Sonntag, 9. August 2015

Eine Reise - Tallinn - Alles heiter Doktor Eiter

TALLINN


Tallinn ist die westlichste der drei Hauptstädte, die wir besuchen, auch wenn sie die nördlichste ist. Mittelalterliche Stadtmauer, Gassen, Gassen, Gassen, der Stadtkern ist Weltkulturerbe, und der Tourist sehr willkommen, ein wenig zu sehr, fast. 
Man kann, wenn man Vilnius-Riga-Tallinn hintereinander besucht, beobachten wie hart hier gearbeitet wird und in welchen harten Schritten die Entwicklung verläuft. Vilnius noch in Erwartung der Ankunft der Gäste, Riga zerrissen und hektisch betriebsam, und dann Tallinn, schon fast wie alle mitteleuropäischen größeren Städte, nur hübscher als manche. Das spiegelt sich auch im Durchschnittseinkommen: 669, 751, 1110 Euro brutto je Monat im ersten Quartal 2015.* 
Wir sind mit einem Linienbus bis in die Neubauviertel von Tallinn gefahren, auch die saniert, und von viel Grün umgeben. Man sieht Armut, aber keine Bettler, werden sie, wie in Giulianis New York, aus der Stadt geschafft? 

Alle drei Länder verlieren Einwohner, junge Leute wandern aus, die Geburtenrate ist niedrig, auch wenn ich noch nie so viele Hochzeitspaare wie in diesen 10 Tagen gesehen habe. Zigaretten und Benzin sind billig, aber viele haben mehr als einen Job, um überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen. Man sieht wenig Reste der sowjetischen Herrschaft, erstaunlich wenig, die sind wahrscheinlich äußerlich nicht sichtbar.

Aber am letzten Abend: Kaunas in Litauen, eine Strasse, die aussieht wie heruntergekommene Teile der Greifswalder in tiefen Zonenzeiten, nur ist die Straße breiter. Jeden Moment wird ein Vopo auftauchen und nuscheln "ich solle mich ausweisen". (Kurze gefähliche Antwort eines Freundes: "Kann man das jetzt schon selber?") Der blanke Osten, nur die Häuser in den Seitenstraßen sind verfallene russische Holzhäuschen mit Fenstern, wie dem, aus dem in russischen Märchenfilmen die Erzählerin rausguckte. Wir parken auf einem verdreckten Hinterhof, am nächsten Vormittag werden innerhalb von zwei Stunden drei verschieden Männer die Mülltonnen nach Brauchbarem durchsuchen. Das Haus graubeiger Klotz, bröckelnder Putz - erster Stutzer: die Haustür modern mit Hochsicherheitsschloß - Der Hausflur in gelber Pissölfarbe, die Stufen uneben - Stutzer Nummer zwei: die Wohnugstür ebenfalls brandneu und mit zwei Superschlössern - das Apartment dann wunderbar, toll ausgestattet und mit allem Komfort, nur den Rohren und Leitungen sieht man den äußeren Zustand des Hauses an. Und wie überall in allen drei baltischen Staaten, schnelles Wlan inclusive.

Abschiedsbesäufnis in einem Kiosk an der großen Straße, 24 Stunden geöffnet. Wir kaufen eine Flasche Whisky und kriegen sie ohne Verschluß, nur zum Verzehr darf verkauft werden. Ein freundlicher, betrunkener Lette stammelt auf Russischenglisch, dass er nach Kanada auswandern will, weil die Leute da so gute Traditionen haben und freundlich sind. Seine akustische Vorführung des lettischen Umgangstons erschrickt mich. Vielleicht ist es nur der Suff, hoffentlich. Aber ich lese gerade Sofie Oksanas "Stalins Kühe", und sie schreibt über die Zerstörung der sozialen Umgangsformen, der gewöhnlichen Freundlichkeit durch ständige Bespitzelung, korrupte Mangelwirtschaft und Verrohung durch Gewaltgewöhnung. Ist das die eiternde Wunde, die unter all der Veränderung, dem Fortschritt weiter eitert? So viele Jahre Mißbrauch verschwinden nicht einfach, oder?

