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Judith köpft Holofernes Michelangelo Caravaggio 1598/99 |
Der unverschämte Blick – Caravaggios «Judith enthauptet Holofernes»
Von Navid Kermani
Dieser Blick ist unverschämt. Erst einmal hält sich Caravaggio an die Behauptung, dass Holofernes schon schläft, als Judith allein mit ihm zurückbleibt. Das Drama, auf welches er dadurch verzichtet, hat Hebbel später geschrieben. Caravaggio, der für den Realismus sonst keine Derbheit scheut, verstärkt sogar das Puritanische des biblischen Buches, indem er Judith herausputzt wie zum Sonntagsspaziergang, die Zöpfchen tadellos, strahlend das weisse Hemdchen, gesunde Gesichtsfarbe, keine Spur von Müdigkeit, Anstrengung, Angst. Seit Tagen ist sie im Camp des Diktators, und bei dem Fest, das er ihr zu Ehren gab, muss sie so ausgelassen mitgefeiert haben, dass niemand ihr misstraute und der Hofstaat sie ohne Sorgen allein bei dem Schlafenden zurückliess.
Es ist schon Morgen. Selbst wenn sie den Wein nicht angerührt hätte, könnte sie unmöglich so frisch aussehen. Schon den ganzen Abend wird Holofernes sie begrapscht haben, wahrscheinlich auch mit ihr getanzt, ihr Hemd mit seinem Wein und seinem Schweiss und seinen Fettfingern beschmiert. Sie hat auch nichts von der Fanatikerin, als die sie die Bibel rühmt, die eher stirbt, als in grösster Not das Korn, den Wein und das Öl anzurühren, das dem Herrn geweiht ist. Die Ältesten des eigenen Volks hat sie, eine junge Witwe, beschimpft, weil sie sich am vierunddreissigsten Tag der Belagerung – die Vorräte gingen aus, es gab kein Wasser mehr, der Tod aller Bewohner zeichnete sich ab, ringsum 180 000 Soldaten –, weil sie sich dafür aussprachen, die Festung zu übergeben.
Judiths Plan, allein ins Lager der Feinde zu gehen, um den gewaltigen Holofernes zu töten, ist so tollkühn, dass er praktisch bedeutet, sich selbst zu opfern, ohne Chance, den Feind zu treffen – also nicht einmal ein Selbstmordattentat. Judith ist keine Realistin. Ihre Überzeugung, das eigene Volk retten zu können, verdankt sich nicht Berechnungen, sondern Gebeten. Holofernes ihren Körper anbieten zu müssen, um in seine Nähe zu gelangen, und nach der Tat, so sie denn gelänge, von seinen Wärtern umgebracht zu werden oder Schlimmeres, nimmt sie wie selbstverständlich in Kauf – besser als das Korn, den Wein und das Öl anzurühren, das dem Herrn geweiht ist.
Nichts von ihrer Beseeltheit, ihrer physischen Verfassung, ihrer Aufregung lässt ihr Caravaggio, nicht einmal Gebete, wie es die Bibel will, legt er auf ihre Lippen, als sie Holofernes enthauptet. Nicht einmal Kraft kostet es sie. Bei ihm ist Judith so ungerührt, als stünde sie in der Küche. Das Blut spritzt in Fontänen, das Fleisch quillt hervor, Holofernes' Kopf, schon zur Hälfte durchtrennt, gibt nach, ein Gurgeln oder Stöhnen aus seinem offenen Mund, die Augen werfen ihren letzten Blick, man mag als Museumsbesucher überhaupt nicht hinsehen, so naturalistisch ist der Horror gemalt – aber Judith runzelt nur leicht die Stirn, zieht die Lippen zur Andeutung eines Schmollmündchens gerade so weit nach vorn, dass unklar bleibt, ob das bisschen Erschrecken auf ihrem Gesicht eine ehrliche Regung ist oder nur eine letzte, grosse Verspottung: Ach je, du Armer.
