I would there were no age between sixteen and
three-and-twenty, or that youth would sleep out the
rest; for there is nothing in the between but
getting wenches with child, wronging the ancientry,
stealing, fighting...
Ich wollte, es gäbe kein Alter zwischen sechzehn und
dreiundzwanzig und die jungen Leute verschliefen
den Rest; denn dazwischen ist
nichts, als
Mädchen Kinder machen, die Alten ärgern,
stehlen und kämpfen...
Ein Wintermärchen, W. Shakespeare
ES
Ich hatte den Roman nie gelesen und kannte auch die Fernsehverfilmung von 1990 mit dem von mir verehrten Tim Curry (aka Dr. Frank N Furter) nicht.
Ich mag Horrorfilme eigentlich nicht und bin doch ihr einfachstes Opfer. Ich zucke. Ich quieke. Ich greife panisch nach dem nächsten erreichbaren Arm, ob der nun zu einer mir bekannten Person gehört oder nicht. Meine Mutter war genauso, was beim Weißen Hai zu zwei fetten Stirnbeulen führte, nachdem unsere sich schreckhaft einander zuwendenden Köpfe ungeplant zusammenprallten, während meine Schwester entspannt grinsend daneben saß.
Weil ein alter Bekannter gehen wollte, war ich am Tag der Einheit aber trotzdem im Kino.
ES.
Gott sei Dank saß ich, links und rechts, sicher eingehüllt zwischen zwei Freunden, die allerdings viel Vergnügen an meiner idiotischen, kindlichen, sehr körperlichen Ängstlichkeit hatten.
It, Es Oder Id?
Mein Übersetzungsprogramm übersetzt Id aus dem Lateinischen mit Es. Was in Englisch wiederum It wäre.
Wiki sagt: Dem Freudschen Modell der Psyche zufolge, umfaßt das Id/Es/It unser unkoordiniertes instinktives Begehren; das Super-Ego/Über-Ich spielt den kritischen und moralisierenden Part; und das Ego/Ich ist der organisierte, realistische Teil, der zwischen den beiden anderen vermittelt.
„Das Id ist der dunkle, unzugängliche Teil unserer Persönlichkeit; das wenige, was wir von ihm wissen, haben wir durch das Studium der Traumarbeit und der neurotischen Symptombildung erfahren und das meiste davon hat negativen Charakter, läßt sich nur als Gegensatz zum Ich beschreiben. Wir nähern uns dem Es mit Vergleichen, nennen es ein Chaos, einen Kessel voll brodelnder Erregungen.“
Sigmund Freud, Neue Folge der Vorlesungen
It, das Monster, der Clown Pennywise jagt pubertäre Kinder, ernährt sich von ihren Ängsten, verschlingt sie und erweckt gleichzeitig neue widerständige Kräfte in seinen erwählten Opfern.
Pubertät
Pubertät. Meine Erinnerungen sind vage. Emotionale Achterbahnfahrten, abrupte Wechsel zwischen unangreifbarem Selbstbewußtsein und angstschlotternder Unsicherheit. Nie wieder war ich meiner Meinungen so sicher und wußte so wenig über mich. Und die existentiellen Verwirrungen meines sexuellen Ichs lasse ich hier mal beiseite.
ES. Ein kluger Horrorfilm. Wow! Mit hochbegabten Kinderschauspielern. Nicht den robotisierten, dressierten Niedlichkeitsmaschinen deutscher Filmproduktionen, sondern glaubhaften, leicht zugespitzte, wiedererkennbare 12-jährige Menschen.
Als Du in, ich glaube es war Bremen, Clowns auf die Bühne geholt hast, da habe ich Dir geschrieben, dass ich Clowns verehre - und fürchte. Und beides massiv.
AntwortenLöschenClowns sind für mich zarte, wunderbare, pure, grandiose Geschöpfe unserer Welt und trotzdem irgendwie frei von ihr. Ich könnte jedes Mal heule, wenn ich "Clown sein" höre. Clowns berühren mich unfassbar weich und liebevoll.
Und trotzdem sind sie für mich auch ein Angst-Archetyp... wie es als Wesen für mich sonst nur der weiße Hai ist - den ich übrigens auch als perfekt verehre - ich sollte mir da mal Gedanken machen, warum das bei mir so Hand in Hand geht.
