Samstag, 30. Juli 2016

KROATIEN 1 - Was in Zaostrog so blüht und wächst - für Ö. im Besonderen

KROATIEN - SÜDDALMATIEN - ZAOSTROG
Erster Spaziergang am Mittelmeer


Es ist heiß, sehr heiß 
und doch blüht und gedeiht es links und rechts und oben und unten. Üppig.

 Palme mit Traube

 Sehr dicke Traube. Datteln?

 Aloe Vera, harte Pflanze für weiche Haut.

 Alien Vera

Lonesome Vera

 Tamariske mit Kirche

 Krumpelige Vater & Mutter Steinblüher

 Aufrechtes Kind Steinblüher

 Kippende Kletter-Kakteen

 Hübsch.

 Auch hübsch. Klebrig.

 Oleander

 ???

 ???????

 Ziertabak

 Granatapfel unreif

 Bougainvillea

Und auch Pinien, Zypressen, Zitronen, Pfirsiche, Feigen, Königskerzen, Rosmarin, Minze, Melonen, Olivenbäume und Schierling...

DER REGEN IM PINIENHAIN

Schweige. Auf der Schwelle
des Waldes höre ich
die menschlichen Worte nicht,
die du sagst. Aber ich höre
neue Worte;
die von weit entfernten Tropfen und Blättern erzählen.
Höre. Es regnet
aus zerrissenen Wolken.
Es regnet
auf salzige, trockene
Tamarisken,
Es regnet
auf die schuppigen und stacheligen Pinien;
Es regnet
auf die göttliche Myrthe,
auf die unzähligen Blüten des leuchtenden Ginsters,
auf Wacholder voller duftenden Beeren,
Es regnet
auf unsere waldesgleichen Gesichter,
Es regnet
auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte, das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.


Hörst du? Der Regen fällt,
auf das verlassene Grün,
Mit einem endlosen, wechselnden Plätschern in der Luft,
je nachdem ob das Laub dichter ist
oder weniger dicht.
Höre. Es antwortet
auf den Regen der Gesang
der Zikaden,
die sich weder durch südliches Rauschen
noch durch den grauen Himmel
abschrecken lassen.
Und die Pinie
erklingt und die Myrte
erklingt anders und der Wacholder
wieder anders, verschiedene Instrumente
unter unzähligen Fingerschlägen.
Und verschlungen
sind wir im Waldgeist,
eines Baumes gleich lebend;
Und dein nasses Gesicht
gleicht einem von Regentropfen
bespicktem Blatt,
und deine Haare
verbreiten den Duft
leuchtendes Ginsters,
ich du Nymphe des Waldes,
die du den Namen Ermione trägst
Höre, höre. Der Ton
der luftigen Zikaden
wird nach und nach
dumpfer
unter heftigerem Regen;
aber ein Gesang mischt sich ein
der rauer ist
und von dort hinten kommt,
aus feuchten verborgenen Schatten.
Dumpfer und schwächer werdend
verklingt er.
Nur eine Note
schwingt noch und verklingt,
blüht wieder auf, schwingt und verklingt.
Man hört das Rauschen der Wellen nicht.
Jetzt hört man auf allen Blättern
den silbernen Regen prasseln,
der wäscht,
und das Prasseln
das sich im dichter
oder weniger dichten Laub verändert.
Höre.
Die Tochter der Lüfte schweigt, die Tochter der Erde jedoch,
die Unke,
singt im entfernten Schatten!
Wo nur – wo? 

Und der Regen fällt auf deine Wimpern,
Ermione!
Er benetzt deine schwarzen Wimpern,
als weintest du aus Freude;
einem Baum entsprungen scheinst du.
Und das ganze Leben in uns ist jung und frisch,
und das Herz wie eine unberührte Frucht,
deine Augen gleichen Quellen in der Wiese,
deine Zähne bitt’ren Mandeln.
Eng umschlungen oder gelöst
wandeln wir durch das Dickicht.
Fast umschlingt das kräft’ge Grün uns’re Knöchel,
rankt sich um uns’re Knie
wo nur – wo? 

Es regnet
auf unsere waldesgleichen Gesichter,
es regnet auf unsere bloßen Hände,
auf unser leichtes Gewand,
auf die reinen Gedanken,
die den neuen Geist erwachen lassen,
auf das schöne Märchen,
das gestern dich verzauberte,
das heute mich verzaubert.
Oh Ermione.

