Donnerstag, 14. März 2013

Franziskus am Bildrand


Seine Eminenz, den hochwürdigste Exzellenz der Heiligen Römischen Kirche, Kardinal Jorge Mario Bergoglio, nun neuer Papst, er nennt sich Franziskus, übrigens nur Franziskus, der Erste wird er erst, wenn es auch einen Zweiten gibt. Wird jetzt etwas anders werden? Wie denn?

Giovanni Cimabue 1280: Madonna, rechts: Franziskus. Assisi, Unterkirche der Basilika San Francesco

SONNENGESANG DES FRANZ VON ASSISSI

Es beginnt das Lob der Schöpfung, das der selige Franziskus
zu Lob und Ehre Gottes dichtete, als er krank bei St. Damianus lag
Höchster, allmächtiger und guter Herr,
dein sind der Lobpreis, die Herrlichkeit und Ehr.

1. Herr, sei gelobt durch Bruder Sonne,
er ist der Tag, der leuchtet für und für.
Er ist dein Glanz und Ebenbild, o Herr.

2. Herr, sei gelobt durch unsre Schwester Mond
und durch die Sterne, die du gebildet hast.
Sie sind so hell, so kostbar und so schön.

3. Herr, sei gelobt durch unsren Bruder Wind,
durch Luft und Wolken und jegliches Wetter.
Dein Odem weht dort, wo es ihm gefällt

4. Herr, sei gelobt durch Schwester Wasser,
sie ist gar nützlich, demutsvoll und keusch.
sie löscht den Durst, wenn wir ermüdet sind:

5. Herr, sei gelobt durch Bruder Feuer;
der uns erleuchtet die Dunkelheit und Nacht.
Er ist so schön, gar kraftvoll und auch stark.

6. Herr, sei gelobt durch Mutter Erde,
die uns ernährt, erhält und Früchte trägt.
Die auch geschmückt durch Blumen und Gesträuch:

7. Herr, sei gelobt durch jene, die verzeihn,
und die ertragen Schwachheit, Leid und Qual.
von dir, du Höchster, werden sie gekrönt.

8. Herr, sei gelobt durch unsren Bruder Tod,
dem kein Mensch lebend je entrinnen kann.
Der zweite Tod tut uns kein Leides an.
Lobet und preiset den Herrn in Dankbarkeit,
und dienet ihm mit großer Demut.
Variantübersetzung der letzten Strophe:
Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihr kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

Franziskus vor der Restaurierung
© De Giovanni, Andrea Gaspare

Montag, 11. März 2013

Auguste Rodin - Fliegende Frau



François-Auguste-René Rodin
12. November 1840 - 17. November 1917


Iris, Botin der Götter auch genannt: Eine andere Stimme, genannt Iris
Fliegende Figur 1890/91


Im Dezember 1890 erwähnte Rodin in einem Brief die zweite Version eines Denkmals für Victor Hugo, "Die Verherrlichung Victor Hugos". Über der Männerfigur, gestützt von einer Wolke, sollte eine geflügelte Frau kopfüber schweben, Sinnbild seiner Inspiration oder seiner Glorie. Als Rodin dann die Iris als selbsständiges Werk weiterentwickelte, nahm er ihr die Flügel, den Kopf und einen Arm und, er winkelte ihr rechtes Bein ab. Was für eine Wandlung!

 Iris, griechisch: der Regenbogen

Cancan - Chahut - Der Freudentanz des Heidentums

Wiki schreibt: Der Cancan ist ein schneller französischer Tanz im 2/4-Takt, der sich um das Jahr 1830 in Paris aus der populären Quadrille ableitete.
"Der Can-Can ist ein Tanz, der nie in ordentlicher Gesellschaft getanzt wird, sondern nur auf gemeinen Tanzböden ... Hier musiziert Belzebub mit vollem Orchester, hier tanzen die Unholde wie bei uns in der Walpurgisnacht. Wenn aber gar die Galopprunde erschmettert, dann erreicht der satanische Spektakel seine unsinnigste Höhe ..." Heinrich Heine

La Goulue

Sonntag, 10. März 2013

Hoffnung auf Frühling


Ein weiterer Beitrag in meinem unerschütterlichen Hoffen auf 
die Einkehr des Frühlings in die deutschen Lande:



HOFFNUNG
Und dräut der Winter noch so sehr
Mit trotzigen Gebärden,
Und streut er Eis und Schnee umher,
Es muß d o c h Frühling werden.


Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne,
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.

Blast nur ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen,
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.

Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf,
Und möchte vor Lust vergehen.

Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ähren,
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.

Drum still! Und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.

Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll' auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß d o c h Frühling werden...

Emanuel Geibel
 

Die fantastische Welt von Oz



„Toto, I have a feeling we’re not in Kansas anymore.“
„Toto, ich habe das Gefühl, wir sind nicht mehr in Kansas.“
Dorothy nach dem Hurrikan zu ihrem Hund  

 
    Alexander Melentjewitsch Wolkow übersetzt ein Buch und er liebt dieses Buch und 
    er erfindet neue Wendungen und Details für dessen Geschichte und irgendwann wird 
    es "sein" Buch und es wird 1939 in der vom Stalinismus geschüttelten Sowjetunion  
    veröffentlicht und heißt "Der Zauberer der Smaragdenstadt". Fünf weitere Bücher 
    werden folgen und ich, ein Kind der DDR, werde sie aufsaugen und Herrn Wolkow 
    verehren.
    Aber das ursprüngliche Buch hat Frank Baum geschrieben und es erschien 1900 in 
    den USA unter dem Titel "Der wunderbare Zauberer von Oz", hat auch mehrere 
    nachfolgende Bücher und ist unserem gemeinsamen mitteleuropäischen-
    nordamerikanischem Gedächtnis eingebrannt durch Judy Garland im zu engen 
    Trägerrock, die in Begleitung von Schoßhund, Vogelscheuche, Löwe und Blechmann 
    "Somewhwhere over the rainbow" singt und dabei über eine gelbe Ziegelsteinstrasse 
    läuft. Obwohl sie das eigentlich in Kansas in Gesellschaft eines Huhns tut. So 
    komprimiert Gedächtnis Erfahrungen zu Ikonen. 

 
 
   Ein extrem fetter Hawaiianer hat die ultimate Version gesungen mit der Stimme eines 
   Engels im Körper eines bedauernswertes Opfers der amerikanischen Art der Ernährung.
   http://www.youtube.com/watch?v=CgHkbrhAF_E
   Der Film erzählt nun die Vorgeschichte von Dorothys/Ellis Abenteuern und ist nur für 
   die kleineren Kinder unter uns gedacht. Ein charmanter Tunichtgut, ein Aufschneider, ein 
   mittelmäßiger "Zauberer" auf ländlichen Jahrmärkten bekommt die Chance über sich 
   hinauszuwachsen, ein wahrer Zauberer zu werden, jemand, der gegen den Neid und 
   den Hass kämpft und siegt, weil er seine Tricks, seine Illusionen, seine Lügen für den 
   Sieg des Guten über das Böse einsetzt - Traum jedes Theaterarbeiters - er siegt, weil 
   er besser schwindeln kann, als die andere Seite.
   Sam Raimi hat keinen großen Film geschaffen, aber einen guten. Meine 8-jährige Zauber-
   Nichte hat mitgefiebert und ich auch.
 



Irgendwo, über dem Regenbogen,
Sind die Himmel blau
Und die Träume, die du wagst zu träumen
werden wirklich wahr!


Eines Tages werde ich einen Wunsch an einen Stern schicken,
und aufwachen, wo die Wolken ganz weit 

unter mir sind,
wo Sorgen schmelzen, wie Zitronenbonbons.

Hoch oben über den Schornsteinspitzen, 
da wirst du mich finden.
 

Irgendwo über dem Regenbogen,
Fliegen die Rotkehlchen
Vögel fliegen über den Regenbogen
Warum denn, warum kann ich es nicht? 
Wenn glückliche kleine Vögel
Über den Regenbogen fliegen
Warum, warum kann ich es nicht?

