Mittwoch, 25. Juli 2012

Landschaft kann auch wie Theater sein - Island für Minderbemittelte


Ich bin kein Naturliebhaber. Es tut mit leid, ich entschuldige mich, es ist mir peinlich, aber gebt mir die Wahl zwischen einem beliebigen Cafe im Zentrum einer ebenso beliebigen Großstadt und einem Wald oder einem Berg, und ich werde immer das Cafe wählen. Immer. Leute finde ich spannender als Bäume. 

Aber hier, auf dieser atlantischen Insel, das ist Theater, grandioses großes Drama! Meine Dilettanten-Photos tun dem keine Gerechtigkeit, aber hier ist ein begnadeter Szenenbildner am Werk. Wenn Steven Spielberg eine Pseudo-Dokumentation der Geschichte der Erde drehen wollen würde, müßte er nur durch Island fahren und die Kamera draufhalten. Wie sah der Planet vor 70 Millionen Jahren aus? - Bittesehr! - Noch ein paar Dinosaurier computergeneriert und fertig. Und der hiesige Beleuchtungschef ist auch nicht von schlechten Eltern, da ein Spot auf einen sekundenschnell technicolor gezeichneten Bergabschnitt, dort elegantes Spiel mit Licht und Schatten über einem Gebirgszug, so dass graugrüner Basalt sich plötzlich wie hauchzarter Chiffon bläht. Zuzüglich der Tatsache, dass es um 22.00 Uhr immer noch taghell ist, hat das Ganze eine hypnotische Wirkung auf mein städtisch imprägniertes Gehirn. Landschaft, so viel Landschaft! Natur in Überdosis!

Ich erinnere mich an die Uffizien in Florenz - drei Reihen Renaissancebilder übereinander gehängt, der Fußboden in Mosaik gestaltet und natürlich war die Decke auch noch bemalt. Nach einer Stunde ging mein Gehirn in Sättigungs-Modus, zu viel Information, Speicherkapazität erreicht.
Aber Morgen geht es weiter und ich freue mich drauf!









Dienstag, 24. Juli 2012

Das Thema des heutigen Tages ist Wasser


Island ist eine Insel im Atlantischen Ozean, und sie ist, was Inseln angeht, lächerlich jung, nur Zwanzig Millionen Jahre, sozusagen ein Teenager unter den Landmassen. Drumherum Wasser, obenauf viel Eis, überzogen und durchwachsen von unzähligen Gletschern, Wasserfällen, Flüssen, Bächen, Delti, wenn das der Plural von Delta ist, Seen, Quellen, Geysiren - Wasser in jeder Form - formt, verformt, bedeckt, entkleidet und ziert das Land. Und regnen tut auch sehr viel. Wasser aus der Erde, vom Himmel, aus den Bergen, an den Küsten. Das Vulkangestein, aus dem die Insel besteht, bildet die merkwürdigsten Formen unter dem ständigen Beschuss von Grund-, Schmelz, Regenwasser. Karstig schwarz und porös, graniten, grau und ehern und manchmal ganzzart rosa und federleicht.
Die Bergrücken sind oft bewachsen mit silbergrünem Moos und wenn größere Flächen unter den Wasser- und Windattacken wegrutschen, erscheint darunter ockerrötliche Erde. Und da wo Vulkanausbrüche noch nicht weit zurückliegen, manchmal nur 50 Jahre, fährt man durch phantastische extraterristische Landschaften - schwarz, bröckelig, scheinbar endlos und plötzlich stehen große Steine in der Gegend, die haben oft ganz oben ein wenig Pflanzenbewuchs, was aussieht, als wären sie Riesen mit lächerlichen Zipfelmützen.
Unsere Vermieterin gestern Nacht sagte, sie weiß, dass Bäume wichtig sind für's Klima, aber sie mag sie nicht, weil sie die weite Sicht behindern.


 Die blauweiße Fläche im Hintergrund ist ein der kleineren Gletscher.
 Der Gulfoss-Wasserfall



Als, am Beginn des letzten Jahrhunderts Investoren den Wasserfall kaufen wollten, um ein Elektrizitätswerk zu bauen, wurden sie von einem Bauern abgewiesen mit den Worten: "Ich verkaufe meinen Freund nicht."


 Das gleiche Wasser, nun als ruhiger Fluss.

Elefantenfüsse in Reihe

Vulkangestein ausgewaschen, so dass es wie erstarrtes Holz aussieht.

