Dienstag, 24. Oktober 2017
Muskelkater - Aua!
Der Muskelkater, wahrscheinlich eine Verhunzung von Muskelkatarrh, verwandt jenem Kater/Katarrh, den man nach übermäßiger Zufuhr von Alkohol haben kann, ist nicht schlimm, aber er nervt ungemein.
Ich habe momentan einen solchen, weil ich nach langer Zeit sehr hoher Aktivität, seit letzter Woche in einen Zustand der fast vollständigen Faulheit verfallen bin. Stunden auf dem Sofa, Stunden vor dem Computer beim Patience-Spiel. Kultivierte Verblödung im Exzess. Und nun schmerzt mein Körper, weil er intensiv unterfordert wird. Verkrümmt gemütlich auf dem Sofa und mit untergeschlagenem Bein auf dem schönsten Bürostuhl der Welt.
Der Stuhl ist bescheuert teuer und unglaublich bequem und wird durch Manufaktum vertrieben. Die verkaufen auch einen Besenschrank für 1720 Euro, den habe ich nicht gekauft.
Meschugge, Muskelschmerzen durch Überforderung in Folge von Unterforderung. Und nun bewege ich mich wie die alte Frau, die ich in naher Zukunft hoffentlich sein werde.
Wiki definiert Kattarh so: Ein Katarrh (auch katarrhalische Entzündung oder Catarrhus; v. altgriechisch καταρρεῖν katarrhein, deutsch ‚herunterfließen‘) ist eine Entzündung der Schleimhäute, häufig der Atmungsorgane, die mit einer vermehrten Absonderung wässrigen oder schleimigen Sekretes verbunden ist.
Montag, 23. Oktober 2017
Eine Band - Prada Meinhoff
Christin Nichols singt, René Riewer spielt den elektrischen Bass.
Sie nennen sich Prada Meinhoff, ein Schelm wer ....
Post-Zweitausender Punk-Rock.
Ein erfreulicher Widerspruch in sich.
Die spinnen, drehen ab.
Sie kreischt, säuselt, schreit und singt.
Er unterstützt, konzentriert und versunken.
Leider nur ein Musik-Beispiel, sie starten gerade erst durch und die anderen Videos sind ungelenke Live-Mitschnitte.
Maske
https://www.youtube.com/watch?v=a4-HEEY7aXo
Sie nennen sich Prada Meinhoff, ein Schelm wer ....
Post-Zweitausender Punk-Rock.
Ein erfreulicher Widerspruch in sich.
Die spinnen, drehen ab.
Sie kreischt, säuselt, schreit und singt.
Er unterstützt, konzentriert und versunken.
Leider nur ein Musik-Beispiel, sie starten gerade erst durch und die anderen Videos sind ungelenke Live-Mitschnitte.
Maske
https://www.youtube.com/watch?v=a4-HEEY7aXo
© radioeins/Schuster
Sonntag, 22. Oktober 2017
BLADE RUNNER - 2049
Jared Leto ist ein furchtbarer Schauspieler.
An diesem Film ist alles gut und alles richtig, er ist wunderbar langsam, brillant photographiert, gespickt mit klugen Zitaten seines Vorgängers.
An dem Film stimmt nichts, er nimmt sich selbst so ungeheuerlich ernst, dass er mir kaum Raum läßt, das für ihn zu tun.
Wo das Original feucht und stickig und schmuddelig war, zelebriert er eine edle und durchkomponierte Ästhetik des Drecks und der Nässe.
Wo Harrison Ford stoisch und doch zutiefst verstört durch seine Geschichte stolperte, von der er nicht wußte, dass sie eine Tragödie war, breitet Ryan Gosling seine emotionale Tiefe vor uns aus, wie ein edles Fünf-Sterne-Mahl aus Anlass der Apokalypse.
Wo der Soundtrack von Vangelis minimalistisch in den Magen schoß, setzen heute Zimmer & Wallfisch jede Menge Beats obendrauf, damit unser Herz gewiss im gewünschten Rhytmus pocht.
Rutger Hauer starb im Regen, vielleicht hat er geweint, aber es könnten auch nur Regentropfen gewesen sein, jetzt weint jeder Replikant, und sogar die digitalisierte Menschin, mindestens zweimal, um ihre Menschlichkeit zu beweisen.
Es gibt keine Menschen mehr, nur Massen von Kahlköpfigen.
Darryl Hannah war häßlichschön, wild und witzig, die schiefgegangenen Replikantenmodelle in Tyrells Haus kleine traurige Kunstwerke, Edward James Olmos konnte Tiere aus Papier falten. Im "alten" Film von 1982 wollten alle Figuren unbedingt leben, hier träumen sie alle vom Tod.
Joe Turkel als Dr. Eldon Tyrell war ein herzerweichend einsamer Mensch. Jared Leto ist ein furchtbarer Schauspieler.
Für meine ungenaue Unzufriedenheit gibt es viele Gründe. Sicher verliert man seine filmische Unschuld nur einmal, aber es ist nicht nur das. Denn den Untergang der Welt zu fürchten, ist etwas anderes als sich in dieser Angst zu baden.
1982, ein es war einmal vor der weltweiten Aidsepedemie, vor der Vernetzung aller mit allem, vor der Entwicklung der Motion-Capture-Technik, vor so vielem anderen.
2017 eine Zeit der allgemeinen Verunsicherung, Verängstigung. Und möglicherweise aber auch eine Zeit der morbiden Lust an der Katastrophe.
Jared Leto ist ein furchtbarer Schauspieler.
An diesem Film ist alles gut und alles richtig, er ist wunderbar langsam, brillant photographiert, gespickt mit klugen Zitaten seines Vorgängers.
An dem Film stimmt nichts, er nimmt sich selbst so ungeheuerlich ernst, dass er mir kaum Raum läßt, das für ihn zu tun.
Wo das Original feucht und stickig und schmuddelig war, zelebriert er eine edle und durchkomponierte Ästhetik des Drecks und der Nässe.
Wo Harrison Ford stoisch und doch zutiefst verstört durch seine Geschichte stolperte, von der er nicht wußte, dass sie eine Tragödie war, breitet Ryan Gosling seine emotionale Tiefe vor uns aus, wie ein edles Fünf-Sterne-Mahl aus Anlass der Apokalypse.