Gabriele d'annunzio

Donnerstag, 28. Juli 2016

Die hohlen Männer - T.S. Eliot


T.S. Eliot

Wyndham Lewis Zeichnung von Eliot um 1930
 
Die hohlen Männer


Mistah Kurtz -- he dead.
A penny for the Old Guy

I

Wir sind die hohlen Männer
Die Ausgestopften
Aufeinandergestützt
Stroh im Schädel. Ach,
Unsere dürren Stimmen,
Leis und sinnlos
Wispern sie miteinander
Wie Wind im trockenen Gras
Oder Rattenfüße über Scherben
In unserm trockenen Keller

Gestalt formlos, Schatten farblos,
Gelähmte Kraft, reglose Geste;

Die hinüber sind, sehenden Auges,
Ins andere Reich des Todes,
Wenn sie an uns denken, denken sie nicht
An gewalttätige verlorene Seelen,
sondern an hohle Männer,
An Ausgestopfte.

II

Augen, deren Blick ich fürchte,
Die nicht erscheinen
Im Traumreich des Todes:
Dort sind die Augen
Sonnenlicht auf Säulentrümmern
Dort, ein Baum der sich wiegt
Und Stimmen sind
Im Gesang des Winds
Ferner und feierlicher
Als verblassender Stern
So fern will auch ich sein
Im Traumreich des Todes
Ich will auch so
Vorsätzliche Masken wählen
Rattenfell, Krähenhaut, Vogelscheuche
Auf einem Feld,
Die tun, was der Wind will,
So fern -

Nicht die endgültige Begegnung
Im Reich des Zwielichts

III

Dies ist das tote Land
Dies ist das Kaktusland
Hier sind aufgerichtet
Die steinernen Bilder, zu denen
Betet die Hand eines Toten, darüber
Funkelt ein verblassender Stern.

Ob es so ist
In dem anderen Todesreich
Ob Lippen wachen, mit sich allein,
Zur Stunde da wir beben
Vor Zärtlichkeit,
Lippen die küssen möchten
Und beten zu zerbrochenem Stein.

IV

Die Augen sind nicht hier
Hier sind keine Augen mehr
In diesem Tal da Sterne sterben
In diesem Hohlweg
Dem Stück Kinnbacken zu unseren verlorenen Reichen

Auf diesem letzten Sammelplatz
Tasten wir nach dem andern
Sprachlos geschart
Am Ufer des reißenden Stroms
Blind, es erschienen denn
Die Augen wieder
Wie der lebendige Stern
Die vielblättrige Rose
Des zwielichtigen Totenreiches,
Niemandes Hoffnung,
Hoffnung der leeren Männer.

V

Wir tanzen um den Stachelbaum
Stachelbaum Stachelbaum
Wir tanzen um den Stachelbaum
Um fünf Uhr früh am Morgen.

Zwischen Idee
Und Wirklichkeit
Zwischen Regung
Und Tat
Fällt der Schatten

Denn Dein ist das Reich

Zwischen Empfängnis
Und Geburt
Zwischen Gefühl
Und Erwiderung
Fällt der Schatten

Das Leben ist lang

Zwischen Verlangen
Und Zuckung
Zwischen Vermögen
Und Leibhaftigkeit
Zwischen Wesen
Und Abstieg

Fällt der Schatten

Denn Dein ist das Reich

Denn Dein ist
Das Leben ist
Denn Dein ist das
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Auf diese Art geht die Welt zugrund
Nicht mit einem Knall: mit Gewimmer.

Deutsch von Hans Magnus Enzensberger
Das Gedicht ist 1925 gedruckt erschienen.

Mittwoch, 27. Juli 2016

Heimsuchung - Besuch oder Strafe

Ich mag Wörter, die sich scheinbar selbst widersprechen. Sie sind älter, viel gebraucht und nachgiebig geworden. Sie meinen sich und auch ihr Gegenteil. Und es ist ihnen Recht.

Die Brüder Grimm schreiben:
HEIMSUCHEN: besuchen, aufsuchen im eigenen hause
 
Mariä Heimsuchung ist jährlich am 2. Juni

Wenn Maria ihn am 24. Dezember geboren hat, ist sie im Juni also ungefähr im vierten Monat. Ein Besuch unter Verwandten. Die Jüngere besucht die Ältere. Sie wurde heimgesucht und sucht nun ihre Base, Muhme, die Schwester ihrer Mutter oder die Ehefrau des Bruders der Mutter, heim, die etwa im sechsten Monat mit Johannes dem Täufer schwanger ist. Das Kind, das später Jesus taufen wird, hüpft in ihrem Leib. Vorfreude!

Mariae Heimsuchung

Noch erging sie's leicht im Anbeginne,
doch im Steigen manchmal ward sie schon
ihres wunderbaren Leibes inne, -
und dann stand sie, atmend, auf den hohn

Judenbergen. Aber nicht das Land,
ihre Fülle war um sie gebreitet;
gehend fühlte sie: man überschreitet
nie die Größe, die sie jetzt empfand.