SOMEWHERE OVER THE RAINBOW

Somewhere over the rainbow
Skies are blue,
And the dreams that you dare to dream
Really do come true.


Someday I'll wish upon a star
And wake up where the clouds are far
Behind me.
Where troubles melt like lemon drops
Away above the chimney tops
That's where you'll find me.


Somewhere over the rainbow
Bluebirds fly.
Birds fly over the rainbow.
Why then, oh why can't I?


If happy little bluebirds fly
Beyond the rainbow
Why, oh why can't I?


Samstag, 9. März 2013

Theater hat auch Grippewellen


Da probiere ich in Detmold "Münchhausen" und "Peng!" sind die Hälfte meiner Schauspieler krank. Ein Virus geht um, klein, böse, zielsicher und rafft sie mir unter den Händen weg. Erst einer, dann zwei, bei fünf gab es eine Pause, momentan wechseln nur noch die Namen der Erkrankten. 
Mittwoch - die Szene ist der Zarenhof in Moskau, eigentlich müßten 14 Menschen die Bühne bevölkern und um die Gunst der Zarin Katharina buhlen. Die Herrscherin aller Reussen hat von der Vorstellung am Vorabend ein Humpelbein und ihr Hofstaat ist zu großen Teilen unsichtbar. Ein einzelner, körperlich anwesender, Schauspieler provoziert einen nichtanwesenden Kollegen, wird von einem weiteren Abwesenden geschlagen und stürzt in die vorgestellten Arme eines weiteren Grippeopfers. Ich breche die Probe ab, meine, nicht unter Mangelerscheinungen leidende, Phantasie gibt auf, wirft das Handtuch, knickt ein.
Was tun? Es ist ein Stück, das zum größten Teil aus Massenszenen besteht - Münchhhausen reist und gerät unter seltsame Menschen, seltsam ist jetzt leider nur, dass die halt alle zuhause im Bett sind und husten und fiebern und schnupfen!
Freitag - Detmold, das graue, gräuliche, kalte Mistwetter und der Mangel an möglicher sinnvoller Arbeit haben mir zu einer gallopierenden Depression verholfen - was tun? - 10.00 Uhr morgens, anwesend drei Schauspieler, eine Souffleuse, eine Regieassistentin und ich - "Laßt uns das ganze Stück bis zur Mitte durchspielen, nur ihr drei und alle anderen werden eingelesen."
Und? Es war wunderbar! Münchhausen wurde wahrhaftig zum Lügenbaron - er phantasierte nicht nur das, wie immer auf der Probebühne nur erahnbare, Bühnenbild, er erzählte, improvisierte, spielte Geschichten und Partner und Gegner und fehlende Requsiten. Die Souffleuse wurde zur Spielmaus, die zwei anderen Kollegen hüpften gelenkig von Part zu Part. Der Vollständigkeit halber haben die Regieassisstentin und ich auch noch die Musik eingesungen.


Ich, nach der "Wunderprobe".

Freitag, 8. März 2013

Leicht depressiver Frauentag


O meine müden Füße ihr müßt tanzen

 

O meine müden Füße ihr müßt tanzen
In bunten Schuhen,
Und möchtet lieber tief, tief
Im Boden ruhen.

O meine heißen Wangen, ihr müsst glühen
Im wilden Kosen,
Und möchtet lieber blühen
Zwei weiße Rosen.

O meine armen Augen, ihr müsst blitzen
Im Strahl der Kerzen,
Und lieber schlieft ihr aus im Dunkeln
Von euren Schmerzen.

Georg Büchner


Edvard Muybridge

Rosetta von FM Einheit, Bühnenmusik für Leonce und Lena von Georg Büchner

Donnerstag, 7. März 2013

Verborgen unter Tauben


Ich weiß nicht wer dies photographiert hat, ich weiß nicht, warum es mich so berührt, aber, hier zu eurer Begutachtung:


Dienstag, 5. März 2013

Schwarze Schwäne in Detmold


Ach, manchmal wünschte ich, dass ich photographieren könnte!