Wo der Soundtrack von Vangelis minimalistisch in den Magen schoß, setzen heute Zimmer & Wallfisch jede Menge Beats obendrauf, damit unser Herz gewiss im gewünschten Rhytmus pocht.
Rutger Hauer starb im Regen, vielleicht hat er geweint, aber es könnten auch nur Regentropfen gewesen sein, jetzt weint jeder Replikant, und sogar die digitalisierte Menschin, mindestens zweimal, um ihre Menschlichkeit zu beweisen.
Es gibt keine Menschen mehr, nur Massen von Kahlköpfigen.
Darryl Hannah war häßlichschön, wild und witzig, die schiefgegangenen Replikantenmodelle in Tyrells Haus kleine traurige Kunstwerke, Edward James Olmos konnte Tiere aus Papier falten. Im "alten" Film von 1982 wollten alle Figuren unbedingt leben, hier träumen sie alle vom Tod.
Joe Turkel als Dr. Eldon Tyrell war ein herzerweichend einsamer Mensch. Jared Leto ist ein furchtbarer Schauspieler.
Für meine ungenaue Unzufriedenheit gibt es viele Gründe. Sicher verliert man seine filmische Unschuld nur einmal, aber es ist nicht nur das. Denn den Untergang der Welt zu fürchten, ist etwas anderes als sich in dieser Angst zu baden.
1982, ein es war einmal vor der weltweiten Aidsepedemie, vor der Vernetzung aller mit allem, vor der Entwicklung der Motion-Capture-Technik, vor so vielem anderen.
2017 eine Zeit der allgemeinen Verunsicherung, Verängstigung. Und möglicherweise aber auch eine Zeit der morbiden Lust an der Katastrophe.
Jared Leto ist ein furchtbarer Schauspieler.
Freitag, 20. Oktober 2017
Kingsman - The Golden Circle
Matthew Vaughn. Sein klassischer Gangsterfilm Layer Cake mit dem sehr jungen, und schon großartigen Daniel Craig ist einer meiner liebsten. Mit Guy Ritchie hat er einige seiner Filmen produziert, leider auch Swept Away. Und eine ziemlich gute X-Men Folge hat er gedreht.
Seinem erfolgreichsten Produkt Kingsman - Secret Service folgt jetzt die gänzlich unvermeidliche Fortsetzung.
Was kann ich sagen? Vollkommen inhaltsfrei und äußerst unterhaltsam. James Bond trifft Indiana Jones auf Kokain und mir unbekannten Drogen unter freundlichster Verwendung jeden Zitates aus Western und Film noir, dessen er habhaft werden konnte. Und erschreckend zuverlässig dreht Vaughn die Schraube noch mindestens einmal weiter, als von mir erwartet oder faßbar.
Toll besetzt mit Colin Firth, Mark Strong, Hale Berry, Jeff Bridges, Julianne Moore, Channing Tatum, Michael Gambon, Emily Watson, die alle sichtbar ein extrem gute Zeit hatten, ihre eigenen Spieler-Klischees auf die Schippe zu nehmen. Hale Berry mimt die graue Maus, Emily Watson emotioniert, Jeff Bridges ist cooler als cool, etc..
Und sie alle leichthändig und übergewichtig überflügelnd: Elton John, der auch den einzigen deutlichen blitzenden Blick in die Kamera wirft, während er mit einem mühelosen meterhohen Ninja-Sprung einen Gegner außer Gefecht setzt.
Wo führt das hin? Wann sind alle irrwitzigen Kampfchoreographien ausgereizt? Wann überholt sich die Ironisierung des eigenen Genres selbst über links? Wann ist nicht mehr zu toppen, was schon ausgetoppt ist? Manchmal denke ich, mit Skyfall war das gesamte Thema auserzählt. Aber nix da, die atemlose Jagd geht weiter.
Im Theater spielt sich, zumindestens in Deutschland, gerade der gleiche Wettlauf ab - Was kann ich tun, das noch kein anderer vor mir getan hat? Alle inhaltlichen Fragen ducken sich unter diese eine, sehr existentielle.
Wie es in Labiches Sparschwein heißt:
Es ist ein Kampf! Der Liebenswertere wird geliebt! Der Gewinnendere wird gewinnen!
Ich habe heute Abend nichts gelernt, nur gegrinst, und eine Idee für eine künftige Inszenierung auf einer altmodischen Theaterbühne gesehen.
Seinem erfolgreichsten Produkt Kingsman - Secret Service folgt jetzt die gänzlich unvermeidliche Fortsetzung.
Was kann ich sagen? Vollkommen inhaltsfrei und äußerst unterhaltsam. James Bond trifft Indiana Jones auf Kokain und mir unbekannten Drogen unter freundlichster Verwendung jeden Zitates aus Western und Film noir, dessen er habhaft werden konnte. Und erschreckend zuverlässig dreht Vaughn die Schraube noch mindestens einmal weiter, als von mir erwartet oder faßbar.
Toll besetzt mit Colin Firth, Mark Strong, Hale Berry, Jeff Bridges, Julianne Moore, Channing Tatum, Michael Gambon, Emily Watson, die alle sichtbar ein extrem gute Zeit hatten, ihre eigenen Spieler-Klischees auf die Schippe zu nehmen. Hale Berry mimt die graue Maus, Emily Watson emotioniert, Jeff Bridges ist cooler als cool, etc..
Und sie alle leichthändig und übergewichtig überflügelnd: Elton John, der auch den einzigen deutlichen blitzenden Blick in die Kamera wirft, während er mit einem mühelosen meterhohen Ninja-Sprung einen Gegner außer Gefecht setzt.
Wo führt das hin? Wann sind alle irrwitzigen Kampfchoreographien ausgereizt? Wann überholt sich die Ironisierung des eigenen Genres selbst über links? Wann ist nicht mehr zu toppen, was schon ausgetoppt ist? Manchmal denke ich, mit Skyfall war das gesamte Thema auserzählt. Aber nix da, die atemlose Jagd geht weiter.
Im Theater spielt sich, zumindestens in Deutschland, gerade der gleiche Wettlauf ab - Was kann ich tun, das noch kein anderer vor mir getan hat? Alle inhaltlichen Fragen ducken sich unter diese eine, sehr existentielle.
