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Sonntag, 18. September 2016

Penthesilea 4 - English is a very nice language, but...

Ich liebe die deutsche Sprache. Liebe, liebe, liebe sie.
Sie ist manchmal ungelenk, umständlich, sie eignet sich nicht wirklich gut zum Reimen und nur in Meisterhand für loses Witzeln und das, was die Engländer "puns" nenen.
ABER sie kann vibrieren, flattern, fließen, stolpern und marschieren, ermöglicht plötzliche unerwartete Wendungen durch großen Abstand zwischen Hilfsverb und Verb. Beginnt mit "Wir haben...", es folgen alle nur möglichen Schrecklichkeiten, und endet mit dem harmlosen Verb "durchwandert". Die Spannung, das Suspense, das "in Unsicherheit schweben" hängt dann an dieser Konstruktion des zerrissenen Verbes. 
Sie kann mit nationalistischen Ehrgeiz daherstampfen und gänzlich irden, irdisch klingen. Jiddische, französische, lateinische Wörter sind bei ihr eingezogen und manchmal nicht mehr als Migranten erkennbar.
Sie ist im Besitz von merkwürdigen Wörtern, Wörtern, die ihre Partner verloren haben (unwirsch), Wörtern, die sich verbandelt haben (Wahnsinn), Wörter, die so klingen, wie das, was sie meinen (Matsch).
Sie erlaubt Pathos und Kühle, Doppeldeutigkeit und Rotzfrechheit.

Spricht man sich SCHAF - KUH - ZIEGE vor, erschaffen Laut und Lippenstellung die Tiere. Oder RISS. 

Und sie kann auch sowas: Donaudampfschiffahrtskapitänspatent.

Mark Twain über "Die schreckliche deutsche Sprache"

http://www.viaggio-in-germania.de/twain-schreckliche-dt-sprache.pdf


Und eine Frage!!!!

Bei Kleist stoßen ich öfter auf Satzkonstruktionen folgender Art:

Erbittert hat es, Göttern mich und Menschen
In unbegriff'ner Leidenschaft empört.


oder

Ich jetzt, wie wir Argiver hoch erfreut,
Auf eine Feindinn des Dardanervolks zu stoßen;
Was für ein Haß den Priamiden längst
Entbrannt sei in der Griechen Brust,
wie nützlich,
So ihr, wie uns, ein Bündniß würde sein;
Und was der Augenblick noch sonst mir beut:

oder

Sich muß, wem sie die Freundin sei, erklären;

oder

Was geht dem Volke der Pelide an?

Ist das ein possessiver Dativ, oder was ist es? Das heißt, eine Wortgruppe oder Wort im Dativ, die/das den Besitz/die Zugehörigkeit anzeigt. Wir würden heute doch ´gegen´mit folgendem Akkusativ verwenden, oder in anderen Fällen den Genitiv?

 

Mittwoch, 27. April 2016

Alles rennet, rettet, flüchtet.

Heute im Radio ist mir das erste Mal aufgefallen, dass "wir" jetzt Geflüchtete anstatt Flüchtlinge sagen. Warum?

Als Kind begenete ich dem Wort Flucht zuerst durch Richard Kimble, dem Mann im Westfernsehen auf seiner nicht enden wollenden Flucht vor der Polizei, seinerseits einen fliehenden Einarmigen verfolgend. Meine Mutter war 1933 mit ihren Eltern aus Deutschland geflohen, 6 Länder in 6 Jahren. Sie sprach selten darüber. Emigrieren klingt so ganz anders als fliehen, irgendwie elegant, auch harmloser. Dann waren da Vertriebene, Deutsche, die in Schlesien gelebt hatten, Verwandte meiner Nenntante. Sie waren Kleinbauern, trauerten um ihre Felder und Häuser, die vertrauten Landschaften. Dann geflüsterte Gerüchte über Fluchtversuche aus der DDR in den Westen, die Spree durchschwimmend mit Pappschwänen auf dem Kopf. Rübermachen, abhauen. Den grauenerregenden Ernst dieser Geschehnisse begriff ich nicht sofort. Und als ich ihn verstand, wurde das Land in dem ich lebte mir vollends fremd.