Und es drängte sie, die Hand zu legen
auf den andern Leib, der weiter war.
Und die Frauen schwankten sich entgegen
und berührten sich Gewand und Haar.

Jede, voll von ihrem Heiligtume,
schützte sich mit der Gevatterin.
Ach der Heiland in ihr war noch Blume,
doch den Täufer in dem Schooß der Muhme
riß die Freude schon zum Hüpfen hin. 
Rainer Maria Rilke 1912
 
 Die Heimsuchung. Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Kupferstichkabinett.
Maria trägt ihren Heiligenschein wie einen Sonnenhut.

Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, 
hüpfte das Kind in ihrem Leibe. 

Mariam & Elischeva - Maria & Elisabet

Am Fest Mariä Heimsuchung (lateinisch: Visitatio Mariae, Besuch der Maria) gedenken die römisch-katholische und die altkatholische Kirche sowie teilweise die anglikanischen und die lutherischen Kirchen der Episode, die in Lk 1,39 EU im Anschluss an die Verkündigungsszene erzählt wird:
Lukas 1: Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.

Elisabet, selbst im sechsten Monat schwanger (Johannes der Täufer), begrüßt Maria mit den Worten: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Maria antwortet mit ihrem berühmten Loblied, dem Magnificat.

Meine Seele preist die Größe des Herrn,
und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.
Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut.
Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. 

Uber die Heimsuchung Mariä

Kind! nicht gebohren Kind/ doch schon der Welt Verlangen!
Kind das noch eh als Mensch der Menschen Tröster heist/
Das dieses Kind besucht/ das voll von Flamm und Geist/
Dich in der Mutter Leib mit Hüpffen hat empfangen!
Schau Kind/ schau Freuden-Kind/ wie mit bethränten Wangen
Ich in der Wehmuth schwimm/ in Wehmuth die mich beist/
In Wehmuth/ die mein Hertz umschlossen hält/ und reist.
Daß ich offt wünsch' ich wär in Mutterleib vergangen.
O komm doch süsses Kind/ du kanst mich frölich machen!
Komm/ komm/ mein Geist wird dir mit Lust entgegen gehn/
Und ob er liegt/ durch dich in lauter Wonn auffstehn!
Gleich wie Elisabeth fühlt ihre Frucht auffwachen/
Wen du besuchst/ fühlt/ ob er schon nicht sieht/
Dich Lebens-Krafft/ durch die das Leben blüht.
 
Andreas Gryphius
Aus der Sammlung Aus dem Nachlaß

Aber auch: HEIMSUCHUNG: besuch des strafenden gottes, so dasz das wort geradezu in die bedeutung strafe, strafgericht übergeht

Jeremias 23/12: Darum ist ihr Weg wie ein glatter Weg im Finstern, darauf sie gleiten und fallen; denn ich will Unglück über sie kommen lassen, das Jahr ihrer Heimsuchung, spricht der HERR.
HEIMSUCHT: heimweh

Dienstag, 26. Juli 2016

Meine kleine Weltreise - Ferien mit Faulsein & Kultur - Teil 2

NEW YORK

Nur zwei Tage. Tolle Leute kennengelernt. Viel zugehört. Eine wunderbare deutsche Malerin, die Anfang der Achtziger nach New York kam, ihr Deutsch durchsetzt mit Redewendungen, die aus der Zeit fallen. 
Verwandte besucht. Sie sehen aus wie meine Mutter, sind aber so ganz anders. Dazwischen laufen, gucken, laufen, gucken, laufen. Tagsüber bei bis zu 39 Grad langsam und mit Pausen fürs Sitzen und Gucken. Nachts schneller und länger.
Eine alte Frau mit Morbus Bechterew, je Schlurfschritt kommt sie etwa 5 Zentimeter vorwärts, nach 5 Schritten pausiert sie, blickt mühsam auf und weiter. Sie war einkaufen, ich habe ihr eine Viertelstunde zugeschaut. Derweil hat sie 5 Meter zurückgelegt. In einem Fenster ein kleines Schild: When too perfect lieber Gott böse. (Nam June Paik) 

Hamilton ein Musical, wie es noch keines vorher gab. Was gänzlich Neues. So wie es, zu seiner Zeit, wahrscheinlich "West Side Story" war. Ein Ensemble von bleichweiß bis ebenholzschwarz singt, tanzt, spielt die Lebensgeschichte des Sohnes einer Hure und eines Schotten, geboren an einem vergessenen Ort in der Karibik, arm und verdreckt, der zum Helden und Gelehrten wurde: die Biographie des Alexander Hamilton, des erste Finanzministers der jungen USA und eines ihrer Gründungsväter, sein Gesicht ziert heute den Zehn-Dollar-Schein.