Wie es in Labiches Sparschwein heißt:
Es ist ein Kampf! Der Liebenswertere wird geliebt! Der Gewinnendere wird gewinnen!
Ich habe heute Abend nichts gelernt, nur gegrinst, und eine Idee für eine künftige Inszenierung auf einer altmodischen Theaterbühne gesehen.
Mittwoch, 18. Oktober 2017
Caligula & die Psychiatriepatientin
"Diese Welt ist so, wie sie gemacht ist, nicht zu ertragen."
Heute Nachmittag in Clärchens Ballhaus, der Spiegelsaal, absichtsvoll unrestauriert, gemütlich, geschichtsbeladen.
Am Abend im neuen BE - CALIGULA - Camus verzweifeltes Erstlingsdrama auf die Bühne gesetzt von Antú Romero Nunes mit Constanze Becker in der Titelrolle und anderen hochbegabten Spielern. Böse Clowns, die sich ihrer Wirkung nur allzu sicher sind. Es wird intensiv ironisiert. Aufwendig. Mit gigantischer Windmaschine, ästhetischem Regen, viel Nebel und einem nahezu unbespielten Bühnenbild von überdimensionalen Orgelpfeifen in der zweiten Stückhälfte. Und jede Menge Spritzblut gab es auch.
Ich mag diese Effekte, wenn sie klug eingesetzt werden. Ich bewundere Constanze Becker, die immer die Übersicht behält, ihre Mittel im Griff hat, spielend denkt und nix gucken läßt. Felix Rech ist so erstaunlich präsent, wie er es immer ist. Aljoscha Stadelmann chargiert selbstbewußt und Oliver Kraushaar zeigt maskuline Stärke. Und die von mir verehrte Annika Meyer, versucht dem Ganzen einen Hauch von existentieller Not hinzuzufügen.
Vor Jahren im Maxim-Gorki-Theater saß ich auf der Stuhlkante bei Nunes' Räubern. Heute saß ich ganz bequem und leicht ermüdet. Ironie bietet keine ernsthafte Konfrontation.
Heute? Worum geht es? Warum das Ganze? Wen kümmert es? Ich weiß es nicht.
Auf dem Heimweg die Begegnung mit einer kleinen schwarzhäutigen Frau auf Droge mit dem Armband der psychiatrischen Tagesklinik. Sie changierte zwischen Kommunikation und aggressiven Ausbrüchen. Ich habe die Polizei gerufen. Die kamen nach zwanzig Minuten und verhielten sich hilflos. Sie wurde mit Handschellen gefesselt und ihre verzweifelten Schreie in Französisch hallen in meinen Ohren. Was hat sie erlebt, überlebt? Ein Krankenwagen hat sie weggefahren. Ich hoffe, dass ihr geholfen werden kann. Sie hatte keine Kraft für Ironie.
Wiki definiert Ironie so: Ironie (altgriechisch εἰρωνεία eirōneía, wörtlich „Verstellung, Vortäuschung“) bezeichnet zunächst eine rhetorische Figur (auch als rhetorische Ironie oder instrumentelle Ironie bezeichnet). Dabei behauptet der Sprecher etwas, das seiner wahren Einstellung oder Überzeugung nicht entspricht, diese jedoch für ein bestimmtes Publikum ganz oder teilweise durchscheinen lässt. Sie kann dazu dienen, sich von den zitierten Haltungen zu distanzieren oder sie in polemischer Absicht gegen angesprochene Personen zu wenden.
Heute Nachmittag in Clärchens Ballhaus, der Spiegelsaal, absichtsvoll unrestauriert, gemütlich, geschichtsbeladen.
Am Abend im neuen BE - CALIGULA - Camus verzweifeltes Erstlingsdrama auf die Bühne gesetzt von Antú Romero Nunes mit Constanze Becker in der Titelrolle und anderen hochbegabten Spielern. Böse Clowns, die sich ihrer Wirkung nur allzu sicher sind. Es wird intensiv ironisiert. Aufwendig. Mit gigantischer Windmaschine, ästhetischem Regen, viel Nebel und einem nahezu unbespielten Bühnenbild von überdimensionalen Orgelpfeifen in der zweiten Stückhälfte. Und jede Menge Spritzblut gab es auch.
Ich mag diese Effekte, wenn sie klug eingesetzt werden. Ich bewundere Constanze Becker, die immer die Übersicht behält, ihre Mittel im Griff hat, spielend denkt und nix gucken läßt. Felix Rech ist so erstaunlich präsent, wie er es immer ist. Aljoscha Stadelmann chargiert selbstbewußt und Oliver Kraushaar zeigt maskuline Stärke. Und die von mir verehrte Annika Meyer, versucht dem Ganzen einen Hauch von existentieller Not hinzuzufügen.
Vor Jahren im Maxim-Gorki-Theater saß ich auf der Stuhlkante bei Nunes' Räubern. Heute saß ich ganz bequem und leicht ermüdet. Ironie bietet keine ernsthafte Konfrontation.
Heute? Worum geht es? Warum das Ganze? Wen kümmert es? Ich weiß es nicht.
Auf dem Heimweg die Begegnung mit einer kleinen schwarzhäutigen Frau auf Droge mit dem Armband der psychiatrischen Tagesklinik. Sie changierte zwischen Kommunikation und aggressiven Ausbrüchen. Ich habe die Polizei gerufen. Die kamen nach zwanzig Minuten und verhielten sich hilflos. Sie wurde mit Handschellen gefesselt und ihre verzweifelten Schreie in Französisch hallen in meinen Ohren. Was hat sie erlebt, überlebt? Ein Krankenwagen hat sie weggefahren. Ich hoffe, dass ihr geholfen werden kann. Sie hatte keine Kraft für Ironie.
Wiki definiert Ironie so: Ironie (altgriechisch εἰρωνεία eirōneía, wörtlich „Verstellung, Vortäuschung“) bezeichnet zunächst eine rhetorische Figur (auch als rhetorische Ironie oder instrumentelle Ironie bezeichnet). Dabei behauptet der Sprecher etwas, das seiner wahren Einstellung oder Überzeugung nicht entspricht, diese jedoch für ein bestimmtes Publikum ganz oder teilweise durchscheinen lässt. Sie kann dazu dienen, sich von den zitierten Haltungen zu distanzieren oder sie in polemischer Absicht gegen angesprochene Personen zu wenden.