Und bewachsen mit Moos und Blümchen.


Rechts der Seljalandsfoss Wasserfall - von vorne.

Von der Seite.

Und von hinten.

Noch ein Wasserfall.

Und noch zwei. Dann haben wir aufgehört zu zählen. Wasserfälle gibt es hier, wie anderswo Sand am Meer. Sannd gibt es allerdings eher nicht, anstattdessen schwarze Vulkangesteinkrümel. Schwarzer Strand.

Der Atlantische Ozean ist sehr laut und sehr wild.

Wasserschlagsahne.

Und jetzt stelle man sich vor, mit einem kleinen Fischkutter da hinaus zu fahren, um Kabeljau zu fangen.

Schafshintern. 
Die Schafe werden im Frühjahr rausgelassen, laufen den ganzen Sommer frei durch die Gegend und im Herbst gehen die Bauern los und sammeln sie wieder ein. Es waren einmal 700 000, aber da sie alles kahl fressen, was die Erderosion noch verstärkte, hat man ihre Zahl jetzt auf 450 000 reduziert, trotzdem, sie sind überall. In kleinen Familienverbänden rechts und links der Strasse, auf den Bergabhängen, einfach überall. Und auch viele schwarze darunter.

Lagune mit blauen Eisbergen.

Montag, 23. Juli 2012

Gestern in Island


Bekleidet mit einem roten Wickelrock, gebastelt aus einer Decke der Easyjet Company, habe ich gestern um Mitternacht isländischen Boden betreten, nachdem ein Glas Tomatensaft entschieden hatte, es sich auf meiner Hose gemütlich zu machen. Die Nachbarin zur Linken hat nur ein Glas Wasser abbekommen. Ich trage den Familienkosenamen "Klutz" (Trampel) leider nicht ganz zu Unrecht.
Das Hotel auf dem Gelände eines ehemaligen amerikanischen Luftstützpunktes verströmt den Charme einer Bautzener Plattensiedlung. Außerdem ist es kalt und regnet unaufhörlich.
Aber! Aber, die Luft riecht frisch, der Himmel ist flach und weit, die Leute freundlich und an jeder unbebauten Stelle lugt Vulkangestein aus dem Boden. Und in nur einem Tag habe ich mich dann trotz Wetter verliebt.


Am Morgen ein Bad in der Blauen Lagune, und sie ist wirklich blau, hellblau und leuchtend und das Wasser ist an einigen Stellen badewannenheiß, an anderen angenehm lau, die Luft über dem Wasser kalt und streng. Und ich habe trotz der vielen anderen Badenden, das Gefühl etwas ganz Besonderes zu erleben. Da das Wasser nicht sehr tief ist, gehe ich im Knie leicht gebeugt, oder besser ich gleite, das Gesicht vollgeschmiert mit weißem Silikonschlamm und dem beseligten Ausdruck eines Kiffers in den Augen, um mich herum spricht es in allen Zungen der Welt, ein tiefschwarzer Junge mit einem riesigen Afro schwatzt mit seiner strohblonden, bleichen Mutter in Russisch, eine große Gruppe uralter Juden schreit sich Witze zu, Italiener, Franzosen, Japaner, Schweizer, was die Welt zu bieten hat, planscht an mir vorbei. Verrückt, ich fühle mich der Natur ganz nah, obwohl das Ganze eine künstliche Konstruktion ist, für die das heiße Grundwasser angebohrt und in eine große Erddelle gepumpt wird und obwohl es sich um eine perfekt organisierte Touristenattraktion handelt. Aber die Isländer sind schlau, sie halten sich zurück, verwenden natürlichen Baumaterialien und stellen nur zur Verfügung, was wirklich gebraucht wird.



 
Weiter. Die Landschaften wechseln überraschend schnell. Karge Vulkanlandschaft mit Basaltfelsen überwachsen mit zartestem Moos, gebirgige graubraungrüne Flächen, parkähnliche Ebenen mit verstreut weidenden Schafen und Islandpferden. Wenn man Häuser sieht, sind sie meist von pragmatischer Einfachheit. Überhaupt, ich habe den Eindruck von einem sachlichen Märchenland. 