Flucht, Zuflucht, Flüchtling, Fliehender, Geflüchteter, Asylant, Emigrant, Immigrant, Einwanderer, Vertriebener, Verjagter, 
flüchtig, verflucht   

 Berühmter Flüchtling: Volkspolizist Conrad Schumann 1961.
© Peter Leibing
 
Wiki sagt: Flucht ist eine Reaktion auf Gefahren, Bedrohungen oder als unzumutbar empfundene Situationen. Meist ist die Flucht ein plötzliches und eiliges, manchmal auch heimliches Verlassen eines Aufenthaltsortes oder Landes. Die eilige Bewegung weg von der Bedrohung ist oft ziellos und ungeordnet, eine Flucht kann aber auch das gezielte Aufsuchen eines Zufluchtsortes sein. Fluchtverhalten gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire von Tieren.

Was hat es also mit dem Wort Flüchtling auf sich? Beim Nachlesen habe ich gelernt, dass es keine weibliche Form hat, dass die Endsilbe "-ling" einen abwertenden Beigeschmack erzeugt, wie bei Schönling oder Hämpfling. Geflüchteter klingt auch aktiver. Trotzdem wäre ich eher für Verjagter oder, weiblich, Verjagte. Verjagt aus ihrer Heimat durch Krieg, Gewalt, Hass, Armut und Not, die eigentlichen Reiter der Apokalypse. 

Kritik am Begriff "Flüchtling"

Der Begriff „Flüchtling“ wird von einigen Initiativen kritisiert. Hinter der Versächlichung, die durch das Suffix „-ling“ entsteht, verschwinden persönliche Hintergründe von Personen, Bildungs- und Berufsgeschichten, persönliche Interessen und politische Meinungen. Daher ist es angebrachter, von „geflüchteten oder geflohenen Menschen“ zu sprechen.
Sächsischer Flüchtlingsrat

Hier endet das Gendern

Klingt das Wort „Flüchtling“ für sprachsensible Ohren abschätzig? Eine weibliche Form jedenfalls kann mit ihm nicht gebildet werden. Doch was gäbe es für Alternativen?
 

Wider den Begriff Flüchtling

 
Der Titel ist ein Zitat aus "Der Glocke" von F. Schiller

Dienstag, 2. Februar 2016

Theater hat ganz unterschiedliche Premieren - Regisseure sind auch arm dran


 SCHLÜSSELWÖRTER sind schwierig

Meine Lieblingsnichte mußte im Auftrag ihrer Deutschlehrerin einen Text auf seine Schlüsselwörter untersuchen. Der Text war blöd und öd. Das Schlüsselwortsuchen entsprechend mühsam. Deshalb habe ich beschlossen, heute einen nicht ganz so öden Schlüsselworttext zu schreiben.

Schlüsselwort meint hier nicht "Sesam öffne Dich!" oder ein Wort, das eigentlich ein anderes meint, sondern nur ein Wort, das den Rest des Satzes vorwegnimmt, zusammenfaßt. 

KEINE PREMIERE IST WIE DIE ANDERE

Das sechzigste Lebensjahr winkt einladend aus nicht allzu weiter Ferne und es waren alles in allem sicher schon mehr als einhundert Premieren bisher, ABER jede, wirklich jede war anders und jede auf ihre Weise aufregend, nervenaufreibend und/oder beglückend, erschöpfend. 
Die Proben liefen gut, die Proben liefen schlecht, es gab überhaupt Proben; 
ein, zwei Spieler waren renitent, trödelig, unbegabt, ein, zwei Spieler waren überraschend, atemberaubend, brillant, wild, toll; 
der Regisseur, das meint mich, war wach, scharf, empathisch oder gerademal soso oder kurz vorm Kollaps oder auf den Punkt;
die Probenbedingungen waren herrlich oder nur fast noch zu ertragen, Darsteller waren anwesend oder nicht, Krankheitsüberfälle, entnervende Gastspiele, innerbetrieblicher Liebeskummer, unangemessene Außentemperaturen, mangelhafte Heizungsleistung in der Probenbühne spielten eine entscheidende Rolle oder auch nicht;
die Welt mischte sich ein, amerikanische Hochhäuser wurden zusammengeschossen , Kinder wurden gezeugt, ersehnt oder abgetrieben, ganze Staaten vergingen, Ehen zerbrachen, Intendanten stürzten in die Midlifekrise, Kinderdarsteller verhauten ihre Matheprüfung ;
das Stück war willig, störrisch, einladend, ungreifbar oder liebesdurstig.