Diese Judith opfert sich nicht, sie führt aus. Wo sie Holofernes in der Bibel «zweimal mit all ihrer Kraft in den Nacken» schlägt, also von hinten und ausser sich angreift, packt sie ihn bei Caravaggio in aller Ruhe am Zopf, zieht seinen Kopf nach hinten und durchtrennt seinen Hals, als sei er ein Stück vom Kuchen.
Holofernes' Gesicht hingegen – gut, das Sterben zeichnet wahrscheinlich noch die brutalsten Züge weich, aber man schaue auf sein Gesicht, drehe meinetwegen das Bild um 90 Grad, wenn man nicht vor dem Gemälde im Palazzo Barberini in Rom steht, und decke alles andere ab, achte nur auf sein Gesicht: Es ist nicht eben anziehend, das nicht, aber man sieht ihm auch nicht die Bestialität eines Befehlshabers an, der bis auf eine einzige Festung, die noch belagert wird, alle Länder des Westens verwüstet und unterjocht hat. Würde man nicht wissen, dass es Holofernes ist, könnte man ihn auch für einen Märtyrer halten, so menschlich, wie Caravaggio die Martyrien malt. Das Unerhörte geschieht: Holofernes wird zum Opfer, damit Judith zur Täterin. Du blöde Kuh!, denke ich, wie Caravaggio in schlechten Momenten bestimmt über Fillide Melandroni dachte, die stadtbekannte Kurtisane, die ihm als Judith Modell stand, du dumme Pute, du schneidest einem Mann den Hals ab und verziehst nicht einmal das Gesicht. Hat er nicht auch Ähnlichkeit mit Caravaggio selbst? Doch, doch, legt man das berühmte Selbstporträt daneben, das früher auf den Hunderttausend-Lire-Scheinen abgebildet war, könnten Augen, Mund und Nase fast dieselben sein, ausserdem die Haare.
Dass Caravaggio sich nicht an den Text hält, wo es ihm nicht passt, beweist er mit der Magd, die in der Bibel vor dem Zimmer wartet, hier aber, weil Judith alles berechnet hat, neben dem Bett die Schürze bereithält, um den Kopf aufzufangen. Judith ist hübsch, eine Judith kann man nicht anders als hübsch malen, brutal, sadistisch, aber hübsch – dafür malt Caravaggio die Magd umso abstossender. Man achte wieder nur auf das Gesicht, verdecke das übrige Bild mit Zetteln: die übergrossen Ohren, die mit Sicherheit schon hinter vielen Türen gelauscht haben, die klobige Nase, die ein Leben lang in allem steckte, was sie nichts anging, die Mundwinkel heruntergezogen aus jahrzehntelanger Missgunst, die Augäpfel, die vor Erregung hervortreten – nein, ein Engel, sogar ein Racheengel hat andere Begleiterinnen als diese geifernde Greisin, die jedes Leben zur Hölle macht.
Am unverschämtesten aber ist Judith selbst, ist ihr Blick, dieser spöttische, minimal angeekelte, wie zum Hohn mitleidige Blick. Kein Wunder, wenn die Frommen sich über seine Heiligen aufregten – bei den Gesichtern, die sie machen, Petrus' gar nicht verklärter Todesausdruck, Abraham, der beinah ärgerlich wirkt, als der Engel ihm die Ermordung seines Sohns erlässt, und eben Judith, die eine Retterin ist, die keinem Volk gut ansteht, am wenigsten dem göttlichen.
Und hier ein ganz anders:
Nagel in den Kopf
Kein Autor genannt, Der Spiegel 34/1991
Artemisia Gentileschi, Vergewaltigungsopfer und Malerin starker Frauen, wird durch eine Ausstellung in Florenz gewürdigt.
Ihr Gesicht zeigt Abscheu und Entschlossenheit: Der Job ist äußerst unappetitlich, aber er muß erledigt werden. Die Kräfte der Täterin reichen jedenfalls - sie hat die Arme eines Kerls.
Eine nicht minder muskulöse Magd assistiert bei der grausigen Prozedur. Sie drückt das Opfer, einen bärtigen Mann, auf sein Bett nieder, während die Herrin ihm wie eine professionelle Killerin den Kopf absäbelt.