How does a bastard, orphan, son of a whore and a
Scotsman, dropped in the middle of a
Forgotten spot in the Caribbean by providence
Impoverished, in squalor
Grow up to be a hero and a scholar?

Das Ding ist unübersetzbar und grandios. Acht Jahre hat Miranda an den Texten und der Musik gearbeitet. Jede Figur hat eine eigene Art der Lyrik, eigene Musik, eigene Bewegungen. Jefferson jazzt, Washington gospelt, der englische König ätzt mit Pop. Die Stilarten des Hip-hop sind individuell differenziert. Ich habe vielleicht 75 Prozent verstanden und war drei Stunden wie hypnotisiert auf die Wörter konzentriert. Das Bühnenbild funktioniert perfekt, die Kostüme erzählen was ich wissen muß und sind flixt veränderbar, die Choreographie erzählt. Es wird marschiert, aber jedesmal anders und überraschend. Alles was vorher war wird nutzbringend verwendet, Bob Wilson, Pina Bausch, Verfremdung, Peter Brook, Steppenwolf und Leonard Bernstein. Aber nie bleibt es im Zitat stecken, immer ist es notwendig für die beste Art die Geschichte zu erzählen. Die Spieler sind konzentriert und entspannt. Welches Wort passt Geil? Überwältigend? Atemberaubend?

Hier kann man auch die Originalaufnahmen hören.

The ten-dollar founding father without a father
Got a lot farther by working a lot harder
By being a lot smarter
By being a self-starter
By fourteen, they placed him in charge of a
Trading charter

Wie zum Beispiel in Hamilton das Wort "shot" verwendet wird. I am not throwing away my shot! = Ich werde meine Chance nicht vertun. So stellt er sich vor. Der nächste "Shot" ist ein Drink, den Hamilton mit Freunden nimmt und später ist es ein "shot" der ihn töten wird, ein Schuß.
Miranda ist ein Dichter, ein Dramatiker, Poet. Ein intuitiver Rebell. Und indem das Ensemble so wild gemischt ist, hat man das Gefühl, das die aus der Geschichte Entfernten, die Verschwiegenen, Mißbrauchten, sie, die ja auch ihre Geschichte ist, für sich zurückerobern.
Die Vorstellungen sind bis zum nächsten Sommer ausverkauft, und jährlich bekommen 20 000 Jugendliche verbilligte Karten, als theatralischen Geschichtsunterricht.

Und wieder Wiki: Hamilton ist ein Musical von Lin-Manuel Miranda über das Leben des amerikanischen Gründervaters Alexander Hamilton. Miranda wurde durch das Buch Alexander Hamilton von Ron Chernow zum Schreiben des Musicals inspiriert. Die Off-Broadway-Premiere fand am 20. Januar 2015 statt. Seit dem 6. August 2015 ist Hamilton regelmäßig auf dem Broadway zu sehen. Derzeit sind Inszenierungen in Chicago und London sowie eine überregionale Tour in den Vereinigten Staaten geplant. Hamilton wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 11 Tony Awards und ein Pulitzer-Preis. Die Aufnahme des Musicals gewann einen Grammy Award als „Best Musical Theater Recording".
 
 
"Tiefschürfend, kühn und zutiefst bewegend ist es ein allseits gefeiertes Meisterwerk, wohl das erste wirkliche Hip-Hop-Musical. Auch wenn eine Verfilmung noch nicht in Arbeit ist, wirkt es bereits über den Broadway hinaus und wird zu einem echten Phänomen - wahrscheinlich ist es das erste popkulturelle Werk, das gleichermaßen von Barack Obama, Dick Cheney, Lena Dunham, Joss Whedon and Steven Van Zandt gelobt wird. Es verbindet den Broadway wieder mit zeitgenössischer Musik und da eine überwiegend schwarze und lateinamerikanische Besetzung Washington, Jefferson usw. spielt, holt es die amerikanische Geschichte zu den Menschen zurück, die im Narrativ nur Randerscheinungen waren." Rolling Stone. 29. September 2015
 
Die Gegenveranstaltung:  Der Parteitag der Republikaner in Cleveland/Ohio

Ein Präsidentsschaftskandidat dessen bevorzugtes Mittel der Wahl die grobe 
Provokation ist, sagt, was sich bisher keiner zu sagen wagte, egal was es für 
ein Dreck ist, lügt was das Zeug hält und wird schrill schreiend umjubelt. 
Sein Publikum ist überwiegend weiß und christlich. Er hat gute Chancen der 
nächste Präsident zu werden.

