Montag, 23. April 2018

Rom am DT - Das Volk glänzt durch Abwesenheit

ROM nach William Shakespeare verkürzt & verzahnt von John von Düffel und in Szene gesetzt von Karin Henkel am Deutschen Theater in Berlin mit acht Spielern und einem Kind, mit zu viel Bühnenbild & guter Musik, aber weniger akustische Untermalung wäre schön gewesen.


Wiki schreibt: Demokratie (von altgriechisch δημοκρατία, deutsch ‚Herrschaft des Staatsvolkes‘; von δῆμος dēmos „Staatsvolk“ und altgriechisch κρατός kratós „Gewalt“, „Macht“, „Herrschaft“) bezeichnet heute Herrschaftsformen, politische Ordnungen oder politische Systeme, in denen Macht und Regierung vom Volk ausgehen.

Coriolan, Julius Cäsar und Antonius & Cleopatra, zwischen den ersten beiden Geschichten liegen 400 Jahre. Die Römische Republik oder zumindest der erste Versuch einige freie, meist reiche, ausgewählte Bürger durch Wahl an den politischen Entscheidungen zu beteiligen, bestand vom Ende der Königsherrschaft bis zur Errichtung des Kaisertums am 13. Januar 27 v. Chr. durch Machtverzicht des Senats. Ulrich Seidler nannte den Abend einen kurzweiligen Schnelldurchlauf durch Shakespeares Römerdramen. 

Verrückt. Das Volk, demos, tritt nie auf. Über es wird geätzt, gewütet, verhandelt, entschieden. Es, wir, die Leute, die Masse, wankelmütig, in der Menge dumm oder kurzsichtig, aber halt auch unverzichtbar. Es arbeitet, kämpft Kriege, hungert oder nicht, es wird regiert, von Männern & Müttern, die es verachten, sein Bestes wollen oder es ignorieren.  

Bis zur Pause sah ich einen spannenden Diskurs über die verdrehte Rolle der Wahrhaftigkeit in der Politik. Was ist besser, ein ehrliches Arschloch oder ein Taktiker mit guten Absichten. Es wurde von mir verlangt, zuzuhören, langen Dia- und Monologen. Wenn es zu anstrengend wurde, half Kate Strong mit klarem Ton, zynischem Witz und tänzerisch expressivem Körper. 

Mütter, die machtgierige Söhne formen und die Söhne, die nicht wissen oder wissen wollen, wo das große Ganze und ihre eigenen Bedürfnisse, Gelüste sich überschneiden oder ausschließen. Was für ein gewalttätiges, scheinbar unvermeidlches endloses Debakel.

Nach der Pause wurde es leider sehr privat, gefühlig, allgemein. Persönliche Schwäche und Liebesverwirrung anstatt gesellschaftlichen Konfrontationen. Ich weiß, es ist verflixt schwer acht Spieler auf eine Spielweise zu konzentrieren, hier ist es nicht immer gelungen. Ich mochte, dass sie sich getraut haben, unsere Politik-Verwirrung so erbarmungslos auszudiskutieren, auch wenn sie nicht bis zum Ende durchgehalten haben. 
 



 
Charmian.
... So, fare thee well.
Now boast thee, death, in thy possession lies
A lass unparallel'd. Downy windows, close;
And golden Phoebus never be beheld
Of eyes again so royal! Your crown's awry; 

I'll mend it, and then play.

...So fahrewohl!
Nun triumphiere, Tod! du führtest heim
Das schönste Frau'nbild. Schließt euch, weiche Fenster!
Den goldnen Phöbus schaun hinfort nicht mehr
So königliche Augen. Deine Krone Sitzt schief; 

ich richte sie: dann will ich spielen.

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