Alessandro di Mariano di Vanni Filipepi,
bekannt geworden als
Sandro Botticelli
geboren um 1445 – gestorben 17. Mai 1510 in Florenz
So hat er 1475 möglicherweise ausgesehen,
jedenfalls hat er sich vielleicht selbst so gesehen
und gemalt.
Er war zu Lebzeiten angesehen, dann fast vergessen und wurde eigentlich erst durch die schwärmerische Verehrung der Präraffaeliten wieder ins öffentliche Bewußtsein gerückt.
Der Begriff Cartoon stammt vom französischen carton = Pappe und bezeichnete ursprünglich auf Karton gezeichnete Entwürfe für Fresken und Tapisserien, sagt Wiki.
Also ist es nicht respektlos gemeint, wenn ich sage, dass er auf mich wie ein großartiger Cartoonist wirkt. Die Bildthemen sind meist die in seiner Zeit üblichen, Marien, Heiligenszenen, Allegorien, schmeichelnde Portraits. Aber die Art der Zeichnung, die scharfen Umrisse, die Schattenlosigkeit, die kontrastierenden Farben und die Gesichter, die alle einem Typus zuzugehören scheinen; große Mandelaugen, sehr geschwungene Lippen, kräftige Gesichtskonturen. Auch die Körper sind Varianten einer Grundform. Renaissance-Mangas?
Sich wiederholende Muster, der nach rechts geneigte kleine Kopf, wie angesetzt auf dem geschwungenen Hals, die Füße, fast alle mit überlangem zweiten Zeh, manche, der ungewöhnlich fetten, großen Babies, haben anstatt Kinderspeck, Frauenbäuche. Und einige gucken direkt in die Kamera. Die Marien schauen hilflos, leicht depressiv. Wenn Natur auftaucht ist sie dekorativ, vereinfacht, keineswegs natürlich, wenn auch wunderschön. Ausnahmen scheinen mir die Regel zu bestätigen.
Details of Renaissance Paintings (Sandro Botticelli, Birth of Venus, 1482), 1984.
Foto: 2015 The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc./Artist Rights Society (ARS)
Natürlich ist Primavera herrlich und die Geburt der Venus ist es auch, und das Portrait der Simonetta Vespucci, aber schön und merkwürdig und irritierend ist der Sebastian. Von so naiver Eitelkeit, scheint es ihm unnötig, den sechs kleidsam in seinen Körper versenkten Pfeile, Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Nichts als eine nebensächliche Bagatelle, aber schaut auf mich. Unverschämt und unschuldig.
Und auch noch SIE:
Bildnisse der Simonetta Vespucci:
Sie war die Geliebte des Giuliano de Medici und starb mit 23
an Lungentuberkulose. Angelo Poliziano, Freund Botticellis
und Hauslehrer der Medici, widmete ihr 1475 dieses Gedicht.
DIE NYMPHE, DER MEIN HERZ ENTGEGENEILTE,
erschien mir dort in reinstem Liebesglanze,
so wunderhold beim Tanze,
mir war's als wenn ich schon im Paradiese weilte.
Gedenk ich ihrer, steh ich schon in Flammen,
wie sprech ich von dem Wunder ohnegleichen?
Könnt eine sie erreichen,
sie könnte nicht mit höh'rem Kranz sich kränzen.
Um das beseelte Antlitz hingen lose
die goldnen Haare, die der Stirn entsteigen,
indes im holden Reigen
sie Himmelsschritte leicht im Takt bewegte,
und ob sie wenig nur die Augen regte,
doch traf ein Strahl mich dann und wann verstohlen,
doch neidisch hat verhohlen
des Haares Schleier schnell, was mich entzückte.
Die Nymphe sah's, die erdenwärts Entrückte,
und neigte sich erbarmend meinem Sehnen,
denn den verirrten Strähnen
wies sie mit weißer Hand die rechte Stelle.
Und tausend Liebesgeister, feuerhelle,
ließ sie dem süßen Augenpaar entströmen.
Mich muß es wundernehmen,
daß ich nicht augenblicks zu Asche brannte.
erschien mir dort in reinstem Liebesglanze,
so wunderhold beim Tanze,
mir war's als wenn ich schon im Paradiese weilte.
Gedenk ich ihrer, steh ich schon in Flammen,
wie sprech ich von dem Wunder ohnegleichen?
Könnt eine sie erreichen,
sie könnte nicht mit höh'rem Kranz sich kränzen.
Um das beseelte Antlitz hingen lose
die goldnen Haare, die der Stirn entsteigen,
indes im holden Reigen
sie Himmelsschritte leicht im Takt bewegte,
und ob sie wenig nur die Augen regte,
doch traf ein Strahl mich dann und wann verstohlen,
doch neidisch hat verhohlen
des Haares Schleier schnell, was mich entzückte.
Die Nymphe sah's, die erdenwärts Entrückte,
und neigte sich erbarmend meinem Sehnen,
denn den verirrten Strähnen
wies sie mit weißer Hand die rechte Stelle.
Und tausend Liebesgeister, feuerhelle,
ließ sie dem süßen Augenpaar entströmen.
Mich muß es wundernehmen,
daß ich nicht augenblicks zu Asche brannte.
Als Zugabe, weil ich LaChapelle so liebe:
David LaChapelle frei nach Boticelli „The Rape of Africa“ (2009) (Foto: SMB)