 

Montag, 25. Juli 2016

Meine kleine Weltreise - Ferien mit Faulsein & Kultur - Teil 1

Ich hatte einen tollen, tollen Urlaub, erstmals sogar ohne Blog, ein komisches Gefühl zuerst, aber es war offensichtlich notwendig.
Eine der schöneren Seiten des Älterwerdens scheint mir, die duldende Geduld den eigenen Bedürfnissen gegenüber zu sein. Größere Gelassenheit, weniger Normopathie. (Ein von mir neugelerntes Wort meiner Freundin Ö., ein Wort, dass man kennen sollte. Wiki definiert es so: Unter Normopathie wird eine Persönlichkeitsstörung des Menschen verstanden, die sich in einer zwanghaften Form von Anpassung an vermeintlich vorherrschende und normgerechte Verhaltensweisen und Regelwerke innerhalb von sozialen Beziehungen und Lebensräumen ausdrückt. Ein treibendes Moment hierbei ist das unter Aufgabe der eigenen Individualität übersteigerte Streben nach Konformität, das letztlich zu unterschiedlichen Beschwerdebildern und Symptomatiken führt und sich zu einem pathologischen Geschehen ausweiten kann.)
Ist ein Buch auf Seite 50 immer noch öde, lese ich nicht weiter. Weckt eine allgemein "gehypte" Fernsehserie nach Teil 3 immer noch nicht mein Interesse, schalte ich aus. Langweilt mich jemand zu sehr, vermeide ich den Kontakt in Zukunft. Mag mich jemand nicht, schade, aber auch gut.
Ich spare viel Zeit, von der ich zunehmend weniger habe! Und wenn ich halt mal undiszipliniert sein möchte, gestatte ich es mir.
Mein Urlaub. Gar nix tun, aber auch mich mit zufälligen Eindrücken vollfuttern, was auch immer mir begegnet genießen, schlafen, essen, durch Städte laufen, viel laufen, quatschen und auch reden, Krimis lesen, Theater nur mal so gucken, schlafen, essen.

LONDON

Die Dreigroschenoper am National Theater, eine brandneue Adaption von Simon Stephens voll heutiger grober Frechheit aber leider ohne viel Poesie, und in einer konservativen Inszenierung ohne Härte. Warum splaziert man eine so moderne Übersetzung in ein ungenaues London/Berlin der Zwanziger Jahre? Aber der Abend ist immens erfolgreich, ausverkauft bis auf Weiteres. Rory Kinnear und Nick Holder als Macheath und Peachum sind präzis und bös, Polly ödet extrem. Nix Neues, nix Schlimmes.


Florence Foster Jenkins ein Film über die Hoffnung, ein Film über das Versagen, über die Liebe zur Musik und die unerklärliche und unbesiegbare Macht der Selbsttäuschung. Meryl Streep konkurrenzlos gräßlich und ganz wunderbar, ihr Körper tanzt die schrecklich falschen Töne, die sie auswendig lernen mußte, um bloß nicht richtig zu singen. Sie liefert sich, und damit uns, der grandiosen Megalomanie dieser maßlos verwöhnten, armen Frau aus. Und dazu ein gut gealterter Hugh Grant, als rückratloser Versager voll tiefer, wahrer Liebe. Also, ich hab geweint, und gleichzeitig gelacht.

Vor vielen Jahren hat ein Dichter, Jörg-Michael Koerbl, unangekündigt, während einer Lesung seines Stückes "Zauberstein" Gesänge der Florence Foster Jenkins zwischen den Szenen eingespielt - ich lag hilflos lachend unter dem Tisch und konnte nur unter Aufbringung allergrößter Anstrengung weiterhin meinem Beruf nachgehen.

Die Platte mit den Aufnahmen ihrer Lieder heißt: "The glory of the human voice" oder verdeutscht: "Die Pracht der menschlichen Stimme".

https://www.youtube.com/watch?v=-quQHNriV-Q

"Sie können sagen, dass ich nicht singen konnte. Aber sie können nicht sagen, dass ich nicht gesungen habe."

Genauer kann man unser aller Hoffnung nicht formulieren.

                                                 TORONTO

Toronto, so schön wie immer, so erfrischend unaufregend wie immer. Es ist fast wie ein zweites Zuhause.

