Sonntag, 21. August 2011

h.c. artmann - ein kleiner mix

Weegee - Junge trifft Mädchen - vom Mars

ich bin die liebe mumie
und aus ägypten kumm i e,
o kindlein treibt es nicht zu arg,
sonst steig ich aus dem sarkopharg,
hol euch ins pyramidenland,
eilf meter unterm wüstensand,
da habe ich mein trautes heim,
es ist mir süß wie honigseim,
dort, unter heißen winden,
wird keiner euch mehr finden.
o lauschet nur, mit trip und trap
husch ich die treppen auf und ab,
und hört ihrs einmal pochen,
so ists mein daumenknochen
an eurer zimmertür −
o kindlein, seht euch für!








Marylin © Bettmann/CORBIS

mein herz

mein herz ist das laechelnde kleid eines nie erratenen
gedankens
mein herz ist die stumme frage eines bogens aus elfenbein
mein herz ist der frische schnee auf der spur junger voegel
mein herz ist die abendstille geste einer atmenden hand
mein herz liegt in glaenzend weissen kaestchen aus mosselin
mein herz trinkt leuchtend gelbes wasser von der smaragd-
schale
mein herz traegt einen seltsamen tierkreis aus zartestem gold
mein herz schlaegt froehlich im losen regnen der
mitterwintersterne




1
auf dem berge ararat 
wohnt der schneider drakulat, 
seine frau, die nosfretete, 
saß am särgelein und nähte, 
fiel herab, fiel herab, 
und der linke zahn brach ab. 
kam ihr männchen angerannt 
mit der nadel in der hand, 
näht ihn an, näht ihn an, 
daß sie wieder beißen kann.

Jeff Wall - Der zerstörte Raum

batman und robin,                                     batman tatüü
   die liegen im bett                                         und robin tataa
          batman ist garstig                                         raus aus den federn
        und robin ist nett.                                         der morgen ist da!

 
lerne was,
so hast du was
kauf dir drum
ein tintenfaß,
füll die feder,
dann darin,
nimm papier,
schärf deinen sinn.
schreibe nicht ein licht gedicht,
weiß schreibt nur
der böse wicht.
krachen solls durch blut und bein
bis ins herzens kämmerlein.



Samstag, 20. August 2011

Elliott Erwitt 2 - Hunde

Auf die Frage warum er so oft Hunde photographiere, antwortete Erwitt: "Warum nicht? Hunde sind ausdrucksstark, sie sind überall; sie sind sympathisch." Eine boshafte Pause. "Und sie bitten nicht um Abzüge."
“Why not? Dogs are expressive; they are everywhere; they are sympathetic.” A mischievous pause. “And they don’t ask for prints.” 
Aus einem Interview für die Financial Times, Rachel Spence

Macao, China 1986
Frage: Mögen Sie Hunde?
Antwort: Ich mag Hunde. Ich hatte immer einen Hund. Und ich finde, wenn ich sie photographiere, zeigen sie Persönlichkeit, eine menschliche Seite, die ich einfange. Sie können sehr komisch sein. Ich spreche mit ihnen, wenn ich sie photographiere. Der Kleine ist gesprungen, als ich ihn angebellt habe. Französische Hunde sind überlegen. Sie sind intelligenter.
Q. Do you like dogs ?
A. I like dogs. I have always had a dog. And I think when I photograph them, they show a personality, a human side that I capture. They can be very funny. I talk to them when I photograph them. This little one jumped when I barked at it. French dogs are superior. They are more intelligent. 
 
Aus: An Audience with Photography Icon Elliot Erwitt in Art Photographic

Paris 1989
 
Einen Hund zum Springen zu bringen? Bell ihn an, sagt Erwitt,: " Du mußt ihre Sprache sprechen.... Manchmal bellen sie zurück, manchmal springen sie. Aber es ist eine gefährliche Methode. " Einmal hat einer von ihnen mir deshalb ans Bein gepisst," sagt er.