Schwefelquellen blubbern, zufällig befindet sich unter dem mehr als tausend Jahre alten Thingplatz, dem Versammlungsort der isländischen gesetzgebenden Versammlung, die Stelle an der die eurasische und die amerikanische Kontinentalplatte einander ganz nah sind und jährlich circa zwei Centimeter weiter voneinander wegdriften. Ach, und ein Wasserfall braust auch noch ein paar Meter weiter von den Felsen.
Die kleine Kneipe, in der wir Mittag essen, serviert Hummersuppe mit dicken Stücken Hummerfleisch und am Abend stehen wir mauloffen und überwältigt vor einem Geysir, der alle 5 Minuten, nachdem in der Zwischenzeit gebrubbelt und gewogt hatte, eine meterhohe Fontäne Wasser in die Luft sprengt.







Was soll ich noch sagen. Wow!

Samstag, 21. Juli 2012

Für Ö. zur Ablenkung


Habe Geduld gegen alles Ungelöste in deinem Herzen und versuche, die Fragen selbst lieb zu haben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forsche jetzt nicht nach Antworten, die dir nicht gegeben werden können, weil du sie nicht leben kannst und es handelt sich darum alles zu leben. Lebe jetzt die Fragen - vielleicht lebst du dann allmählich ohne es zu merken in die Antwort hinein.
Rainer Maria Rilke
 "Geduld ist eine Tugend"

Freitag, 20. Juli 2012

Innen ist Außen ist Innen



DAS MÖBIUS BAND

Mathematik ist wie Magie. Für mich jedenfalls. Dies ist ein Text für Mathematikbestauner, nicht für Versteher derselben.

Meine Nichte (8) lernt gerade das kleine und große Einmaleins. Das scheint recht einfach, aber fremd betrachtet, ist es ganz und gar erstaunlich. Warum ist 6 x 6 = 36?
Die 6 kann man an den Fingern, mit Löffeln oder Steinchen zählen, muß sich aber zumindest darauf festlegen, dass genau diese Anzahl SECHS heißt. Aber wie ist es mit der Dreißig? Da braucht es sehr viele Steinchen oder mehrere Hände; und die NULL. 

Eine einzeln stehende Null bezeichnet den Wert von Nichts. Wenn die Ziffer 0 jedoch an eine Ziffernfolge angehängt wird, multipliziert sich deren Wert mit der Basis des Stellenwertsystems. (Wiki)

Eine großartige Behauptung, ohne die wir computerlos, geldmarktlos, insgesamt sehr ...los dastünden. So gesehen, ist der Satz: "Du bist eine Null", eigentlich ein Kompliment.

Ich hatte am Grauen Kloster den wunderbarsten vorstellbaren Mathematiklehrer, Herrn Kubitzky. Ein Mann in ständigem Kampf mit seinen zwei Brillen, beide kreideverschmiert und stets schiefsitzend. Er war kein SED-Mitglied und schwul, deshalb durfte er nicht Direktor werden. Begabt mit schrägem Humor und geradezu unendlicher Geduld, hat er mich erstaunlicherweise gemocht, obwohl ich seinem Fach meist nur hilfloses Unverständnis entgegenbrachte. Aber wenigstens hat er erreicht, dass ich der Mathematik, in aller Ahnungslosigkeit, mit großem Respekt begegne. Dankeschön.

Gideon Möbius-Sherman Möbius-Film-Streifen

Das Möbiusband ist eine der mathematischen Ideen, die ich, da man sie bastelnd herstellen und dann anfassen kann, in der Lage bin, nachzuvollziehen. 
Ein Möbiusband stellt man her, indem man einen langen Streifen Papier mit beiden Enden ringförmig zusammenklebt und dabei ein Ende vor dem Zusammenkleben um 180° verdreht.
Wiki sagt: Es ist eine zweidimensionale Struktur in der Topologie, die nur eine Kante und eine Fläche hat. Sie ist nicht orientierbar, das heißt, man kann nicht zwischen unten und oben oder zwischen innen und außen unterscheiden.

Mathematisch gesehen ist das Möbiusband eine nicht-orientierbare Mannigfaltigkeit. 
 Ist das ein schöner Satz, oder nicht?

Mit so einem Ding, kann man Unendlichkeit vorführen. Ein Bleistiftstreifen der dem Band folgt, trifft sich immer wieder selbst. Bemalt man "eine Seite" des Bandes, ist im Ergebnis das ganze Band bunt.

