlich noch, vorbei.  
Das ist nicht schlimm, nur schlau. 
Was wir jetzt nicht tun, werden wir bald nicht mehr tun können. Fakt. 
Als ich meine jetzige Wohnung, man ist die schön, gesucht habe, wußte ich, nur mit Fahrstuhl oder im ersten Stock geht, wenn ich da lang bleiben will. Ich bin immerhin Raucher.
Aber ich habe heute auch wieder erfahren, wie viele bemerkenswerte Menschen ich kennenlernen durfte. Und, Gott, an den ich nicht glaube, sei Dank, sind einige von ihnen noch herrlich munter und gesund.
Eine von uns wird zunehmend erfolgreich als Autorin, eine unternimmt Segeltörns der unfassbaren Art und lebt überhaupt ein überraschendes und ganz und gar selbstbestimmtes Leben, eine ist ein Knotenpunkt für den Informationsfluß zwischen unzählig anderen, älteren Kunstinteressierten, eine ist noch genauso wach und zart und fein, wie sie es immer war. Ich bin auch noch ganz munter. 
Ältere Frauen sind cool. 
Außer, wenn sie, wie ich gestern, beim Konzert einer jungen Band Platzangst kriegen und unverrichteter Dinge vorzeitig gehen müssen. Allerdings mußte ich auch im September 1989 beim Bob Dylan Konzert in Berlin aus demselben Grund gehen, noch bevor der von mir verehrte Bob die Bühne betrat, und damals war ich erst 31.
Ich bin also noch genauso uncool wie vor dreißig Jahren. 

Sonntag, 15. April 2018

Volksseele - Nachtrag

Parallel zu einem geradezu unverschämt schönen sonnigen Sonntag, verbracht mit der Lieblingsnichte und Eiscreme, dann mit einer Freundin und einem überraschend guten Tatort, habe ich auf Facebook verschiedene Diskussionen über das Ende der Intendanz Chris Dercons verfolgt.

Ich habe viel gelernt, über mich und meinesgleichen. Denn der miese Dreckskerl, der Herrn Dercon Scheiße vor sein Büro gelegt hat und ich, sind meinesgleichen. Und Herr Kuttner und ich sind es. Und andere Leute, die aus unterschiedlichsten Beweggründen mit Dercons Arbeit Probleme hatten und dies sehr unterschiedlich äußerten, sind meinesgleichen. Wir alle sind meinesgleichen. Berliner halt. Igitt.

Aber jetzt weiß ich, dass ich geirrt habe. Mein Problem war nicht die Arbeit, die Dercon geleistet oder nicht geleistet hat. Oder die Idiotie Berliner Politiker, die vorschnelle Entscheidungen trafen. Mein Problem lag in mir. 
Was ich heute gelernt habe:
(Zutreffendes bitte ankreuzen, es können auch mehrer Punkte sein.)
- Ich leide an meinem deutschen, leider auch vorwiegend ostdeutschen Neid und an meinen Komplexen was Internationalität betrifft,
- ich habe miefig und inzestiös meine Privilegien verteidigt.
- Ich habe, typisch für Berlin, Unfreundlichkeit zur Schau gestellt und mich mit Hass geschmückt. 
(Fuck this city. Fuck hate. This is not a community I support.)
- Ich bin Mitglied der Theaterpegida.   
- Ich gehorche altlinken Dogmen.
- Ich bin ein wohlgenährter Staatsschauspieler.
- Ich gehöre zum Anhängermob des Diktators Castorf.
- Ich habe mich als Mob durchgesetzt!
- Ich war auf einem ideologischen Feldzug.
- Ich bin Teil des völkischen Mobs.
- Ich will unter allen Umständen meine pseudolinke Berliner Kachelofenidylle bewahren.
- Ich bin nicht besser als die Populisten von rechts. 

Und ich bin xenophob. Nein, nicht weil ich Belgier hasse, sondern weil ich altes Theater bewahren will und deshalb, das macht Sinn, alles ablehne, was davon abweicht. Denn die Möglichkeiten, die die Verbindung von Theater und bildender Kunst bieten, übersteigt meinen kleingeistigen Horizont. LePage, Ivo van Hove, Mnouchkine, Voges, Vegard Vinge und Ida Müller, Jonathan Meese, alle zu viel für mein kleines Hirn. Fast dreißig Jahre nach dem Mauerfall hänge ich immer noch in meinem DDRischen Kleingeist fest. 