Kaum jemals sonst in der Kunstgeschichte ist eine Bluttat dermaßen drastisch und zugleich kühl-genau geschildert worden. Die italienische Barockmalerin Artemisia Gentileschi (1593 bis um 1652) stellt so den Tod des assyrischen Heerführers Holofernes durch das Schwert der Bibel-Heldin Judith dar.
Dem Forscher Roberto Longhi schien, 1916, das Bild geradezu "von der Hand eines Henkers" zu stammen, und er entsetzte sich rhetorisch: "Eine Frau hat das Ganze gemalt? Das muß ja eine schreckliche Frau sein."
Als "rühmliche Ausnahme", so die Feministin Germaine Greer, wird die Malerin und Maler-Tochter hingegen von der Frauenbewegung des 20. Jahrhunderts gefeiert - nicht nur wegen ihrer ausdrucksmächtigen Bilder, sondern auch wegen der Zähigkeit, mit der sie sich in einer Männer-Kunstwelt behauptete. Und nicht zuletzt, weil ihr Lebensschicksal als Beispiel einer geschändeten weiblichen Existenz überhaupt verstanden werden kann.
Denn Artemisia Gentileschi war, laut einer 1612 durch ihren Vater Orazio vor ein römisches Gericht gebrachten Klage, von seinem Partner Agostino Tassi vergewaltigt worden. Im Prozeß hatte sie Folter und Demütigungen zu ertragen. Danach verließ sie ihre Heimatstadt. Spottverse folgten ihr bis ins Grab.
Kein Wunder bei diesem biographischen Stoff, daß es ein Roman war ("Artemisia" von Anna Banti, 1947), der die Wiederentdeckung der lange fast vergessenen Künstlerin wesentlich beförderte. Doch über ihr Werk herrscht noch immer viel Unklarheit. Nur rund drei Dutzend Gemälde können ihr bislang leidlich sicher zugeschrieben werden.
18 davon sind nun zu einer ersten monographischen Ausstellung in der Florentiner Casa Buonarroti versammelt, außerdem ein paar Vergleichsbeispiele von der Hand Orazio Gentileschis sowie einige Zweifelsfälle *.
Ob nämlich eine Judith, deren Magd bereits den Holofernes-Kopf in einem bluttriefenden Korb trägt, vom Vater oder von der Tochter gemalt worden ist, darauf wollten die Organisatoren und Katalogverfasser, Roberto Contini und Gianni Papi, sich nicht festlegen. Auch lassen sie offen, ob - schon wieder dieses Thema! - eine andere Judith, die das erbeutete Haupt als Trophäe hochhält, möglicherweise dem Gentileschi-Rivalen Giovanni Baglione zuzuschreiben ist oder vielmehr einen frühen Geniestreich Artemisias darstellt.
Vom Rang der Künstlerin - der in Longhis Augen sogar "einzigen Frau in Italien, die jemals wußte, was Malerei, Kolorit, Farbauftrag ist" - geben ihre Spitzenwerke einen imponierenden Eindruck. In der Dramatik gedrängter Szenen, dem Gebärdenpathos massiger Figuren _(* Bis 4. November. Katalog 220 Seiten; ) _(60 000 Lire. ) und der Farbenglut rauschender Gewänder stehen sie denjenigen Orazios, der mehr zu ruhigen Kompositionen und zu Silbertönen neigte, keinesfalls nach.
Als seiner Malart noch nah verwandt, doch von erstaunlich früher Meisterschaft zeigt sich ein Artemisia-Gemälde, das sonst in der Galerie des fränkischen Schlosses Pommersfelden hängt: "Susanna und die Alten". Es ist, was zum Kummer der Kunsthistoriker selten vorkommt, sowohl signiert als auch datiert, und zwar mit der Jahreszahl 1610. Damals war die Malerin erst 17, den Schock der Vergewaltigung hatte sie noch nicht erlebt.