Montag, 16. Oktober 2017
Ich auch! - Me too!
Im Netz schlägt, in Reaktion auf den heftig propagierten Harvey Weinstein Skandal, eine Aufforderung an Frauen, sich zu eigenem Erleben von sexuellem Mißbrauch, oder besser Machtmißbrauch zum Zwecke sexueller egoistischer Interessen, hohe Wellen.
Keiner hat etwas gewußt. Alle wußten es, aber niemand hat sich getraut, etwas zu sagen.
Niemand?
Und jetzt diese hohe Welle. Me, too! Oder, verdeutscht, Ich, auch! Auch mir ist Schreckliches geschehen.
Ich könnte problemlos einstimmen in diesen vielstimmigen weibichen Chor.
Mistkerle haben keine Skrupel und Angst ist ein mächtiges Mittel zur Erreichung selbstsüchtiger Ziele.
ABER.
Aber mich irritiert Zweierlei.
Erstens werden hier, so scheint es mir, sehr verschiedene Dinge in einen brodelnden politischen Topf geworfen - wirklicher Mißbrauch, aber auch Ungeschicklichkeit, wie z.B. ungelenke Komplimente oder veraltete Umgangsformen & in der Reaktion, Gefühle, die in der eigenen jugendlichen Unsicherheit wurzeln & oder im nachträglich defensiven Blick auf die eigene Geschichte.
Ja, anteilig sind zu viele Männer in mächtigen Positionen und Frauen werden immer noch, bei gleicher Arbeit, schlechter bezahlt. Das ist ungeheuerlich ungerecht.
Aber, zweitens, warum eilen wir Frauen jetzt übereifrig zur Stelle und erklären uns zu Opfern der Männerwelt? Ist es wirklich die hilflose Opferposition, aus der wir kämpfen wollen?
Harvey Weinstein ist, höchstwahrscheinlich, ein mieses Schwein. Aber nicht jeder Mann, der meine Schönheit bemerkte, als ich schön war, wollte mir Böses. Und ich, als Frau, habe manchesmal meine frauliche Wirkung benutzt, Asche auf mein Haupt, um zu erreichen, was ich wollte.
Nein. Nicht jeder Moment in dem ich mich in meinem Frausein unwohl fühlte war das Ergebnis männlicher Manipulation. Manche ja. Aber nicht jeder.
Skandal bezeichnet ein Aufsehen erregendes Ärgernis und die damit zusammenhängenden Ereignisse oder Verhaltensweisen. Das Wort ist im Deutschen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts belegt. Es wurde aus dem gleichbedeutenden französischen scandale entlehnt, das auf das kirchenlateinische scandalum zurückgeht, dieses wiederum auf das griechische skandalon „Fallstrick, Anstoß, Ärgernis“. (Wiki)
Irritation ist der Zustand, dass jemand verwirrt und erregt ist und/oder sich ärgert. (ebenfalls Wiki)
Das Wort Opfer tritt ungefähr seit den 2000er Jahren im deutschen Sprachraum auch als Schimpfwort auf. Abweichend vom traditionellen Sprachgebrauch drückt es eine abwertende und verächtliche Haltung jemandem gegenüber aus. Inzwischen wird es unter Umständen auch abgeschwächt im Sinne von „uncool“, „langweilig“, „dumm“ verwandt, seltener als ironisch-freundliche Anrede. (und wieder Wiki)
Keiner hat etwas gewußt. Alle wußten es, aber niemand hat sich getraut, etwas zu sagen.
Niemand?
Und jetzt diese hohe Welle. Me, too! Oder, verdeutscht, Ich, auch! Auch mir ist Schreckliches geschehen.
Ich könnte problemlos einstimmen in diesen vielstimmigen weibichen Chor.
Mistkerle haben keine Skrupel und Angst ist ein mächtiges Mittel zur Erreichung selbstsüchtiger Ziele.
ABER.
Aber mich irritiert Zweierlei.
Erstens werden hier, so scheint es mir, sehr verschiedene Dinge in einen brodelnden politischen Topf geworfen - wirklicher Mißbrauch, aber auch Ungeschicklichkeit, wie z.B. ungelenke Komplimente oder veraltete Umgangsformen & in der Reaktion, Gefühle, die in der eigenen jugendlichen Unsicherheit wurzeln & oder im nachträglich defensiven Blick auf die eigene Geschichte.
Ja, anteilig sind zu viele Männer in mächtigen Positionen und Frauen werden immer noch, bei gleicher Arbeit, schlechter bezahlt. Das ist ungeheuerlich ungerecht.
Aber, zweitens, warum eilen wir Frauen jetzt übereifrig zur Stelle und erklären uns zu Opfern der Männerwelt? Ist es wirklich die hilflose Opferposition, aus der wir kämpfen wollen?
Harvey Weinstein ist, höchstwahrscheinlich, ein mieses Schwein. Aber nicht jeder Mann, der meine Schönheit bemerkte, als ich schön war, wollte mir Böses. Und ich, als Frau, habe manchesmal meine frauliche Wirkung benutzt, Asche auf mein Haupt, um zu erreichen, was ich wollte.
Nein. Nicht jeder Moment in dem ich mich in meinem Frausein unwohl fühlte war das Ergebnis männlicher Manipulation. Manche ja. Aber nicht jeder.
Skandal bezeichnet ein Aufsehen erregendes Ärgernis und die damit zusammenhängenden Ereignisse oder Verhaltensweisen. Das Wort ist im Deutschen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts belegt. Es wurde aus dem gleichbedeutenden französischen scandale entlehnt, das auf das kirchenlateinische scandalum zurückgeht, dieses wiederum auf das griechische skandalon „Fallstrick, Anstoß, Ärgernis“. (Wiki)
Irritation ist der Zustand, dass jemand verwirrt und erregt ist und/oder sich ärgert. (ebenfalls Wiki)
Das Wort Opfer tritt ungefähr seit den 2000er Jahren im deutschen Sprachraum auch als Schimpfwort auf. Abweichend vom traditionellen Sprachgebrauch drückt es eine abwertende und verächtliche Haltung jemandem gegenüber aus. Inzwischen wird es unter Umständen auch abgeschwächt im Sinne von „uncool“, „langweilig“, „dumm“ verwandt, seltener als ironisch-freundliche Anrede. (und wieder Wiki)
Mann, bin ich müde. Ich.