Und ich kann bei beidem nicht genau sagen, ob Filme dafür verantwortlich sind... Pennywise und Spielberg. Bei den weißen Haien glaube ich es eigentlich nicht. Tiefes Wasser macht mir schlicht Angst und tiefes Wasser beginnt bei mir ab 2 Meter. Der weiße Hai ist einfach das evolutionär grandioseste Geschöpfe darin... mit Revolvergebiss.
Bei Clowns weiß ich's nicht. Vielleicht hat King mindestens eine Mitschuld. Dabei habe ich weder das Buch ganz gelesen, noch die Erstverfilmung gesehen. Vielleicht ist es das Konzept ein für mich besonders pures, wunderbares, unschuldiges Wesen zu transformieren. Das funktioniert ja auch mit Kindern ziemlich gut, man denke an "Das Dorf der Verdammten"... oder die Zwillinge aus "The Shining" und ihr: „Komm – und spiel mit uns, Danny!“. Vielleicht macht der Kontrast den Extragrusel, ich weiß es nicht.
Was ich aber ganz genau weiß ist - ich seh' mir diesen Film nicht an... :)
Je besser der ist, desto weniger. Und das heisst was, denn ich liebe Horrorfilme... gute wie schlechte. Ich war von "Stranger Things" gänsehautverzückt wie seit "Twin Peaks" nicht mehr, ich habe köstliche Nächte mit ganzen Staffeln von "The Strain" verbracht. Wenn irgendwo Zombies auftauchen, Kettensägenschwinger, messerzückende Maskenträger oder wabernde Nebel eine amerikanische Kleinstadt terrorisieren - I'm in!
Aber ES? Nein! Ich kenne meine Grenzen und die waren schon beim Trailer erreicht! :)
Deswegen... Chapeau! Egal wie sehr Du gezuckt hast... Verbeugung und Chapeau!
Ich verstehe jedes Wort, dass Du schreibst. Nur bei mir ist es genau andersherum. Zombies, Blutströme, dunkle Keller, Freitage, die auf den 13. fallen - gehen gar nicht, aber der Film hier, "ES", machte Sinn und Angst.
AntwortenLöschenAllerdings ist meine Beziehung zu Clowns eher positiv besetzt. Außer bei dem kleinen Privatzirkus an der Ostsee, wo ein ausgezehrter, schwer alkoholisierter Clown, die Kinder in Angst und Schrecken versetzte.
Die Angst vor Clowns, fachchinesisch (doppel ch, echt???) "Coulrophobie" wird psychologisch darauf zurückgeführt, dass ihre Schminke die natürliche Gesichtsmimik überlagert und verdeckt. Und scheinbar gibt es in Menschen einen, evolutionär angelegten, Reflex mit Angst und Abstand zu reagieren, wenn die Gesichtszüge des Gegenübers nicht gut ablesbar sind.
AntwortenLöschenAber in diesem Sinne habe ich keine Angst vor Clowns. Ich habe als kleines Kind im Zirkus gesessen und sie geliebt. Ich hatte Clownsunterricht auf der Schauspielschule und fand ihn toll. Ich habe "Clown sein" in einem Schlagerprogramm gesungen, selbstausgesucht. Und in Schwedt hat ein Kollege mich mit dem gleichen Lied regelmäßigst zu Tränen gerührt.
Clowns sind für mich völlig zwiegespaltene Wesen... mal so, mal so... und je nach Situation extrem geliebt oder extrem gefürchtet.
Ende Oktober, rund um Halloween werden irgendwelche Idioten international wieder zu hunderten auf die Idee kommen sich nachts im Clownskostüm still und stumm an irgendwelche Straßenecken zu stellen. Warte auf die Schlagzeilen... und dank des pünktlichen Kinostarts von "ES" werden es dieses Jahr sicher noch einige mehr.
Sollte mir je so einer unterkommen, dann breche ich entweder jeden Langstreckensprintrekord oder ihm sämtliche Knochen... :)
Clowns in den falschen Kontext gesetzt, ihrer Unschuld beraubt sind ein gigantisches Horrorszenarium für mich.