M.C. Escher Möbius Band II

DIE KLEINSCHE FLASCHE

Der deutsche Professor Felix Klein veröffentlichte 1882 eine Verallgemeinerung des Möbius'schen Bandes. Die Kleinsche Flasche ist ein geometrisches Objekt welches die Eigenschaft hat, dass innen und außen nicht unterschieden werden können. Anders formuliert hat sie nur eine einzige Seite, die gleichzeit innen und außen ist.


Ein wunderschönes Objekt finde ich. Das Außen stülpt sich nach innen und vice versa.



Eine Klein'sche Flasche ist eine endliche gekrümmte Fläche im vierdimensionalen Raum, die keinen Rand und nur eine Seite besitzt. Im Bild oben ein Modell einer solchen Flasche, wobei zu beachten ist, dass es sich nur um eine Projektion der Flasche im vierdimensionalen Raum handelt, die sich im dreidimensionalen Raum leider selbst schneidet.

M.C. Escher 1948 Zeichnende Hände

Obwohl das Wort science (Wissenschaft) vom lateinischen scire (zu wissen) herstammt, gibt es doch einen falschen Eindruck davon warum es die Grundlage und der Lieferant von Zivilisation ist. Wissenschaft ist nicht "zu wissen", sondern eine Methode zu haben "herauszufinden". 
Although the word "science" is derived from the Latin scire (to know), this misrepresents why it is the foundation and deliverer of civilisation. Science is to not know but have a method to find out. 
Quelle: Adam Rutherford im Guardian



Hymne an den Unendlichen

Zwischen Himmel und Erd' hoch in der Lüfte Meer,
In der Wiege des Sturms trägt mich ein Zackenfels;
Wolken thürmen unter mir sich zu Stürmen,
Schwindelnd gaukelt der Blitz umher,
Und ich denke dich, Ewiger!  

Deinen schauernden Pomp borge den Endlichen,
Ungeheure Natur! du der Unendlichkeit Riesentochter!
Sei mir Spiegel Jehovahs!
Seinen Gott dem vernünft'gen Wurm
Orgle prächtig, Gewittersturm! 

Horch! er orgel; den Fels wie er herunter dröhnt!
Brüllend spricht der Orkan Zebaoth's Namen aus,
Hin geschrieben mit dem Griffel des Blitzes:
Creaturen, erkennt ihr mich?
Schone, Herr! wir erkennen dich! 

Friedrich Schiller

Seitwärts besehen


Von vorn und von der Seite und die verblüffende Rückansicht, wie sehr verrenken wir uns vor Spiegeln, im Versuch uns selbst von Links oder Rechts oder Hinten zu sehen. Unsere Augen, die Wunderdinge, sehen Vieles gleichzeitig, aber nie genug. Die gutsitzende Hose stellt sich, von hinten besehen, als Verunstalterin unseres, ansonsten sehr angenehmen, Hinterns heraus. Das fröhliche wache Gesicht hat, seitwärts betrachtet, ein unvorteilhaftes Doppelkinn. Wir sind die Summe unserer An-Sichten.
Im Pressecafe am Alexanderplatz bin ich einst, im sicheren Gefühl der eigenen Jugend und Wirkung, von der Damentoilette kommend, zwischen den dicht besetzten Tischen hindurch geschritten und habe erst durch die unruhigen Augen meines Gastgebers begriffen, dass ich mir den schicken neuen halblangen Rock ins Höschen gelüpft hatte.
Und gerade vorgestern, auf Mallorca, oder Malle, wie wir deutsche Touristen es liebevoll nennen, ging die Inkarnation des alten Spruches "Von hinten Lyzeum, von vorne Museum" in voller Glorie an mir vorüber. 
Theater, von hinten besehen ist magiefreies Wunder. Gardrobieren reißen Spielern Klamotten von den schwitzenden Körpern und stülpen sie in andere noch schweissfreie. Bühnentechniker fahren Handzüge, Vorhänge und Versenkungen, kaugummikauend und konzentriert. Spieler murmeln Texte, ölen ihre Stimmen und Gelenke. Hinten ist es dreckig, geschäftig und sehr leise.
Von hinten oder von der Seite betrachtet sieht die Welt anders aus.

Pablo Picasso Portrait eines jungen Mädchens 1938



MIA CD-Cover 2012 Photographin Anna Olthoff

Keiner blickt dir hinter das Gesicht

Niemand weiß, wie reich du bist...

Freilich mein ich keine Wertpapiere,
keine Villen, Autos und Klaviere,
und was sonst sehr teuer ist,
wenn ich hier vom Reichtum referiere.