Ein verrückter Ego-Trip.
Seit September letzten Jahres bin ich nur im März für längere Zeit zuhause gewesen, und da habe ich am nächsten Projekt geschrieben und circa zwei laufende Meter theologischer Texte zu verstehen versucht. Hier scheint mir ein durchaus ernstgemeintes Dankeschön an meinen persönlichen theologischen Berater angebracht. Die Bibliothek der theologischen Fakultät wäre mir, ohne Dich, nur ein undurchsichtiges Labyrinth geblieben. Widerspruch tut gut. Ja.
Was für eine wilde Sause - Penthesilea & Fassbinder, ein Bibel-Projekt und eine scheinbar harmlose französische Komödie. Kontraste, Kontraste und vielerlei Erstaunliches zwischendurch.
Hey, wer hat mit fast Sechzig noch ein so abwechslungsreiches Leben?
Ich mußte die unangenehmste, dümmste, verdorbenste Schauspielerin meines bisherigen und, hoffentlich, auch künftigen Theaterlebens kennenlernen, traf aber auch auf viele ungewöhnlich spielfreudige, lustige, ernsthafte, fleißige und begeisterbare Mit-Arbeiter.
Meine großartige Compagnonin und ich haben uns durch das Alte Testament gewühlt und dabei viel über unsere Welt und uns selbst begriffen. Sie ist immer noch freundlicher als ich und mich hat die Arbeit zur radikalisierten Atheistin geformt. Solch eine intensive Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft hatte ich selten. Probieren und über den Sinn des Lebens sprechen können, was für ein Luxus.
Mpundu Mjumira aus Malawi hat meine Geduld auf die Probe gestellt und mein Herz berührt. Nicole hat den nötige Abstand ermöglicht und Betty hat sich weit mehr eingelassen, als man erwarten kann.
http://www.theaterkonstanz.de/tkn/veranstaltung/07948/index.html
In Toronto durfte ich in Donald Trump Maske Shakespeare Text sprechen und in Rostock habe ich französische Musik gehört. Und Susanne hat mir den Rücken frei gehalten.
Jetzt, Mitte Oktober, bin ich froh und müde. Müde. Froh. Und traurig.
Ach, Horst. Du fehlst mir noch weit mehr als ich erwartet hätte. Aber die Rostocker Gewerke sind für Dich über sich hinaus gewachsen.
Ferien. Freie Zeit. Frei von Pflichten. Zeit. Verrückt. Toll. Wunderbar. Wenn man weiß, dass es irgendwann wieder anders sein wird. Kochen. Theater gucken. Kino. Bücher ohne Absicht lesen. Freunde wieder neu kennenlernen, verreisen. Verlangsamen und absichtliches verblöden.
Faulsein mein höchstpersönliches Projekt.
Meine Oma hat mich die Genüsse des Faulseins gelehrt und dafür danke ich ihr. Sie war die Woche über eine äußerst effiziente Intendantin und Schauspielerin und verwandelte sich schlagartig am Samstag in eine herrlich schlamperte Ökotante. "Laid back" beschreibt es, locker ist keine gute Übersetzung. Schwimmen, essen, Pilze sammeln, quatschen.
Jetzt werde ich Fenster putzen lassen und meine Küche renovieren, blutdrünstige Krimis lesen und Theater sehen, das andere Menschen erdacht haben, Kunst angucken und viel guten Kaffee trinken.
Seit September letzten Jahres bin ich nur im März für längere Zeit zuhause gewesen, und da habe ich am nächsten Projekt geschrieben und circa zwei laufende Meter theologischer Texte zu verstehen versucht. Hier scheint mir ein durchaus ernstgemeintes Dankeschön an meinen persönlichen theologischen Berater angebracht. Die Bibliothek der theologischen Fakultät wäre mir, ohne Dich, nur ein undurchsichtiges Labyrinth geblieben. Widerspruch tut gut. Ja.
Was für eine wilde Sause - Penthesilea & Fassbinder, ein Bibel-Projekt und eine scheinbar harmlose französische Komödie. Kontraste, Kontraste und vielerlei Erstaunliches zwischendurch.
Hey, wer hat mit fast Sechzig noch ein so abwechslungsreiches Leben?
Ich mußte die unangenehmste, dümmste, verdorbenste Schauspielerin meines bisherigen und, hoffentlich, auch künftigen Theaterlebens kennenlernen, traf aber auch auf viele ungewöhnlich spielfreudige, lustige, ernsthafte, fleißige und begeisterbare Mit-Arbeiter.
Meine großartige Compagnonin und ich haben uns durch das Alte Testament gewühlt und dabei viel über unsere Welt und uns selbst begriffen. Sie ist immer noch freundlicher als ich und mich hat die Arbeit zur radikalisierten Atheistin geformt. Solch eine intensive Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft hatte ich selten. Probieren und über den Sinn des Lebens sprechen können, was für ein Luxus.
Mpundu Mjumira aus Malawi hat meine Geduld auf die Probe gestellt und mein Herz berührt. Nicole hat den nötige Abstand ermöglicht und Betty hat sich weit mehr eingelassen, als man erwarten kann.
http://www.theaterkonstanz.de/tkn/veranstaltung/07948/index.html
In Toronto durfte ich in Donald Trump Maske Shakespeare Text sprechen und in Rostock habe ich französische Musik gehört. Und Susanne hat mir den Rücken frei gehalten.
Jetzt, Mitte Oktober, bin ich froh und müde. Müde. Froh. Und traurig.
Ach, Horst. Du fehlst mir noch weit mehr als ich erwartet hätte. Aber die Rostocker Gewerke sind für Dich über sich hinaus gewachsen.
Ferien. Freie Zeit. Frei von Pflichten. Zeit. Verrückt. Toll. Wunderbar. Wenn man weiß, dass es irgendwann wieder anders sein wird. Kochen. Theater gucken. Kino. Bücher ohne Absicht lesen. Freunde wieder neu kennenlernen, verreisen. Verlangsamen und absichtliches verblöden.
