Sonntag, 28. August 2016

Huldigung an meine Hüften

Dieser Tage bewegt sich viel nackte weibliche Haut auf unseren Strassen. kleine Röckchen, kleine Höschen, kleine Tops, egal was, nur möglichst wenig davon,
es ist eben heiß in Berlin. Dazu Flipflops allüberall, das heißt: Badelatschen, 
egal wie schick der Name tut. (Über den Stil der Berlinerin oder ihren 
enttäuschenden Mangel an Stil müssten wir auch mal reden, aber nicht heute.)

Heute geht es mir ums GEHEN. Ich gehe. Ich bewege mich, meinen Körper in der Welt.

Mit 14 habe ich Röcke gehaßt, Jeans und flacheste Schuhe waren meine rebellische Uniform. Ich bin geschlurft, getrottet, getrampelt in pubertärer Bemühung um Coolness, auch wenn ich das Wort damals, 1972, noch nicht kannte. Nun ja, das geschlechtsunspezifische Kind war halt noch nicht ganz abgetreten und die Frau noch nicht vollständig anwesend. In einem ihrer letzten Erziehungsaufgebote, entschied meine Mutter, dass ich dreimal die Woche einen Rock zu tragen hätte mit den dazu passenden Schuhen. Zugegebener Maßen kam es zu diesem Verdikt, nachdem ich ich ihr mehrmals auf den Fuß gelatscht war, weil ein Heben des Beines mir gar zu aufwendig erschien. Was habe ich sie für diese Maßnahme gehaßt. Aber, Mist, Mist, sie hatte Recht. Ich lernte es zu gehen, meinen Körper beim Gehen zu fühlen. 
Da sind Füße, die, je nach Absatzhöhe in spezifischen Kontakt mit dem Boden treten, Knöchel, Waden, Knie, Oberschenkel und Hüften, gemeinsam agierend, um Fortbewegung möglich zu machen, und der Oberkörper obendrüber verhält sich dazu. 
Ein schöner Gang. Was ist das? Er kommt aus der Mitte. Er genießt sich. Er ist bequem und schön.
Aber was sehe ich tagtäglich? Hinreißend hübsche junge Damen, die mit festen Hüften und steifen Beinen durch die Gegend staksen, Füße einwärts, mit Rundrücken und unbeweglichen Schultern. Jede achtzigjährige Italienerin könnte ihnen mühelos den Gang oder Rang ablaufen. Da wiegt nichts, da schwingt nichts. Und nur um Mißverständnissen vorzubeugen, Schöngehen ist nicht primär ein Mittel zur Anlockung möglicher Sexualpartner, sondern eine Einverständniserklärung mit dem eigenen Körper. Eine Freundin, 71, und nicht auf Männerjagd, geht so wie ein Schwan schwimmt und es ist eine wirkliche Freude sie gehen zu sehen.

In meiner Gegend in Mitte könnte man/frau gut lustwandeln, aber dafür müßte man/frau ihren Körper kennen und mögen und ihn nicht wie ein notwendiges Übel durch die Gegend schleppen. Wozu bekleidet sich Mann/Frau so angestrengt sexy, wenn der Gang nur Körperfremdheit vermittelt?

John Travolta walks the walk in "Saturday Night Fever"


huldigung an meine hüften

diese hüften sind breite hüften
sie brauchen platz um sich
darin zu bewegen.
sie passen nicht an
belanglose orte, diese hüften
sind freie hüften..
sie mögen es nicht zurückgehalten zu werden
diese hüften waren nie versklavt,
sie gehen wohin sie gehen wollen
sie tun was sie tun wollen.
diese hüften sind mächtige hüften.
diese hüften sind sind magische hüften.
ich habe erlebt wie sie
einen mann verzaubert haben und
ihn wie einen kreisel herumwirbelten!

homage to my hips

these hips are big hips
they need space to
move around in.
they don't fit into little
petty places. these hips
are free hips.
they don't like to be held back.
these hips have never been enslaved,
they go where they want to go
they do what they want to do.
these hips are mighty hips.
these hips are magic hips.
i have known them
to put a spell on a man and
spin him like a top!
 
Lucille Clifton 
Frau, die Treppe herabgehend
Gerhard Richter
1965  
198 cm x 128 cm Werkverzeichnis: 92
Öl auf Leinwand

Donnerstag, 25. August 2016

Meseberg, Lindow, Neuglobsow, Rheinsberg, Gransee - Das Ruppiner Land

Ein plötzlicher, glorioser Spätsommerausbruch und wir fahren ins Brandenburgische 

Gelbe Reisetasche packen, Navi an, eine Stunde fahren und ich bin, wiedermal in einer bekannt-unbekannten Welt, im Nordwesten Brandenburgs, dem Ruppiner Land: weite Felder, Wiesen, leicht hügelig, viele Wälder, noch mehr Seen, Geschenken der letzten Eiszeit, dazwischen kleinste und etwas größere Dörfer und sobald man von der 96 runterfährt, Alleen. In jedem Dorf eine Kirche, deren hier und da noch sichtbare Feldsteinvergangenheit durch barocke Umbauten verwirrt worden ist. Ich liebe die vereinzelten "verbretterten" Türme.

