es ist eben heiß in Berlin. Dazu Flipflops allüberall, das heißt: Badelatschen,
egal wie schick der Name tut. (Über den Stil der Berlinerin oder ihren
enttäuschenden Mangel an Stil müssten wir auch mal reden, aber nicht heute.)
Heute geht es mir ums GEHEN. Ich gehe. Ich bewege mich, meinen Körper in der Welt.
Mit 14 habe ich Röcke gehaßt, Jeans und flacheste Schuhe waren meine rebellische Uniform. Ich bin geschlurft, getrottet, getrampelt in pubertärer Bemühung um Coolness, auch wenn ich das Wort damals, 1972, noch nicht kannte. Nun ja, das geschlechtsunspezifische Kind war halt noch nicht ganz abgetreten und die Frau noch nicht vollständig anwesend. In einem ihrer letzten Erziehungsaufgebote, entschied meine Mutter, dass ich dreimal die Woche einen Rock zu tragen hätte mit den dazu passenden Schuhen. Zugegebener Maßen kam es zu diesem Verdikt, nachdem ich ich ihr mehrmals auf den Fuß gelatscht war, weil ein Heben des Beines mir gar zu aufwendig erschien. Was habe ich sie für diese Maßnahme gehaßt. Aber, Mist, Mist, sie hatte Recht. Ich lernte es zu gehen, meinen Körper beim Gehen zu fühlen.
Da sind Füße, die, je nach Absatzhöhe in spezifischen Kontakt mit dem Boden treten, Knöchel, Waden, Knie, Oberschenkel und Hüften, gemeinsam agierend, um Fortbewegung möglich zu machen, und der Oberkörper obendrüber verhält sich dazu.
Ein schöner Gang. Was ist das? Er kommt aus der Mitte. Er genießt sich. Er ist bequem und schön.
Aber was sehe ich tagtäglich? Hinreißend hübsche junge Damen, die mit festen Hüften und steifen Beinen durch die Gegend staksen, Füße einwärts, mit Rundrücken und unbeweglichen Schultern. Jede achtzigjährige Italienerin könnte ihnen mühelos den Gang oder Rang ablaufen. Da wiegt nichts, da schwingt nichts. Und nur um Mißverständnissen vorzubeugen, Schöngehen ist nicht primär ein Mittel zur Anlockung möglicher Sexualpartner, sondern eine Einverständniserklärung mit dem eigenen Körper. Eine Freundin, 71, und nicht auf Männerjagd, geht so wie ein Schwan schwimmt und es ist eine wirkliche Freude sie gehen zu sehen.
In meiner Gegend in Mitte könnte man/frau gut lustwandeln, aber dafür müßte man/frau ihren Körper kennen und mögen und ihn nicht wie ein notwendiges Übel durch die Gegend schleppen. Wozu bekleidet sich Mann/Frau so angestrengt sexy, wenn der Gang nur Körperfremdheit vermittelt?
John Travolta walks the walk in "Saturday Night Fever"
huldigung an meine hüften
diese hüften sind breite hüften
sie brauchen platz um sich
darin zu bewegen.
sie passen nicht an
belanglose orte, diese hüften
sind freie hüften..
sie mögen es nicht zurückgehalten zu werden
sie mögen es nicht zurückgehalten zu werden
diese hüften waren nie versklavt,
sie gehen wohin sie gehen wollen
sie tun was sie tun wollen.
diese hüften sind mächtige hüften.
diese hüften sind sind magische hüften.
ich habe erlebt wie sie
einen mann verzaubert haben und
ihn wie einen kreisel herumwirbelten!
homage to my hips
these hips are big hips
they need space to
move around in.
they don't fit into little
petty places. these hips
are free hips.
they don't like to be held back.
these hips have never been enslaved,
they go where they want to go
they do what they want to do.
these hips are mighty hips.
these hips are magic hips.
i have known them
to put a spell on a man and
spin him like a top!
these hips are big hips
they need space to
move around in.
they don't fit into little
petty places. these hips
are free hips.
they don't like to be held back.
these hips have never been enslaved,
they go where they want to go
they do what they want to do.
these hips are mighty hips.
these hips are magic hips.
i have known them
to put a spell on a man and
spin him like a top!
Lucille Clifton
Frau, die Treppe herabgehend
Gerhard Richter
Gerhard Richter
1965
198 cm x 128 cm
Werkverzeichnis: 92
Öl auf Leinwand