Faulsein mein höchstpersönliches Projekt.
Meine Oma hat mich die Genüsse des Faulseins gelehrt und dafür danke ich ihr. Sie war die Woche über eine äußerst effiziente Intendantin und Schauspielerin und verwandelte sich schlagartig am Samstag in eine herrlich schlamperte Ökotante. "Laid back" beschreibt es, locker ist keine gute Übersetzung. Schwimmen, essen, Pilze sammeln, quatschen.
Jetzt werde ich Fenster putzen lassen und meine Küche renovieren, blutdrünstige Krimis lesen und Theater sehen, das andere Menschen erdacht haben, Kunst angucken und viel guten Kaffee trinken.
Mittwoch, 11. Oktober 2017
BLADERUNNER
Unter vielem anderem, der schönste, aufwühlendste Filmtod aller meiner Zeiten.
Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkel, nahe dem Thannhäuser-Tor. All diese Momente werden verloren sein... in der Zeit, so wie... Tränen im Regen. Zeit zu sterben.
Was für ein herrlicher, herzzerreißender, aufwühlender Film!
Ich habe alle Schnittversionen gesehen, die mit dem kruden Happy-End, die mittlere gemäßigte und die wirklich gute, ich habe alle geliebt.
Eine Zukunft, die ich fürchte und begreife, Leute, Menschen und Androiden, die ich verstehe. Bilder, die mich geprägt haben. Nicht nur mich, sondern nahezu alle Sci-Fi Filmer nach ihm, nach Ridley Scott.
Wir wußten nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt. Aber egal, wer tut das schon.
Wenige Worte, schwärzliche, gräuliche Bilder, die in mein Langzeitgedächtnis einegespeichert sind. Dauerregen, Schirme mit beleuchteten Stielen, großflächige digitale Werbung allüberall, tausende Händler für jedes erdenkliche Bedürfnis, alles ist möglich, nichts ist freundlich, ein Mann stirbt im Regen. Weint er, oder sind es doch nur Wassertropfen? Eine Taube kommentiert flatternd seinen Tod. Das Gesicht von Harrison Ford, außerordentlich gewöhnlich, und sich dadurch jeder Interpretation hingebend. Ein wahrer Jedermann durchlebt eine große Tragödie. Und Daryl Hannah, Sean Young, Edward James Olmos, William Sanderson.
Ein Einhorn, geträumt und als Origami. Traum und/oder Wahrheit. Hoffnung oder keine?
Rutger Hauer, ein durchschnittlicher holländischer Spieler, überschreitet, überspringt seine Möglichkeiten, gelangt durch glücklichste Umstände in die Liga der Erinnerbaren, derer, die wir von nun an für immer kennen werden.
Eine beachtliche Erfahrung, wenn man in Furcht leben muss... so ist es wenn man ein Sklave ist!
Das Licht, das doppelt so hell brennt, brennt eben nur halb so lang.
Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkel, nahe dem Thannhäuser-Tor. All diese Momente werden verloren sein... in der Zeit, so wie... Tränen im Regen. Zeit zu sterben.
Was für ein herrlicher, herzzerreißender, aufwühlender Film!
Ich habe alle Schnittversionen gesehen, die mit dem kruden Happy-End, die mittlere gemäßigte und die wirklich gute, ich habe alle geliebt.
Eine Zukunft, die ich fürchte und begreife, Leute, Menschen und Androiden, die ich verstehe. Bilder, die mich geprägt haben. Nicht nur mich, sondern nahezu alle Sci-Fi Filmer nach ihm, nach Ridley Scott.
Wir wußten nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt. Aber egal, wer tut das schon.
Wenige Worte, schwärzliche, gräuliche Bilder, die in mein Langzeitgedächtnis einegespeichert sind. Dauerregen, Schirme mit beleuchteten Stielen, großflächige digitale Werbung allüberall, tausende Händler für jedes erdenkliche Bedürfnis, alles ist möglich, nichts ist freundlich, ein Mann stirbt im Regen. Weint er, oder sind es doch nur Wassertropfen? Eine Taube kommentiert flatternd seinen Tod. Das Gesicht von Harrison Ford, außerordentlich gewöhnlich, und sich dadurch jeder Interpretation hingebend. Ein wahrer Jedermann durchlebt eine große Tragödie. Und Daryl Hannah, Sean Young, Edward James Olmos, William Sanderson.
Ein Einhorn, geträumt und als Origami. Traum und/oder Wahrheit. Hoffnung oder keine?
Rutger Hauer, ein durchschnittlicher holländischer Spieler, überschreitet, überspringt seine Möglichkeiten, gelangt durch glücklichste Umstände in die Liga der Erinnerbaren, derer, die wir von nun an für immer kennen werden.
Eine beachtliche Erfahrung, wenn man in Furcht leben muss... so ist es wenn man ein Sklave ist!
Das Licht, das doppelt so hell brennt, brennt eben nur halb so lang.
Samstag, 7. Oktober 2017
ES
I would there were no age between sixteen and
three-and-twenty, or that youth would sleep out the
rest; for there is nothing in the between but
getting wenches with child, wronging the ancientry,
stealing, fighting...
Ich wollte, es gäbe kein Alter zwischen sechzehn und
dreiundzwanzig und die jungen Leute verschliefen
den Rest; denn dazwischen ist nichts, als
Mädchen Kinder machen, die Alten ärgern,
stehlen und kämpfen...
Ein Wintermärchen, W. Shakespeare
ES
Ich hatte den Roman nie gelesen und kannte auch die Fernsehverfilmung von 1990 mit dem von mir verehrten Tim Curry (aka Dr. Frank N Furter) nicht.
Ich mag Horrorfilme eigentlich nicht und bin doch ihr einfachstes Opfer. Ich zucke. Ich quieke. Ich greife panisch nach dem nächsten erreichbaren Arm, ob der nun zu einer mir bekannten Person gehört oder nicht. Meine Mutter war genauso, was beim Weißen Hai zu zwei fetten Stirnbeulen führte, nachdem unsere sich schreckhaft einander zuwendenden Köpfe ungeplant zusammenprallten, während meine Schwester entspannt grinsend daneben saß.
Weil ein alter Bekannter gehen wollte, war ich am Tag der Einheit aber trotzdem im Kino.