Meseberg, ein ganz kleines Dorf zur Gemeinde Gransee gehörig; ein paar wenige Häuschen, ein Dorfwirt, ein Schloß - Gästehaus der Regierung, aber erstaunlich unmartialisch geschützt - und ein kleines feines Hotel. Das Schloß hat strenge, klare Linien, viel offene Fläche drumrum und hier und da einen barock beschnittenen Baum. Als wir im Hotel ankamen war Frau Merkel aus dem Schloß gerade abgereist. Es war sehr ruhig, bis auf drei fleißige Leute, die unentwegt und mit manischer Präzision den Rasen um das Schloß mähten, denn am Freitag kommt das Verteidigungsministerium!
Ein Weinberg, Apfelbäume mit Ästen, die unter der Last roter Äpfel angestrengt schwer gen Erde hängen und es hat auch einen See, der Huwenowsee, man kann ihn in anderthalb Stunden auf einem laubüberschatteten Pfad umrunden und in ihm baden. Er ist trüb und kühl und ganz weich.


Angela Merkel bei der Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg. (Quelle: dpa)
 
"Schloss Meseberg war ein kostbarer Besitz. Wie ein Zauberschloss liegt es auch heute noch da."
Theodor Fontane


Lindow umgeben von drei Seen: dem Wutzsee, dem Gudelacksee und dem Vielitzsee. Bäume, schöne Bäume, viele Bäume, Buchen, Eichen, Kastanien (Die Miniermotte scheint deutlich zurückgedrängt, wenn auch nicht verschwunden.) und Ahorn mit auffällig großen Blättern. Gefallene Bäume werden nur zersägt und aus dem Weg geräumt, und liegen dann "gefällt wie ein Baum" in der Gegend herum. Gigantische Leichen oft noch mitsamt ihrer meterweiten Wurzelballen.


Zwischen Lindow & Merseberg liegt ein Dorf, das heißt Keller. In einem Buch über brandenburgische Kirchen fand ich folgendes gänzlich unpassende Zitat:
 
"Alle Religionen Seindt gleich und guht wan nuhr die leüte so sie profesiren Erliche leüte seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land Pöpliren, so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen."
Rand-Verfügung des Königs Friedrich II. von Preußen 
zum Immediat-Bericht des General-Directoriums. Berlin 1740 Juni 15 






Auf einer Tafel am Eingang zu den Ruinen des Klosters und späteren "Landesherrlichen Fräuleistiftes" LindowLindow war eines der reichsten Köster in der Mark Brandenburg. Der Landsitz betrug 90 000 Morgen und 18 Dörfer, 20 wüste Feldmarken, neun Wassermühlen, etliche Fichteiche und Seen bis zum Großen Stechlinsee.
Was wohl wüste Feldmarken sein mögen? Verlassene, wüste, verwüstete Stätten?
 






Demmeln auf dem Wutzsee. Ich habe mit einer Freundin gedemmelt, deren Ehemann aus Thüringen stammt. Wiki sagt: Ilmthüringisch ist eine thüringische Mundart, die im Gebiet Katzhütte-Rudolstadt-Jena-Stadtroda-Nebra-Weimar-Stadtilm-Gehren gesprochen wird und demmeln bedeutet im ilmthüringischen Dialekt halt treten. Als bin ich nicht Tretboot gefahren, eine selten dämliche Fortbewegungsart, sondern ich habe gedemmelt. Ist ein bisschen wie irischer Tanz, Lord of the Dance und so, obenrum sieht man entspannt aus und unten wird gedemmelt.



 Rheinsberg
Edles Schloß, Freilichtopernaufführungen nur bis Mitte August, es war heiß.

Neuglobsow am Stechlinsee


Betonkunst
So ein besonders schöner See, ganz klar. Ein Strandbad, sonst ist das Ufer unbesiedelt, hier und da kleine, wilde Badestellen, manche Menschen sind bebadeanzugt, manche nackt, wen scherts. An unserer befand sich die Wohnstelle einer Barschfamilie, die ihren Unmut ob unsrer Anwesenheit deutlich machte, indem sie sich weigerten wegzuschwimmen. Auf dem Rückweg ein herrliches Mittag in einer Fischbraterei, die Stechlinfisch auf die einfachste und beste mögliche Art anrichtet.
 