Anika Mauer in "Ein Gespräch im Hause Stein über den abwesenden Herrn von Goethe"
© Anna Olthoff

Und eines Tages stehst Du dann da und andere, eine, zwei oder viele spielen und Du bist draußen. Sie spielen wunderbar, meistens, manchmal aber auch nicht. Aber Du bist in jedem Fall hilflos, keinem eine Hilfe und doch beteiligt.

WHAT THE FUCK? 

Noch einen Tag vorher warst Du einflußreich. Hast mit Wirkung zustimmend gelächelt, besorgt beschrieben, empört gebrüllt. Und nun am Tag der Geburt bist Du unwichtig. was für ein Absturz

Montag, 17. August 2015

Ulkig? Lustig? Witzig? Komisch?

Der Herr lacht über seine Feinde, er weiß: Der Tag der Abrechnung kommt. (Psalm 37,4)

Ulk, Ulknudel, verulken, ulkig 

Ulk m. ‘lärmender Spaß, lustiger Unfug’, seit dem 17. Jh. bezeugtes, in nd. und md. Mundarten heimisches, dann durch die Studentensprache im 19. Jh. im oben angeführten Sinne bekannt gewordenes Substantiv, vgl. mnd. ulk ‘Lärm, Unruhe, Händel’. Es ist, wie vielleicht auch norw. (mundartlich) alka ‘Händel anfangen’, schwed. (mundartlich) ulka ‘girren, keifen’, eine Bildung lautnachahmenden Ursprungs. – ulken Vb. ‘Ulk machen, spaßen’, verulken Vb. ‘verspotten, veralbern’ (beide 19. Jh.). ulkig Adj. ‘spaßig, komisch, lustig, seltsam’ (2. Hälfte 19. Jh.). 
Etymologisches Wörterbuch nach Pfeifer

Synonyme? 

Lustig, witzig, amüsant, erheiternd, spaßig, komisch,  belustigend, drollig, possierlich, drollig, närrisch, humorvoll, kurzweilig, vergnüglich, amüsant, ironisch, satirisch, grotesk, spritzig, originell, wonnig, schelmisch, possierlich, lachhaft, albern, lächerlich, närrisch

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Ein Witz wird erzählt mit Gesten, Gesichtern, Tonfällen, Atmern, Pausen, wichtig Pausen, wegen des Zeit - Timings. So wenig Worte wie möglich, aber auch keins zu wenig. Witze gibt's von grob bis philosophisch mit vielen Schattierungen dazwischen. 

Die besten politischen Witze entstehen in Diktaturen, und das sage ich ohne jede Retro-Sentimentalität. Die Absurdität und Gewalt einer Tyrannei gebiert den irrsten Humor.

Dreckige, schweinische Witze können herrlich sein oder einen unangenehm kleberig hinterlassen, hängt vom Witze-Erzähler ab. 

Einen Abend lang Witze erzählen mit einem guten Partner und einem kleinen feinen Publikum kann ein fröhliches Fest sein. 

Pointen sitzen. Wenn sie stehen, keine Lacher.

Narren erzählen keine Witze. Monty Python machen keine Witze. Clowns auch nicht. Sie sind komisch, was auch seltsam, fremd, anders heißen kann. "Die sind aber komisch!"

MP - Das Ministerium der komischen Gänge, leider mit Lachband:
https://www.youtube.com/watch?v=iV2ViNJFZC8 

Der Gott der Bibel lacht selten und wenn, dann über uns.
Grimmig toben Völker und Nationen, Könige und Fürsten gegen den Herrn und seinen Gesalbten, aber der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet ihrer. (Psalm 2) 
Ein billiges Lachen, er ist unverwundbar, kann also gar keinen Humor haben, denn Humor ist Abwehr von Bedrohung, Kleinmachen der Angst, das erleichternde Wissen nochmal davon gekommen zu sein, nicht der zu sein, über den gelacht wird. Oder wie im Wettrennen von Igel und Hase: "Ick bün all hier." Wen ich über mich lache, bin ich den anderen, die sich vielleicht über mich lustig machen wollen voraus. Erster!

"Ich schlage dich bis Du lachst!"


Wir können über uns selbst lachen, über andere, mit anderen und trotz anderen, dass ist dann Galgenhumor.