Ich gucke ein bißchen Fringe, ein Indie-Theaterfestival, und anderthalb mal Freilicht Shakespeare, ich esse viel chinesisches Essen, das so gar nicht europäisch schmeckt. Zwei Drittel der Kinder hier sind Mischlinge, Blendlinge. Also Menschen verschiedener Herkunft haben sich zusammengetan und Kinder gezeugt, Rassismus hat weniger Chancen, wenn international gevögelt wird. Was ist mein deutsches Heimatland doch noch ahnungslos weiß. Wir und unsere Einwanderer wohnen doch überwiegend nebeneinander her, aber hier wird vermischt, vermanscht, verwirbelt. Der Fremde, bei dem ich mein Gemüse kaufe, der meine Zähne repariert, der mich Französisch lehrt, der mein Nachbar ist, den ich liebe, dem ich Zucker leihe, dieser Fremde ist weniger fremd, als der den ich nur theoretisch akzeptiere. "The truth is in the pudding." Die Wahrheit zeigt sich im Pudding.
Eine Bekannte und bekennende Ausländerfeindin verliebt sich in einen Kroaten und unterscheidet nun zwischen "den Ausländern" und "ihren Ausländern".

                                            MONTREAL

Cité Mémoire - Montreal wird im Jahr 2017 dreihundertfünfundsiebzig (375) Jahre alt werden. Es feiert auf ganz eigene Art. Beim Schlendern durch die Altstsadt begegnen mir immer wieder großen Videoinstallationen projeziert auf große Brandmauern. Jede erzählt die Geschichte einer Person oder eines Ereignisses der Stadtgeschichte. Ich laufe, erlaufe die Stadt und schaue. Eine "App" liefert mir den Audioanteil. In einer kleinen Gasse verwandelt sich der Boden plötzlich per Video in einen Wasserstrom, dann schwimmen Lachse vorbei, dann trocknet das Wasser weg und meine Fußtritte verändern die Farbe des Bodens. Keine Ahnung wie sie das gemacht haben. Bewegungsmelder? Videoabtastung? Zauber der Interaktivität.


Von Silvia gefunden:  https://www.youtube.com/watch?v=YVAAb_LzL9U

 




 

 

The 10th birthday of the Grande Bibliothèque - The Library at Night - Die Bibliothek bei Nacht
Robert Lepage nennt es die ambitionierteste Anwendung der Oculus Rift Virtual-Techonologie bisher. Die Ausstellung, die den 10. Jahrestag der Großen Bibliothek von Montreal feiert, lädt den Besucher zum Besuch von zehn Bibliotheken in aller Welt, aus vielen Zeiten ein. Neun sind real, eine ist imaginär, die Bibliothek des Kapitän Nemo. Die Richtung meines Blickes, meiner Augen wählt aus zehn Symbolen das erwünschte aus. Mein Körper löst sich auf, ich bin, ohne selbst sichtbar anwesend zu sein, in einem Raum gefüllt mit Büchern. Virtuell, doch wie ohne Ort, meine Hände greifen den Tisch, um nicht verloren zu gehen. Nach 45 Minuten bin ich schwindelig, aber satt von Bildern.

                                VERMONT

Vermont sieht aus wie Europa, nur größer. Dünn besiedelt, zu 95 Prozent weiß, arm, schön. Mischwälder, Hügel, Seen. Die Dörfer haben angesächsische und deutsche Namen. Aber auch hier ist die Welt nicht mehr in Ordnung. Im örtlichen Supermarkt hängt an der Kasse eine lange Liste, der Leute, deren Schecks nicht mehr angenommen werden. Der Saloon, am Eingang ein Schild: keine Messer, keine Waffen, hat eine noch längere Liste gesperrter Gäste. Aber auch viele Bio-Bauern, Bio-Imker, Bio-was-auch-immer.





                             Bread & Puppett Theatre


Mittendrin das Bread & Puppett Theater in Glover. Wiedereinmal Wiki: Das Bread and Puppet Theater ist eine US-amerikanische Theatergruppe, die sich der Mittel des Puppentheaters bedient und sich dem Genre des politischen Theaters zurechnen lässt. Herausragendes Merkmal des Kollektivs ist die Verwendung von Masken und von bis zu fünf Meter hohen Großpuppen, die wie Stabfiguren bewegt werden können. Da die Hauptaufführungsorte öffentliche Plätze sind, gilt das Kollektiv als ein typisches Straßentheater.

Der Chef und Initiator heißt Peter Schumann. er ist über achtzig und sehr sexy. Hellwach und glaubwürdig. 


  






























Freitag, 15. Juli 2016

14. Juli 2016 - Der Schlaf der Vernunft gebiert Monster


Ein Albtraum. Ein Lastkraftwagen rast in eine Menschenmenge.
Zwei Kilometer lang fährt er und überfährt, überrollt spazierengehende Menschen. Mit Absicht. Um sie zu töten. Menschen, die er nicht kennt, über die
er nichts weiß. Nicht wen sie lieben, was sie glauben, warum sie dort sind, 
wer sie geboren hat, wer sie jetzt zu Grabe tragen müssen wird. Ein Albtraum.
Ich bin einmal mehr an die Grenze meines Verstehens gelangt. 
 