Ich bin geläutert. Hätte ich ihn sich doch bloß mal ausprobieren lassen, bald wäre alles gut geworden. Nein, nicht gut, großartig, denn er ist gebildeter als ich, charmanter, empathischer, ein Grandseigneur. Wie konnte ich! Kein Wunder, dass er keine gute Arbeit leisten konnte, bei so viel provinzieller piefiger Ablehnung.

Eine kleine miese Bemerkung zum Abschluß, der alte, fiese, doofe Castorf, hat es geschafft, trotz der fürsorglichen Aufmerksamkeit, die ihm die Staatsorgane der DDR und die Staatssicherheit gewidmet haben, tolles Theater zu machen. Mir fallen noch andere Beispiele für unfreundliche Umstände ein, unter denen Kunst geschaffen wurde.

Ich liebe die kluge und ausgewogene Streitkultur, die wir, alle für das Theater brennend, hier bewiesen haben. 


Foto: dpa/Jörg Carstensen
  

Freitag, 13. April 2018

Chris Dercon oder die Volksseele

Die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz war immer ein schwierig zu bespielendes Theater. Seit ich sie besuche, circa 1975, hatte sie goldene und übelst blecherne Zeiten, beides auch unter der Intendanz von Castorf. 

Heute ist Chris Dercon von seiner Intendanz zurückgetreten und auf Facebook empören sich Mitmenschen über das gemeine, provinzielle Berlin, dass ihm sein Amt so schwer, gar unmöglich gemacht hat.

Fakten gefällig? 

Ein inkompetenter Kultursenator, Tim Renner, Musikproduzent und Journalist, fand es passend, einen erfolgreichen Kunstkurator als Nachfolger des von ihm gekündigten Frank Castorf einzusetzen. Ein Berliner Bürgermeister namens Müller ließ ihn gewähren.

Teile der Berliner Szene revoltierten. Manche, weil sie meinten, Frank hätte bleiben sollen bis er selber aufhören wollte. Nicht meine Meinung. Andere, weil die Herausnahme des Rosa-Luxemburg-Platzes aus dem Theaternamen sie ärgerte. Da bin ich dabei. Manche von beiden Gruppen und andere, weil sie den vorgelegten Spielplan unüberraschend und altbacken fanden. Ich stimme zu. 

Ein neuer Kultursenator, Herr Lederer, war mit der Lage unzufrieden, aber sah scheinbar keine Möglichkeit für eine produktive Intervention.

Der Kurator tat, was er konnte, er kuratierte. Und er gab Interviews, bei denen sein Imageberater wahrscheinlich unter Magenkrämpfen kollabierte. "Berlin ist zu laut" und "Berlin Mitte ist öde". Es ist ein Teil ders Jobs eines Intendanten sein Haus in einer Stadt zu platzieren. Es ist seine Aufgabe zu erreichen, dass man dahin gehen will. Sicher waren viele a priori gegen ihn und einige schossen dabei weit übers Ziel hinaus, in Wort und Tat. Aber, man, das hätte er ja auch zur coolsten Werbekampagne aller Zeiten verarbeiten können, oder?

Proteste fanden statt. Manche rührend, manche ungelenk, andere blöd. Die ersten Premieren fanden statt. Die Premieren waren ziemlich erfolglos. Die Zuschauerzahlen sanken. 

Dercon schwieg zwischen seinen ungelenken Interviews und wurde dabei immer feinsinniger und seine rechte Hand, Frau Piepenbrock schwurbelte Dramaturgisches.

Fakten. Jemand, der nichts von Theater versteht, hat versucht, ein Theater zu leiten und ist damit gescheitert. Sein Scheitern ist für Berlin recht teuer.

Berlin ist provinziell, Berlin ist unfein, Berlin gefällt sich im Hass, Berlin ist out. All das habe ich heute gelesen.

Aber Fakt ist auch: Chris Dercon war ein schlechter Intendant.