Die Agentur Reuters behauptet, der älteste Witz der Welt sei für das Jahr 1900 vor unserer Zeitrechnung festzustellen. Er stammt aus dem Reich Sumer: "Etwas, was seit Urzeiten nie passiert ist: eine junge Frau, die nicht im Schoß ihres Ehemannes gefurzt hat."  Hm. Sumerischer Humor. In Keilschrift ist das sicher komischer.

Ein Gag wird inszeniert. Die falschrichtige Bemerkung zum perfekten Zeitpunkt, eine physische Verschiebung der Erwartung, eine Überraschung in der geraden Linie.

Ein Ulk ist lustik. Anke Engelke war einst ein Witzbold und ist jetzt eine Ulknudel. Ein Spaßvogel. 

Und dann gibt es ulkig in der Bedeutung von merkwürdig, nicht stimmig, da ist was faul. "Das ist ja ulkig?"

Deutscher Humor - via Dylan Moran: Nach einem längeren Monolog über bigotte Engländer, beginnt er einen Vernichtungsschlag gegen Deutschland. was immer einer freundlicher Deutscher ihm erzählt, sein Hirn hämmert "Hitler, Hitler, Hitler..." Er macht genauso fiese Witze über Iren und Engländer. Dann beklagt sich ein Deutscher bei ihm über den Mangel an deutschen Komikern - "Vielleicht habt ihr alle umgebracht?" ist die Antwort, die er denkt, aber nicht spricht.


© Eolo Perfido

Mittwoch, 25. März 2015

Heimlich & unheimlich

Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar werde, 
auch nichts Heimliches, das nicht kund werde 
und an den Tag komme. Lukas 8/17
 
    HEIMLICH
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UNHEIMLICH

Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an,
Dass unser beider Denken
Niemand erraten kann.
Die Liebe muss bei beiden
Allzeit verschwiegen sein,
Drum schließ die größten Freuden
In deinem Herzen ein.

unbekannter Dichter 

Ich hab Dich insgeheim unheimlich lieb. Wie sehr? Es ist mir fast unheimlich wie sehr. Ich fühle mich bei Dir so heimelig. Heimlich, still und leise ist es geschehen. Wir wollen es aber es aber noch geheim halten.

Der Duden schreibt:
mittelhochdeutsch heim(e)lich = vertraut; einheimisch; vertraulich, geheim; verborgen, althochdeutsch heimilīh = zum Hause gehörend, vertraut, zu Heim

Das Heim und die Heimat, selbst die Heimsuchung, die ursprünglich nur ein Hausfriedensbruch war, und also war auch Mariä Heimsuchung nur der Besuch bei ihrer Verwandten Elisabeth, um von ihrer überraschenden Schwangerschaft zu berichten. Sie bricht wohl Elisabeths Hausfrieden. Und erst später wurde der Schicksalsschlag, die Prüfung daraus. Was für Wandlungen so ein Wort durchläuft, so viele bis es seine eigene Herkunft kaum noch kennt. 

Und da heimlich einmal einfach zu Hause, einheimisch, hierher gehörend bedeutete, war heimlich auch der von gespensterhaftem freie Ort und aus dem heimatlichen, häuslichen entwickelt sich weiter der Begriff des fremden Augen Entzogenen, Verborgenen, Geheimen sagt Grimm. Etwas, das nicht geheim ist ungeheim zu nennen, klingt verquast, unheimlich ist aber auch nicht zu diesem Zwecke verwendbar. 

Unheimlich ist, tja was? Etwas das uns in unserem Heimlichsten anrührt, was uns schaudern macht. Die Härchen auf der Haut stellen sich auf, Gänsehaut, wohl ein instinktiver, wenn auch mitlerweile nutzloser Versuch durch aufgeplustertetes Fell größer und gefährlicher auszusehen, um den "Feind" zu verschrecken. Aber wer ist der Feind im Unheimlichen?


Aus: TRAUMLAND

An den Felsen neben den düstern,
Unheimlichen Wellen, die ewig flüstern,
An den Wäldern neben den Teichen,
Wo die eklen Gezüchte schleichen,
In jedem Winkel, dunkel, unselig,
An allen Sümpfen und Pfuhlen, unzählig,
Wo die Geister hausen –
Trifft der Wandrer mit Grausen
Verhülltes Volk aus dem Totenlande,
Erinnerungen im Leichengewande,
Weiße Gestalten der Schatteninseln,
Bleiche Schemen aus toten Zeiten,
Die verzweiflungsvoll stöhnen und winseln,
Wie sie am Wandrer vorübergleiten.

