Eine kleine Dickmadam
fuhr mal mit der Eisenbahn.
Dickmadam, die lachte,
Eisenbahn, die krachte.
Eins, zwei, drei,
und du bist frei!
Die Venus von Willendorf
etwa 28 bis 25-tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung
ICH WAR EIN DÜNNES KIND, IMMER IN BEWEGUNG, ANDAUERND AM RENNEN, GAR NICHT MÄDCHENHAFT, STREITLUSTIG, AGRESSIV UND VIEL ZU LAUT. MEIN SPITZNAME IN DER GRUNDSCHULE WAR, NICHT OHNE GRUND, "SCHLÄGERLILLY".
STARK, SCHNELL, SCHLAU, UNGELENK, SCHEU, FRECH.
DANN ÜBERFIEL MICH DIE PUBERTÄT, UND EIN BRILLENTRAGENDES, BUSENLOSES MÄDCHEN MIT AKNE, BRILLE, TIEFER STIMME UND RUPPIGEN UMGANGSFORMEN SUCHTE NACH SEINER WEIBLICHKEIT, DEM, WAS ES DEN "ANDEREN", DEN JUNGS BEGEHRENSWERT MACHEN KÖNNTE. UND ICH HATTE GLÜCK UND FAND KLUGE KERLE UND INTELLIGENTE WEIBER, FREUNDLICHE MENSCHEN, DIE MICH IN MEINER EIGENARTIGKEIT MOCHTEN UND MICH EINFACH ICH-SEIN LIESSEN, ABER MICH AUCH FORDERTEN, BEFRAGTEN, INFORMIERTEN, LIEBTEN.
DOCH DA WAR TROTZDEM DIESE ANDERE IN MIR, DIE EINE RICHTIGE FRAU SEIN WOLLTE: SCHÖN, SANFT, BEGEHRT VON ALLEN. DAS MAG IDIOTISCH KLINGEN, IST ABER NICHTSDESTOTROTZ WAHR. EINE KRUDE MISCHUNG VON ÜBLICHER JUNGENDLICHER VERUNSICHERUNG, UNDEFINIERTER SEHNSUCHT NACH PERFEKTER WEIBLICHKEIT UND DER ERWARTUNG, DASS ICH DOCH GANZ EINDEUTIG, EINHUNDERTPROZENTIG WEIBLICH SEIN MÜSSTE. WAR ICH ABER NICHT. BIN ICH NICHT. SEHR FRAU, EINIGES AN KERL UND EIN NICHT UNERHEBLICHER ANTEIL VON NOCH GANZ ANDEREM, WECHSELHAFTEM, UNDEFINIERTEM. ICH WIEDERHOLE MICH - ICH BIN EIN MANSCH, AUCH GENDERBEZOGEN. DAS SIND WIR WAHRSCHEINLICH ALLE, ODER?
MIT WEM WIR SCHLUßENDLICH SCHLAFEN, KOMMT DANN NOCH HINZU. ABER DEFINIERT ES UNS?
Giacometti
Frau, gehend 1932.
© Artists Rights Society (ARS), New York/ADAGP, Paris.
© Artists Rights Society (ARS), New York/ADAGP, Paris.
Ardhanarishvara
Vor langer Zeit lebte ein Yogi names Bhringi, der durch seine Askese in den magischen Fähigkeiten schon sehr weit fortgeschritten war. Er hatte sein Leben Shiva geweiht und verehrte ausschließlich ihn, indem er ständig den Lingam umkreiste. Shiva war sehr stolz auf seinen Jünger und erzählte davon Parvati. Sie sah sich das Ganze eine Zeit lang an, wurde dann aber eifersüchtig und verlangte von Shiva, daß dieser Yogi auch sie verehren solle. Darauf manifestierte sich Shiva vor dem Mann, erzählte ihm alles und bat ihn in Zukunft doch auch Parvati in sein Gebet aufzunehmen. Der schlug dieses jedoch rundweg ab, da er als Asket keine Frau anbeten könne, und seine ganze Liebe nur dem Mahadeva gehören würde. Über diese Nachricht war Parvati sehr aufgebracht und wollte nun den Sadhu dazu zwingen, auch sie gemeinsam mit ihrem Gatten zu verehren. Um dies zu erreichen verwandelte sie sich gemeinsam mit ihm in den Ardhanarishvara, halb Mann , halb Frau (das Göttliche ist beides zugleich). So erschienen sie vor dem Yogi, in der Erwartung, er müsse jetzt wohl oder übel beide zugleich umwandeln. Der Sadhu verwandelte sich jedoch in eine Biene, flog um die Shivahälfte herum und grub sich dann durch das Brustbein in den Körper des Ardhanarishvaras und zum Rückrat wieder hinaus (manche indische Bienenarten graben Gänge), sodaß er auf diese Art und Weise nur Shiva umkreist hatte. Als Parvati dies bemerkte, wurde sie richtig böse.Sie verfluchte den Sadhu: "Ein Mann, der Frauen ablehnt und das Weibliche nicht verehrt, ist ein vertrockneter, fleischloser Geselle. Deshalb soll dir für immer das Fleisch von den Knochen fallen.", und sie verwandelte den Sadhu in ein lebendiges Skelett. Doch nicht einmal dadurch war der Yogi zu beeindrucken. Er verehrte weiterhin ausschließlich Shiva.
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