Meine kulturelle Tallinnausbeute: 


Bilder aus der Ausstellung "Art Rules"
im gotischen Talliner Rathaus


Ein Hornspieler
Paulus Bor
Amersfoort ca 1601 – 1669


Osias Beert the Elder
Stillleben mit Austern, gebratenem Hühnchen, Süßigkeiten und getrockneten Früchten
Antwerpen 1580 - 1624 

 
Schaut wie der Glas malt!


Spanischer Meister
Mann mit einem Teufel an der Kette
16. Jahrhundert

Der Teufel hat Angst.

Katalog der Ausstellung
http://artrules.ee/art/ 


 Einzelfunde

Narr
16. Jahrhundert
Relief in einem Dominikanerkloster


Kirchen-Fußboden

 Engel

Adam & Eva

Noch ein Engel


Türen aus Tallinn (und eine aus Pärnu)








 *

Donnerstag, 6. August 2015

Eine Reise - Pärnu - Herr Richmann wird vom Blitz erschlagen



Um 1750 herum wurde an verschiedenen Orten in der Welt daran gearbeitet, ein Gerät zu bauen, dass die Energie von Blitzen sicher und ohne Schaden für Mensch und Ding in den Boden leiten würde. Als letztendlich offizieller  "Erfinder" gilt Benjamin Franklin, aber gleichzeitig führte eben auch Georg Wilhelm Richmann in Russland Experimente durch. Er wurde 1753 an seinem Schreibtisch, wohin er den Blitzableiter geleitet hatte, vom Blitz getroffen und starb auf der Stelle, was daraufhin deutet, dass seine Konstruktion nicht wirklich gut funktionierte. 

 Regenschirm mit angebautem Blitzableiter entworfen von Jacques Barbeu-Dubourg. Druck aus dem 18. Jahrhundert.


Georg Wilhelm Richmann (* 11. Julijul./ 22. Juli 1711greg. in Pernau (heute Pärnu, Estland); † 26. Julijul./ 6. August 1753greg. in Sankt Petersburg) war ein deutschbaltischer Physiker.
Richmann studierte Mathematik und Physik an den Universitäten Halle und Jena bei Georg Erhard Hamberger, bevor er 1735 nach Sankt Petersburg ging, wo er Erzieher der Söhne von Graf Ostermann war. 1741 wurde er an der dortigen Akademie der Wissenschaften außerordentlicher Professor für Physik und 1745 ordentlicher Professor als Nachfolger von Georg Wolfgang Krafft. Außerdem wurde er Direktor ihres Physikalischen Labors.
Richmann erforschte Naturgesetze, die in der Kältetechnik Anwendung fanden. Die von ihm experimentell gefundene Mischungsregel wurde zum Ausgangspunkt für die spätere Entdeckung der spezifischen und der latenten Wärme. Angeregt durch Benjamin Franklin erforschte er gemeinsam mit Michail Lomonossow die Ursachen der Reibungselektrizität. Richmann entwickelte ein Elektrometer, mit dem er feststellte, dass die von einem geladenen Körper ausgehende Kraftwirkung nicht nur von dessen Masse, sondern auch von dessen Form abhängt. Er untersuchte die elektrische Aufladung der Atmosphäre vor und während eines Gewitters mit Hilfe einer an seinem Haus installierten Eisenstange, an deren Ende ein Elektrometer installiert war. Als er während eines Gewitters am 26. Juli 1753 das Gerät ablesen wollte, schlug der Blitz in die Eisenstange ein und tötete ihn.

Zitiert aus: Wiki



"Der Akademiker Georg Wilhelm Richmann war einer der ersten Wissenschaftler in der ganzen Welt, der sein Liebstes - sein Leben - opferte für die schnellere Entwicklung der Menschheit."
Zitat aus obiger Inschrift


Mittwoch, 5. August 2015

Eine Reise - Riga - Die Moskauer Vorstadt






Sieben Schwestern ist eine Bezeichnung für die sieben im Auftrag Stalins im Sozialistischen Klassizismus (auch: stalinistischen Zuckerbäckerstil) erbauten Hochhäuser in Moskau. Manchmal werden sie auch Stalins Kathedralen oder Stalinfinger genannt... Sie wurden in den letzten zehn Jahren der Stalin-Herrschaft erbaut.Die Moskauer Stalin-Hochhäuser hatten Vorbildwirkung für die Architektur der 1950er-Jahre in den Ostblock-Staaten... in Riga entstand ein Kulturpalast, der heute Sitz der Lettischen Akademie der Wissenschaften ist. Der Architekt hieß Lew Wladimirowitsch Rudnew, der auch das Hauptgebäude der Lomonossow-Universität (1949–1953) entwarf, wahrscheinlich sein bekanntestes Gebäude, dafür erhielt er 1949 den Stalinpreis. (Wiki)