Edgar Allen Poe

Cornelisz. van Oostsanen, Jacob (vielleicht)
Lachender Narr
ca. 1500

Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Da wächst die Seele mir, bis sie in Scherben
den Alltag sprengt; sie wird so wunderweit:
An ihren morgenroten Molen sterben
die ersten Wellen der Unendlichkeit.  

Rainer Maria Rilke
aus: Erste Gedichte

Das Unheimliche.
Sigmund Freud

Es mag zutreffen, daß das Unheimliche das Heimliche-Heimische ist, 
das eine Verdrängung erfahren hat und aus ihr wiedergekehrt ist...

oder

ZWIELICHT

Dämmrung will die Flügel spreiten,
Schaurig rühren sich die Bäume,
Wolken zieh’n wie schwere Träume -
Was will dieses Grau´n bedeuten?

Hast ein Reh du lieb vor andern,
Laß es nicht alleine grasen,
Jäger zieh’n im Wald’ und blasen,
Stimmen hin und wider wandern.

Hast du einen Freund hienieden,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
Freundlich wohl mit Aug’ und Munde,
Sinnt er Krieg im tück’schen Frieden.

Was heut müde gehet unter,
Hebt sich morgen neu geboren.
Manches bleibt in Nacht verloren -
Hüte dich, bleib’ wach und munter!

Joseph von Eichendorff

Etymologie des Wortes "heimlich"
http://woerterbuchnetz.de/DWB/?lemma=heimlich

Klammheimlich - vermutlich eine tautologische und scherzhafte Wortbildung aus lateinisch: clam‚ heimlich, verhohlen und heimlich

Das Heimlich-Manöver
http://de.wikipedia.org/wiki/Heimlich-Man%C3%B6ver 

Samstag, 20. Dezember 2014

Motto des Tages: Nur nicht bangemachen lassen!



Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Lukas 2

http://www.sz-online.de/nachrichten/sie-haben-kein-recht-sich-hier-festzusetzen-2997815.html 

Kommentar einer Leserin: Mir wird bange!

Es gibt so bange Zeiten,
Es gibt so trüben Mut,
Wo alles sich von Weitem
Gespenstisch zeigen tut.

Es schleichen wilde Schrecken
So ängstlich leise her,
Und tiefe Nächte decken
die Seele zentnerschwer . . . 

Es gibt so bange Zeiten
Der Wahnsinn steht und locket
Unwiderstehlich hin.
Der Puls des Lebens stocket,
Und stumpf ist jeder Sinn . . . 

Ein Engel zieht dich wieder
Gerettet auf den Strand,
Du schaust voll Freuden nieder
In das gelobte Land.

Novalis 

"Mir ist bang" - eine leicht unbestimmte Besorgnis, noch zittere ich nicht, noch ahne ich nur, dass ich in nicht allzu ferner Zukunft Angst haben werde. Noch ist es nur so ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Leichte Atemnot, kein Schlottern.





Angst ist ein Grundgefühl, welches sich in als bedrohlich empfundenen Situationen als Besorgnis und unlustbetonte Erregung äußert.
Wiki

Unlustbetont ist ein merkwürdiges Wort, die Betonung liegt auf "Unlust", ich mag nicht, will nicht, würde lieber ... und dennoch ...


Angst & Bange / bangemachen / nicht bangemachen lassen / Bangigkeit / Bänglichkeit 

Mir war so weh. Ich sah dich blaß und bang.
Das war im Traum. Und deine Seele klang.

Ganz leise tönte meine Seele mit,
und beide Seelen sangen sich: Ich litt.

Da wurde Friede tief in mir. Ich lag
im Silberhimmel zwischen Traum und Tag.

Rainer Maria Rilke Frühe Gedichte

ANGST (vom indogermanischen anghosti über althochdeutsch angust und mittelhochdeutsch angest), bedeutet soviel wie eng, bedrängend. *anghu „beengend“  verwandt mit lateinisch angustus bzw. angustia für „Enge, Beengung, Bedrängnis“ (siehe auch Angina) und angor „Würgen“ .... Das Wort Bange hat denselben Wortstamm und bedeutet dasselbe. Es entstand im 13. Jahrhundert aus ango (ängstlich) und wurde später durch Martin Luthers Bibelübersetzung verbreitet.

