O Welt ich muß dich lassen.
1.
Nun ruhen alle Wälder,
Vieh, Menschen, Städt und Felder,
Es schläfft die gantze Welt:
Ihr aber meine Sinnen
Auf, auf ihr solt beginnen,
Was eurem Schöpffer wolgefällt.
2.
Wo bist du Sonne blieben?
Die Nacht hat dich vertrieben,
Die Nacht des Tages Feind:
Fahr hin, ein andre Sonne
Mein Jesus, meine Wonne,
Gar hell in meinem Hertzen scheint.
3.
Der Tag ist nun vergangen:
Die güldnen Sternlein prangen
Am blauen Himmels-Saal
So, so werd ich auch stehen,
Wann mich wird heissen gehen
Mein Gott aus diesem Jammerthal.
4.
Der Leib, der eilt zur Ruhe
Legt ab das Kleid und Schuhe
Das Bild der Sterbligkeit:
Die zieh ich aus dargegen
wird Christus mir an legen
Den Rock der Ehr und Herrligkeit.
5.
Das Häupt die Füß und Hände,
Sind froh daß nun zum Ende
Die Arbeit kommen sey:
Hertz, freu dich: du solst werden
Vom Elend dieser Erden
Und von der Sünden Arbeit frey.
6.
Nun geht ihr matten Glieder,
Geht, geht und legt euch nieder,
Der Betten ihr begehrt:
Es kommen Stund und Zeiten,
Da man euch wird bereiten
Zur Ruh ein Bettlein in der Erd.
7.
Mein Augen stehn verdrossen,
Im huy sind sie verschlossen,
Wo bleibt denn Leib und Seel?
Nim sie zu deinen Gnaden,
Sey gut vor allen Schaden,
Du Aug und Wächter Israel.
8.
Breit aus die Flügel beide,
O Jesu meine Freude,
Und nim dein Küchlein ein:
Will Satan mich verschlingen,
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So laß die Englein singen
Diß Kind sol unverletzet seyn.
9.
Die schöne Melodie zu diesem Lied ist erborgt; ursprünglich wurde sie zu dem weltlichen Liede: "Insbruck ich muß dich lassen" von Heinrich Isaac, um 1500 komponiert.
Auch euch ihr meine Lieben
Sol heute nicht betrüben
Kein Unfall noch Gefahr:
Gott laß euch ruhig schlaffen
Stell euch die güldnen Waffen
Umbs Bett, und seiner Helden Schaar.
Paul Gerhardt 1653
Die schöne Melodie zu diesem Lied ist erborgt; ursprünglich wurde sie zu dem weltlichen Liede: "Insbruck ich muß dich lassen" von Heinrich Isaac, um 1500 komponiert.