Detmold, heute im Früh-März am Ufer des Schloßgrabens des Schlosses derer zu Lippe-Detmold, am ersten Frühlingstag des Jahres 2013. Sonne und zögerliches erstes Grün und, wie es sich gehört, viele, viele Enten und dann kommen zwei schwarze Schwäne dahergeglitten, als wenn das gar nicht ungewöhnlich wäre. Und sie hatten auch noch tiefrote Schnäbel - Paloma Picasso Rot.


Die schwarzen Schwäne, werden Trauerschwäne genannt und kommen ursprünglich aus Australien und sie sind die langhälsigsten aller Schwäne. Leider sind meine Bilder nicht fähig die Exotik ihres Auftauchens in der westfälischen Provinz zu illustrieren.






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Das Photo ist von Wiki runtergeladen, dieser Schwan ist schon ausgewachsen und durchgeschwärzt.

Auch eine Leihnahme von Wiki

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Lippische Landes-Zeitung vom 26.04.2010
Neue schwarze Schwäne erobern den Schlossgraben
Sven Koch
Detmold. Für das Frühjahr hatte Dr. Traute Prinzessin zur Lippe den Detmoldern versprochen, dass wieder schwarze Schwäne auf dem Schlossgraben schwimmen sollen.
Heute nun erfüllte sie ihre Zusage... Kaum in die Freiheit entlassen, drehte das junge Schwanenpärchen die erste Runde auf dem Gewässer – und die kanadischen Graugänse grüßten kurz vom gegenüberliegenden Ufer.
"Wir hoffen", so Dr. Traute Prinzessin zur Lippe, "dass sie sich gut miteinander verstehen werden." Nach ihren Worten musste zunächst ein wenig Zeit vergehen, damit sich die Gänse aneinander gewöhnen können. Denn: Der Ganter hatte eine neue Gans erhalten. Der Witwer war davor sehr eng mit der schwarzen Schwänin auf dem Schlossgraben befreundet gewesen, deren Partner ebenfalls das Zeitliche gesegnet hatte.
Die neuen schwarzen Schwäne  – sie kommen normalerweise in Australien vor – sind voriges Jahr in einer Aufzucht geschlüpft. Noch haben sie ein wenig weißes Gefieder, weil schwarze Jungschwäne das Licht der Welt zunächst im weißen Federkleid erblicken. Mit zwei bis drei Jahren werden sie dann geschlechtsreif und somit schwarz.


Die Venus von Willendorf


   

    Eine Göttin ist eine weibliche Gottheit. In vielen Religionen wurden, und in einigen
    werden, Göttinnen verehrt, deren Vorstellung und Funktion sich oftmals mit Motiven 
    der Fruchtbarkeit, Mutterschaft, dem Werden und Vergehen, teils auch der Erotik 
    verbinden, ebenso gibt es jedoch auch Kriegsgöttinnen oder Göttinnen des Wissens 
    und der Weisheit. 
    So schreibt Wiki.


 
 Die Frau von Willendorf 

aus Kalkstein, 11cm hoch, erschaffen irgendwann zwischen 24 000 und 22 000 Jahre v. Chr. im heutigen Österreich

   Ist sie nicht zauberhaft? Mit ihrer frühsteinzeitlichen Dauerwelle, oder sind es dicht 
   geflochtene Zöpfe, oder mag es schon damals Häkelmützen gegeben haben? 
   Wissenschaftler behaupten sie trägt eine aus Bast gewobene Kappe. Und der scheu 
   gesenkte Kopf und die zart angewinkelten Beinen? Sie scheint verwundert auf ihre 
   grandiosen Brüste zu schauen. Wo kommen die denn so plötzlich her? Geht sicher vielen 
   pubertierenden Mädchen so.
   Und auch wenn sie für heutige medial-verzerrte Sichtweisen fett oder barock scheinen 
   mag, umgibt sie ein Zauber von Zartheit und Scheu. 
   Ihr Gesicht ist verschwunden unter der Überforderung des Geschlechts. Und sie hat 
   keine Füsse, sie kann nicht stehen, nicht fortlaufen.
   Nur wenn man sie leicht schräg in der Handfläche hielte, geschützt, wäre sie sicher.