Durch Wissen kommt der Mensch zur Menschlichkeit;
Fehlt Wissen ihm, gleicht er dem Thiere nur.
Thorheit ist Handeln in Unwissenheit,
Und Thorheit findet nie der Wahrheit Spur.

Quelle: Hafis, Der Sänger von Schiras: Hafisische Lieder, 
übers. von Friedrich von Bodenstedt, Hofmann, Berlin 1877

Aus der "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte" von 1789 
"Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet. So hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen nur die Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte sichern. Diese Grenzen können allein durch Gesetz festgelegt werden."
 

Montag, 20. Juni 2016

Erste Photos "Candide"

Erste Komplettprobe "CANDIDE"


Meinen Dank an:
Christopher Diffey, Jasmin Etezadzadeh, Elena Fink, Maciej Idziorek, Katharina Löwe, Matthew Peña, Stefan Sevenich, James J. Kee, Karl Huml, Olaf Lemme, Titus Paspargilis, Anton Shults, Tim Grambow, Larissa Potapov, Linda Kuhn, Péter Copek, Teresa Lucia Forstreuter, Hung-Wen Mischnick, Natalie Brockmann, Daniele Varallo, Any dos Santos Lima, Marina Fadina, Johannes Finsterbusch, Tatjana Firsova, Maria Teresa González, Liliana Grillo, Aivars Kalniņš, Jaana Kauppinen-Widiger, Kerry Kelly, Hee Wook Kim, Regina Kölzow, Christian Lang, Uwe Lenhard, Mei Li, Antje Luckstein, Alice Löw Pereira, Akane Matsui, Felicitas Müller, Matthias Noack, Nils Pille, Alexander Pjaternev, Michael Schultz, André Trautmann, Annegret Voigt, die Rostocker Singakademie, Teodora Belu, Ralph Zedler,  Hans-Christoph Borck, Manfred Hermann Lehner, Joseph Feigl, Katja Taranu, die MusikerInnen der Norddeutschen Philharmonie und Dörte Keck, Peter Martins, Christiane Blumeier-Braun, Susanne Menning, Constance Schwerdt, Michael Martin, Jörg Adam, Ekkehart Merker, die KollegInnen der Maske und der Garderobe und der Schneiderei und der Werkstätten und des Malsaales und der Beleuchtung und der Bühnentechnik und der Requisite,
und die vielen anderen, die man nicht sieht, ohne die aber gar nichts ginge ... gar nichts.








Alle Photos © Volkstheater Rostock - Dorit Gätjen
 

Freitag, 17. Juni 2016

Photogramme - Ding & Schattending

PHOTOGRAMME

Die Schatten die Dinge werfen, 
die Dinge, die Schatten werfen 
 
Als Photogramm auch Schadografie (Schattenphotographie) oder Rayogramm wird die direkte Belichtung von lichtempfindlichen Materialien wie Film oder Fotopapier im Kontaktverfahren bezeichnet. Im Gegensatz zur Fotografie oder Luminografie wird dabei keine Kamera benutzt. So beschreibt es Wiki. Und über den Schatten sagt sie: Ein Schatten ist der hinter einem Objekt entstehende Mangel an Strahlung, die das Objekt auf seiner der Strahlenquelle zugewandten Seite empfängt.
 
Die Umrisse, die Abbilder, die äußeren Ränder und die inneren und doch habe ich den Eindruck, das Eigentliche des Dinges zu sehen. 
Ein kleines Mädchen erschrickt sich vor dem eigenen Schatten, ein ganz kurzes Video:
 
 
Wir werden ihn nicht los unseren Schatten, im wörtlichen Sinne zeigt er uns nur unsere Form, zu dick, zu ungelenk, verzerrt je nach Position der Lichtquelle, scharf und unerbittlich oder weich und ahnungsvoll. Metaphorisch, ist er dieser schwarzgraue Fleck, den wir in uns ahnen oder wissen, auf den kein Licht fällt, der aber gerade darum umso deutlicher erkennbar ist, durch den Kontrast. Ach, wie gerne wären wir nur Licht und Glanz und Güte! Aber kein Licht ohne Schatten, ist da auch unsere Grauzone und der schattige Bereich, böse, garstig, selbstsüchtig und ohne Mitgefühl. Wir verbergen ihn meist gut, er bleibt im Schatten unserer öffentlichen ums Gutsein bemühten Persönlichkeit. Ist aber doch da. Quelle von Scham und Gewissensbissen. Aber ohne ihn wäre unsere wirkliche Anständigkeit nur sorglose Ahnungslosigkeit, Zufall, keine Anstrengung.
 