Offenbar liegt es beim Betrachter, wie er die nackte, sich abwehrend windende Susanna-Figur verstehen will. Manche Interpreten sehen darin einen speziellen Service fürs Männerauge, Feministinnen wie die amerikanische Artemisia-Monographin Mary D. Garrard ahnen leidgeprüfte Einfühlung in die "Bedrängnis" der Heldin.
Verführerisch sind Verknüpfungen von Kunst und Leben allemal. Mußte nicht auch die 17jährige Malerin schon allzu gut wissen, was sexuelle Belästigungen sind? Gaben nicht Prozeßzeugen dann tatsächlich Schilderungen der lockeren Sitten im Hause Gentileschi, wo "alle die besagte Artemisia küßten und anfaßten"?
Das war, wie manche noch deftigere Aussage, als Entlastung für den angeklagten Tassi gemeint. Er hatte das Mädchen in Perspektive unterrichten sollen, jede unzüchtige Handlung bestritt er.
Seine Verteidigung lief darauf hinaus, das Opfer in ein schlechtes Licht zu rücken, eine in solchen Fällen noch immer gängige Strategie. Etwas von diesem Denkmuster klingt sogar an, wenn Katalogbeiträger Luciano Berti über "Leidenschaft, ja Liebe" zwischen den Kontrahenten spekuliert. In den Voyeuren, die sich Artemisias Susanna nähern, möchte er übrigens Tassi und Vater Orazio wiedererkennen.
Der abträglichen Nachrede setzte die Künstlerin, die sich auch einer gynäkologischen Inspektion unterziehen mußte, eine schockierend genaue Aussage entgegen.
Sie beschrieb, wie Tassi sie ins Zimmer gedrängt, wie er abgeschlossen, sie aufs Bett geworfen und ihr mit einem Taschentuch den Mund verstopft habe. "Er drückte meine Beine mit seinen Knien auseinander, richtete sein Glied auf mich und fing an zu stoßen, so daß ich brennenden Schmerz empfand." Nachher habe sie ihn mit einem Messer umbringen wollen, er aber habe ihr die Ehe versprochen.
Es konnte Artemisia Gentileschis Lage nicht verbessern, daß sie daraufhin - so ihre Aussage - Tassi auch in der Folgezeit gefügig war und daß Orazio die Klage erst nach einem Jahr anstrengte, als offenbar die Aussicht auf Heirat verflogen war. Und so glaubwürdig die junge Frau in den Protokollen wirkt, so herbeigeholt die Anschuldigungen gegen sie zumeist klingen, so herrscht 380 Jahre später doch keineswegs in allen Fragen spruchreife Klarheit.
Eine völlig mysteriöse Rolle spielt ein "Judith"-Gemälde, das Artemisia ihrem Vergewaltiger (für einen künftigen Hausstand?) gegeben haben soll. Ob es eines - und dann welches - der jetzt in Florenz gezeigten Bilder war, bleibt vorerst ein Ratespiel.
Entscheidungsschwierigkeiten könnte auch der Richter gehabt haben. Sein nicht überliefertes Urteil war wohl ein Schuldspruch, aber ein glimpflicher. Nicht einmal zehn Monate kann Tassi in Haft gewesen sein. Für die bloßgestellte Artemisia Gentileschi indes empfahl es sich, eine neue Existenz zu suchen.
Sie nahm einen Pierantonio Stiattesi zum Mann, über den sonst wenig bekannt ist, vermutlich einen Verwandten jenes Giovambattista Stiattesi, der im Prozeß zu ihren Gunsten ausgesagt hatte. Und sie ging, mit väterlichen Empfehlungen, an den großherzoglichen Medici-Hof, nach Florenz, in die Heimat ihres Gatten.