Meine Göttin

Welcher Unsterblichen
Soll der höchste Preis sein?
Mit niemand streit' ich.
Aber ich geb' ihn
Der ewig beweglichen,
Immer neuen,
Seltsamen Tochter Jovis,
Seinem Schoßkinde,
Der Phantasie.

Denn ihr hat er
Alle Launen,
Die er sonst nur allein
Sich vorbehält,
Zugestanden
Und hat seine Freude
An der Törin.

Sie mag rosenbekränzt
Mit dem Lilienstengel
Blumentäler betreten,
Sommervögeln gebieten
Und leichtnährenden Tau
Mit Bienenlippen
Von Blüten saugen:

Oder sie mag
Mit fliegendem Haar
Mit düsterm Blicke
Im Winde sausen
Um Felsenwände
Und tausendfarbig,
Wie Morgen und Abend,
Immer wechselnd,
Wie Mondesblicke,
Den Sterblichen scheinen.

Laßt uns alle
Den Vater preisen!
Den alten, hohen,
Der solch eine schöne
Unverwelkliche Gattin
Dem sterblichen Menschen
Gesellen mögen!

Denn uns allein
Hat er sie verbunden
Mit Himmelsband
Und ihr geboten,
In Freud' und Elend
Als treue Gattin
Nicht zu entweichen.

Alle die andern
Armen Geschlechter
Der kinderreichen
Lebendigen Erde
Wandeln und weiden
In dunkelm Genuß
Und trüben Schmerzen
Des augenblicklichen,
Beschränkten Lebens,
Gebeugt vom Joche
Der Notdurft.

Uns aber hat er
Seine gewandteste,
Verzärtelte Tochter,
Freut euch! gegönnt.
Begegnet ihr lieblich,
Wie einer Geliebten!
Laßt ihr die Würde
Der Frauen im Haus!

Und daß die alte
Schwiegermutter Weisheit
Das zarte Seelchen
Ja nicht beleid'ge!

Doch kenn' ich ihre Schwester,
Die ältere, gesetztere,
Meine stille Freundin:
O daß die erst
Mit dem Lichte des Lebens
Sich von mir wende,
Die edle Treiberin,
Trösterin, Hoffnung!

Johann Wolfgang von Goethe
 

Donnerstag, 28. Februar 2013

So treiben wir den Winter aus



 
So treiben wir den Winter aus

So treiben wir den Winter aus,
Durch unsre Stadt zum Tor hinaus
Und jagen ihn zuschanden,
Hinweg aus unsern Landen.

So treiben wir den Winter aus,
Durch unsre Stadt zum Tor hinaus
mit sein Betrug und Listen
den rechten Antichristen.

Wir stürzen ihn von Berg zu Tal,
Damit er sich zu Tode fall.
Wir jagen ihn über die Heiden,
Daß er den Tod muß leiden. 

Wir stürzen ihn von Berg zu Tal,
Damit er sich zu Tode fall.
und uns nicht mehr betrüge
durch falsche Lehr und Lüge.

Wir jagen den Winter vor die Tür,
Den Sommer bringen wir herfür,
Den Sommer und den Maien,
Die Blümlein mancherleien. 

Die Blümlein sind das göttlich Wort
das blüht itzunder an manchem Ort
Das wird uns rein gelehret
Gott ist`s, der hat gelehret.

Das danken Gott von Herzen wir
und flehen, daß er wollt senden schier
Christum, uns zu erlösen
vom Winter und allem Bösen.

Und nun der Tod das Feld geräumt
So weit und breit der Sommer träumt,
Er träumet in dem Mayen,
Von Blümlein mancherleyen.

Die Blume sproßt aus göttlich Wort,
Und deutet auf viel schönern Ort,
Wer ists der das gelehret?
Gott ists, der hats bescheret.

Aus: Des Knaben Wunderhorn