oder wie es irgendein anderer Mann möglicherweise in Bezug auf das Dritten Reich formulierte: "Warum können wir nicht alle blond, blauäugig und blöd sein?"
Ich wollt, ich wär' ein Huhn
Ich hätt' nicht viel zu tun
Ich legte vormittags ein Ei
Und abends wär' ich frei
Mich lockte auf der Welt
Kein Ruhm mehr und kein Geld
Und fände ich das große Los
Dann fräße ich es bloß
Ich brauchte nie mehr ins Büro
Ich wäre dämlich, aber froh
Ich wollt, ich wär' ein Huhn
Ich hätt' nicht viel zu tun
Ich legte täglich nur ein Ei
Und sonntags auch mal zwei
Der Mann hats auf der Welt nicht leicht
Das Kämpfen ist sein Zweck
Und hat er endlich was erreicht
Nimmt's eine Frau ihm weg
Er lebt, wenn's hoch kommt, hundert Jahr
Und bringt's bei gutem Start
Und nur, wenn er sehr fleißig war
Zu einem Rauschebart
Musik: Peter Kreuder
Text: Hans Fritz Beckmann
Ein
schrecklicher Text zu einer ebenso schrecklichen Melodie. Der innige Wunsch nach
Aufgabe jeder Verantwortung in harmloser Liedform.
Dämlich aber froh.
Ich kenne solche Leute, sie tun mir leid oder sie machen mir Angst, je nach
Situation. Aber schlimmer sind die dämlichen, aber schlechtgelaunten, die die
Ursache ihrer miesen unbedachten, unüberprüften Laune vor jedwede Türschwelle legen. Die Schuld an der eigenen Unzufriedenheit wird aggressiv weggestossen, blond, blauäugig und dumm schieben sie die Schuld an ihrem Unglück auf jeden, der nicht ihresgleichen ist.
"Da sehen sie es", sagt Heinrich bitter zu Riesenfeld. "Dadurch haben wir den Krieg verloren: Durch die Schlamperei der Intellektuellen und durch die Juden." "Und die Radfahrer." ergänzt Riesenfeld. "Wieso die Radfahrer?" fragt Heinrich erstaunt. "Wieso die Juden?" fragt Riesenfeld zurück.
Das Zitat ist übrigens nicht von Tucholsky, sondern aus Erich Maria Remarques Roman "Der Schwarze Obelisk".
Lied aus dem Film "Glückskinder" von 1936 gesungen von Willy Fritsch mit Lilian
Harvey, Paul Kemp und Oskar Sima. Später haben die Comedian Harmonists es berühmt macht.