Ein Baummonster

Baummonster züngelnd in Nahaufnahme

Gransee

Eine feine Kirche. 140 Stufen auf einen der Kirchtürme sind trotz Raucherlunge ein lohnender Aufstieg. Unsere Begleiterin, Kirchenführerin auf 400 Euro Basis hat fast eine Stunde mit uns auf dem Kirchturm verbracht. Eine kleine hübsche Frau, der erste Mann starb fünf Monate nach der Geburt des zweiten Kindes, der zweite Mann, eine Notlösung hat sie nach Gransee gebracht, war aber nicht das Richtige. Die Söhne sind klug und arbeitsam. Sie darf nicht mehr "mit den Händen" arbeiten wegen eines Augenleidens, aber sonst gibt es hier keine Arbeit. Und sowieso verdient niemand mehr als 1000 Euro, wie soll man damit eine Familie ernähren. Gottseidank hat sie ihre Witwenrente. Bald zieht sie hier weg nach Magdeburg.























Montag, 22. August 2016

Abhauen - Damals als DDR-Bürger noch Flüchtende waren

Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.
Victor Klemperer LTI

"Der ist abgehauen." In der DDR ein bleischwerwiegender Satz, endgültiger war nur: er ist auf der Flucht erschossen worden, also tot, oder erwischt worden, also auf unbestimmte Zeit in einem ostdeutschen Gefängnis eingesperrt.
Ein Besuch in der Gedenkstätte Hohenschönhausen ist übrigens sehr zu empfehlen, wenn man eine Vorstellung von den Zuständen in solchen Institutionen bekommen will.
Eine Freundin hat dann neulich gesagt, dass das Wort "abhauen" so einen komisch negativen Beigeschmack hat, es schließt 'jemanden verlassen' ein, Rücksichtslosigkeit. Ist uns Dagebliebenen da etwas unterlaufen? 

Fast jeder von uns hat einmal mit dem Gedanken ans Wegmachen gespielt und unsere Gründe es nicht zu tun, waren vielfältig.
Aber haben wir vielleicht unser schlechtes Gewissen, weil wir blieben, den Neid auf den Mut derer, die geflohen sind, haben wir diese ambivalenten Gefühle, ohne es selbst zu bemerken, in diesem Verb versteckt? Gerade jetzt, wo es in den Medien allüberall so komplizierte Diskussionen über die Macht von Wörtern gibt, zum Beispiel ob man Bei-Uns-Asylsuchende als Flüchtlinge oder Geflüchtete bezeichnen sollte, finde ich so einen Gedanken nicht weit hergeholt.
Wir hätten ja auch sagen können: "Er ist entkommen."

Noch einmal Victor Klemperer diesmal aus einem Aufsatz über sein Buch LTI (Lingua Tertii Imperii): Man zitiert immer wieder TALLEYRANDs Satz, die Sprache sei dazu da, die Gedanken des Diplomaten (oder eines schlauen und fragwürdigen Menschen überhaupt) zu verbergen. Aber genau das Gegenteil hiervon ist richtig. Was jemand willentlich verbergen will, sei es nur vor andern, sei es vor sich selber, auch was er unbewußt in sich trägt: die Sprache bringt es an den Tag. Die Aussagen eines Menschen mögen verlogen sein - im Stil seiner Sprache liegt sein Wesen hüllenlos offen.

 
Victor Klemperer: Die unbewältigte Sprache, Darmstadt 1966 


https://www.amazon.de/Reclam-Bibliothek-Band-278-Klemperer-Philologen/dp/3379001252/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1471898677&sr=8-2&keywords=lti

ABHAUEN

transitiv: etwas abschlagen, abtrennen (starke und schwache Konjugation: hieb/ haute ab und abgehauen/ abgehaut) 

intransitiv: sich entfernen, davonmachen (Präteritum nur schwache Konjugation: haute; Partizip II abgehaut oder abgehauen)

ddrisch: illegal das Hoheitsgebiet der DDR verlassen, um in die BRD umzusiedeln, siehe auch Rübermachen

Aus dem Buch: Schlüsselwörter der Wendezeit

Bezeichnungen im Rahmen des Themas „Das Verlassen der DDR durch DDR-Bürger als eine Massenerscheinung der frühen Wendezeit"

fliehen, flüchten, Flucht, Flüchtling
übersiedeln, Übersiedlung, Übersiedler
ausreisen, Ausreise
(die DDR) verlassen
weggehen, Weggang, weglaufen, wegmachen, wegrennen, wegziehen, Wegzug
abwandern, Abwanderung
Exodus
ausbürgern, Ausbürgerung
(der DDR) den Rücken kehren
in den Westen gehen
auswandern, Auswanderung
ausweisen, Ausweisung
abhauen
Abstimmung mit den Füßen
davonlaufen
türmen
rübergehen, rübermachen
ausreißen, Ausreißer
aus der Staatsbürgerschaft der DDR entlassen, Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR
flitzen
Zur Erinnerung ein Bild, das einen der vielen Gründe zeigt, warum man dort wegwollte.