ES.
Gott sei Dank saß ich, links und rechts, sicher eingehüllt zwischen zwei Freunden, die allerdings viel Vergnügen an meiner idiotischen, kindlichen, sehr körperlichen Ängstlichkeit hatten.
It, Es Oder Id?
Mein Übersetzungsprogramm übersetzt Id aus dem Lateinischen mit Es. Was in Englisch wiederum It wäre.
Wiki sagt: Dem Freudschen Modell der Psyche zufolge, umfaßt das Id/Es/It unser unkoordiniertes instinktives Begehren; das Super-Ego/Über-Ich spielt den kritischen und moralisierenden Part; und das Ego/Ich ist der organisierte, realistische Teil, der zwischen den beiden anderen vermittelt.
„Das Id ist der dunkle, unzugängliche Teil unserer Persönlichkeit; das wenige, was wir von ihm wissen, haben wir durch das Studium der Traumarbeit und der neurotischen Symptombildung erfahren und das meiste davon hat negativen Charakter, läßt sich nur als Gegensatz zum Ich beschreiben. Wir nähern uns dem Es mit Vergleichen, nennen es ein Chaos, einen Kessel voll brodelnder Erregungen.“
Sigmund Freud, Neue Folge der Vorlesungen
It, das Monster, der Clown Pennywise jagt pubertäre Kinder, ernährt sich von ihren Ängsten, verschlingt sie und erweckt gleichzeitig neue widerständige Kräfte in seinen erwählten Opfern.
Pubertät
Pubertät. Meine Erinnerungen sind vage. Emotionale Achterbahnfahrten, abrupte Wechsel zwischen unangreifbarem Selbstbewußtsein und angstschlotternder Unsicherheit. Nie wieder war ich meiner Meinungen so sicher und wußte so wenig über mich. Und die existentiellen Verwirrungen meines sexuellen Ichs lasse ich hier mal beiseite.
ES. Ein kluger Horrorfilm. Wow! Mit hochbegabten Kinderschauspielern. Nicht den robotisierten, dressierten Niedlichkeitsmaschinen deutscher Filmproduktionen, sondern glaubhaften, leicht zugespitzte, wiedererkennbare 12-jährige Menschen.
three-and-twenty, or that youth would sleep out the
rest; for there is nothing in the between but
getting wenches with child, wronging the ancientry,
stealing, fighting...
Ich wollte, es gäbe kein Alter zwischen sechzehn und
dreiundzwanzig und die jungen Leute verschliefen
den Rest; denn dazwischen ist nichts, als
Mädchen Kinder machen, die Alten ärgern,
stehlen und kämpfen...
Ein Wintermärchen, W. Shakespeare
ES
Ich hatte den Roman nie gelesen und kannte auch die Fernsehverfilmung von 1990 mit dem von mir verehrten Tim Curry (aka Dr. Frank N Furter) nicht.
Ich mag Horrorfilme eigentlich nicht und bin doch ihr einfachstes Opfer. Ich zucke. Ich quieke. Ich greife panisch nach dem nächsten erreichbaren Arm, ob der nun zu einer mir bekannten Person gehört oder nicht. Meine Mutter war genauso, was beim Weißen Hai zu zwei fetten Stirnbeulen führte, nachdem unsere sich schreckhaft einander zuwendenden Köpfe ungeplant zusammenprallten, während meine Schwester entspannt grinsend daneben saß.
Weil ein alter Bekannter gehen wollte, war ich am Tag der Einheit aber trotzdem im Kino.
ES.
Gott sei Dank saß ich, links und rechts, sicher eingehüllt zwischen zwei Freunden, die allerdings viel Vergnügen an meiner idiotischen, kindlichen, sehr körperlichen Ängstlichkeit hatten.
It, Es Oder Id?
Mein Übersetzungsprogramm übersetzt Id aus dem Lateinischen mit Es. Was in Englisch wiederum It wäre.
Wiki sagt: Dem Freudschen Modell der Psyche zufolge, umfaßt das Id/Es/It unser unkoordiniertes instinktives Begehren; das Super-Ego/Über-Ich spielt den kritischen und moralisierenden Part; und das Ego/Ich ist der organisierte, realistische Teil, der zwischen den beiden anderen vermittelt.
„Das Id ist der dunkle, unzugängliche Teil unserer Persönlichkeit; das wenige, was wir von ihm wissen, haben wir durch das Studium der Traumarbeit und der neurotischen Symptombildung erfahren und das meiste davon hat negativen Charakter, läßt sich nur als Gegensatz zum Ich beschreiben. Wir nähern uns dem Es mit Vergleichen, nennen es ein Chaos, einen Kessel voll brodelnder Erregungen.“
Sigmund Freud, Neue Folge der Vorlesungen
It, das Monster, der Clown Pennywise jagt pubertäre Kinder, ernährt sich von ihren Ängsten, verschlingt sie und erweckt gleichzeitig neue widerständige Kräfte in seinen erwählten Opfern.
Pubertät
Pubertät. Meine Erinnerungen sind vage. Emotionale Achterbahnfahrten, abrupte Wechsel zwischen unangreifbarem Selbstbewußtsein und angstschlotternder Unsicherheit. Nie wieder war ich meiner Meinungen so sicher und wußte so wenig über mich. Und die existentiellen Verwirrungen meines sexuellen Ichs lasse ich hier mal beiseite.
ES. Ein kluger Horrorfilm. Wow! Mit hochbegabten Kinderschauspielern. Nicht den robotisierten, dressierten Niedlichkeitsmaschinen deutscher Filmproduktionen, sondern glaubhaften, leicht zugespitzte, wiedererkennbare 12-jährige Menschen.
Mittwoch, 4. Oktober 2017
Horst, mein Freund, ist tot.
HORST VOGELGESANG - MEIN NACHRUF
Horst hat mir viele, viele Jahre lang die Sicht offen und den Rücken frei gehalten. Seit 1996, seit mehr als 20 Jahren. Damals waren wir beide jung.
Wir. Dieses wir sind, Horst, der Bühnenbildner, Jenny, meine Schwester und Kostümbildnerin und ich, haben sehr gute Abende hingelegt und sind heftigst gescheitert. Und immer gemeinsam.