Nicht den Reichtum, den man sieht

und versteuert, will ich jetzt empfehlen.
Es gibt Werte, die kann keiner zählen,
selbst, wenn er die Wurzel zieht.
Und kein Dieb kann diesen Reichtum stehlen.

Die Geduld ist so ein Schatz,

oder der Humor, und auch die Güte,
und das ganze übrige Gemüte.
Denn im Herzen ist viel Platz.
Und es ist wie eine Wundertüte.

Arm ist nur, wer ganz vergißt,

welchen Reichtum das Gefühl verspricht.
Keiner blickt dir hinter das Gesicht.
Keiner weiß, wie reich du bist...
(Und du weißt es manchmal selber nicht.)

Erich Kästner

Die Welt ist rund

Die Welt ist rund, denn dazu ist sie da. 
Ein Vorn und Hinten gibt es nicht. 
Und wer die Welt von hinten sah, 
der sah ihr ins Gesicht!

Erich Kästner


Schön von Hinten  


Du bist schön von hinten
Mit ein paar Metern Entfernung
Schön bist du im Nebel, wenn du gehen musst
Bitte, bleibe nicht bei mir
Zeig mir deinen Rücken
Am schönsten bist du, wenn du gehen musst
Wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich mich nach dir sehnen
Wenn du stets, wenn du stets, wenn du stets bei mir bist?
Wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich mich nach dir sehnen
Jeden Tag, jede Nacht, jeden Tag, jede Nacht bist du bei mir
Löse dich in Luft auf
Hinterlass keine Spuren
Zeig, wie du aussiehst, wenn du nicht mehr bist
Ich bedanke mich herzlich
Ich hatte viel Spaß mit dir
Aber ohne dich war es auch nicht schlecht
Vielleicht besser sogar
Wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich mich nach dir sehnen
Wenn du stets, wenn du stets, wenn du stets bei mir bist?
Wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich mich nach dir sehnen
Jeden Tag, jede Nacht, jeden Tag, jede Nacht bist du bei mir
Schick mir ein Foto von dir
Oder eine Postkarte
Geh, es ist vorbei Goodbye
Wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich mich nach dir sehnen
Wenn du stets, wenn du stets, wenn du stets bei mir bist?
Wie soll ich, wie soll ich, wie soll ich mich nach dir sehnen
Jeden Tag, jede Nacht, jeden Tag, jede Nacht bist du bei mir

Stereo Total

Donnerstag, 19. Juli 2012

REGEN UND SOMMER


REGEN UND SOMMER

© Haik Kocharian

REGENSOMMER

Nasser Staub auf allen Wegen!
Dorn und Distel hängt voll Regen
Und der Bach schreit wie ein Kind!
Nirgends blüht ein Regenbogen,
Ach, die Sonn' ist weggezogen
Und der Himmel taub und blind!

Traurig ruhn des Waldes Lieder,
Alle Saat liegt siech darnieder,
Frierend schläft der Wachtel Brut.
Jahreshoffnung, fahler Schimmer!
Mit den Menschen steht's noch schlimmer,
Kalt und träge schleicht ihr Blut!

Krankes Weib am Findelsteine
Mit dem Säugling, weine! weine
Trostlos oder hoffnungsvoll:
Nicht im Feld und auf den Bäumen -
In den Herzen muss es keimen,
Wenn es besser werden soll!

Fleh' zu Gott, der ja die Saaten
Und das Menschenherz beraten,
Bete heiß und immerdar,
Dass er, unsre Not zu wenden,
Wolle Licht und Wärme senden
Und ein gutes Menschenjahr!

Gottfried Keller 

 © johnnypugsley

VOR DEM SOMMERREGEN

Auf einmal ist aus allem Grün im Park
man weiß nicht was, ein Etwas, fortgenommen;
man fühlt ihn näher an die Fenster kommen
und schweigsam sein. Inständig nur und stark

ertönt aus dem Gehölz der Regenpfeifer,
man denkt an einen Hieronymus:
so sehr steigt irgend Einsamkeit und Eifer
aus dieser einen Stimme, die der Guß

erhören wird. Des Saales Wände sind
mit ihren Bildern von uns fortgetreten
als dürften sie nicht hören was wir sagen.

Es spiegeln die verblichenen Tapeten
das ungewisse Licht von Nachmittagen,
in denen man sich fürchtete als Kind.