© picture alliance / dpa

Die „Schlüsselwörter der Wendezeit“ (Herberg/Steffens/Tellenbach 1997) wurden in den Jahren 1993-1996 am Institut für Deutsche Sprache mit dem Ziel erarbeitet, den öffentlichen Sprachgebrauch der Wendezeit in der DDR und in der Bundesrepublik konsequent korpusbezogen und textdokumentativ darzustellen. Es handelt sich um ein textorientiertes, d.h. auf der Basis eines definierten Textkorpus des Wendekorpus erarbeitetes Buch, das den öffentlichen Gebrauch ausgewählter Lexeme in einem bestimmten Zeitabschnitt der Wendezeit darstellt, erläutert und dokumentiert. Dennoch ist es kein „Wörterbuch“ im herkömmlichen Sinne, sondern vielmehr ein „Buch über Wörter“.

Sonntag, 21. August 2016

Theater hat auch eine Strichfassung

Zweimal in meinem Leben habe ich Theater gesehen, das länger dauerte als üblich und war glücklich.
Peter Brooks "Mahabarata", acht Stunden in einem Straßenbahndepot in Franfurt/Main nach einem schlaflosen Tag, dargeboten in Französisch, einer Sprache, derer ich nicht mächtig bin, und es war trotzdem zu kurz. Bis zum heutigen Tag sind die Bilder dieses Abends, dieser Nacht in meinem Gedächtnis klar und deutlich, prägend. Abgeschossene Pfeile, die von Mitspielern ins Ziel getragen werden, rote längliche Tuchstreifen als Blutströme. Zelebrierte Gewalt. Heute macht das jeder, oder schon nicht mehr, damals war es erschütternd neu. 
Jan Fabres "Mount Olympos", noch immer begreife ich nur ungenau, was mit mir dort geschehen ist. Es war anders, wahrhaftig, auwühlend. Eine Erschütterung gänzlich unabhängig von Dauer und Ort.



Diese beiden Abende habe ich wirklich gesehen, manch andere genossen, einige ertragen, viele andere durchlitten. Lange, zu lange Abende, obwohl manche nur 'ne Stunde dauerten. "Als ich nach fünf Stunden auf die Uhr schaute, war es fünf nach sieben." schrieb einmal ein Kritiker. Zeit im Theater ist ein verwirrendes Phänomen, sie schrumpft oder sie dehnt sich, gänzlich unabhängig von der realen Zeit. Kurz ist lang. Lang zu kurz.
 
Ältere Stücke sind meist wortreich. Vier oder sechs Stunden Spielzeit sind nicht ungewöhnlich. Zu lang, für mich und meine kurzfristig konzentrierten Mitmenschen.
Das ist das eine. Das andere ist die nötige Qual der Wahl. Was interessiert mich heute, jetzt? Großartige Dramen erzählen viele Geschichten und wenn ich streiche, eleminiere ich manche, vielleicht sogar die wichtigsten. Ich tue dem Werk Gewalt an. Ich unterwerfe es mir. Ungeheuerlich und unverschämt, doch unvermeidlich.
Seit Tagen grüble ich über der "Penthesilea". Kein schöner Stück in dieser Zeit....
Fast 25 000 Wörter, Worte, Phantasmen, Wunder. Vor einigen Jahren habe ich mich schon einmal an diesem Stück versucht, mit einer ganz jungen Schauspielergruppe, ein geliebter und gänzlich erfolgloser Abend. Bei der dritten Vorstellung sagte ich, weil nur acht Zuschauer uns zuschauen wollten, die Vorstellung ab. Eine Stunde später war ich so betrunken, wie nie seitdem.
Diesmal: Sechs Spieler, jeweils drei Männer und Frauen erzählen die Geschichte, Held und Heldin, Ideologe bzw. Ideologin und zwei gänzlich verschiedene Fußsoldaten. Minimalismus zur Verdichtung.
Der wahnwitzige Parteitag der Republikaner, jeder Monolog eine one-man-show & das Photo, das Barack Obama, Hillary Clinton und andre zum Zeitpunkt der Tötung Osama bin Ladens im "Situations Raum" des Weissen Hauses zeigt. Die archaische und gleichzeitig durchdigitalisierte Kriegsführung der ISIS-Kämpfer. Der Die Welt und ihre Kriege sind unüberschaubarer und unverständlicher geworden. Wer haßt wen warum?





© Pete Souza

Was bleibt. Gestern und heute und morgen: Die Liebe ist eine Katastrophe, sie erschüttert den als absolut notwendig erachteten Lauf der Dinge.

Vom giftigsten der Pfeile Amors sei,
Heißt es, ihr jugendliches Herz getroffen.
Von Amors Pfeil getroffen – wann? Und wo?
Die Führerinn des Diameantengürtels?
Die Tochter Mars, der selbst der Busen fehlt,
Das Ziel der giftgefiederten Geschosse?
O sie geht steil bergab den Pfad zum Orkus!
Und nicht dem Gegner, wenn sie auf ihn trifft,
Dem Feind' in ihrem Busen wird sie sinken.
Uns alle reißt sie in den Abgrund hin.