Anst und Bange machen, heißt eigentlich Angst und Angst machen. Zweimal, doppelt. Einschüchtern. Unfähig zu reagieren. Passiv.

Lutherbibel - Lukas 12
Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte! Aber ich muss mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollbracht ist! 

Himmelangst, Schiss, Sorge, Bammel, Furchtsamkeit, Panik, Schrecken, Horror, Schauder, Herzklopfen, Alb, Besorgnis, Phobie, Unsicherheit, Kleinmut, Furcht, Schrecken, Befürchtung, Grausen, Grauen, Terror, Schreck, Zähneklappern, Höllenangst.

Tannenbäumchen sei nicht bange, wenn der Schnee dich drückt. 
Dauert gar nicht mehr so lange, wirst dann fein geschmückt, 
dauert gar nicht mehr so lange, wirst dann fein geschmückt.
Worte: Erika Engel
Weise: Horst Müller


 Und immer mannichfaltiger entſtiegen der Tiefe Geſtalten, mich ergriff Schwindel und Bangheit, meine Gedanken wurden hiehin und dorthin getrieben, wie eine Fackel vom Sturmwind, bis meine Erinnerung erloſch. 
Bettina von Armin: Die Günderode. Bd. 1. Grünberg u. a., 1840

MEMENTO

 
Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
 
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
 
Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
— Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muß man leben. 

Mascha Kaleko

Freitag, 12. Dezember 2014

Vor 99 Jahren wurde Frank Sinatra geboren



Cock your hat - angles are attitudes.
Setz Deinen Hut schief auf - 
Winkel sind Attitüden.


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Im Amerikanischen hat attitude, außer den Bedeutungen 
in Kunst, Ballett und als Bezeichnung für eine Körper- oder Geisteshaltung, 
noch einen Slanggebrauch, den wir vielleicht grob annähernd als 
"Was guckst Du!?" kennen. 
Frech wie Oskar wäre eine verniedlichende Variante. Rotzfrech? 
Attitude hat man, oder nicht. So wie man cool ist, oder nicht. 
Und cool ist auch nicht kühl.
  
Urban Slang schreibt:
- Eine Haltung des Körpers oder die Art, wie man sich aufführt.
- Ein Geisteszustand oder ein Gefühl; Einstellung: positive Haltung zur Arbeit
- Eine arrogante oder feindselige Geisteshaltung oder Einstellung.
A position of the body or manner of carrying oneself:
A state of mind or a feeling; disposition: positive attitude about work.
An arrogant or hostile state of mind or disposition. 

Wenn einer den Raum betritt, als wenn er ihm gehörte, wenn 

Sammy Davis Jr., ein Freund von Sinatra, singt Mr. Bojangles bekleidet mit einem hautengen, kackbraunen 70er-jahre Einteiler und einem Hut. Man hat der Typ attitude!



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FRECH WIE OSKAR nach Wiki

Eine Ableitung vom Namen des frechen Kritikers Oscar Blumenthal (1852–1917; Duden) ist durch das folgende Zitat belegbar. 1897 veröffentlichte Erwin Heinrich Bauer zum dritten Male seine satirischen Feilchenfeld-Briefe auch als Buch. In seinem Brief aus "Wannsee, mitten aus der Erholung in der Saison", S. 175-185, beschreibt er u.a. die "Herrscher" im literarischen und politischen Berlin, hier Wolffs Telegraphisches Bureau: " ... dies Bureau gehört uns ... Du bist stolz, Teiteles, und es schwellt Dir die Brust und Du hebst empor die Nase frech, wie Oscar, der Blumenthal, und blickst um Dich wie‘n Pascha, der hat sieben Roßschweife und ‘nen Harem mit dreißig Weibern ..."

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The best revenge is massive success.
Die beste Rache ist riesiger Erfolg.