Danksagung
 
I
In seinen Werken reicht er uns die Hand.
Band reiht an Band sich in den Bibliotheken,
Und niederblickt sein Bildnis von der Wand.
Auch in dem fernsten Dorf ist er zugegen.

Mit Marx und Engels geht er durch Stralsund,
Bei Rostock überprüft er die Traktoren,
Und über einen dunklen Wiesengrund
Blickt in die Weite er, wie traumverloren.

Er geht durch die Betriebe an der Ruhr,
Und auf den Feldern tritt er zu den Bauern,
Die Panzerfurche – eine Leidensspur.
Und Stalin sagt: »Es wird nicht lang mehr dauern.«

In Dresden sucht er auf die Galerie,
Und alle Bilder sich vor ihm verneigen.
Die Farbentöne leuchten schön wie nie
Und tanzen einen bunten Lebensreigen.

Mit Lenin sitzt er abends auf der Bank,
Ernst Thälmann setzt sich nieder zu den beiden.
Und eine Ziehharmonika singt Dank,
Da lächeln sie, selbst dankbar und bescheiden.

Die Jugend zeigt euch ihre Meisterschaft
In Sport und Spiel – und ihr verteilt die Preise.
Dann summt ihr mit die Worte »lernt und schafft«,
Wenn sie zum Abschied singt die neue Weise.

II
Dort wird er sein, wo sich von ihm die Fluten
Des Rheins erzählen und der Kölner Dom.
Dort wird er sein in allem Schönen, Guten,
Auf jedem Berg, an jedem deutschen Strom.

Dort wirst du, Stalin, stehn, in voller Blüte
Der Apfelbäume an dem Bodensee,
Und durch den Schwarzwald wandert seine Güte,
Und winkt zu sich heran ein scheues Reh.

Nun lebt er schon und wandert fort in allen,
Und seinen Namen trägt der Frühlingswind,
Und in dem Bergsturz ist sein Widerhallen,
Und Stalins Namen buchstabiert das Kind.

Im Wasserfall und in dem Blätterrauschen
Ertönt dein Name, und es zieht dein Schritt
Ganz still dahin. Wir bleiben stehn und lauschen
Und folgen ihm und gehen leise mit.

Gedenke, Deutschland, deines Freunds, des besten.
O danke Stalin, keiner war wie er
So tief verwandt dir. Osten ist und Westen
In ihm vereint. Er überquert das Meer,

Und kein Gebirge setzt ihm eine Schranke,
Kein Feind ist stark genug, zu widerstehn
Dem Mann, der Stalin heißt, denn sein Gedanke
Wird Tat, und Stalins Wille wird geschehn.
 
Johannes R. Becher
 
Quelle: Sinn und Form, 5 (1953), Heft 2, S. 8 ff.















Eine Reise - Riga - Rumbala? Nie gehört.



Manchmal stößt man auf eine Geschichte, wie diese hier, und wird unerwartet erschüttert. 
Riga. Ich war nur kurz in dieser Stadt. Ihre jüdische Geschichte ist nahezu ausgelöscht.
Die alte große Synagoge abgebrannt, mitsamt der in ihr eingesperrten Gläubigen.
1941 hat man 959 jüdische Berliner in Züge verfrachtet, sie nach Lettland verfrachtet und 
dort die meisten von ihnen erschossen und im Wald von Rumbala, unweit von Riga, verscharrt.
Als das "Kriegsglück" sich wendete, grub man die Leichen aus und verbrannte sie.

Wer hat die Sammelbefehle in Berlin geschrieben?
Wer hat die Sammlung in Berlin organisiert?
Wer hat den Zug nach Lettland gefahren?
Wer hat das Ausladen in Lettland organisiert?
Wer hat geschossen?
Wer hat die Toten im Wald von Rumbala vergraben?
Wer hat sie postmortem verbrannt?

Wiki sagt:
Im Wald von Rumbula wurden während des Holocaust etwa 27.500 Juden umgebracht. Die Massenerschießungen erfolgten an nur zwei Tagen, dem 30. November und dem 8. Dezember 1941. Bei den Opfern handelte sich um lettische Juden aus dem Ghetto Riga und 1.053 deutsche Juden, die am 27. November 1941 von Berlin aus deportiert worden waren; sie wurden nach dreitägigem Transport sofort nach ihrer Ankunft in Riga erschossen.

DAS LIED VON RUMBALA


Dicht vor den Augen des Waldes geh ich,
Die Wimpern der Kiefern streifen die Schulter.
Es seufzt ein weicher Erdhöcker unter dem Schritt
Dies sind die einzigen Geräusche,
Und ich bleibe stehen,
Daß kein einziges mehr bleibt.
Und kann den Damm nicht mehr halten,
Den der Blick gebrochen.

Schreierfüllter Wald,
Schreierfüllter Wald.
Es schreien die auf den Kiefernstämmen erstarrten Schauer
Die vor Entsetzen rauh gewordene Borke.
Es schreien die über den lebendig Begrabenen aufgehäuften Hügel
Die noch bis zum Morgengrauen sich regenden Erdhöcker.

Mein Puls hämmert
Und diesen Wald zu schlagen

im Namen der Birken, die übermorgen wachsen,
im Namen der Kinder, die übermorgen kommen,
im Namen der Lippen, die nicht schreien wollen,
im Namen der Namen, die nicht sterben wollen.

Und dem Wald ins Angesicht
Schreie ich es selber nun:
So einen Wald wie dich darf es heute nicht geben!
Wie ein grüner Krater umschließt mich der Wald,
Eine grüne, zornige Stimme durchfährt mich wie ein Stromschlag

Du sollst nicht vor meinen Augen promenieren!
Du sollst dich nicht an meinen Wimpern ergötzen!
Du sollst dich nicht mit meinen Höckern begnügen!
Damit nicht alle Wälder der Erde so sind wie ich,
Stehe ich hier in Rumbula als ein Schrei,
Ein grünlicher Krater des Grauens zwischen den Feldern.

Ein jeder, der in mich einen Fuß gesetzt
Wird zu meiner Zunge,
Meiner Flamme.
Sei in mir gewesen – Und schrei!


Ojars Vacietis 

Transport 19.10.1942 Berlin

Am Montag den 19.10.1942 verläßt der von der Deutschen Reichsbahn eingesetzte Sonderzug ("21. Osttransport") mit 959 Menschen den „Güterbahnhof Putlitzstraße“ in Berlin-Moabit nahe dem Westhafen. Dieser Transport bestand ausschließlich aus Einwohnern Berlins, deren Durchschnittsalter mit 36,7 Jahren errechnet wurde.
Ziel der dreitägigen Fahrt war das etwa eintausend Kilometer entfernte Ghetto in Riga. Man kann davon ausgehen, das die meisten der Menschen nachdem sie durch die Gestapo aus ihrern Wohnungen abgeholt worden waren, in das Berliner Sammellager Große Hamburger Straße 26 gebracht wurden. In dem Sonderzug befanden sich zudem 140 Kinder im Alter bis zu zehn Jahren, so auch der Knabe Gert Rosenthal (geb. 26. Juli 1932), (Bruder des späteren Entertainers Hans Rosenthal), der als Vollwaise in dem – mit diesem Transport aufgelösten – Jüdischen Kinderheim an der Schönhauser Allee 162 gewohnt hatte.
Auf der handschriftlichen Titelseite der Liste steht am unteren Ende groß der Vermerk „Welle 34“, wobei eine „Welle“ die Bezeichnung für mehrere unmittelbar aufeinanderfolgende Transporte war, in diesem Fall aber nur für den Transport am 19. Oktober 1942 galt. Die Liste wurde von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), Staatspolizeileitstelle Berlin, an die Vermögensverwertungsstelle des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg gesandt; der zugehörige Begleitbrief ist auf den 23. Oktober 1942 datiert – den Tag nach dem Todestag der überwältigenden Mehrheit der am 19. Oktober nach Riga Deportierten. Das Geschäftszeichen lautet „Stapo IV C 3 -J.E.-“, und letztere Abkürzung ist vermutlich als „Juden-Evakuierung“ aufzulösen, da als Betreff angegeben ist: „Evakuierte Juden.“ Die Unterschrift ist unleserlich. Dem Brief beigefügt sei „eine Transportliste über diejenigen Juden, deren Vermögen im Rahmen der Abschiebung durch Einziehung dem Reiche angefallen ist.“ Das Vermögen sei „teils verfallen, teils durch Einziehung auf das Deutsche Reich übergegangen.“ Die entsprechenden „Vermögenserklärungen“ seien gleichzeitig beigefügt, heißt es abschließend.
Am 22. Oktober 1942 erreichte der Berliner Transport den Bahnhof Skirotava etwa 8 km südöstlich von Riga. Obwohl in diesem Zug 264 Menschen, zwischen 16 und 40 Jahre alt waren, wurden bei der nach ihrer Ankunft vorgenommenen Selektierung nur 81 Männer mit handwerklichen Berufen ausgesucht und anschließend sofort am Bahnhofsgelände zum Entladen von Kohlenwaggons eingesetzt. Anschließend wurden sie verschiedenen Arbeitskommandos, darunter einem Schlachthof, zugeteilt. Nur 17 von ihnen überlebten den Krieg. Alle anderen Insassen des Transports wurden sofort nach der Ankunft in die umliegenden Wälder gebracht und dort an Gruben ermordet.“