Die Liebe. Ultimative Gefährdung. Sie anerkennt keine Ordnung. Make war, not love.
Das ist kein Stück über Frauen geschrieben aus überlegen wissender Männersicht, sondern ein genderfreies Sehnsuchtsspiel um einen ersehnten, unlebbaren Traum. Dass es möglich wäre unsere ursprüngliche lebendige Natur in Einklang mit der Welt, der Ordnung in der wir leben, mit dem Staat. Einen Gleichklang zu finden, ein lebbares Maß. Nicht mehr fremd zu sein in uns und in der Welt.

Freitag, 19. August 2016

Worüber Heinrich von Kleist womöglich kicherte

Offiziell heißen die kurzen Texte Anekdoten, und wurden zwischen dem  
1. Oktober 1810 und dem 30. März 1811 in den Berliner Abendblättern, die Kleist gemeinsam mit Julius Eduard Hitzig herausbrachte, veröffentlicht. Ich würde sie erzählte böse Witze nennen, obwohl Kleist manchmal merkwürdigerweise gegen Ende noch erklärt, was daran witzig ist.

Marianne Schuler allerdings definiert das Wort Anekdote so, dass die Bezeichnung gänzlich Sinn macht.
Es ist als hätte Kleist das griechische Wort an–ekdota beim Wort genommen, das übersetzt »nicht Herausgegebenes« heißt. Als Bezeichnung für eine Textgattung ist der Terminus »Anekdote« 550 n. Chr. von dem griechischen Geschichtsschreiber Procopius eingesetzt worden: Unter dem Titel »Anekdota« hat Procopius Aufzeichnungen über den (schlechten) Charakter und das (lasterhafte) Leben des Kaisers Justitian und der Kaiserin Theodora versammelt, die nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Die Anekdote bildet danach eine Art Fußnotentext zur offiziellen Geschichtsschreibung. Als Herausgeber einer Tageszeitung gibt Kleist hingegen eine Anekdote heraus, die keineswegs vorenthält, was andern, geheimen, sozusagen polizeilichen Orts aufgezeichnet und gewußt wäre. Vielmehr schreibt Kleist diesen heimlich–unheimlichen Ort als Ab–Grund des Schreibens seiner Anekdote selbst ein. Wie der Anekdote Kleists dieser der Darstellung und dem Wissen unzugängliche Ort eingeschrieben ist, so erscheint die Anekdote innerhalb der Tageszeitung vielleicht als jene wolkige Stelle, die dem feststellenden Polizeibericht wie dem Bericht über die Tagesbegebenheiten ins Wort fällt.

Tagesbegebenheit

Dem Kapitän v. Bürger, vom ehemaligen Regiment Tauentzien, sagte der, auf der neuen Promenade erschlagene Arbeitsmann Brietz: der Baum, unter dem sie beide ständen, wäre auch wohl zu klein für zwei, und er könnte sich wohl unter einen andern stellen. Der Kapitän Bürger, der ein stiller und bescheidener Mann ist, stellte sich wirklich unter einen andern: worauf der &c. Brietz unmittelbar darauf vom Blitz getroffen und getötet ward.


Dieselbe Begebenheit, gänzlich anders beschrieben in der Vossischen Zeitung vom 2. Oktober:

Am 29sten Septbr., Nachmittags um 3 1/2 Uhr, ließ sich bei einem starken Gewitterregen unvermutheth ein einziger starker Donnerschlag über die Stadt hören. Dreißig Schritt von einem Hause, das mit einem Blitzableiter versehen ist, schlug der Wetterstrahl in eine Pappel auf der neuen Promenade, die nach dem Haakschen Markte führt, streifte auf einer Seite des Baumes die Rinde von der Krone bis 3 Fuß von der Erde glatt ab, und erschlug einen Mann, der sie umklammert hielt. Der Unglückliche starb auf der Stelle und hinterläßt eine Witwe und 3 Waisen.
 


Ansicht des Hackischen Marktes mit Blick zu Marienkirche 1780


Mutterliebe

Zu St. Omer im nördlichen Frankreich ereignete sich im Jahr 1803 ein merkwürdiger Vorfall. Daselbst fiel ein er toller Hund, der schon mehrere Menschen beschädigt hatte, über zwei, unter einer Haustür spielende, Kinder her. Eben zerreißt er das jüngste, das sich, unter seinen Klauen, im Blute wälzt; da erscheint, aus einer Nebenstraße, mit einem Eimer Wasser, den sie auf dem Kopf trägt, die Mutter. Diese, während der Hund die Kinder losläßt, und auf sie zuspringt, setzt den Eimer neben sich nieder; und außerstand zu fliehen, entschlossen, das Untier mindestens mit sich zu verderben, umklammert sie, mit Gliedern, gestählt von Wut und Rache, den Hund: sie erdrosselt ihn, und fällt, von grimmigen Bissen zerfleischt, ohnmächtig neben ihm nieder. Die Frau begrub noch ihre Kinder und ward, in wenig Tagen, da sie an der Tollwut starb, selbst zu ihnen ins Grab gelegt.