Freitag, 3. Oktober 2014

hals Maul kleine opfah - Auch das ist Sprache



SMS-Gespräch 2014 stark gekürzt:

A:
Mädchen -- bitte erhäng dich mal - Wallah du Fishfresse du wer denkst du wer du bist beleidigst xxxx und ziehst mich im Spiel mit rein Bitte hab so ein hass auf dich tfuu auf dich bitte -.- !! MÄDCHEN Zieh mich nicht im Spiel mit rein mädchen du trägst Kopftuch wo ist dein Respekt?Mädchen Zieh mich noch ein mal mit im Spiel rein Dan erlebst du deine Fish fressen Gesicht nicht mehr sondern Haj fresse Wallah! !! Wie kann ein Mädchen mit angeblichen. Respekt und stolz wie du so ein Zeichen machen 
... 
Mädchen denkst du du kannst dich cool fühlen wenn du mit deine Drecks Freunde bist und xxxx beleidigst tfuu auf dich bitte Wallah warte ab morgen und xxx Dan dich fertig machen wenn sie will - du babjBitch erhäng dich - Wallah wie gehst das nur tffu wie würdest du erzogen jz mal ehrlich 
....

B:
Warum sollte ich 1 Respekt haben und wer bist du opfah
B:
?
A:
Halt die fresse hab Respekt du ehrenloser Wallah warte ab
B:
... hals Maul kleine opfah
A:
Hahahahaha du Zwerg lebt bitch
B:
Hals maul opfah
A:
Was bitch du schlampe geh mal blasen du spermafresse leck eier du nutte Wallah du bist die gröste Ehrenloser schlampe du hurentochter WALLAH hahahahaha  denkst du ich habe Angst vor dir du Nutte Bitch leck eier du Bläserin Kopftuch aber unerzogen Bitch tfüü auf dich du schlampen Gesicht
..................

B:
Ja weil du sie und mein bruder voll beleidigt hast
B:
Warum den so schiss egal bye
A:
schiss hahahaha komm doch Wallah
....

B:
Bye ich schreibe nicht mit solchen überzogenen mädchens bye!
Und noch was das Tausendste mal wer auch immer dir das gesagt hat das ich über dich geredet habe tfuu auf den



 
"Doch die Darstellungen in den Medien sind häufig übertrieben", erklärt Inken Keim vom Institut für deutsche Sprache in Mannheim: "Und wenn Jugendliche von dort etwas übernehmen, dann sind das vermutlich eher vorübergehende Modeerscheinungen."

http://www.sueddeutsche.de/wissen/jugendsprache-yalla-lan-bin-ich-kino-1.911134

Wallah (auch: Vallah; arabisch ‏والله‎, DMG wa-llāh) ist ein arabischer Ausdruck mit der Bedeutung „(ich schwöre) bei Gott“ (Wiki)


tfuu - nicht sicher, könnte ich spucke auf dich bedeuten

hdf - Halt die Fresse 

Mittwoch, 4. Juni 2014

Sprache kaputt machen


    RADEBRECHEN

      ich radebreche
      du radebrechst
      er, sie, es radebrecht
      wir radebrechen
      ihr radebrecht
      sie radebrechen
      Partizip 2: geradebrecht


      Der Begriff Radebrechen wird von der mittelalterlichen Folter- und Tötungsmethode 
      des Räderns hergeleitet. Im übertragenen Sinne steht radebrechen für quälen, 
      misshandeln. Seit dem 17. Jahrhundert steht radebrechen für das Quälen einer 
      Sprache.
        Wiki

      Obwohl mit dem unregelmäßig gebeugten Verb "brechen" verwandt, hat radebrechen 

      als feste Fügung einen anderen Konjugationsweg eingeschlagen. 
        Bastian Sick - Zwiebelfisch

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DER BÖSE REIM

Da sitzt er, der braune Dichterheld,
und tut sich den Kopf zerbrechen:
man hat ihm ein Gedicht bestellt,
er sucht nach Reimen auf „Tschechen“.
Doch wie er auch sucht und schiebt und zieht,
es bleibt beim Radebrechen.
Man will ein Sieges- und Friedenslied –
doch er findet nur immer „Verbrechen“!
Er findet „erfrechen“ und „sprechen“ dann,
doch wen kann er damit „bestechen“?
Was fängt er gar mit „Versprechen“ an,
wenn die Herren die Versprechen – brechen!
Das gibt keinen Sieges- und Friedenssang,
zu groß sind die eigenen Gebrechen!
Es langt nur zu einem Landsknechtssang,
mit „zechen“, „stechen“ und – „blechen“!
Mit „ä“ versucht ers – doch wieder umsonst,
Was macht er mit „Tränenbächen“?
Hier scheitert des Reimeschmieds ganze Konst,
Es klingt nach „Schwächen“ und „schwächen“.
Es hilft nichts! Die Reime verheißen den Tag,
an dem die Tschechen, die „frechen“,
zu Paaren treiben das braune Pack,
und seis auch mit Sensen und Rechen!
Die deutsche Sprache kündet es an:
Das tapfere Volk der Tschechen
wird die Schmach, die jetzt ihm angetan,
rächen, rächen, rächen!

