"Let the great world spin for ever down the ringing grooves of change."
Laß die große Welt sich drehen auf immer, entlang den kreisrunden Furchen der Veränderung."
Alfred, Lord Tennyson Locksley Hall
Colum McCann © Seamus Kearney
Colum McCann ist ein Schreiber. Ich glaube, er muß schreiben. Er schreibt Romane, altmodische Romane, voll von fetten, beschreibenden Sätzen, von merkwürdigen und doch durchaus wiedererkennbaren Figuren, voll von Irritationen und Emotionalität.
Er schreibt Romane über Tänzer, die ihre bitterarme tatarisch-sowjetische Kindheit auf allen Bühnen Westeuropas ausschwitzen und damit die Welt verzaubern und doch dem tiefen Heimweh und der Fremdheit nicht entkommen. Romane über Roma-Poetinnen, die vom eigenen Volk verstossen und in der Welt der Seßhaften nie heimisch werdend, doch nicht aufhören können, zu dichten.
Und dann diesen scheinbar zerfetzten Roman, bei dem man erst langsam gewahr wird, dass die Flicken, Teil eines großen erstaunlichen Gewebes sind.
1974, der Vietnamkrieg ist noch nicht beendet, Nixon stürzt über Watergate, ein Seiltänzer * zwischen den beiden, inzwischen zur politischen Historie geronnenen, nicht mehr existenten Türmen, Frauen und Männer, die durch unterschiedlichste Verwicklungen Augenzeugen dieses Drahtseilaktes werden, andere, die mit diesen Menschen wiederum durch fast unsichtbare Drähte verbunden sind, häßlich formuliert: ein Panorama zum 11. September, genau besehen: Welt.
© ???
* Philippe Petit balancierte am 7. August 1974 insgesamt acht Mal in einer Höhe von 417 Metern über dem Boden auf einem 1 Zoll starken Drahtseil von einem Dach des World Trade Centers zum anderen. Er tat dies ohne Genehmigung, unter höchst heimlicher Vorbereitung. Anschließend wurde er sofort verhaftet, aber alle Anklagepunkte wurden in der Verhandlung fallengelassen und er bekam eine Dauereintrittskarte für den Besuch der Aussichtsplattformen der Twin-Towers geschenkt.
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