Charité-Vorfall

Der von einem Kutscher kürzlich übergefahrne Mann, namens Beyer, hat bereits dreimal in seinem Leben ein ähnliches Schicksal gehabt; dergestalt, daß bei der Untersuchung, die der Geheimerat Herr K., in der Charité mit ihm vornahm, die lächerlichsten Mißverständnisse vorfielen. Der Geheimerat, der zuvörderst seine beiden Beine, welche krumm und schief und mit Blut bedeckt waren, bemerkte, fragte ihn: ob er an diesen Gliedern verletzt wäre? worauf der Mann jedoch erwiderte: nein! die Beine wären ihm schon vor fünf Jahr, durch einen andern Doktor, abgefahren worden. Hierauf bemerkte ein Arzt, der dem Geheimenrat zur Seite stand, daß sein linkes Auge geplatzt war; als man ihn jedoch fragte: ob ihn das Rad hier getroffen hätte? antwortete er: nein! das Auge hätte ihm ein Doktor bereits vor vierzehn Jahren ausgefahren. Endlich, zum Erstaunen aller Anwesenden, fand sich, daß ihm die linke Rippenhälfte, in jämmerlicher Verstümmelung, ganz auf den Rücken gedreht war; als aber der Geheimerat ihn fragte: ob ihn des Doktors Wagen hier beschädigt hätte? antwortete er: nein! die Rippen wären ihm schon vor sieben Jahren durch einen Doktorwagen zusammen gefahren worden. – Bis sich endlich zeigte, daß ihm durch die letztere Überfahrt der linke Ohrknorpel ins Gehörorgan hineingefahren war. – Der Berichterstatter hat den Mann selbst über diesen Vorfall vernommen, und selbst die Todkranken, die in dem Saale auf den Betten herumlagen, mußten, über die spaßhafte und indolente Weise, wie er dies vorbrachte, lachen. – Übrigens bessert er sich; und falls er sich vor den Doktoren, wenn er auf der Straße geht, in acht nimmt, kann er noch lange leben.


Anekdote


Zwei berühmte englische Boxer, der eine aus Portsmouth gebürtig, der andere aus Plymouth, die seit vielen Jahren von einander gehört hatten, ohne sich zu sehen, beschlossen, da sie in London zusammentrafen, zur Entscheidung der Frage, wem von ihnen der Siegerruhm gebühre, einen öffentlichen Wettkampf zu halten. Demnach stellten sich beide, im Angesicht des Volks, mit geballten Fäusten, im Garten einer Kneipe, gegeneinander; und als der Plymouther den Portsmouther, in wenig Augenblicken, dergestalt auf die Brust traf, daß er Blut spie, rief dieser, indem er sich den Mund abwischte: brav! – Als aber bald darauf, da sie sich wieder gestellt hatten, der Portsmouther den Plymouther, mit der Faust der geballten Rechten, dergestalt auf den Leib traf, daß dieser, indem er die Augen verkehrte, umfiel, rief der letztere: das ist auch nicht übel –! Worauf das Volk, das im Kreise herumstand, laut aufjauchzte, und, während der Plymouther, der an den Gedärmen verletzt worden war, tot weggetragen ward, dem Portsmouther den Siegsruhm zuerkannte. – Der Portsmouther soll aber auch Tags darauf am Blutsturz gestorben sein.

Boxer
Britisch, 18. Jahrhundert
ART BY CHARLES REUBEN RYLEY / ENGRAVED BY J. GROZER



Ich werde nicht weinen!

Das Gedicht konnte ich schon immer auswendig, sicher nicht immer, aber ich kann mich nicht erinnern, es je nicht gekannt zu haben. Es ist knapp, scheinbar einfach und kühl und es ist herzzerreißend, weil es sich nur kurz, ganz am Ende, erlaubt, Schmerz zu zeigen. Jemand, der sich bemüht, nicht zu weinen, rührt mich immer mehr, als der, der frei heraus weint. Der Mund zuckt, die Lippen werden oft zwischen die Zähne geklemmt, die Nasenflügel beben, der Blick weicht nach oben aus. Am schlimmsten ist es, wenn noch ein entschuldigendes Lächeln versucht wird. Herzbruch.

 
DEM BRICHT DAS HERZ ENTZWEI 
Das ist nicht der Titel, sondern die letzte Zeile.

Ein Jüngling liebt ein Mädchen,
Die hat einen Andern erwählt;
Der Andre liebt eine Andre,
Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen heiratet aus Ärger
Den ersten besten Mann,
Der ihr in den Weg gelaufen;
Der Jüngling ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte,
Doch bleibt sie immer neu;
Und wem sie just passieret,
Dem bricht das Herz entzwei.