      Alfred Kurella
      geboren 1895, Kommunist, Mitglied des ZK, Vizepräsident der Akademie der Künste 
      der DDR, veröffentlichte dieses Gedicht am 2. April 1939 in der „Deutschen 
      Volkszeitung Paris.
        Die Zeit
 

      http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%A4dern
      
      Oder wie wäre es mit:

    KAUDERWELSCHEN

      ich kauderwelsche
      du kauderwelschst
      er, sie, es kauderwelscht
      wir kauderwelschen
      ihr kauderwelscht
      sie kauderwelschen
      Partizip 2: gekauderwelscht

      Seit dem 15. Jahrhundert ist das Wort bekannt, seine Etymologie ist allerdings 
      unklar.

      Welsch
      ist eine alte deutsche Bezeichnung für die romanischen Sprachen und ihre Sprecher, 
      die sich in geographischen Bezeichnungen wie Welschschweiz, Wallonien, Walachei
      oder Wales findet.
       Wiki

      Kauder
      stammt eventuell von kaudern „Zwischenhandel treiben, makeln“, so dass 
      ursprünglich das „Welsch“ italienischer Händler und Geldwechsler oder allgemeiner 
      die Geheimsprache (Rotwelsch) fahrender Händler und Hausierer gemeint wäre.
       Kluge

      Es könnte aber auch vom lautmalerischen kaudern (dazu: die Kodderschnauze) mit 
      den Bedeutungen „wie ein Truthahn kollern“ und „plappern, unverständlich 
      sprechen“ stammen.
       Grimms Wörterbuch

      Luther bezog das Wort auf die Rätoromanen (der Chauderwelschen oder Churwallen 

      kahle Glossen), so dass es ursprünglich die „welsche Sprache der Einwohner von Chur 
      in Graubünden, Churwelsch, Churer-Welsch“ bedeutet und dann die allgemeine 
      Bedeutung „unverständliche Sprache“ angenommen hätte. 

      Es besteht der Zusammenhang zu Chur darin, dass der Ortsname im Tirolerischem 
      Kauer heisst und demzufolge das Wort eigentlich Churromanisch bedeuten würde.
      Der erste Teil des Wortes gehe zurück auf Frühneuhochdeutsch kūder ‚Werg‘. 
      Zunächst soll der Kauderwelsch dann die abwertende Bezeichnung für den 
      italienischen Flachs- und Werghändler gewesen sein.
       Duden Herkunftswörterbuch

      Und dann wäre da noch:
 
    Verballhornen 

      ich verballhorne
      du verballhornst
      er, sie, es verballhornt
      wir verballhornen
      ihr verballhornt
      sie verballhornen
      Partizip 2: verballhornt

      Im Gegensatz zur üblichen Verwendung der beiden obigen Wörtern, muß derjenige
      der eine Sprache verballhornt,  ihrer außerordentlich gut mächtig sein. Aber in
      seinem Ursprung stammt es auch von fehlerhaftem Gebrauch, von hier allerdings
      gedruckter Sprache, her.

      Nach älteren Ausdrücken wie balhornisieren entstand im 19. Jh. verballhornen
      Die Wörter sind vom Namen des Lübecker Buchdruckers Johann Balhorn dem 
      Jüngeren (†1603) abgeleitet, bei dem eine hochdeutsche Übersetzung des Lübecker 
      Stadtrechts erschien, die sinnentstellende Fehler enthielt. 
       Wiktionary

      Siehe auch:

    Verhohnepiepeln

      Das Wort geht allem Anschein nach auf älteres hohlhippeln, hohnippeln zurück, das  
      ungefähr "lästern" bedeutet. Hohlhippen sind "Hohlwaffeln, zusammengerollte 
      Waffeln". Man vermutet, daß die Hohlhippler oder Hohlhipper Verkäufer von  
      Hohlhippen waren, zwischen denen und ihren Kunden ein Verhältnis des Schmähens 
      bestand. Das Wort bedeutet aber in den Belegen nur "Lästerer", so daß weitere 
      Aufklärung not täte.
        Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache