Samstag, 28. September 2013

Das ist ein weißer Schimmel, alter Knabe!



Tautologie & Oxymoron & Pleonasmus & Ellipse &
Hendiadyoin


Solch schöne Wörter für Worte. 
   Wie oft beginnt jemand eine seiner Äußerungen mit den scheinbar harmlosen Worten: 

      "um wirklich die Wahrheit zu sagen" oder "mal ganz ehrlich" oder"wenn ich offen
      sprechen soll"? Oft? Ja. Oft. Sätze werden mit enthüllenden Formulierungen 
      eingeleitet, die klar aussagen, dass sonst, nämlich immer, wenn nicht die 
      obengenannten Floskeln vorausgeschickt werden, gelogen wird. Großartig!
      Sprache ist verräterisch. Sie jubelt uns Wörter, Sätze unter, die wir willentlich niemals 
      meinen würden. Sprache ist geduldig, sie läßt uns die Zeit, uns zu entblößen, zu 
      verraten. Wenn es denn jemanden gibt, der genau zuhört.
      Der Mann am Rande des Nervenzusammenbruchs, der Ende 1989, auf einer der noch 
      immer stattfindenden SED-Kreissitzungen, seine Rede mit den unsterblichen Worten: " 
      Hu, Genossen, Rra, es lebe der Sozimus!" eröffnete, der Fußballtrainer, der in 
      Ermangelung genauerer Beschreibung "Der Ball ist rund." in das Mikrophon 
      stammelte.  "Ich liebe Dich" und aber auch: "Ich liebe Schnitzel". 
      Wir glauben die Meister unserer Worte zu sein, aber manchmal werden wir hinterrücks 
      von ihnen übertölpelt. Sie verstricken uns in unsere Widersprüche. Sprache ist ein
      Minenfeld und eine Schatztruhe, Selbstschußanlage und  auch (im Glücksfall) die
      Machete mit der wir uns aus der Verwirrung unseres Hirns befreien können. 
      Sie kann Nichtsagbares sagen, und manch uns noch unverständlicher Gedanke, wird
      klar und begreifbar, wenn wir versuchen ihn zu umschreiben. "Die allmähliche 
      Verfertigung der Gedanken beim Reden" liest sich für mich wie eine Gebrauchs-
      anleitung für Erste Hilfe in Denknotfällen.
      Und dann gibt es Menschen, die sich in Sprache vertiefen, sie untersuchen, hin und
      her wenden, sie umstülpen und dabei Begriffe für Muster, Figuren erfinden und 
      manche davon klingen wie poetische Kosenamen. 

---------------------



Alles kursiv Geschriebene hat Wikipedia geliefert.

Der Ausdruck Tautologie - von altgriechisch ταὐτό = τὸ αὐτό to autó ‚dasselbe‘ sowie λόγος lógos ‚Sprechen, Rede‘) bezeichnet in der Stilistik und Rhetorik eine rhetorische Figur, bei der mit einer inhaltlichen Wiederholung gearbeitet wird. Bewusste Tautologien werden in sogenannten „Zwillingsformeln“ geprägt.

Geschäft ist Geschäft
offen und ehrlich
nackt und bloß
ganz und gar
Das Hendiadyoin ist ein Ausdruck, also eine so genannte Zwillingsformel.
Dabei ist in manchen Fällen eins der beiden Wörter allein heute ungebräuchlich:
frank und frei,
rank und schlank
klipp und klar
In Abgrenzung zur Tautologie bilden beim Hendiadyoin die beiden Wortbestandteile zusammen erst die eigentliche Bedeutung des Ausdrucks (beispielsweise
„Hab und Gut“ für „Besitz“). Bei der Tautologie besitzen dagegen die beiden Wortbestandteile auch schon für sich allein genommen die gleiche Bedeutung wie der gesamte Ausdruck, der als Ganzes in der Regel nur eine rhetorische Verstärkungsfunktion erfüllt (beispielsweise „Art und Weise“).
Hinz und Kunz
Kind und Kegel
Saus und Braus
Hendiatris (mit dreien): Wein, Weib und Gesang
Hendiatetris (mit vieren): frisch, fromm, fröhlich, frei 
 Wird hingegen innerhalb einer Wortgruppe eine bestimmte Bedeutung mehrfach auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck gebracht, spricht man von einem Pleonasmus. 

Oder man könnte auch doppelt-gemoppelt dazu sagen. 
Der Doppelmoppel:

ABM-Maßnahme
lohnenswert
andere Alternative
vorbeigehender Passant
fleischgewordene Inkarnation
klammheimlich (verkappte Tautologie, da lateinisch clam „heimlich“)
für gewöhnlich etwas zu tun pflegen
Zukunftsprognosen
aufoktroyieren
Aber auch: 

Rose is a rose is a rose is a rose - aus dem Gedicht Sacred Emily von Gertrud Stein 

Ein Gegenbegriff zu Tautologie ist das Oxymoron.
Ein Oxymoron - griechisch ὀξύμωρος – aus oxys: scharf(sinnig) und moros: dumm; 
ist eine rhetorische Figur, bei der eine Formulierung aus zwei gegensätzlichen, einander widersprechenden oder sich gegenseitig ausschließenden Begriffen gebildet wird. 
Häufig werden Oxymora in Form von Zwillingsformeln geprägt. Auch einzelne Wörter 
oder Begriffe oder auch ein ganzer Satz können ein Oxymoron bilden. 
Man könnte es auch einen Widerspruch in sich nennen.


offenes Geheimnis
bittersüß
herrenloses Damenrad
Eile mit Weile
stummer Schrei
oder
die schwarze Milch in der Todesfuge Paul Celans
  Als Ellipse - griechisch ἔλλειψις élleipsis „Fehlen“, „Aussparung“ bezeichnet man das Auslassen von Satzteilen, aber auch die Sätze mit Auslassungen. 

Mir nichts, dir nichts.
Ende gut alles gut. 


 Erlaubtes Parken geht aber schon.

http://www.netzwort.de/commentarium/index.php?id=23 

 http://pfeffermatz.wordpress.com/2012/11/04/573/
http://de.wikipedia.org/wiki/Tautologie_%28Sprache%29


Sprache ohne Vernunft

– Die Vernunft schwamm im Strom
des Weines davon. –

1
Ein guter Fischzug ist großer Trost.

2
Niedertracht sucht mich auch dieses Jahr
zu beschleichen.

3
Ich muß gerettet werden.
Durch Erfolg?

4
Hat die Inspiration Augen,
oder schlafwandelt sie?

5
Meine Hände falten sich zuweilen.
Doch gleich dicht darunter verdaut der Bauch,
filtert die Niere hell den Urin.

6
Die Musik über alles lieben,
heißt unglücklich sein.

7
Zwölf Fische,
zwölf Morde.

Paul Klee, 1901

 

1 Kommentar:

  1. Wahrscheinlich bist Du mit Deiner Lust an linguistischem Wörterpulen eher ein Seltenexemplar unter Theaterpraktikern.Und dass Du dabei nicht eitelwissenschaftlich unterwegs bist, sondern ganz neugierig und fröhlich, macht Deine Genauigkeit eben wieder ganz praktisch. Schön.

    AntwortenLöschen