Horst wurde mir als wortkarg angekündigt und hat auf unserer ersten gemeinsamen Fahrt nach Leipzig geredet wie ein Wasserfall.
Hunderte Autofahrstunden, unzählige Abende in Theaterwohnungen, Nudeln in unerwarteten Variationen, gräßlicher Kantinenfraß und lange, sehr lange, augenlichtverwirrende Beleuchtungsproben, 50 Premieren und noch mehr absurde Stadttheaterverwicklungen haben wir zusammen erlebt und überlebt, und nun hat ihn, der sehr alt werden wollte, der harte wahllose Tod geholt.
Warum? Weil er es konnte.
Alles was ich über Beleuchtung weiß, habe ich von Horst gelernt.
Und viel über seinen schrägen Humor. Ja, Sachsen haben Humor!
Horst hat mit über 60 nochmal studiert, um ein Brandenburger Theater-Festival buchhalterisch zu unterstützen. Horst konnte Sushi rollen und Brot backen. Horst war Dresdener mit Herz und Seele, und nie waren wir einem Streit näher, als an dem Tag, als ich die Dresdener Schweigeminute in Erinnerung der Bombardierung in Frage stellte. Horst hat viel Zeitung gelesen und mehr gearbeitet, als irgendjemand den ich kenne. Horst war ein eleganter Tänzer. Und ein cooler Klamottenträger. Keine Sportschuhe niemals!
Manchmal war er mißgelaunt und meckerig, und viel öfter sanft und hilfreich.
Horst und ich sind durch Deutschland gejockelt. Von Nord nach Süd und hin und her. Detmold, Esslingen, Leipzig, Greifswald, Senftenberg, Rostock, Magdeburg, Ingolstadt, Heilbronn, Konstanz, Berlin. Groß und nicht ganz so groß, es war egal. Alles war im Angebot. Alkoholabhängige Chefbeleuchter, Bühnenmeister kurz vor der Rente, oft zu wenig Geld, Schauspieler mit Talent und welche ohne jegliches, das falsche Rot und das genau richtige, hilflose Requisiteure und gewiefte Bastler. Theater halt.
Horst hat seine Krankheit als Aufgabe begriffen, die es anzugehen galt. Kein leichtes Nachgeben, kein depressives Unterordnen, ein Widerstandsplan wurde entwickelt. Ich weiß nicht, ob ich diese Stärke hätte. Er hatte sie.
Jetzt bin ich hier in Rostock und beleuchte, ohne ihn, ein Bühnenbild, dass er entworfen und auf den Weg gebracht hat. Die Gewerke arbeiten mit großer Zärtlichkeit. Sie mögen ihn. Er war ein Künstler und ein Handwerker, ein Kollege.
WHAT THE FUCK?
Er sollte jetzt hier sein und ist es nicht. Der Mistkerl. Es ist nicht seine Schuld. Ich werde ihn vermissen. Eine lange Zeit.
Horst hat mir viele, viele Jahre lang die Sicht offen und den Rücken frei gehalten. Seit 1996, seit mehr als 20 Jahren. Damals waren wir beide jung.
Wir. Dieses wir sind, Horst, der Bühnenbildner, Jenny, meine Schwester und Kostümbildnerin und ich, haben sehr gute Abende hingelegt und sind heftigst gescheitert. Und immer gemeinsam.
Horst wurde mir als wortkarg angekündigt und hat auf unserer ersten gemeinsamen Fahrt nach Leipzig geredet wie ein Wasserfall.
Hunderte Autofahrstunden, unzählige Abende in Theaterwohnungen, Nudeln in unerwarteten Variationen, gräßlicher Kantinenfraß und lange, sehr lange, augenlichtverwirrende Beleuchtungsproben, 50 Premieren und noch mehr absurde Stadttheaterverwicklungen haben wir zusammen erlebt und überlebt, und nun hat ihn, der sehr alt werden wollte, der harte wahllose Tod geholt.
Warum? Weil er es konnte.
Alles was ich über Beleuchtung weiß, habe ich von Horst gelernt.
Und viel über seinen schrägen Humor. Ja, Sachsen haben Humor!
Horst hat mit über 60 nochmal studiert, um ein Brandenburger Theater-Festival buchhalterisch zu unterstützen. Horst konnte Sushi rollen und Brot backen. Horst war Dresdener mit Herz und Seele, und nie waren wir einem Streit näher, als an dem Tag, als ich die Dresdener Schweigeminute in Erinnerung der Bombardierung in Frage stellte. Horst hat viel Zeitung gelesen und mehr gearbeitet, als irgendjemand den ich kenne. Horst war ein eleganter Tänzer. Und ein cooler Klamottenträger. Keine Sportschuhe niemals!
Manchmal war er mißgelaunt und meckerig, und viel öfter sanft und hilfreich.
Horst und ich sind durch Deutschland gejockelt. Von Nord nach Süd und hin und her. Detmold, Esslingen, Leipzig, Greifswald, Senftenberg, Rostock, Magdeburg, Ingolstadt, Heilbronn, Konstanz, Berlin. Groß und nicht ganz so groß, es war egal. Alles war im Angebot. Alkoholabhängige Chefbeleuchter, Bühnenmeister kurz vor der Rente, oft zu wenig Geld, Schauspieler mit Talent und welche ohne jegliches, das falsche Rot und das genau richtige, hilflose Requisiteure und gewiefte Bastler. Theater halt.
Horst hat seine Krankheit als Aufgabe begriffen, die es anzugehen galt. Kein leichtes Nachgeben, kein depressives Unterordnen, ein Widerstandsplan wurde entwickelt. Ich weiß nicht, ob ich diese Stärke hätte. Er hatte sie.
Jetzt bin ich hier in Rostock und beleuchte, ohne ihn, ein Bühnenbild, dass er entworfen und auf den Weg gebracht hat. Die Gewerke arbeiten mit großer Zärtlichkeit. Sie mögen ihn. Er war ein Künstler und ein Handwerker, ein Kollege.
WHAT THE FUCK?
Er sollte jetzt hier sein und ist es nicht. Der Mistkerl. Es ist nicht seine Schuld. Ich werde ihn vermissen. Eine lange Zeit.
MENSCHENFEIND VON MOLIERE IN KARLSRUHE, eine frühe Zusammenarbeit.
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