So einer Kategorie Clown wie Deinem von der Ostsee verdanken wir übrigens Stephen Kings Pennywise-Look. Das hat er mal in einem Interview erzählt:
"“I was on a book tour and I was on my way home…the plane started to pull away from the gate…and then it pulls back in. The door opens again and Ronald McDonald gets on the airplane. He’s fully dressed [and] sits down next to me – because I attract weirdness, I’m a weirdness magnet – here he is orange hair, orange shoes, the whole nine yards. He sits down next to me – this is years ago – plane takes off, ‘no smoking’ light goes off, he pulls out a pack of Kents, lights up and he orders a gin and tonic from the stewardess…I said the only thing I could think of, ‘Where did you come from?’ He says, ‘McDonaldland’, which is a real place in Chicago."
Die Vorlage ist so deutlich, dass Burger King in Russland Klage gegen die neue "ES"-Verfilmung eingereicht hat. Pennywise ähnle Ronald McDonald einfach zu sehr, sei daher versteckte Werbung - eine Beschwerde beim Federal Anti-Monopoly Service sollte den Film aus den Kinos verbannen.
Hat nicht so gut funktioniert... und nein, das ist kein Scherz:
http://www.independent.co.uk/arts-entertainment/films/news/it-movie-burger-king-russia-pennywise-ronald-mcdonalds-stephen-king-a7968426.html
Ach ja... und falls Dir doch einmal nach wirklich gutem Horror der Sinn stehen sollte... "Stranger Things" ist eine absolute Empfehlung und ich meine zu erinnern, dass Du Netflix hast... ist deren Eigenproduktion.
AntwortenLöschenGroßartiges Kinderensemble, wirklich, die haben mich umgehauen. Mit Finn Wolfhard gibt es eine Überschneidung zu "ES", er spielt eine der Hauptrollen in "Stranger Things". Aber der gesamte Cast ist gut besetzt. Winona Ryder, als einzig bekannteres Gesicht, erfrischend ungewohnt. Fantastischer Klangwelten Soundtrack, der, zusammen mit vielen Songs der 80iger Jahre, die dort zeitlich angesiedelte Serie durchzieht.
"Stranger Things" ist Horror für's Gehirn, mit sehr wenig direkten Schreckbildern, gut gezeichneten Figuren, mit Humor und liebevollen Details ebenso wie Gänsehautsequenzen.
Ende Oktober startet die zweite Staffel, ich freu' mich schon drauf'. Das Staffelfinale der ersten war ebenso versöhnlich und gut abgeschlossen, wie vielversprechend offen für weiteres, muss man auch erstmal schaffen. Die Serie ist auf vier Staffeln ausgelegt... und die Fans gehen jetzt schon so auf die Barrikaden, dass eine fünfte Staffel erwogen wird.
Ich hab' mit der ersten Folge nachmittags begonnen und bin 9 Folgen später ins Bett gegangen... ich empfehle das durchaus nicht... - Kopfkino. :)
Ich hab' nochmal nachgesehen und festgestellt, dass ich übertrieben habe... die erste "Stranger Things" Staffel hat 8 Folgen, die ZWEITE wird 9 haben... also dauert der Rutsch durch alle durch rund 8 Stunden. Das ist gemäßigt... für "Star Wars" braucht man mittlerweile 16 Stunden Minimum...
AntwortenLöschenÜbrigens gerade im SPIEGEL gelesen... in Österreich ist ein "Anti-Verhüllungsgesetz" in Kraft getreten. Es nimmt berufliche Gründe ausdrücklich aus und auch "Verhüllung im Rahmen künstlerischer Veranstaltungen"... und referiert dabei auch auf Clowns.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/burkaverbot-anti-verhuellungsgesetz-irritiert-oesterreich-a-1172022.html
Gegen das Gesetz wurde vergangene Woche vor dem Parlament in Wien demonstriert... von Menschen in Clownskostümen. Wäre kein erfreulich beruhigender Anblick für mich gewesen... :)
Ah ja, Frank'n Furter... "I'm just a sweet transvestite"...
AntwortenLöschenÜber 40 Jahre her, aber die Filmbilder und Songs sind noch heute klar in meinem Kopf.