Mittwoch, 13. Januar 2016

Ich bin ein Mansch oder Berlin-Mitte heute


ICH BIN EIN MANSCH

Wenn sich Fremde in Kanada einander vorstellen, erwähnen sie beiläufig in einem Adjektiv immer auch die Herkunftsländer ihrer Vorfahren. Je nach Ankunftszeitpunkt der Einwandererahnen (außer bei First-Nation Angehörigen natürlich, und selbst da würde es funktionieren, wenn man nur weit genug zurück ginge,) ist das Adjektiv länger oder kürzer. Irischpersischdeutsch oder nordindischkatholisch oder ukrainischfranzösischschwedisch oder oder. Die wenigsten haben nur ein kurzes Wort zu bieten. 
Also war ich österreichischdeutschjüdisch. Nun hat mich meine Großcousine besucht und mein Adjektiv um tschechisch verlängert, weil ich jetzt weiß, dass der Vater meiner Großmutter aus Brünn/Brno stammte.
Wir sind alle Mansch. 
Ursprünglich Afrikaner und seitdem während kleineren und größeren Völkerwanderungen durcheinander und aufeinander geworfen, eingewandert, ausgewandert, erobert, unterworfen, assimiliert und ausgestoßen. 
Mansch halt. Was macht's?

EIN TAG IN MITTE (oder auch zweii oder drei) 

Im 245er Bus schreien sich zwei Männer mittleren Alters mit unterschiedlichem, aber gleich starkem Akzent an. Der Anlaß: Uneinigkeit darüber, wer denn von beiden nun besser Deutsch spricht. Wenige Stationen später steigen drei "finster aussehende südländische" Typen ein, die nur eine Minute später lieblich grinsend und alberne Laute von sich gebend, mit einem besonders süßen Baby flirten. Im arabischen Supermarkt bietet man mir, auf meine Bitte nach frischer Minze, Meßmers Pfefferminztee im Beutel an. Der Barrista im Starbucks vor meinem Haus spricht sicherheitshalber mit allen Kunden englisch, und ist nur schwer davon zu überzeugen, dass ich seinem mittelsächsischen Dialekt ohne Probleme folgen kann. Dann kurz vor meiner Haustür tänzeln zwei dickliche koreanische Schulmädchen an mir vorbei und singen "Freude schöner Götterfunke". Was kann man daran nicht lieben?
Heute hat man mir die Uraufführung eines ungarischen Stückes angeboten und morgen montiert der beste Schwager von allen, er stammt aus Albanien, erstklassiger Physiotherapeut und Elektriker, meine Badezimmerlampe.  
Mein Gott, ich bin ohne Plan und Zutun multikulturell geworden!

Pfefferminztee aus frischer arabischer Minze:

Für circa 1 bis 1,5 Liter benötigen Sie:

- 3 EL Grüner Tee (möglichst in loser Form)
- 4-5 Zweige frische Marokkanische Minze
- circa 1,5 Liter kalkarmes Wasser oder stilles Mineralwasser
- 3 EL Zucker (nach Belieben)

Zunächst waschen Sie die Minze heiß ab und zupfen einige Blättchen von den Zweigen und legen sie zur Seite, sie kommen später in die Teegläser. Die restlichen Zweige legen Sie ebenfalls separat beiseite. Füllen Sie den losen Grünen Tee in eine Kanne und überbrühen ihn mit heißem, aber nicht mehr kochenden Wasser. Den Tee lassen Sie nun eine Minute aufquellen und kippen diesen ersten Aufguss durch ein Sieb aus.

Den losen Tee können Sie, sofern er in das Sieb gefallen ist, wieder in die Kanne geben. Das Wegschütten des ersten Aufgusses verhindert, dass der eigentliche Tee später bitter schmeckt. Legen Sie dann die Minze-Stengel in die Kanne. Fügen Sie nun den Zucker hinzu und übergießen Sie alles mit heißem Wasser. Die Minze sollte dabei bedeckt bleiben, da oben schwimmende Blätter bitter werden. (http://www.t-online.de/ratgeber/heim-garten)


Und als Tipp von mir, weil ich den Tee so im Yarok in der Torstraße getrunken habe: 
Im arabischen Supermarkt gibt es Beutel mit getrockneten Zitronen für 'nen Euro und fünfzig. Eine Zitrone halbieren und beide Hälften mit ins Glas. Köstlich.


Unser Sexmob Eine Kolumne von Thomas Fischer aus Der Zeit

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