To get a dog to jump? Bark at it, Erwitt says: "You have to speak their language. ... Sometimes they bark back, sometimes they jump." But it's a perilous approach. "Once, one of them peed on my leg as a consequence," he says.
Interview mit Susan Stamberg für 90.9 wbur Radio

Neuilly-Sur.Seine, France—Hauts-de-Seine department, 1952
 
Birmingham 1991


Ballycotton, Ireland, 1968

London 1966

New York 1999

New York 1973

New York 1954

New York 1946

New York 2000

South Carolina 1962

Yokohama 2003

Wenn ich Sie bitten würde, ein einzelnes ihrer Bilder auszuwählen, das alles, was sie über das Leben und  das große Rätsel der Existenz fühlen, ausdrückt- könnten Sie das?
Sie machen Witze! Ich bin nur ein Photograph und nicht Jesus.

If I asked you to choose one single image of yours that expresses everything you feel about life and the great conundrum of human existence - would you be able to do it?
You must be kidding! I am just a photographer and not Jesus Christ.
Interview mit Pat Booth für "Photoicon"
Ballycotton, Ireland, 1968
Sie begannen mit einer Rolliflex - welche Kameras benützen Sie heutzutage?
Ich benutze die Kamera, die am besten zur Arbeit passt. Alles von einer Plattenkamera 8"x 10" bis zu einem digitalen 35mm Äquivalent . Aber mein "Rumlauf"-Kamera ist eine Film-Leica mit einer normalen 50mm Linse.
 
You began life with a Rolleiflex - what cameras do you use these days.
I use whatever camera is best suited for the job. Everything from a plate 8"x 10" to a digital 35mm equivalent. But my walking around camera is a film Leica with a normal 50mm lens.
Interview mit Pat Booth für "Photoicon"

Woody Allen and The Lion King und William Turner

Zwei Tage Hamburg: Vier Ausstellungen, ein Film, ein Musical und eine sehr kalte Unterkunft.

"Midnight in Paris" ist ein netter Film. Owen Wilson guckt so erstaunt und spricht so zögerlich, wie es früher Woody Allen persönlich in seinen Filmen getan hat. Rachel McAdams hat in "Notebook" ("Wie ein einziger Tag") mehr versprochen, als sie hier halten kann. Und nachdem wir Hemingway und Zelda und Scott Fitzgerald und Bunuel und und und getroffen haben, gibt uns der Regisseur auch noch die Konzeption in einem angestrengeten Monolog des Helden. Nett. Für mich der schönste Moment: Der Mann aus der Zukunft, die unsere Gegenwart ist, gibt Bunuel die Story für einen zukünftigen Film, Menschen können ein Haus nicht mehr verlassen, in dem sie sich zu einem Fest getroffen haben. Bunuels mehrmals wiederholtes "Warum?", hat den Witz, den der Dialog des restlichen Films vermissen lässt. Guckt euch lieber den "Würgelengel" nochmal an, mehr Spaß werdet ihr dabei auf jeden Fall haben.



Joseph Mallord William Turner, Ausstellung im Bucerius Haus in Hamburg, Bilder von Lichtstimmungen, die schon vergangen sind, eh man sie wirklich gesehen hat. Ich denke oft, wenn ich einen schönen unwirklichen Himmel betrachte, gesehen ist er schön, gemalt wäre er kitschig. Bei ihm keineswegs. Er reduziert Erde, Luft, Wasser und Feuer auf ihr Eigentliches. das Publikum bestehend aus Hamburger Bürgern der vierzehnten Generation, macht die Betrachtung nahezu unmöglich. Das steht und plappert und bildet sich auf dem höchsten Niveau.

Blue Rigi: Lake of Lucerne 

Buttermere Lake, with Part of
Cromackwater, Cumberland, a Shower

Und dann auf höchstem Niveau: The Lion King oder König der Löwen im neunten Jahr im Hamburger Theater am Hafen. 1799 Menschen und ich waren glücklich. Man ist das schön. 

Mufasa und Scar in Kampfstellung
Theater. Ganz alte, ganz einfache Mittel, auf den Punkt eingesetzt. Ein See trocknet aus, also wird ein kreisrundes Tuch langsam durch ein Loch in den Bühnenboden weggezogen. 
Kindertheater für alle Altersgruppen, das Auge säuft und wird beglückt trunken. 

e.e. cummings sagt in einem seiner Gedichte: 

children guessed (but only a few
and down they forgot as up they grew 

kinder ahnten es (aber wenige nur
und  ab sie vergassen wie auf sie wuchsen