Heinrich Heine
1822
Aus Dem Buch der Lieder
Darin aus dem Lyrische Intermezzo 

Die scheinbar banale Katastrophe, die alte Geschichte, geschieht jetzt, in der Gegenwart.
Der Vers hat einunregelmäßiges Metrum aus Jambus - kurz lang - ◡— und Anapäst - meist zweimal kurz lang - ◡◡. Nur die erste Zeile endet auf eine betonte Endsilbe, ist also klingend oder weiblich. Die Form ist ABCB. In der dritten Strophe ist der Reim krumm, 'neu' auf 'entzwei', das muß Absicht sein. 'Zweimal steht da 'Andre' in der dritten Zeile, doch einmal ein Mann, das andere eine Frau.

Herr Reich-Ranicki, der gelegentlich nervte, aber immer die  deutsche Sprache liebte, schrieb über dieses Gedicht in der Frankfurter Anthologie:

Heine, der Panerotiker, dem man gerne nachsagt, er sei der frivolste deutsche Dichter, war in Wirklichkeit der diskreteste: So wissen wir über die erotischen Erlebnisse, die seinen Versen zugrunde lagen, so gut wie nichts. Zu den wenigen Ausnahmen gehört das Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ aus dem „Lyrischen Intermezzo“. Die Sache ist längst geklärt: Der junge Heine liebte seine Hamburger Cousine Amalie, die von ihm nichts wissen wollte, da sie in einen anderen verliebt war; dieser wiederum gab einem anderen Mädchen den Vorzug – weshalb die verärgerte Amalie eiligst einen John Friedländer aus Ostpreußen heiratete. Heine ging leer aus und war, wie man sich denken kann, enttäuscht und verbittert. Er hat sich darüber in Briefen an Freunde mehrfach geäußert – nicht sehr ausführlich, doch unmissverständlich.
Das Gedicht erzählt den Vorgang. Aber die Darstellung ist ungewöhnlich. Denn hier wird nicht beschrieben oder geschildert, hier werden nur Mitteilungen aneinandergereiht, hier wird referiert. Noch knapper und sachlicher geht es nicht: Für eine Affäre, in die immerhin fünf Personen verstrickt waren, braucht Heine nur zwei Strophen mit insgesamt acht kurzen Versen. Das poetische Vokabular, von dem er damals, um 1822, reichlich Gebrauch machte, wird vermieden. Hier finden wir kein Mondlicht, keinen Abendglanz, keine Morgensonne und weder Wald noch Flur, weder liebliche Blumen noch schattige Bäume. Nichts erfahren wir über des Mädchens Äugelein und Wängelein und Händchen klein.
Verwendet werden nur die gebräuchlichsten Worte, die Worte des prosaischen Alltags. Der Autor berichtet kühl und gleichgültig – so auffallend kühl und so betont sachlich, dass man gleich vermutet, er wolle etwas verbergen. Die kurzen Feststellungen ergeben einen Duktus, den man später Telegrammstil nennen wird. Was sie zur Folge haben, dafür hat die deutsche Sprache (ein interessanter Umstand!) kein Wort zur Verfügung. Wir müssen uns mit einem Fremdwort behelfen: Understatement. Das Fazit macht dann ganz deutlich: In den beiden informierenden Strophen haben wir es mit einem schreienden Understatement zu tun.
Diese Geschichte sei alt und banal, doch gleichwohl neu – für jenen nämlich, der sie erleben muß. Denn der Schmerz verdrängt alle anderen Regungen. Und die Tatsache, daß Millionen ähnliches erlitten haben und gleichzeitig erleiden, ist kein Trost. Wen es betrifft, richtiger: trifft, dem (erst jetzt gibt es als Schlußakkord ein poetisches Bild) bricht das Herz entzwei. Den harten männlichen Reimen, die die Ordnung vortäuschen (erwählt – vermählt, Mann – dran), folgt in der dritten Strophe nur ein Halbreim. Wenn ihm aber daran gelegen wäre, dann hätte Heine einen reinen Reim auf „neu“ schon gefunden. Aber hier wollte er den unreinen, eben den Halbreim haben. Das Reimwort, das er wählt – entzwei – klingt wie ein Verzweiflungsruf: Es lehnt sich gegen die Harmonie auf.
Der erste Vers der letzten Strophe ist übrigens ein Selbstzitat: Im Brief an einen Freund, dem er über Amalie schrieb, bezeichnete er sie als „die Klippe, woran mein Verstand gescheitert ist“. Und fügte hinzu: „Es ist eine alte Geschichte.“ Gescheitert? Ja, denn die Liebe „sieht mit dem Gemüt, nicht mit den Augen. Und ihr Gemüt kann nie zum Urteil taugen“. Das stammt von jenem, dessen Werk Heine „das weltliche Evangelium“ nannte: von Shakespeare.
Von den vielen Komponisten, die Heines Lieder vertont haben, gebührt Robert Schumann die Palme. Doch das Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ (wohl nur dieses einzige) hat er leider mißverstanden. Das Tempo des Liedes hat er nicht bestimmt, so daß es stets flott und munter gesungen wird – und es läßt sich gar nicht anders singen. Den düsteren, den alarmierenden Hintergrund hören wir sowenig wie den Aufschrei des Liebenden. Die zwischen den Zeilen verborgene Dramatik hat Schumann übersehen. Da hilft auch nicht das Ritardando bei „wem sie just passieret“. Nach den letzten Worten kehrt die Begleitung sofort zum ursprünglichen Zeitmaß zurück, dem raschen, dem heiteren. Schumann hat viele Gedichte Heines noch schöner und noch reicher gemacht, dieses jedoch ärmer. Aber es ist vollkommen – ohne Musik.
 