Nachdem Buddha todt war, zeigte man noch Jahrhunderte lang seinen Schatten in einer Höhle, – einen ungeheuren schauerlichen Schatten. Gott ist todt: aber so wie die Art der Menschen ist, wird es vielleicht noch Jahrtausende lang Höhlen geben, in denen man seinen Schatten zeigt. – Und wir – wir müssen auch noch seinen Schatten besiegen! 
Friedrich Netzsche "Die fröhliche Wissenschaft"
 
William Henry Fox Talbot & Hippolyte Bayard

William Henry Fox Talbot


William Henry Fox Talbot


William Henry Fox Talbot

 Hippolyte Bayard

Wilhelm Conrad Röntgen
 
Du bist ein Schatten am Tage
Und in der Nacht ein Licht;
Du lebst in meiner Klage
Und stirbst im Herzen nicht.

Friedrich Rückert "Kindertotenlieder"

Sonntag, 12. Juni 2016

Theater hat auch eine freie Zeit von Samstagmittag bis Montagmorgen

Seit Anfang Mai arbeite ich an einem Theater, das unter jahrzehntelangem, unerbittlichem Dauerbeschuss steht. 

Dem fünfzehnten Intendanten seit der Wende ist soeben gekündigt worden. (Von den fünfzehn haben, glaube ich, nur zwei termingerecht und ohne Abfindung das Haus verlassen. Die Gründe sind höchst unterschiedlich, die städtisch politischen Umgangsformen sind gleichbleibend rabiat. Nun sind Spartenschließungen beschlossen, hochbegabten Kollegen wird mit Änderungskündigungen gedroht, das heißt, sie sollen auf Stellen wechseln, die ihrer Qualifikation nicht entsprechen und dafür auch noch bis zu dreißig Prozent weniger verdienen, bei den ohnehin sehr niedrigen Ausgangsgagen. Der Musikdramaturg hat bereits verdientermaßen einen Auflösungsvertrag, der zweite Chef geht bald woanders hin.)

Das deutsche Stadttheater im mittlerweile normalen Ausnahmezustand, verächtlich behandelt, verzweifelt weitermachend, großartig im Einzelnen, vollständig verwirrt im Ganzen. Orchester und Opernchor sind durch exzellente Gewerkschaftsarbeit geschützt, Schauspieler und Tänzer und all die anderen hart Arbeitenden mit "Normalvertrag Solo = NV Solo sind jedermanns politischer Spielball. Die technischen Abteilungen registrieren alles und arbeiten zunehmend hoffnungslos weiter.

Warum, für wen und wie sollen wir weitermachen? 

Mittendrin wursteln wir mit unserer grandiosen komischen Oper oder Operette.
"Candide" - ein Mann voller Optimismus verliert alles und kann seine Hoffnung auf Liebe doch nicht aufgeben.

Die Sänger & Tänzer sind wunderbar, die Gewerke tragen uns auf Händen, allerdings ähnelt die Probenplanung einem schlechtorganisiertem Kindergeburtstags-Blindekuhspiel. Die Bühnenorchesterprobe Nummer zwei findet zum Beispiel zwei Wochen vor der Premiere statt. In der nächsten Wochen kommen einhundertsiebzig Kostüme mit vielen rasendschnellen Umzügen hinzu. Thalia oder irgendeine andere Theatergöttin schütze uns!

Aber jetzt ist es Wochenende. Ich habe frei. In Berlin. In meiner eigenen Wohnung, inklusive meines eigenen Bettes. 

Wie schalte ich mein Gehirn ganz rasch und übergangslos auf den nötigen Entspannungsmodus? Gestern noch Bühnenprobe und Beleuchten bis 22 Uhr und heute seit 13 Uhr - Freizeit. 36 Stunden bis zur Probe am Montagmorgen. Sechs davon als Gast der deutschen Bundesbahn. Wobei es hier weniger um meine Entspannung geht, und weit mehr um den Dauerdruck, der auf Künstler ausgeübt wird. Sie singen, sie tanzen, sie fühlen und sind doch längst nicht mehr Zentrum des Interesses. Sie sind nurmehr Kanonenfutter.

Kultur ist Luxus. Ist nicht abrechenbar. Gesänge und wilde Worte sind nicht gewinnbringend abzurechnen. Spieler und Tänzer und Sänger rezitieren, schreien, murmeln, springen, wirbeln, jubeln und strapazieren ihre zarten Stimmbänder auch ohne geliebt zu werden. Die Schamanen werden wie Kassenwarte beurteilt. Der ohnehin kleine, doch heilige Raum der Bühne ist zur beliebigen Wurstverkaufsbude verkommen. Am 26. Juni, werden wir eine Premiere haben, irgendwo zwischen Untergang, Alltagsgeschäft und magischem Ereignis. What the fuck!