Es könnte wie ein programmatischer Rollenwechsel wirken, daß Artemisia dort mit dem ursprünglichen (von Orazio abgelegten) Familiennamen Lomi signierte. Aber vielleicht war das in der Toskana, woher die Sippe stammte und wo schon ein Onkel als Maler tätig war, auch einfach das zugkräftigere Etikett. Erfolge jedenfalls blieben nicht aus. Artemisia Gentileschi/Lomi konnte an den Hof verkaufen, und Michelangelo Buonarroti der Jüngere, Großneffe des Renaissance-Genies, bestellte bei ihr für einen Deckenbilder-Zyklus menschlicher Tugenden und Empfindungen die weibliche Aktfigur der "Zuneigung" - obwohl er sie teurer bezahlen mußte als alle anderen Gemälde. Die Energie der Malerin bei Geldforderungen spricht aus vielen Dokumenten.
Seither schmückt die Allegorien-Folge einen Saal in jenem Haus, das die Familie zur Gedächtnisstätte für den großen Michelangelo ausgestaltete - eben der Casa Buonarroti, die nun den Schauplatz der Artemisia-Ausstellung abgibt. Nur hat ein späterer Buonarroti, um seine Kinder nicht auf unkeusche Gedanken zu bringen, der strahlend nackten "Zuneigung" ein verhüllendes Gewand vormalen lassen.
Spätere Lebensstationen führten die Künstlerin kurzfristig nach Rom zurück, nach London, wo ihr Vater bis zu seinem Tod im Jahre 1639 Hofmaler war, und nach Neapel.
Überblickt man ihr Werk, so fällt eine deutliche Vorherrschaft weiblicher Gestalten auf - von der Madonna bis zur Lautenspielerin, von der büßenden Magdalena bis zur "Zuneigung". Besonders eindrucksvoll und auch besonders zahlreich sind aber die tödlich-starken Frauen: Salome etwa oder jene biblische Jael, die dem Feldherrn Sisera ruhigkonzentriert einen Nagel in den Kopf treibt.
Kein Thema schließlich hat die Malerin so oft behandelt wie das der Judith. Allein von der Mordszene gibt es zwei sehr ähnliche Varianten aus dem Capodimonte-Museum in Neapel (jetzt als die frühere vermutet) und aus den Florentiner Uffizien. Da allerdings ist das Schreckensbild gewöhnlich im sogenannten Vasari-Korridor versteckt, der nur nach Voranmeldung besichtigt werden kann.
Nichts an Artemisia Gentileschis Kunst fällt grundsätzlich aus dem Rahmen ihrer Zeit. Kopf-ab-Motive (auch Goliath, Johannes) hatten Konjunktur, die heroischen Mannweiber waren beim Publikum bestens eingeführt. Judith, deren Schwertstreich im - apokryphen - Bibeltext eine religiös-patriotische Rettungstat ist, freilich gemäß der Textstelle "Eine Schande, wenn eine solche Frau unbeschlafen davonkäme", auch persönlicher Entehrung vorbeugt, diese Heroine konnte in der abendländischen Kunst den Sieg von Bürgertugend über Tyrannei oder des rechten Glaubens über das Ketzertum symbolisieren. Sollte Artemisia ihr einen eigenen Rachewunsch anvertraut haben?
Nötig ist eine solche Erklärung nicht. Denn die Künstlerin hatte für ihre Judith ein bis in Einzelheiten übereinstimmendes, von ihr freilich an Ausdruckskraft noch übertroffenes Vorbild: ein Gemälde zum gleichen Thema vom Barock-Bahnbrecher Caravaggio.
Den, einen zeitweiligen Kumpan ihres Vaters, hat Artemisia Gentileschi sicher selbst gekannt, bevor er 1606 als Totschläger aus Rom fliehen mußte.