Dienstag, 4. August 2015

Eine Reise - Viel Jugendstil in Riga


JUGENDSTIL - Darf's ein bisschen mehr sein?

Riga ist sehr schön.
Wenn auch schon um Einiges mehr auf den Empfang und die gewinnbringende Nutzung von Touristen ausgerichtet als Vilnius, das auf deren massenhafte Ankunft noch zu warten scheint. Riga wirkt mich wie eine Schichttorte. Schichten und unter denen andere, nicht ordentlich übereinander, sich vermischend, konternd, ergänzend. 


RIGA
Mittelalterliche Hansestadt, von einem Bremer gegründet.
Sitz verschiedenster Ritterorden.
Teil Polen-Litauens.
Dann zu Schweden gehörig.
Unter großem Widerstand vom Russischen Zarenreich eingemeindet.
Noch bis 1891 blieb die Amtsprache deutsch.
Nach heftigen Verwerfungen während des
Ersten Weltkrieges und auch danach, wurde Riga 1921 Hauptstadt der Republik Lettland.
Ab 1940 zerrten Sowjetunion und Hitlerdeutschland an der jungen Republik.
Erst seit 1991 gibt es wieder eine Unabhängige Republik Lettland.


Alle diese extrem unterschiedlichen Zeitläufe sind gleichzeitig anwesend. Schick aufgehübscht oder morbide verfallend. Man wandert durch eine Strasse mit wunderschönen, blätternden Holzhäusern, die man aus hunderten russischen Filmen zu kennen meint, biegt um eine Ecke und starrt auf eine Reihe bürgerlicher Fünfstöcker, einer heftiger dekoriert als der nächste. Die planenden Hausbesitzer müssen in einen wahren Wettbewerbsrausch verfallen sein. Noch mehr, noch mehr, noch mehr!  


Sehr informativer Artikel zur Geschichte der Deutschen 
und des Jugendstils in Riga 


Heute der "feine" Teil. 
Morgen der andere, von da wo die Leute wohnen.
Das durchschnittliche Monatsgehalt liegt um 400 Euro. Renten noch darunter.

 
Michail Ossipowitsch Eisenstein, der Vater von Sergeij Eisenstein, dem Regisseur von u.a. PANZERKREUZER POTJOMKIN, entwarf mehr als fünfzig dieser ornamentprallen Konditorhäuser. Er konnte sich – im Gegensatz zu seinem Sohn – nicht mit den Ideen der Oktoberrevolution anfreunden und zog nach Berlin, wo er 1921 starb. Er wurde auf dem Friedhof der Russisch-Orthodoxen Gemeinde Berlin-Tegel, Wittestraße 37 beerdigt. Da liegt übrigens auch der Vater von Vladimir Nabokov.