Er tat es nicht immer, aber jetzt ist es so und ich mag es. Ich bin allein stehend, alleinstehend, single. Es hat sich so ergeben, ist nicht unveränderbar, aber keine Warteposition. Es ist was es ist.
Single ist ok, allerdings nur, wenn der/die Alleinlebende jung und cool ist, auf dem Absprung vom Single zum Nicht-Single, sozusagen im Experimentierstadium. Noch ist die Karriere wichtiger, Parties, Clubs, Galerieröffnungen. Wenn plötzlich die Single-Freunde schwanger oder werdende Väter sind, entsteht ein zunächst kleiner Riß.
Alleinstehend klingt irgendwie nach selbstverschuldetem Mangel, als würde ich nicht genügen, als fehlte mir etwas oder jemand. Eine Frau ohne Mann & vice versa oder Mann ohne Mann, respektive Frau ohne Frau, sind wie ein Fisch ohne Fahrrad.
Ich, nur ich und niemand sonst auf weiter Flur.
Gemieden? Unverträglich? Bindungsunfähig? Asozial?
Geschieden, verwitwet, oder "sitzengeblieben". Jedenfalls allein, was automatisch mit einsam gleichgesetzt wird.
Bei Frauen ruft das manchmal irrationale Zukunftsbilder hervor: Erst die leicht meschuggene Tante auf Familienfesten mit den merkwürdigen Hobbies, wie Makramee oder dem Sammeln von gruseligen Pädophilen-Puppen, die nächtens auf QVC angeboten werden. Die kleine Rentnerin mit der Einkaufstasche mit Rädern, der Friseurtermin für persönliche Gespräche, der Arztbesuch für Körperkontakt. Zuletzt Albtraum-Visionen von verrottenden Leichen in Ohrensesseln unbemerkt und nicht vermißt, gefunden nach Wochen, daneben eine Katze mit einem halben abgekauten Ohr in der Schnauze.
Die Ängste allenstehender Männer kenne ich nicht so gut.
Allein stehend ist eine Haltung, ich bin selbstständig, nicht immer habe ich Stütze nötig, zwei Beine und das Rückgrat tragen mich gut. Und wenn ich Hilfe brauche, habe ich, glücklicherweise, eine Familie, mit der ich nur nicht zusammenlebe, und eine Gruppe von Freunden, die zur Stelle sind, wenn ich mal nicht alleine stehen kann.
Ich kann nachts saubermachen oder Serien hintereinanderweg gucken, meine Zahnpasta ist auf- oder zugeschraubt, der Klodeckel aufgeklappt oder nicht. Zeit und Lust auf eine Reise? Warum nicht. Wer mit mir ist, ist es aus freier Wahl, jedesmal.
Da gibt es wunderbare Zweckgemeinschaften, um zusammen Jazz zu hören abstruse Off-Theater Inszenierungen zu besuchen, um gemeinsam über miese Filme zu hecheln oder neue chinesische Restaurants auszuprobieren. Und es gibt Liebesbünde, nicht zu erklären, wärmend, sicher. Ohne die wäre ich wahrhaft einsam.
Einsam, verlassen, trostlos, ohne Gesellschaft, das wäre wahrhaft schrecklich. Ich hoffe inniglich, das niemals zu erleben.
Die Einsamkeit ist wie ein Regen.
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen;
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.
Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:
dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen...
Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen;
von Ebenen, die fern sind und entlegen,
geht sie zum Himmel, der sie immer hat.
Und erst vom Himmel fällt sie auf die Stadt.
Regnet hernieder in den Zwitterstunden,
wenn sich nach Morgen wenden alle Gassen
und wenn die Leiber, welche nichts gefunden,
enttäuscht und traurig von einander lassen;
und wenn die Menschen, die einander hassen,
in einem Bett zusammen schlafen müssen:
dann geht die Einsamkeit mit den Flüssen...
Rainer Maria Rilke
Relevntes P.S. Für eine Person einzukaufen ist anstrengend. Kleine Dosen, kleine Portionen von Gefrierwaren. Selten. Schon ein halbes Brot ist viel Brot. Übrigens, das Statistische Bundesamt sagt, rund 41 Prozent aller deutschen Haushalte sind Singlehaushalte. Wir sind also eine marktrelevante Gruppierung, sollte das nicht zu Veränderungen in der Verkaufswelt führen?
--------------------------------------------------------------
Wiki sagt: Als Alleinstehender oder umgangssprachlich als Anglizismus als Single wird eine erwachsene Person bezeichnet, die ohne feste soziale Bindung an eine Partnerin oder einen Partner sowie ohne minderjährige Kinder im Haushalt lebt. Nach dieser Definition sind Alleinerziehende keine Singles. „Alleinstehender“ ist ein statistischer Begriff für Einpersonen-Haushalte, das Attribut „ledig“ eine amtliche Bezeichnung für Personen, die nie verheiratet waren, „Junggeselle“ eine umgangssprachliche Bezeichnung für denselben Sachverhalt.
nnn