Spielregeln

Komm wir proben die Posse noch einmal
wir kennen die Rollen zum Glück
gibt es nicht mehr zu sagen
wir spielen das alte Stück

Immer wieder dieselben Schritte
bis hierher und weiter nicht
immer wieder dieselben Blicke
aus einem andern Gesicht

Immer wieder dasselbe Stöhnen
aus einem anderen Mund
jedesmal dasselbe Versinken
in immer anderem Grund
 
Immer wieder dieselben Blumen
am Anfang diesmal für mich
und im Schlussakt frische Tränen
wie immer: diesmal um dich.

Ulla Hahn
1981
Herz über Kopf. Stuttgart dva  

 Mädchen mit Herrenarmbanduhr
Vivian Maier 
ICH WERDE NICHT WEINEN, NICHT VOR EUCH.
 

Dienstag, 16. August 2016

Virgin Mary - Scharfe Tomate

Habe nach Jahren die erfrischende Wirkung einer Virgin Mary wieder für mich entdeckt.
Früher nur als Abwechslung auf Langstreckenflügen, schmeckt mir's jetzt im Sommer auch auf dem Boden.

Tomatensaft, Selleriesalz, Pfeffer, wenn vorhanden Sellerie-Bitter (Celery Bitters), Selleriestängel, Zitrone, Tabasco, Worcester Sauce und Eiswürfel in einem sehr großen Glas nach Geschmack mischen. Wenn man die Mary entjungfern möchte, muß noch Wodka dazu.
Der Bloody Mary-Cocktail gehört, so sagt Wiki, zur Gruppe der "Corpse Reviver", übersetzt: Leichen-Erwecker, höflicher Katergetränk.
Bloody Mary ist auch eine böse Bezeichnung für Mary I. Tudor, die ihr wahrscheinlich von unter ihrer Herrschaft verfolgten Protestanten übergeholfen wurde.

Der Erfinder, ein Herr Petoit, der, wie könnte es anders sein, in Harry's New York Bar als Barkeeper arbeitete und auch Hemingway und F. Scott Fitzgerald mit Bloody Maries versorgte, erählte, dass der Name des Getränkes von einem jungen Kellner stammte, der ein schönes Mädchen namens Mary in einer Chicagoer Bar, die "Bucket of Blood" hieß, gekannt hatte. 
Ursprünglich benötigte eine Bloody Mary halbehalbe Tomatensaft und Wodka, aber später wurde die Alkoholmenge netterweise reduziert.
 
Das ist Petoits Originalrezept:                       4.5 cl Wodka
0.75 cl Zitronensaft
12 cl Tomatensaft
0.25 TL Worcestershiresauce
0.5 TL Tabascosauce
0.25 TL Salz
0.25 TL Pfeffer
 
Alle Zutaten in den Mixing-Becher geben und in einen anderen Mixing-Becher vorsichtig umfüllen. Das ganze mehrfach wiederholen. Zum Schluss in ein gekühltes Stielglas geben und mit einer Limetten- und Zitronenscheibe auf einem kleinen Teller servieren.
 
The Museum of the American Cocktail. Pocket Recipe Guide, Robert Hess & Anistatia Miller, 2. Auflage 2007, Mixellany, Lexington

 
Die Lufthansa hat übrigens eine Studie in Auftrag gegeben, die untersuchen sollte, warum Flugpassagiere so ungewöhnlich häufig um Tomatensaft bitten.
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/mysterium-ueber-den-wolken-warum-tomatensaft-im-flugzeug-so-beliebt-ist-a-677249.html

Und dann gibt es noch die urbane Legende über einen Geist, der erscheint, wenn man im Bad vor dem Spiegel mit einer Kerze in der Hand dreimal "Bloody Mary" murmelt. Die Geschichte könnte eine Mischform von Erinnerungen an Mary Worth, eine der Salemer Hexen und Mary Tudor und eine modernen Selbstmörderin namens Mary Worthington und eine von vielen anderen gewalttätig zu Tode Gekommenen mit dem Namen Mary sein. 
Der Geist erscheint im Spiegel, reißt einem die Augen aus oder zerkratzt das Gesicht fürchterlich oder man verschwindet mit ihm im Spiegel.

Mirror, mirror, on the wall
Bloody Mary, hear my call
Bloody Mary, hear your name
Bloody Mary, stupid game
Bloody Mary, stupid dare
Bloody Mary, I don’t scare