Rainer Maria Rilke

Dienstag, 17. Juli 2012

Eine kurze Reise mit der Eisenbahn - Das Dazwischen


Gestern bin ich Eisenbahn gefahren. Von Palma nach Soller, eine Stunde lang in einer elektrifizierten Bahn von 1929, mit hölzernen Waggons auf schmalen englischen Schienen, mit Jugndstil-Lampen und klappbaren Sitzbänken. Es ging durch ein kleineres Gebirge mit 5 oder 6 Tunnels und einer davon war drei Kilometer lang und nur wenig breiter als die Bahn selbst. Man konnte während der Fahrt nicht nur die Fenster öffnen, (Ich hasse es, dass man das in den modernen Zügen nicht mehr darf/kann.) sondern auch auf den Plattformen zwischen den Wagen in freier Luft stehen und schaukeln und schauen. Die Dinger müssen einen schöneren Namen als das schnöde "Plattform" haben, kann mich aber nicht erinnern und ihn nicht finden!
Und das Geräusch! Selbst als der Zug noch ganz langsam aus Palma herausfuhr, zuckelte, könnte man es nennen, erzeugte er schon ein richtig sattes rhytmisches Rattatatta.... Herrlich. Man hört, dass man reist und blickt dabei auf sich verändernde Landschaft, die weich an einem vorbeifließt. Das stetige Ruckeln macht schläfrig und hellwach zugleich. 

Irgendwie vergisst man den Vorgang von Ortswechsel fast in den schicken, schnellen, verschlossenen, klimakontrollierten ICEs, ECs, Ics und wie sie alle heißen. Hier steigt man ein, dort steigt man aus. Wo ist das Dazwischen geblieben? Im Flugzeug ist es natürlich noch extremer.





Eine kleine Dickmadam
fuhr mal mit der Eisenbahn.
Eisenbahn, die krachte,
Dickmadam, die lachte.
Lachte, bis der Schutzmann kam,
und sie mit zur Wache nahm. 




Auf de schwäbsche Eisebahne gibt´s gar viele Haltstatione,
Schtuegert, Ulm und Biberach, Meckebeure, Durlesbach.
Rulla, rulla, rulllala...

Auf de schwäbsche Eisebahne gibt es viele Restauratione,
wo ma esse, trinke ka, alles, was de Magen ma...

Auf de schwäbsche Eisebahne braucht ma keine Postillione,
was uns sonst das Posthorn blies, pfeifet jetzt die Lokomotiv...

Auf de schwäbsche Eisebahne wollt´ amal a Bäurle fahre,
geht an Schalter lupft de Hut :"Oi Billetle, seid so gut !"

Eine Geiß hat er sich kaufet und daß sie ihm nit entlaufet,
bindet sie de gute Ma hinte an de Wage a...

"Böckli, tu nur woidle springe, `s Futter wird i dir schon bringe."
Setzt sich zu seimn Weibl na und brennts Tabackspfeifle a...

Auf de nächste Statione, wo er will sein Böckle hole,
findt er nur noch Kopf und Soil an dem hintre Wagentoil...

Da kriegt er en große Zorne, nimmt den Kopf mitsamt dem Horne,
schmeißt en, was er schmeiße ka, dem Konduktör an Schädel na...

"So, du kannst den Schade zahle, warum bischt so schnell gefahre !
Du allein bischt Schuld daran, daß i d´Gois verlaure ha !"

So, jetzt wär das Lied gesunge, hot´s euch in de Ohre klunge?
Wer´s noch net begreife ka, fangs nomal von vorne a...


WIKI sagt:
Der Begriff Reise (von althochdeutsch risan = aufstehen, sich erheben) bedeutet im Sinne der Verkehrswirtschaft die Fortbewegung einer oder mehrerer Personen über eine längere Zeit zu Fuß oder mit öffentlichen oder nichtöffentlichen Verkehrsmitteln außerhalb des Wirtschaftsverkehrs, um ein Reiseziel zu erreichen oder mehrere Orte bis zur Beendigung der Reise am Ausgangsort kennenzulernen (Rundreise). Im fremdenverkehrswirtschaftlichen Sinne umfasst die Bezeichnung Reise sowohl die „Ortsveränderung“ als auch den Aufenthalt. Die verwendeten Verkehrsmittel bilden hierbei eine Gesamtheit: Die Reisekette (Beispiel: Bus – Flugzeug – Straßenbahn – Taxi).