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Judith köpft Holofernes Artemisia Gentileschi 1620 |
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Farbwechsel im Kostüm liegt wohl am Druck |
Die Bibel - Buch Judith sehr gekürzte und leicht veränderte Fassung
...Als Judith ihr Gebet beendet hatte, stand sie auf von dem Ort, an dem sie sich vor dem Herrn niedergeworfen hatte, rief ihre Magd, legte das Bußgewand ab und zog ihre Witwenkleider aus, wusch sich und salbte sich mit kostbarem Balsam, flocht ihr Haar und setzte sich einen Kopfputz auf, zog ihre schönen Kleider an und tat Schuhe an ihre Füße, schmückte sich mit Armbändern und Spangen, Ohrringen und Fingerringen und legte all ihren Schmuck an. Dazu gab ihr der Herr noch besondere Anmut; denn sie schmückte sich nicht aus böser Lust, sondern aus Gottesfurcht. Und der Herr machte ihre Schönheit so groß, dass sie allen unsagbar lieblich schien. Und sie gab ihrer Magd einen Schlauch voll Wein und einen Krug mit Öl und einen Sack, in dem sie Feigenkuchen, Mehl und Brot hatte; so ging sie fort.
Als sie vor ihn trat, war Holofernes sogleich von ihr eingenommen. Er sagte zu ihr: Sei getrost und fürchte dich nicht; denn ich habe nie einem Menschen etwas zuleide getan, der sich dem König Nebukadnezar ergeben hat. Hätte mich dein Volk nicht verachtet, so hätte ich nie meinen Spieß gegen sie erhoben. Aber nun sage mir, warum du von ihnen weggegangen und zu uns gekommen bist.
Judit antwortete ihm: Höre deine Magd gnädig an. Wirst du tun, was deine Magd dir vorschlägt, so wird sicherlich gelingen, was der Herr mit dir vorhat. Weil das Volk Israel weiß, dass sie ihren Gott erzürnt haben, sind sie voll Furcht vor dir. Dazu leiden sie großen Hunger und müssen vor Durst verschmachten und haben jetzt vor, ihr Vieh zu schlachten und sein Blut zu trinken. Sie wollen sogar Korn, Wein und Öl, das dem Herrn geweiht ist, für sich verwenden und das essen, was sie nicht einmal berühren dürfen. Weil sie das tun, müssen sie ganz gewiss umkommen. Als ich, deine Magd, das erkannte, bin ich von ihnen geflohen. So hat mich der Herr zu dir gesandt, um es dir zu berichten. Denn obwohl ich zu dir gekommen bin, so bin ich doch nicht von Gott abgefallen, sondern will meinem Gott auch jetzt bei dir dienen. Darum wird deine Magd hinausgehen und zu Gott beten; der wird mir offenbaren, wann er die Strafe für ihre Sünde an ihnen vollziehen will. Dann will ich kommen und dir's berichten. Mitten durch Jerusalem will ich dich führen, und das ganze Volk Israel wird dir gehören wie Schafe, die keinen Hirten haben, und kein Hund wird dich anbellen.
Diese Rede gefiel Holofernes und er sagte zu ihr: Das hat Gott gut gefügt, dass er dich vorausgesandt hat, um durch dich das Volk in meine Hand zu geben. Wenn dein Gott tut, was du versprichst, so soll er auch mein Gott sein; du sollst hoch angesehen sein im Hause Nebukadnezars, und dein Name soll berühmt werden in aller Welt.
Als die Knechte sie in das Gemach führten und sehr spät geworden war, ging sein Gefolge fort in seine Zelte; und sie waren alle betrunken. Und Judit blieb allein bei ihm in der Kammer. Als nun Holofernes auf seinem Bett lag, betrunken war und schlief, sagte Judit zu ihrer Magd, sie sollte draußen vor der Kammer warten. Judith trat zu der Säule oben an seinem Bett und griff nach seinem Schwert, das dort hing, zog es heraus, ergriff ihn beim Schopf und betete: Herr, Gott Israels, stärke mich in dieser Stunde! Darauf stach sie ihn zweimal mit ganzer Kraft in den Hals und schnitt ihm den Kopf ab. Danach wälzte sie den Körper aus dem Bett und nahm das Netz von den Säulen herunter. Kurz darauf ging sie hinaus und gab das Haupt des Holofernes ihrer Magd, damit sie es in ihren Sack steckte. Und sie gingen miteinander hinaus und durch das Lager hindurch, wie es ihre Gewohnheit war, als wollten sie zum Beten gehen, bogen dann aber ab durchs Tal und kamen ans Tor der Stadt.